Prophezeiung - Sven Böttcher

  • • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
    • Verlag: Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1., Auflage (24. Februar 2011)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3462042785
    • ISBN-13: 978-3462042788


    Kurzbeschreibung (von Amazon)
    Millionen Menschen sind vom Tod bedroht. Das Klima-Prognoseprogramm "Prometheus" sagt eine epochale Dürre in der Äquatorregion voraus, dazu einen Dauermonsun in den gemäßigten Breiten. Während Europa in den Wasserfluten versinkt, versucht die junge Klimaforscherin Mavie Heller die Welt zu warnen. Doch mächtige Gegenspieler wollen um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit bekannt wird ... Mavie Heller ist am Ziel ihrer Wünsche - sie hat einen Job am streng geheimen Klimainstitut IICO auf La Palma, wo man Klimadaten in bislang unbekanntem Ausmaß erhebt. Als Mavie sich das Prognoseprogramm genauer ansieht, fällt sie buchstäblich aus allen Wolken. Denn "Prometheus" liefert exakte Klimavorhersagen für praktisch jeden Ort der Erde - und sagt eine Katastrophe voraus. Die Prognose der Todesopfer: 400 bis 800 Millionen. Mavie wird ertappt und umgehend gefeuert; kurz darauf stirbt ihre Freundin, die Journalistin Helen, bei einem Unfall. Doch wer sollte ein Interesse an einer Geheimhaltung der "Prophezeiung" haben? Die Vorhersagen treffen präzise ein. Der Regen im Norden hört nicht auf, im Süden wird es Tag für Tag wärmer und trockener. Beseelt vom Wunsch, möglichst viele Menschen zu retten, trägt Mavie - mithilfe eines überheblichen Nobelpreisträgers sowie einer Gruppe radikaler "Ökoaktivisten" und Computerfreaks - die "Prophezeiung" in die Welt. Und zahlt dafür einen hohen Preis ...


    Über den Autor (Text auf dem Schutzumschlag)
    Sven Böttcher, Jahrgang 1964, schreibt seit einem Vierteljahrhundert Romane, Sach- sowie Drehbücher und entwickelt erfolgreich Fernsehformate. Das notwendigste Wörterbuch aller Zeiten („Der tiefere Sinn des Labenz“) geht auf seine Kappe (sowie die Kappen von Douglas Adams& John Lloyd), ebenso eine Thriller-Trilogie um das werbende Großmaul Roland Kant und eine Reihe philosophischer Fantasy-Sci-Fi-Bastarde („Götterdämmerung“, „Wal im Netz“, „Psycho-Pathos“). Seine vier letzten Thriller und Sachbücher veröffentlichte Böttcher unter Pseudonym, mit „Prophezeiung“ meldet er sich unter seinem Klarnamen zurück.


    Meine Meinung
    In der Regel verliere ich keine Worte über ein Cover, dieses Mal möchte ich jedoch die Ähnlichkeit zum „Schwarm“ erwähnen. Zwar ist der Kreis anders gestaltet und von anderer Farbe, aber es bleibt ein Kreis auf schwarzem Grund und somit eine markante Ähnlichkeit zu Schätzings „Der Schwarm“. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch so beabsichtigt war ;-). Inhaltlich ist das Buch glücklicherweise kein „Abklatsch“ sondern erfreulich eigenständig.


    Zentrales Thema ist die „Prophezeiung“, eine von bahnbrechenden Computerprogrammen prognostizierte klimabedingte Wetterkatastrophe, die Millionen von Menschenleben kosten soll bzw. wird. Die junge Wissenschaftlerin Mavie erhält ein Jobangebot in einem geheimnisumwitterten Forschungsinstitut, folgt ihrer angeborenen Neugier und verschafft sich nicht autorisierten Zugang zu diesem geheimen Programm. Vollkommen schockiert über dessen Inhalt will sie mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit – spannende und dramatische Ereignisse nehmen ihren Lauf. Nicht nur sie selbst gerät in größte Gefahr.


    In die Story wurden umfangreiche klimawissenschaftliche und technische Details eingebracht. Als interessierter Laie habe ich natürlich nicht alles nachvollziehen können aber den Eindruck gewonnen, dass der Autor umfangreiche und intensive Recherche betrieben hat. Mir schien es jedenfalls plausibel. Es gab die ein- oder andere Passage, in der für meinen Geschmack etwas zu viel Wissen und Information eingebracht wurde. Hier wurden meine Augen leicht glasig und der Lesefluss etwas gehemmt ;-). Auch hätte ich gelegentlich ein paar Fußnoten oder ein Glossar brauchen können, denn es gab doch einige technischen Begriffe und Abkürzungen, die mir nicht geläufig waren. Dieses Empfinden ist aber sicher sehr individuell, andere Leser kennen sich eventuell besser aus - oder haben mehr Spaß am "googeln".
    Leider gab es auch in diesem Buch Druck- und Lektorats-Fehler, der erste schon gleich im zweiten Satz!


