Über den Autor:
David E. Hilton, Jahrgang 1974, ist als Junge oft mit seinen Eltern zum Skifahren in den Bergen gewesen. Auf dem Weg dorthin kam die Familie stets an einem verwitterten Schild mit der Aufschrift "Erziehungsanstalt" vorbei. Die Frage, wie diese Anstalt wohl aussah und was sich dort ereignet haben mag, hat David E. Hilton nun mit seinem ersten Roman beantwortet.
Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Austin, Texas.
Zum Inhalt:
Die Könige von Colorado handelt vom jungen William Sheppard. Er leidet unter einem alkoholkranken Vater, der ihn und die Mutter schwer misshandelt. Mit dreizehn Jahren handelt Will und sticht seinem Vater ein Messer in die Brust, als er seine Mutter halb tot prügelt. Der Vater überlebt, William wird jedoch für zwei Jahre auf eine Erziehungsranch in Colorado geschickt.
Dort sind Grausamkeiten ebenfalls auf der Tagesordnung, von den Aufsehern wird mehr als hart durchgegriffen. Doch auch wahre Freundschaft unter den Jungen kommt zustande, denn nicht alle sind Schwerverbrecher, sondern einige ein Opfer der Umstände, so wie Will.
Meine Meinung:
David Hilton erzählt mit leisen Worten von einem Jungen, der Opfer der Umstände und eines meines Erachtens haarsträubenden Rechtssystems wurde. Ich bin wirklich froh, nicht im Amerika der Sechzigerjahre zu leben, die Beschreibung der Selbstverständlichkeit mit der das Urteil und die Schindereien hingenommen werden, macht mich mehr als betroffen und wütend. Sehr eindringlich wird einem der Alltag in diesem Erziehungscamp nahe gebracht, mit drastischen Schilderungen von Grausamkeiten durchaus nicht gespart.
Der Roman lebt nicht von atemberaubender Spannung, sondern von den Personen in die man sich einfühlen kann, sowie den Schilderungen des Alltags, der schließlich in einem Gewaltausbruch eskaliert.
Den Schluss empfand ich persönlich als etwas dick aufgetragen, obwohl Will auch als alter Mann glaubwürdig bleibt.
Da Will rückblickend als Mann von 60 Jahren erzählt, gibt es durchaus eine erzählerische Distanz, die einen leicht nüchternen Eindruck erweckt. Aber eben durch diesen Abstand wird das Geschehen noch näher an den Leser herangetragen, da man nicht von den Emotionen der handelnden Personen erschlagen wird.
Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, dem ich 9 Punkte gebe.