'Wie im richtigen Film' - Prolog - Kapitel 13

  • Gleich nachdem das Buch heute ankam, verspürte ich den Drang zu beginnen.
    Nach dem dritten Kapitel habe ich auch schon einen Eindruck gewonnen.
    Der Roman wird durch die innere Stimme des Erzählers Jan getragen.


    Es gelingt gut, seine verschiedenen Seiten darzustellen (die hat wohl jeder Mensch, aber ein Schauspieler ist sich dessen vermutlich mehr bewusst).
    Jan wird gezeigt als liebevoller Vater im Prolog, als mies gelaunt beim Casting und verunsichert und demütig Anne gegenüber.
    Seine berufliche und private Situation lässt ihn anscheinend zurückhaltend sein. Selbst wenn er mal übermütig wird und beim Monolog in der Badewanne übermütig vom Ruhm träumt, kommt am Schluß doch der Dämpfer, wenn daran denkt, dass er Clara zuliebe Wasserflecken vermeiden muss.


    In Ansätzen erinnert mich das Buch an die Autobiografie von Martin Semmelrogge „Das Leben ist eine Achterbahn“, der auch viel über den Beruf eines deutschen Schauspielers sowie von Auswirkungen auf das Privatleben erzählt. Jedoch nutzt Oliver Wnuk nicht einen solchen skurrilen Humor wie Semmelrogge, zum Glück muss man wohl sagen.


    Ich denke, ich bin ganz gut in das Buch gestartet.


    Noch ein paar Worte zum äußeren des Buches: Der Krüger-Verlag hat es liebevoll gestaltet. Orange-rot sind zwar nicht meine Lieblingsfarben, aber die Darstellung als Schattenriss wirkt sympathisch und Umfang und Schriftbild sprechen für eine gute Lesbarkeit!

  • "Kurzbeschreibung:
    Der nicht mehr blutjunge Schauspieler Jan hat sich bei einer Gala schwer angetrunken schwer daneben benommen, und die Boulevard-Presse druckt am nächsten Tag ein peinliches Foto."


    Diese Anfangsbeschreibung erinnert mich an eine der ersten Szenen in Keinohrhasen. Als Til Schweiger mit dem Kronleuchter auf den Tisch von Y. Catterfeld und Klitschko fällt.


    Mal schauen wieviel Ähnlichkeit ich nach dem Lesen noch sehe. ;-)

  • Die ganze lange Szene bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises samt rotem Teppich und Preisrede war sehr intensiv beschrieben und kam gut rüber. Es gipfelt darin, dass Jan auf die Münze mit Filmband in Gold kotzt, aber die Reue ist groß und lang. Jan ist ziemlich durch den Wind und flüchtet nahezu nach Prag und schließlich nach Wien.
    Mit Fritz wird noch eine spannende Figur eingeführt, die noch einiges erwarten lässt.

  • Ich hab auch gleich angefangen, der strahlende Sonnenschein draußen und die leuchtenden Farben des Covers haben einen ja nahezu verführt. Obwohl ich den Schattenriss auf dem Cover jetzt nicht so toll finde, aber er passt natürlich.


    Auch sonst habe ich schnell in das Buch reingefunden, es liest sich ja auch weg, wie geschnitten Brot. Schön finde ich die relativ kurzen Kapitel und die angenehme Schriftgröße.


    Und Jan ist doch eine sehr sympathische Figur, man kann ihn gut verstehen. Überhaupt kann man sich von den Figuren ein sehr gutes Bild machen, obwohl sie so äußerlich kaum beschrieben sind. Aber die Dialoge und die Handlungen tun ihr übrigens dazu.


    Wobei ich sagen muss, so viel ist jetzt noch nicht passiert. Klar, Jan hat sich komplett daneben benommen und das wird noch nichts alles gewesen sein. Bin gespannt, wie es da weitergeht. Ansonsten recht nett, gute Unterhaltung, wenn auch nicht, dass ich vom Hocker gerissen bin, aber bei manchen Sachen musste ich schon sehr schmunzeln.