    Insgesamt war mein Eindruck jedoch außerordentlich positiv, es ist alles vorhanden was einen lesenswerten Wissenschaftsthriller ausmacht, Spannung, Information, interessante Protagonisten und natürlich Action.
    Der Autor malt ein sehr zynisches, aber leider beängstigend realistisches Bild unserer nahen Zukunft und spricht einige gesellschaftskritische Wahrheiten erfrischend deutlich aus! Geschäfte, Korruption, Heuchelei und Manipulation sind an der Tagesordnung und dominieren nach wie vor die Gesellschaft. Bis auf die wenigen (für mich) etwas „zu wissenschaftlichen“ Stellen ist das Buch wirklich interessant und spannend zu lesen.


    Besonders angnehm aufgefallen ist mir, dass das Buch nicht polarisiert und auch nicht eindeutig zwischen gut und böse trennt. Die Grenzen verwischen, es werden immer mehrere Blickwinkel auf Personen, Ereignisse etc. eröffnet. Es ist ein Buch, das trotz eines befriedigenden Endes viele Fragen offen lässt und zum Nachdenken anregt!
    9 Punkte

  • Die Klimaforscherin Mavie Heller nimmt Abschied von Hamburg und ihren Freunden. Sie steht vor einer neuen Aufgabe, der Tätigkeit am Klimainstitut IICO auf La Palma. Dort wird Mavie zu ihrem Leidwesen mit unwichtigen Aufgaben betraut. Dann gelangt ihr der Zutritt zum geheimen Computerprogramm Prometheus. Mit diesem Programm lassen sich Vorhersagen zu allen globalen Wetteränderungen für fast jeden Ort auf der Erde treffen. Mavie glaubt ihren Augen nicht zu trauen, als sie diese Vorhersagen sieht. Demzufolge wird es bald zu einer weltweiten Klimakatastrophe mit 400 Millionen Toten kommen. Mavie vertraut sich ihrer besten Freundin, der Journalstin Helen, an. Natürlich hat man bemerkt, dass Mavie im Computersystem war und sie wird fristlos entlassen. Zurück in Hamburg erfährt Mavie, dass Helen bei einem mysteriösen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Mavie beschließt, ihr Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei erfährt sie schnell, dass es jemanden gibt, der dies mit wirklich allen Mitteln verhindern will. Sie gewinnt neue Verbündete und gibt nicht auf.

    Sven Böttcher ist mit diesem Buch ein großartiger Thriller der etwas anderen Art gelungen. Ökologische Fragen, Wirtschaft, Politik, Fiktion werden miteinander verbunden. Der Autor hat ein wichtiges Thema aufgegriffen, welches uns alle angeht. Wissenschaftliche Details verlangen dem Leser höchste Konzentration ab. Schon nach wenigen Seiten werde ich zum Nachdenken angeregt und stelle mir etliche Fragen.
    Der Autor hat keine konkrete Zeit genannt, in der seine Erzählung spielt. Der Hinweis auf das erste Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts und die Namen von Politikern, wie Merkel und Sarkoszy, lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich das alles in wenigen Jahren ereignen wird. Dann werden wir uns mit der Einführung von Carbonpunkten, "Cops", konfrontiert sehen. Diese sammeln wir durch unseren täglichen Energieverbrauch und wer sein Budget überschritten hat, darf nicht mehr tanken, keine Flugreisen unternehmen, usw. So verbringen die meisten Menschen ihren Urlaub in Deutschland. Klar, dass diese Maßnahmen für Reiche nicht gelten. Weiterhin wird die Bargeldzahlung weitestgehend abgeschafft, man zahlt alles mit einem sogenannten iAm. Das ist ein nicht näher beschriebenes technisches Gerät, mit dem man auch telefonieren und die Wohnungstür öffnen kann. Vision, oder vielleicht doch in naher Zukunft Realität?
    Wird es bald Computerprogramme, wie im Buch dargestellt, geben? Prometheus bedeutet wörtlich übersetzt der Vorausdenkende. So denkt auch das gleichnamige Computerprogramm voraus, aber die beste Technik scheint vor Fehlern nicht gefeit zu sein. Das kann Fluch und Segen zugleich bedeuten.
    Der Autor hat es verstanden, die Charaktere seiner Protagonisten sehr intensiv und lebendig zu gestalten. Ich kann mich gut in Mavie hineinversetzen und bange mit ihr mit. Für sie beginnt ein Wechselbad der Gefühle. Es ist anfangs nicht eindeutig zu erkennen, wer Freund und wer Feind ist. Menschen , die sie als Widersacher betrachtet, helfen ihr. Andere, denen sie vertraut hat, sind in dunkle Machenschaften verwickelt. Es kommt immer wieder zu erstaunlichen Wendungen.
    Der Sprachstil ist locker, mitunter humorvoll, das hat mir gut gefallen. Es wird von Beginn des Buches bis zum Ende kontinuierlich Spannung aufgebaut. Sven Böttcher zeichnet auch kein bedrückendes Endzeitszenario, er lässt das Ende offen. Ich habe schon lange keinen so guten Thriller mehr gelesen.
    Abschließend stellt sich für mich schon die Frage, ob wirklich nur die Menschen für den Klimawandel verantwortlich sind. Dann kann und wird man sie natürlich in Form von immer neuen Steuern zur Kasse bitten, wie im Buch beschrieben. Das verspricht für eine bestimmte Klientel ein Millardengeschäft, was nicht außer Acht gelassen werden darf.

