Michael Connelly - Die Frau im Beton - Band 3 der Harry Bosch Reihe

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  • Mini-Leserunde ab 01.03.2011 zu Michael Connellys Harry Bosch Reihe


    Band 3 - Die Frau im Beton (The Concrete Blonde, 1994)


    Inspector Harry Bosch hat den langgesuchten «Puppenmörder» getötet. Doch dann findet man eine Frauenleiche im Beton eines niedergebrannten Gebäudes - ein neues Opfer des Puppenmörders. Harry Bosch wird des Mordes bezichtigt.


    Hier die Einteilung - da es mehrere Ausgabe gibt in Kapiteln


    Kapitel 1 - 7
    Kapitel 8 - 15
    Kapitel 16 - 23
    Kapitel 24 - Ende

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Ja, wo stehste dyke. :grin
    Eigentlich wollte ich gestern nur mal kurz reinschnuppern - so 2, 3 Seiten zum Vorfreuen. Und dann habe ich nach 120 Minuten gezwungener Maßen eine Pause eingelegt - musste ja heute auch noch arbeiten gehen.


    Also kurz gesagt, finde ich Connelly Nr. 3 wieder einfach genial spannend.


    Und lang gesagt, ist er tatsächlich anders gestrickt, als Nr 1 und 2. Hier ist Bosch nicht der lonesome Wolf, der als einziger auf der richtigen, gewundenen Fährte ist, mit einer neuen Frau an seiner Seite und Gegnern und Dummköpfen rundrum. Und es ist auch kein reiner Polizei-Krimi. Nein, es ist mindestens zur Hälfte ein Gerichtsthriller, in dem es vor allem um Harry Bosch und seinen in den Vorgängern bereits erwähnten Serienmörder-Fall geht, bei dem er den mutmaßlichen Täter erschossen hat. In einem Zivilprozess soll nachgewiesenwerden, dass er den Mann unberechtigt und übereilt erschossen hat. Und auch wenn Harry nebenbei ermittelt, sitzt er doch viel Zeit im Gerichtssaal und muss jede Menge Schmutz über sich ergehen lassen.


    Connelly versteht es mal wieder, von Anfang an Szenen im Kopf zu entwerfen, die hängenbleiben.


    Also ich bin wieder sehr angetan von der Geschichte. Bin gespannt, was ihr dazu sagt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    ab 10.10. Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • So die ersten 100 Seiten gelesen und ich kann Dir nur zustimmen.
    Connelly versteht es diesmal gleich von Anfang an der Spannungsschraube heftig zu drehen.


    Zum Spekulieren gibt es auch schon Anlass:
    Aufgefallen ist mir, dass nur bei 6 der 11 Opfer dem Täter das Tragen eines Kondoms nachgewiesen werden konnte. Und bei dem „vermeintlichen“ Täter wurden nur Make Ups von 9 der 11 Opfer gefunden.
    DAzu kommt, dass Church anscheinend nur 9 Kodnom benutzt hat.
    Seltsam, dass anscheinend niemand diese Punkte in Übereinstimmung bringt, ob bei den 2 Frauen, denen kein Make Up zugeordnet werden auch die Kondomspuren fehlen.
    Das könnte auf einen zweiten Täter hindeuten, dem auch die Frau im Beton zugeordnet werden kann.
    Bin gespannt wann Harry darauf kommt. Die Möglichkeit von 2 Tätern wird ja zumindest schon mal angedacht. Mein Favorit ist jemand aus Church’s Familie – die Tochter, die Harry im Gerichtssaal angeschaut hat?


    Und zu Harry ist mir nach dem Prolog aufgefallen, dass die Anwältin mit „Killer“, trotz meiner Sympathie für ihn, nicht ganz unrecht hat. Er hat mit extrem tödlicher Munition in Tötungsabsicht geschossen. So gut wie Harry ausgebildet ist, hätte er ihn auch nur in die Schulter oder die Beine schießen können. Auch in den beiden Vorgänger-Romanen war er mit töten recht schnell dabei.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, scheint ihm ein toter Verbrecher lieber, als ein vor Gericht gestellter und dann dank cleverer Anwälte wieder freigesprochener.
    In Ansätzen macht sie Harry darüber schon seine Gedanken.
    Auch hier bin ich sehr neugierig wie Michael Connelly damit weiter umgeht.