    Und ich kann mir nicht helfen, bei einigen Dinge denke ich andauernd, wie autobiografisch ist das jetzt, Herr Wnuk?! :grin

  • Zitat

    Original von Anica
    Und Jan ist doch eine sehr sympathische Figur ...


    Na, ob er so sympathisch ist, weiss ich nicht.
    Man denke nur an seine unfreundlichen Gedanken an seine Kollegin bei der Kussszene beim Casting in Kapitel 1: "Mach den Mund zu, du Schnalle", Mettbrötchen auf zwei Beinen usw.


    Dabei muss er selber gleich danach vor sich zugeben, die Kollegin war gar nicht so schlecht, und Mettbrötchen hat er auch nicht rausgeschmeckt.
    Immerhin, das kann man schätzen. Wenn er sich schon wie ein Arsch verhält, er weiß es wenigstens!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Noch ein paar Worte zum äußeren des Buches: Der Krüger-Verlag hat es liebevoll gestaltet. Orange-rot sind zwar nicht meine Lieblingsfarben, aber die Darstellung als Schattenriss wirkt sympathisch und Umfang und Schriftbild sprechen für eine gute Lesbarkeit!


    Das kann ich nur :write.
    Überhaupt gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Das Buch liest sich weg wie nix.
    Jan ist mir mit all seinen Macken und Unsicherheiten zwischenzeitlich ( bei der Anfangsszene dachte ich "was ist denn das für einer???" ) sehr sympathisch geworden.


    Vor allem die Szenen mit seiner Tochter sind wunderbar beschrieben. Die Vaterliebe spricht aus jedem Satz.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Na, ob er so sympathisch ist, weiss ich nicht.
    ...


    Als Sympath hat er sich bei mir auch nicht dargestellt. Passend fand ich seine eigene Einschätzung mit dem Fragezeichen, das ein Ausrufezeichen werden will. Bislang habe ich nur von Jan mitbekommen, dass er am liebsten nicht mit Problemen belastet werden will. Kündigt sich eins an, läuft er davon.
    - Seine Ehe lief nicht mehr so, also gibt er auf.
    - Sein Vater hat Alzheimer, also besucht er ihn nicht mehr, weil es nicht erträgt.
    - Seiner Freundin wird ein Preis verliehen, also spielt er das Kleinkind, das nicht verlieren kann.
    Er kann sich ja nichtmal vernünftig bedanken, wenn ihm jemand dann doch etwas Gutes tut. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Anica
    ...
    Und ich kann mir nicht helfen, bei einigen Dinge denke ich andauernd, wie autobiografisch ist das jetzt, Herr Wnuk?! :grin


    Die Frage drängt sich auch bei mir ständig auf. Allerdings ersetze ich "Herr Wnuk" mit "Ulf". Vielleicht ist aber auch jede Menge Herr Wnuk in Ulf, sodass alles miteinander verschmilzt. :lache


    Der Schreibstil erinnert mich stark an die Monologe aus der Kapitol-Versicherung.

  • Auch ich bin sehr schnell durch den ersten Abschnitt gekommen. Das Buch liest sich leicht und sehr flüssig. Ich bin mal gespannt wieviele Badewannenmonologe noch kommen werden.


    Schauspieler ist ja für viele ein Beruf, den sie mit einem angenehmen Leben in Verbindung bringen. Jan macht deutlich, dass es ein Traumberuf sein kann, aber dieser Beruf auch sehr unangenehme Seiten hat. Dieser Kampf immer um eine neue Rolle. Castings und das Warten, ob man nun die Rolle hat oder nicht. Dann natürlich auch das öffentliche Leben, das man führt, und wenn man sich daneben benimmt, dann entsteht eine Welle, die man selbst nicht mehr kontrollieren kann.