  • Die „Prophezeiung“ unterscheidet sich durch einen individuellen und von daher sehr interessanten Handlungsansatz von anderen Ökothrillern. Im Mittelpunkt steht nicht die durch Klimaveränderung ausgelöste Naturkatastrophe und seine Folgen, sondern das vorherige „Wissen“ darüber und dessen Verbreitung, die Nutzgenießer dieser Vorhersagen und die Eigeninteressen, die hinter dem Handeln der beteiligten Personen stecken. Einen großen Punkt nimmt dabei auch die Macht der Medien ein, allen voran das Internet.


    Im Zentrum dieses verworrenen Beziehungsgeflechts steht die junge, brilliante, ehrgeizige und naive Wissenschaftlerin Mavie. Durch die konsequente Orientierung an der Hauptperson bleibt die Geschichte trotz aller Komplexität überschaubar und verliert sich nicht in Nebenschauplätzen. Zumindest bis kurz vor dem Show-down, denn da wurden für mich Handlungen und Reaktionen einiger Beteiligten nicht mehr nachvollziehbar, Details unglaubwürdig und der Fortgang der Geschichte mit zu vielen glücklichen Fügungen behaftet.


    Sprachlich zeigt Sven Böttcher, dass er nicht nur Fachterminologie gut darstellen (ich als Laie fand seine Erklärungen angemessen und durchaus verständlich) und daraus eine spannende Geschichte entwickeln, sondern auch die derbe Sprache der Gaia-Revolutionäre glaubhaft übermitteln kann. Verständigungsprobleme hatte ich allerdings mit manchen Intellektuellen-Dialogen, mit deren Zweideutigkeit ich wenig anzufangen wusste.


    Manch unkonventioneller Gedanke, der in dem Buch auftaucht, ist es wert, genauer durchdacht zu werden. Von daher gibt es auch einige Gedankenanstöße, wie wir als reiche Industrienationen wirklich mit der Klimaproblematik umgehen.


    Fazit: Handwerklich ein guter Thriller mit einem individuellen und interessanten Ansatz, der mir zwar gefallen, aber nicht begeistert hat. Ich hab lange überlegt, ob 7 oder 8 Punkte, aufgrund der letzten 100 Seiten hab ich mich dann doch für 7 Punkte entschieden.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Böttcher, Seven: „Prophezeiung“; © 2011, KiWi; ISBN: 978-3-462-04278-8