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  • Na ja, Killer finde ich zwar etwas zu hart. Ich glaube ja, es ist sehr schwierig im Ernstfall den Täter nur mit einem "harmlosen" Schuss zu verletzen, schließlich kann er ja dann weiter auf mich schießen. Und wenn der Gegner in Bewegung ist, kommt es schnell mal zu Treffern an tödlicher Stelle. Wobei es gewiß mehr Fälle von schwerverletzt aber nicht getötet gibt. Das wäre jetzt eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Einen tödlichen Schuß auf einen Lebenden und sich Bewegenden abzugeben ist nämlich auch relativ schwierig. Außer vielleicht ein Kopfschuß, aber selbst die sind aus 7 Meter Entfernung nicht immer tödlich.
    Später in der Verhandlung kommt noch eine Beurteilung eines Psychologen, der Harry nach der Tat wieder für diensttauglich erklären musste. Die fand ich nicht schlecht. Ich für meinen Teil würde den Begriff "billigend in Kauf genommen" verwenden.
    Finde diesen Spruch, der bei der Verhandlung von der Gegenseite fiel, einfach genial gut:


    Wer mit Ungeheuern kämpft mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. - Friedrich Nietzsche

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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  • ja wo stehste......:uebel
    diese Redewendung finde ich sowas von daneben. Hab mich immer darüber aufgeregt wenn sie kam.
    Ich bin mit dem Buch fertig. Krank sein kann auch Vorteile haben ;-)
    Ich halte mich jetzt zurück zum Inhalt, möchte nix verraten. Ich schreibe dann mit euch wenn ihr auch fertig seid.


    Nur soviel, mir hat das Buch sehr gut gefallen. Noch einen Tick besser als die Vorgänger.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Na ja, Killer finde ich zwar etwas zu hart. Ich glaube ja, es ist sehr schwierig im Ernstfall den Täter nur mit einem "harmlosen" Schuss zu verletzen, schließlich kann er ja dann weiter auf mich schießen. Und wenn der Gegner in Bewegung ist, kommt es schnell mal zu Treffern an tödlicher Stelle. Wobei es gewiß mehr Fälle von schwerverletzt aber nicht getötet gibt. Das wäre jetzt eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Einen tödlichen Schuß auf einen Lebenden und sich Bewegenden abzugeben ist nämlich auch relativ schwierig. Außer vielleicht ein Kopfschuß, aber selbst die sind aus 7 Meter Entfernung nicht immer tödlich.
    Später in der Verhandlung kommt noch eine Beurteilung eines Psychologen, der Harry nach der Tat wieder für diensttauglich erklären musste. Die fand ich nicht schlecht. Ich für meinen Teil würde den Begriff "billigend in Kauf genommen" verwenden.
    Finde diesen Spruch, der bei der Verhandlung von der Gegenseite fiel, einfach genial gut:


    Wer mit Ungeheuern kämpft mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. - Friedrich Nietzsche


    Grundsätzlich hast Du zwar recht, aber von so einem taffen Polizisten erwarte ich einfach mehr.
    Harry war nicht unvorbereitet. Er wußte dass in der Wohnung jemand war.
    Da darf er nicht in Panik handeln. Ausschlaggebend war für mich die Muniton , die er laut Chandler benutzte. Schein so ein Art "Mannstopepr" zu sein. Die nutzt man im Normalfall nicht, sondern nur bei gefährlichen Einsätzen. Aber Harry war in keinen Einsatz, er hat den Hinweis zuerst nur proforma verfolgt und trotzdsem war seine Waffe damit geladen.
    Damit nehme er bei einer Schießerei den Tod des anderen billigenden in Kauf.
    Und letztendlioch hat Chandler mit ihren Ausführungen zu dem Psychologieverfahren wohl recht. Das ganze ist mehr Show, als eine wirkliche Prüfung, ob ein Polizist wieder diensttauglich ist. Nur wird das keiner zugeben.


    Harry hat schon etwa von einem Killer an sich. Ist auch kein Wunder bei seienr Vergangenheit in Vietnam. Dort wurde es von ihm verlangt und er kann es nciht so einfach, auch nach 20 Jahren, wieder abstreifen.


    Aber das ist nur mein Eindruck von Harry.

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  • Wahrscheinlich stoße ich mich nur an dem Begriff KILLER. Das ist für mich einer, der beauftragt und für einen Mord bezahlt wird. Ich für meinen Teil würde Harry eher als RÄCHER bezeichnen. Meinetwegen auch noch als JÄGER, da er eine einmal aufgenommene Fährte nicht mehr verliert und bis zum bitteren Ende weiterverfolgt.
    Bin gerade auf den letzten 30 Seiten. MUSS weiterlesen. Später mehr.

    Hollundergrüße :wave



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  • Der Roman ist ja schon fast gnadenlos spannend.