    In Jans Leben gibt es eine Menge Baustellen. Vielleicht zu viele, sodass er sich mit keiner einzigen auseinandersetzt (auseinandersetzen kann/will) und alles um ihn rum eher "WischiWaschi" ist. Jan erscheint mir sehr passiv, was die "Planung" seines Lebens angeht. Er lässt sich wohl sehr gerne fremdbestimmen. Die eine Beziehung geht kaputt und er nimmt es irgendwie hin. Um Carla hat er sich nicht bemüht; sie ist ihm einfach passiert. Wenn es schwierig wird und keine Hilfe zu erwarten ist, dann schließt er sich ein oder läuft weg. Er weint zwar sehr schnell, aber, ich habe auch das Gefühl, dass er stets bemüht ist, nichts so richtig an sich ranzulassen. Ausnahme: seine Tochter. Die Szenen mit ihr sind wirklich wunderschön zu lesen, und sie hat einen besonderen Wert.
    Ich frage mich, wie seine Gefühle für Anne wirklich sind. Hat er wirklich schon mit ihr abgeschlossen?

  • Jetzt habe ich auch endlich geblickt, wer genau Oliver Wnuk ist! Ich hätte ihn rein vom Bild auf dem Umschlag nicht erkannt.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Wnuk


    Das ist ja der Freund von Y. Catterfeld.
    Da gibt es doch auch dieses schöne Video von Yvonnes Auftritt bei Inas Nacht - er sitzt im Hintergrund und schaut sie immer sooo verliebt an. Zu sehen bei youtube.

  • Ich habe mich gestern abend mit einem Glas Wein auf die Couch gesetzt und mich schon sehr auf das Buch gefreut. Eins vorweg - mein Glas Wein habe ich nach drei Kapiteln meinem Freund hingestellt und mir dann doch lieber ein Glas Kölsch gegönnt. :grin


    Wie im richtigen Film lässt sich locker und fluffig lesen. Der Schreibstil ist einfach gehalten und die Kapitel übersichtlich kurz gefasst.
    Zeitweise fühlte ich mich an die Fernsehserie Pastewka erinnert. Eine humorige Erzählung eines Schauspielers über seine Karriere und sein Familienleben. Man kommt als Leser auch sehr schnell in die Geschichte herein und kann sich ein Bild über Jan machen. Ob dies nun wirklcih positiv ist, kann ich garnicht eindeutig sagen.
    Jan hat seine Macken; wirkt noch recht unreif; hat seine Ecken und Kanten . Aber ich finde es sympathisch wie er sich häufig doch selbst reflektiert und erkennt, dass einiges schief lief bzw. läuft.


    Auf der anderen Seite wirkt er sehr reif und verantwortungsbewusst, wenn er von sich und seiner Tochter Luca erzählt. Die Bindung wirkt trotz Trennung sehr innig und liebevoll. Wirklich ein toller Aspekt in der ganzen Geschichte.

  • Sodele, ich bin jetzt auch eingestiegen.
    Eigentlich ist das gar nicht so richtig mein Genre, aber ich fand den Klappentext total ansprechend und hab mir gedacht, dass ich doch auch mal was anderes lesen kann. Und ich finds bisher echt gut! :)
    Der Schreibstil ist super zu lesen und die Badenwannen-Monologe gefallen mich auch total.
    Mich erinnert allgemein viel an das richtige Leben und ich finde auch, dass das nicht nur zu nem Schauspieler passt.
    ZB kann ich das mit den "der ewig Zweite sein" total nachvollziehen und dass er einfach abgehauen ist, weil er auf einmal einfach genug hatte von allem. Interessant finde ich auch, dass er seine Freundin gar nicht so dolle liebt, obwohl er immer selber denkt, dass er das eigentlich sollte, weil sie zB so lieb ist, ihm gleich verzeiht und alles.


    Zitat

    Bislang habe ich nur von Jan mitbekommen, dass er am liebsten nicht mit Problemen belastet werden will. Kündigt sich eins an, läuft er davon.


    Das stimmt vielleicht schon ja. Aber ich kann das trotzdem nachvollziehen.