    Totgeschwiegene Wahrheit


    Wetterforscherin Mavie bekommt den Traumjob ihres Lebens. Fernab von Hamburg, wo alles festgefahren schien, erlebt sie jedoch schon bald eine herbe Überraschung nach der anderen: überzogene Sicherheitsbestimmungen, ein öder Job trotz Spitzenbezahlung, eine Supersoftware, deren Arbeitsresultate im Archiv bleiben. Und als sie versucht, hinter all dem zu kommen, ist der Traumjob futsch. Zusammen mit einem alten Freund macht sie sich ans Recherchieren und gerät bald in eine Sache, die man nur noch als Thriller bezeichnen kann.
    Böttcher, Jahrgang 1964, ist in der Literatenszene kein Unbekannter. Sci-Fi, Thriller und nun ein Buch, das keinem Genre zuzuordnen ist.
    Der Mix bekommt dem Buch gut. Das Werk liest sich gut, trotz der zahlreichen technischen Begriffe. Sprachlich hat sich der Autor den Lesegewohnheiten jüngerer Kunden angepasst. Besonders während der ersten Seiten schielt er auf weibliche Leser, stellenweile denkt man gar an Chick-Lit. Alles in allem handwerklich gut gemachte Standardkost. Wegen der aufwändigen Aufmachung ist das Buch voll tauglich für den Gabentisch.


    Vier von fünf Sternen.

  • Eine Inhaltszusammenfassung lasse ichmit dem Hinweis, dass es eigentlich schade ist, vor dem Lesen des Buchs mehr zu wissen als das, was über den Inhalt auf dem Klappentext steht, weg, denn:


    Sven Böttcher hat wirklich einen absoluten Knaller abgeliefert, bei dem es mir schwer gefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen. Seine Beschreibungen lassen einen komplett mit den jeweiligen Personen nachfühlen (im meisten Fall natürlich mit Mavie als Hauptperson im Buch - zum Beispiel ihren Wehmut zu Beginn des Buchs, als sie Hamburg verlassen muss/will oder ihren Kampf mit sich selbst, als sie im furiosen Finale von den Naturgewalten eingeholt wird).


    Der Thriller spielt in den kommenden Jahren, man kann sich am Ende relativ gut ausrechnen (außer es war nun bei mir schon zu spät) dass es wohl 2014/2015 sein muss. Es gibt einige technische Errungenschaften, die uns jetzt noch etwas fremd vorkommen mögen, aber eigentlich wahrscheinlich wirklich nicht mehr völlig absurd und weit weg sind - die iAms sind wohl wirklich in ein paar Jahren unsere täglichen Begleiter und Alleskönner.


    Auch Sven Böttcher würde ich als solch einen Alleskönner einstufen: Die Kritik in seinem Buch beschränkt sich nicht allein auf die auch wieder nur von Interessen der Großkonzerne gesteuerte Klimaforschung und die Klimaveränderungen, sondern er führt eine gut recherchierte Wohlstandskritik an. Oder ist die uns tagtäglich präsentierte Klimaentwicklung auch nur einseitig betrachtet? Denn auch dies ist Thema in seiner "Prophezeiung": Es kommt immer sehr deutlich auf die Sichtweise an, und welche Gedanken und Motive hinter demjenigen stehen, der ein Ziel verfolgt (und ob dies für seinen Gegenüber auch erkennbar ist oder er sich von den gut klingenden Zielen blenden lässt).


    Das Buch wirkt absolut realistisch - durch die immer wieder eingestreuten aktuellen Politikernamen wie z.B. Sarkozy oder den Bezug auf die Naturgewalten wie das Beben in Haiti oder den Ausbruch des Eyjafjallajökull. Dennoch habe ich dem Buch nicht die volle Sternzahl gegeben, da manches doch irgendwie zu aufgesetzt und zu pathetisch gewirkt hat - wie zum Beispiel die finalen Szenen um Philipps Familie.


    Nach der dennoch begeisterten Lektüre des Buchs (und das, wo ich doch eigentlich derartige Ökothriller nicht zwingend als mein liebstes Genre betiteln würde) werde ich nun Dosenravioli bunkern, den Nachbarn nichts davon erzählen, ein Schlauchboot kaufen und hoffen, dass die hochpolitische und grandios gestrickte Geschichte von Sven Böttcher nicht einfach Wahrheit wird. Denn, um es mit Milett in "Prophezeiung" zu sagen: "Hüten wir uns vor einfachen Wahrheiten, denn die Wahrheit ist nie einfach."

  • Zum Inhalt:


    Einige Jahre in die Zukunft – keine großen Unterschiede zu heute. Die junge Klimaforscherin Mavie Heller ist im Aufbruch zu ihrem neuen Job, am IICO, einem offiziell gar nicht existierenden Klimaforschungsprojekt auf den Kanaren. Schon kurz nach ihrer Ankunft loggt sie sich entgegen ihrer Anweisungen in das dortige Datensystem Prometheus ein und ist schockiert! Offensichtlich ist Prometheus in der Lage, viel genauer als jedes bisherige Prognosesystem, Wetter- und Klimadaten sowie weitere Reaktionen zu berechnen – und das System sagt eine weltweite Katastrophe voraus, die hunderte von Millionen Menschen das Leben kosten wird. Und das nicht in einigen Jahrzehnten, sondern es beginnt schon jetzt! Im Norden fängt es an, ohne Unterlass zu regnen, im Süden ist mit einer Dürre bisher unbekannten Ausmaßes zu rechnen. Aber offensichtlich haben die Verantwortlichen des Instituts beschlossen, keine Warnung an die Öffentlichkeit zu geben.