    Wollte gestern nur den 2. Teil lesen, dann eigentlich nur wie das Urteil ausfällt – nachts um 1.00 Uhr war ich Ende des 3. Teiles und weiß es immer noch nicht


    Amerikanisches Recht ist schon ein sehr seltsames Ding.
    Money Chandler kann gewinnen, nur einen Dollar Schadenersatz fordern und die Stadt muss ihre Anwaltsrechnungen bezahlen.
    Und statt die Stadt gute Anwälte beschäftigt, lässt sie nur Frischlinge ran, um Geld zu sparen, die dann die Stadt später als freier Anwälte wieder ausnehmen.
    Harrys Anwalt Belk ist wohl so ein Anfänger. Da hätte sich Harry wohl besser selbst verteidigt. Gegen Money Chandler hat Belk keine Chance.
    Sie ist ein ausgebufftes Miststück. Unter dem Mantel der Gerechtigkeit für Alle macht sie sich einen Namen und sahnt dabei kräftig ab.


    Ob Faraday noch eine Rolle spielen wird?


    Und Harry hat endlich die richtigen Schlüsse gezogen. Es waren zwei Täter.
    Nur Mora ist der falsche Verdächtige. Möglicherweise hat er auch Dreck am Stecken, aber der Puppenmördernachahmer ist er gewiss nicht.


    Da kommt der Psychologe Locke schon eher in Frage. Bei ihm macht es einfach mehr Sinn. Er beschäftig sich mit dem Thema, war zu Beginn bei der Sonderkommission, der nach dem 5. Mord eingesetzt wurde. Dort wurde er von dem Verhalten des Puppenmörders angefixt und nur 7 war sein erstes Opfer. Dank seiner Kenntnisse kann er seinen Trieb auch am ehesten länger unter Kontrolle halten. Auch seine Auslassungen klingen, als Spiele er mit Harry, in dem er ihn auf eine Spur hilft und diese dann gleich wieder relativiert.
    Gut man erwartet das von einem Psychologen, aber ich bin mir sicher – es ist Locke.


    Jetzt kommt es für mich hauptsächlich noch auf das Urteil an und wie Money Chandler doch noch zum Ende zu recht gestutzt wird.


    Heute will ich es noch wissen

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  • Ja, der Roman war wirklich gnadenlos spannend.


    Die Locke-Spur ist mir etwas zu deutlich gewesen, da dachte ich ständig, da kommt noch was. Und auf Seite 367 habe ich ganz laut und entsetzt NEIN geschrien, als Bosch dachte, Syliva wäre die Blondine, die der Jünger meinte. Das war ein richtig fieser Schachzug von Connelly und die nächsten 10 Seiten habe ich so mit Überschall weggelesen.
    Harry beweist am Schluss mal wieder, dass er der einsame Wolf ist, der jeden Fall alleine lösen will und die Mörder ohne Hilfe seiner Kollegen stellt und dingfest macht. Aber immerhin, er knallt ihn nicht ab und findet es am Ende wichtiger, dass die toten Frauen gefunden und beerdigt werden können, als dass der KILLER in der Gaskammer landet.
    Von Buch zu Buch wächst Harry mir mehr ans Herz. In diesem hat er so viel an Tiefe und Gefühl gezeigt, beginnt sich sogar für eine Frau zu öffnen und zu verändern. Und trotzdem ist es ein Kracher von einem Thriller ohne Schmalz aber auch diesmal mit facettenreichen Characteren und jeder Menge Kniffe und Wendungen.
    Ja, ich bin total infiziert und werde sofort Teil 4 bereitlegen.
    Und gestern habe ich mir bei booklooker den neuesten NEUN DRACHEN gekauft. :-]


    Die Frau im Beton bekommt von mir auf jeden Fall 11 von 10 Punkten.

    Hollundergrüße :wave



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  • ja, die Spur mit der Blondine, an Chandler hatte ich auch nie gedacht. Das war echt gemein vom Autor.


    Auf irgendeiner Seite war auch ein Fehler im Text. Da stand statt Belk Bosch oder umgekehrt. Das war im ersten Moment total verwirrend.


    Ich hoffe jetzt nur, dass der nächste Band nicht stark abflacht. Die Erwartungen sind jetzt natürlich hoch.

  • Na ja, wenn nicht alle diese 110 % schaffen können finde ich okay. Mir reichen auch gute 90 zum Lesevergnügen. Habe irgend einen Teil dazwischen vor Jahren mal gelesen und für gut befunden aber nicht für so supertoll wie die ersten 3. Dennoch ragt er qualitätiv heraus über eine Vielzahl mittelmäßiger Autoren und ich freue mich schon aufs Weiterlesen. Außerdem soll "DER MANDANT" mit Thommy Lee Jones verfilmt werden. Wird doch mal wieder Zeit für eine gute Connelly-Verfilmung. :grin

    Hollundergrüße :wave



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