    Ich finds übrigens toll, dass er so oft an seine Tochter denkt :)

  • Na ja, vielleicht ist sympathisch ist hochgegriffen, aber ich finde Jan doch größtenteils sehr menschlich in seinen Handlungen. Sicher kann man über einiges streiten, aber trotz allem ist er eine Figur, mit der man mitfühlt.


    Dem gegenüber dann Clara, die alles richtig macht und immer die passenden Worte findet. Kein Wunder, dass Jan sich da immer so unterlegen fühlt. Obwohl, klar, die Aktion auf dem Filmball, war komplett daneben.

  • Ich mag Jan. Ich mag Clara. Ich mag seine Familie, die ja gar nicht mehr seine Familie ist. Ein bisher sympatisches Buch.
    Ich habe ja ein wenig mit Jan gelitten. Ich wäre auch nach Prag oder Wien geflüchtet um den Schlamassel erstmal zu entkommen. Klar, ist das nicht fair Clara gegenüber, aber man muss auch Egoist sein dürfen, bzw. ein Fragezeichen!!! ;-)Als Vater finde ich ihn klasse, ich mag die Szenen mit seiner Tochter, deren Namen ich gar nicht so ungewöhnlich finde. Ich kenne weibliche und männliche Lucas, von daher bin ich da weniger gestolpert.
    Irgendwer hat hier in der Leserunde die Frage gestellt "wie biografisch" das Buch ist und ich finde diese Frage nicht unberechtigt. Ich habe mich während des Lesens auch gefragt, wieviel Oliver und Yvonne in Jan und Clara stecken?
    Mir gefällt es bisher wirklich gut.

  • Jan ist irgendwie total sympatisch. Er hat nicht mehr oder weniger Neurosen wie jeder andere und seine kleine Patchworkfamilie ist auch nett und passt irgendwie zu ihm. Gut sein Aussetzer bei der Preisverleihung war nicht so toll, aber kann das nicht jedem Mal irgendwie passieren. Seine Flucht nach Wien und Prag verständlich ich wäre auch abgehauen um der Presse zu entfliehen.
    Bin gespannt wie sich die Geschichte weiterentwickelt und ob Jan so sympatisch bleibt.

  • Ein einfacher Einstieg, eine einfache Geschichte.


    Jan, ein eher zweitklassiger Schauspieler, in einer Beziehung mit Clara einer erstklassigen Schauspielerin. Sein Selbstwertgefühl wird während einer Preisverleihung mächtig angekratzt und mit dem anschließenden Besäufnis tut er sich keinen Gefallen.
    Als das Ganze am nächsten Tag breit in der Boulevard-Presse aufgearbeitet wird, flüchtet sich Jan nach Prag um wieder klare Gedanken zu fassen.


    "Die miese Laune war reiner Selbstschutz. Angst davor, nicht ausreichend erst genommen zu werden. Angst vor Ablehnung. Angst. Angst. Angst."


    mit diesem Absatz auf S. 15 wird Jan eigentlich sehr gut charakterisiert. Irgendwie ist ihm immer alles zuviel, eigenlich kann er das jetzt alles nicht gebrauchen, nie ist der richtige Zeitpunkt wofür auch immer....


    Obwohl von seiner ersten Frau/Freundin getrennt lebend, ist sie immer noch von sehr (wie es scheint) großer Bedeutung für ihn und ich frage mich schon die ganze Zeit ob er nicht doch noch echte Gefühle für sie hat....

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Zitat

    Original von vingela
    Irgendwer hat hier in der Leserunde die Frage gestellt "wie biografisch" das Buch ist und ich finde diese Frage nicht unberechtigt. Ich habe mich während des Lesens auch gefragt, wieviel Oliver und Yvonne in Jan und Clara stecken?


    Eins möchten ich in diesem Zusammenhang gerne fragen.
    Ich kenne keinen Film mit Oliver Wnuk, stelle mir Jan daher frei vor, wie es mir beliebt.
    Wie ist das bei euch? Kommen euch beim Lesen Jan und Clara wie die Schauspieler aus den Filmen vor?