    Mavie kann dies nicht akzeptieren und forscht weiter nach. Als ihre Freundin Helen, die sie als Journalistin um Hilfe gebeten hat, bei einem fragwürdigen Unfall ums Leben kommt, wird Mavie klar, dass Prometheus offensichtlich kein Hirngespinst ist und von einigen Leuten unter allen Umständen geheim gehalten werden soll. Mithilfe von Helens Bruder Philipp gelingt es Mavie, den ehemaligen Nobelpreisträger Leland Millet als Sprachrohr einzusetzen, um die Welt zu informieren. Gleichzeitig gelangen die Daten zu einer Gruppe Öko-Aktivisten, die die Botschaft auf ihre Art verbreiten und die weltweite Angst schüren. Doch liegt die Prometheus-Prophezeiung überhaupt richtig? Und wenn, gibt es eine Möglichkeit, die drohende Katastrophe aufzuhalten oder ist es schon zu spät?



    Meine Meinung:


    Ein erschreckend realistischer Öko-Wirtschafts-Polit-Thriller. Auch für Laien in Sachen Klimaforschung durchaus nachvollziehbar und gut leserlich geschrieben, schildert das Buch weniger die Folgen, die sich aus derartigen Wetterkatastrophen direkt für die Menschen ergeben, sondern vielmehr die politischen und egoistischen Machtkämpfe, die sich im Hintergrund abspielen könnten. Dies nicht einmal auf Ebene von Regierungen, sondern dargestellt anhand einzelner einflussreicher Menschen mit ganz eigenen Motiven, die die drohende Katastrophe entsprechend ihren Zielen ausnutzen und die Welt manipulieren. Kein Buch für Fans von Endzeit-Szenarien, sondern vielmehr was für Verschwörungstheoretiker!

  • Meine Meinung:
    Kurz nachdem sie ihren neuen Job beim geheimen Klimaforschungsprojekt IICO auf den Kanarischen Inseln angetreten hat, stößt die junge Klimatologin Mavie Heller auf ungeheuerliche Vorhersagen des Wetter-Prognosesystems Prometheus. Demnach gäbe es in naher Zukunft einen weltweiten drastischen Klimawandel mit 400 bis 800 Millionen Toten. Die Leiter des Instituts sind entschlossen, die Öffentlichkeit darüber nicht zu informieren. Mavie flüchtet zurück nach Deutschland und wendet sich an den Nobelpreisträger Leland Millet, um die Welt zu warnen und nach Möglichkeiten zu suchen, die Katastrophe abzuwenden.


    Sven Böttchers Roman spielt ein paar Jahre in der Zukunft und beschreibt ein glaubhaftes Szenario, das uns die möglichen Folgen des Klimawandels vor Augen führt. Geschickt lässt der Autor die heute bereits reale Problematik in die Geschichte einfließen. Wir befinden uns etwa im Jahre 2014 und viele Maßnahmen, die heute noch diskutiert werden, greifen dort bereits.


    Auch wenn mich der gelegentlich dozierende Schreibstil etwas gestört hat und die Geschichte für meinen Geschmack zu techniklastig erzählt wird, ist Böttcher ein spannender Thriller gelungen. Die Geschichte wird gradlinig erzählt ohne Nebenschauplätze. Im Mittelpunkt steht die Hauptfigur Mavie, bis zum Ende verfolgen wir ihr Bemühen, die Katastrophe abzuwenden und die im Hintergrund agierenden Personen und ihre Machenschaften aufzudecken.


    Die Haupt- und Nebenfiguren bringen Schwung und auch Humor in die Geschichte. Das Wort Klisché möchte ich hier vermeiden, Nobelpreisträger und Ökoaktivisten sind wahrscheinlich recht realistisch dargestellt. Einzig Mavies übertrieben naive Art passt nicht so unbedingt zur ehrgeizigen und selbstbewussten Jungwissenschaftlerin.

