Zum Inhalt (Klappentext).
Der zarte, schöne Jakob ist anders als die anderen Kinder. Er läuft mit drei Jahren noch nicht richtig, er spricht kaum, er schreit stundenlang, ist manchmal außer sich. Er ist zurückgeblieben, verhaltensgestört, wie es scheint - autistisch, sagen die Fachleute. Seine Mutter, die ihn mit qualvoller Innigkeit liebt, sieht sich von einer anderen verständnislosen, sogar feindseligen Umwelt umgeben ...
Zur Autorin:
Anna Mitgutsch wurde am 02. Oktober 1948 in Oberösterreich geboren, studierte Germanistik und Anglistik, war nach dem Studium einige Zeit Assistenin am Institut für Amerikanistik in Innsbruck. Danach längere Aufenthalte in Israel, England und Korea. Von 1979 ibs 1983 unterrichtete sie in Boston deutsche Sprache und Literatur. Heute lebt die mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Schriftstellerin in Linz.
Meine Meinung:
Das Buch spielt in den 50igern bis 80iger-Jahren und reflektiert sehr gut, die Ansichten und Lebensweisen der Menchen in dieser Zeit. Marta - eine junge Frau guter Bildung und mit Träumen von einer schönen Zukunft in einer glücklichen Ehe im Wohlstand - bekommt den kleinen Jakob. Jakob ist anders, das stellt sich schnell heraus und die Fachwelt genauso wie die Umwelt samt Ehemann und Familie wissen warum: die Mutter. Sie ist Schuld daran, dass er nicht spricht, dass er nicht aufmerksam ist, dass er nicht zuhört, nicht reagiert - dass er in seiner Welt lebt. "Die Mutter liebt ihn nicht, da muss man ja verrückt werden", "Das Kind gehört nur mal richtig durchgeprügelt" sind die Aussagen der Umgebung. "Du musst ihn besser erziehen", meint der Vater. Doch Marta liebt dieses Kind, sie versucht die Welt von Jakob kennenzulernen und findet in dieser Zweierbeziehung einen Weg zu ihrem Sohn. Dieser Weg wird aber immer wieder von außen zerstört und verhindert.
Anna Mitgutsch beschäftig sich in diesem Buch vor allem mit der Frage der Norm. Jakob entspricht nicht der Norm und wird deshalb in dieser Gesellschaft nicht zugelassen. Es gibt Regeln in der Gesellschaft und nur wer sie einhält, dem wird ein Platz darin zugewiesen.
Ich musste das Buch anfangs sehr oft weglegen, weil mir die Härte und Radikalität zu viel wurde. Mitgutsch beschönigt nichts, sie spiegelt das Handeln der Menschen beinhart und sehr schmerzvoll. Genauso wie mich das Buch erst abstieß hat es mich auch wahnsinnig angezogen. Es geht hier um Jakobs Geschichte, aber vielmehr geht es um Marta. Wie findet man einen Platz, wenn einem niemand einen gewähren möchte?
Ich empfehle dieses Buch sehr. Gleichzeitg empfehle ich, sich sehr viel Zeit dafür zu nehmen.