Markt ohne Moral - Susanne Schmidt

  • Obwohl dieses Buch ein Buch über "Börse und Geld" im weitestenden Sinne ist, habe ich es unter dieser Rubrik eingeordnet, stellt doch die Finanzkrise ein nicht unbedeutendes zeitgeschichtliches Ereignis dar.


    Susanne Schmidt, Tochter des Altkanzlers, zieht in den siebziger Jahren nach England, um in der City von London als Bankerin zu arbeiten. Das tat sie dann auch in wechselnden Positionen bis zur Finanzkrise, einem Ereignis, das sie nicht nur den Job kostete, sondern auch dazu veranlasste, über dieses Finanzsystem, das solche Auswüchse ermöglicht, ein Buch zu schreiben.


    Und keine Frage, diese Frau versteht was von der Hochfinanz und bringt natürlich von Haus aus genügend politischen Verstand mit, um die Geschehnisse um 2007/2008 über die eigentlichen Geld- und Schuldenströme hinaus einzuordnen. So ist dann auch ihr Fazit wenig schmeichelhaft, weder für die Banken, noch für die Politik. Denn trotz der gigantischen Fehlleistungen einiger Banker, die sich bis dato als die „Master of the Universe“ aufführten, sieht sie den Fehler eindeutig im System, eben in einem „Markt ohne Moral“, in dem die Beteiligten wie in einem Hamsterrad rennen, und dabei Billionen umschaufeln, nicht wenig davon in die eigene Tasche, ohne vom wirklichen Leben da draußen auch nur die geringste Ahnung zu haben.
    Dabei analysiert sie nicht nur die Banken und deren seltsamen "Finanzprodukte", die die Krise ausgelöst haben, sondern auch das Bankensystem als solches, die politischen Ursachen, dass sich ein solches System überhaupt entwickeln konnte und das Versagen der Aufsichtsbehörden, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen. Auch gibt sie einen Ausblick, was ihrer Meinung nach geschehen muss, damit sich eine solche Krise nicht wiederholt (und ist in der Beziehung wenig hoffnungsvoll).
    Bei aller Kritik lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie prinzipiell eine überzeugte Anhängerin der freien Marktwirtschaft ist, auch wenn sie, wie bei einer gebürtigen Sozialdemokratin nicht anders zu erwarten, dem blanken Egoismus und fehlendem Gemeinsinn der Handelnden auf den Finanzmärkten nicht viel abgewinnen kann.


    Obwohl Susanne Schmidt die Zusammenhänge klar und logisch darlegt, hatte ich doch so meine Probleme mit diesem Buch. Denn anders als im Vorwort versprochen, rutscht sie immer wieder in diesen Bankerjargon ab, gebraucht Floskeln, deren Bedeutung für mich im Dunkeln blieben (was konkret ist denn nun eine strukturiertes Finanzprodukt? Was bedeutet, einen Kredit glattzuziehen?), und auch das Glosssar erklärt viele Begriffe in einer Sprache, die meine Verwirrung nur noch größer machte. Andererseits ist die Sprache dieses Buches, wenn sie sich denn wirklich mal verständlich ausdrückt, fast familiär, was mich dann auch wieder etwas gestört hat.


    Dennoch, trotz einiger Anstrengungen ist dies ein wirklich aufschlussreiches Buch, das einen gründlichen Überblick über das Wesen der Finanzkrise liefert.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • hört sich interessant an, danke für die Rezi

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