    Böttchers interessante und kluge Gedanken zum Thema Klimakatastrophe geben Stoff zum Nachdenken, ohne dass er Lösungsmöglichkeiten anbietet. Schade, dass die Handlung zum Ende hin sehr konstruiert und wenig nachvollziehbar wirkt.

    Ach ja: Die Danksagung hinten im Buch ist wirklich originell, die sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

  • Hamburg, in naher Zukunft: Die junge Klimaforscherin Mavie Heller wähnt sich mit dem durch ihren früheren Professor Fritz Eisele vermittelten Job beim streng geheimen Klimainstitut IICO auf La Palma am Ziel ihrer Wünsche angekommen. Dort angekommen muss sie feststellen, ausschließlich für Datenqualität zuständig zu sein, was ihrem persönlichen Anspruch nicht gerecht wird. Neugierig mehr über das Forschungsprojekt, an dem das IICO arbeitet, herauszufinden, verschafft sie sich widerrechtlich Zugriff zum Prognoseprogramm „Prometheus“, das offenbar exakte Klimavorhersagen für jeden Ort der Erde liefert. Als Mavie die erschütternde Feststellung macht, dass „Prometheus“ eine weltweite Klimakatastrophe mit 400 bis 800 Millionen Todesopfern voraussagt, weiß sie, dass sie handeln muss und sichert sich Daten des Programms. Mavie wird ertappt und verliert ihren Job. Zurück in Hamburg, muss Mavie, die telefonisch ihrer Freundin, der Journalistin Helen, von ihrer Entdeckung berichtet hatte, erfahren, dass Helen bei einem Unfall tödlich verunglückt ist. Helens erfolgreicher Bruder Philipp glaubt aufgrund einiger Ungereimtheiten nicht an einen Unfall. Getrieben von seinem Wunsch, den vermutlichen Mord an seiner Schwester aufzuklären und den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, unterstützt er Mavie in deren Vorhaben, die Prophezeiung zu veröffentlichen, um möglichst viele Menschen zu retten. Die beiden gelangen mithilfe eines arroganten, egomanischen Nobelpreisträgers, einer Gruppe radikaler Ökoaktivisten und Computerfreaks, Mavies langjährig verschwörungstheoretisierendem Vater und Mavies ehemaligem Kollegen zum Ziel. Doch damit beginnen sich erst die Ereignisse zu überschlagen und Mavie und Philipp müssen sich nicht nur mit einigen überraschenden Erkenntnissen auseinandersetzen, sondern auch mit den bereits beginnenden verheerenden Auswirkungen der Katastrophe…


    Sven Böttchers Roman „Prophezeiung“ ist ein intelligenter, gut recherchierter, temporeicher und packender Öko-, Klima-, Wirtschafts- und Verschwörungsthriller, der mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet. Die Charaktere des Autors sind zwar klischeehaft bis zur Überspitzung gezeichnet, genau das bietet dem Autor aber auch die Möglichkeit trotz des ernsten Themas ironische, humorvolle und spritzige Elemente in seinen Roman zu integrieren, und so ohne oberlehrerhaft den Zeigefinger zu erheben, informativ zu unterhalten und unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten. So hat der erfolgreiche, gutaussehende Geschäftsmann Philipp jederzeit einen lockeren Spruch auf den Lippen, auch in Situationen, bei denen dies vollkommen unrealistisch ist. Sven Böttcher zeigt in seinem Roman Position und Interessen der verschiedensten Interessengruppen von Wissenschaft, über nationale und internationale Politik bis hin zur Wirtschaft und wie deren Interessen und Aktivitäten miteinander verbunden sein könnten. Sprachlich ist der Roman flüssig, in weiten Teilen umgangssprachlich, vom Ton her fast respektlos und frech gehalten. Der hohe Dialoganteil begünstigt das hohe, mitreißende Erzähltempo, ebenso häufige Orts-, Szenen- und Personenwechsel. Längen finden sich kaum. Wie bei einem Wissenschaftsthriller üblich sind insbesondere in der Anfangsphase einige Fachbegriffe enthalten, die leider nicht in einem Glossar erläutert werden, was mich allerdings nicht gestört hat. Der Zufall hilft zwar etwas häufig der Entwicklung der Geschichte weiter, was ich aber aufgrund der Vorzüge von „Prophezeiung“ nicht störend fand.


    Nachdem ich „Prophezeiung“ regelrecht verschlungen und mich trotz des brisanten Themas richtig amüsiert habe, bin ich gespannt auf weitere Romane von Sven Böttcher.


    9 von 10 Punkten