'Der Zauberberg' - Kapitel 5

  • Hmmm... ich hab den Eindruck, dass die einzelnen LR-Abschnitte viel zu lange sind. Mea Culpa. Allerdings hätte ich auch nicht sagen können, wie ich es sonst hätte machen können, Seitenangaben haben m.E. bei einem Klassiker wenig Sinn, weil es meist viel zu viele Ausgaben des selbigen gibt und da die Seitenzahlen selten übereinstimmen.



    Aber jetzt zum 5. Kapitel. Es hat sich viel getan und gleichzeitig so gut wie gar nichts. Die Situation hat sich kaum geändert, außer, dass Hans Castorp inzwischen nicht mehr auf Besuch sondern richtiger Patient im Sanatorium ist. Schwer krank ist er zwar nicht, aber immerhin auch nicht gesund genug, nach Hause zufahren. Und so vergehen schnell mal 6-7 Monate, ohne dass sich sonderlich viel tut. Ich verstehe diese Patienten allesamt nicht. Vor allem jene, die nur leicht krank sind, wie Hans Castorp und sich dennoch für so lange Zeit dort oben aufhalten und nicht mal den Wunsch verspüren, abzureisen. Allesamt fliehen sie von der Realität. Nachvollziehen kann ich es nicht. Sie konzentrieren sich alle nur noch auf ihren kranken Körper. Ehrlich gesagt hab ich das Gefühl, dass sich der Zustand der meisten Patienten nur aufgrund dieser Einstellung nicht bessert oder gar verschlechtert.
    Interessant finde ich Hans Castorps plötzlich aufkommendes Interesse für die Medizin, wenn auch die seitenlange Abhandlung selbiger, ziemlich zäh war. Er scheint sich auch generell sehr mit dem Tod und der fortschreitenden Zeit zu beschäftigen, was man ja auch bei seinen besuchen bei den "Moribunden" sieht.
    Castorps Verliebtheit in Madame Chauchat kann ich persönlich nicht nachvollziehen, da sie mir bisher gänzlich unsympathisch ist. Und nun, am Ende des Kapitels war ich schon recht froh, 4 Jahre lang Französischunterricht gehabt zu haben, andernfalls hätte ich wohl rein gar nichts mehr verstanden.
    Ich frage mich, warum Thomas Mann seine Protagonisten so häufig Französisch sprechen lässt. Wollte er damit beweisen, wie gut er es selbst kann oder will er uns damit etwas anderes zeigen?
    Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das damals Gang und Gebe war, einfach mal vom Deutschen ins Französische zu wechseln.


    Alles in allem langweilt mich das Buch nicht. Manche Passagen sind schon recht zäh, das muss ich zugeben, wenn man allerdings seine Ansprüche was die Spannung anbelangt ein wenig runterschraubt, kann das Buch durchaus unterhaltsam sein.

  • Ich glaube, das mit dem Französisch war damals recht üblich. Eine Freundin hat erzählt, dass das bei "Krieg und Frieden" auch total extrem gewesen wäre (plus da noch Deutsch dazu). Ich glaube, dass man damals von der Zielgruppe solcher Romane einfach erwartet hat, das zu sprechen...

  • Zitat

    Original von amoeba
    Ich glaube, das mit dem Französisch war damals recht üblich. Eine Freundin hat erzählt, dass das bei "Krieg und Frieden" auch total extrem gewesen wäre (plus da noch Deutsch dazu). Ich glaube, dass man damals von der Zielgruppe solcher Romane einfach erwartet hat, das zu sprechen...



    Ja, bei Krieg und Frieden ist mir das auch aufgefallen. Allerdings weiß ich nicht, wie es sich da im russischen verhält, hab's schließlich auf Deutsch gelesen. Aber war es - soweit ich mich erinnern kann - nie der Fall, dass zwei Leute, die beide Russisch als Muttersprache sprechen, auf einmal anfangen miteinander auf Französisch zu plappern. Sicher, es zeugt von Bildung, aber ich finde es einfach nicht realistisch. Zumindest aus heutiger Sicht. Aber mir fällt auch auf, dass Thomas Mann sehr viel Vorwissen verlangt. Nunja, "Der Zauberberg" ist ja auch ein Bildungsroman... daher muss sich der gute Hans Castorp halt mit recht vielen Aspekten des Lebens auseinandersetzen, und dann am besten noch auf hohem Niveau :grin