"Jeden Tag, jede Stunde" ist eines dieser Bücher, das man entweder mag - oder nicht. Ich gehöre eindeutig zu den Liebhabern diesers Buches, obwohl auch ich während des Lesens mir manchmal gerne die Haare gerauft hätte.
Denn seien wir ehrlich, insgesamt gesehen, ist die Story um Luka und Dora nicht wirklich neu. Das hat man schon öfters so gelesen. Trotzdem entfaltet dieses Buch einen Sog, dem ich mich schwer entziehen konnte. Das liegt am Schreibstil, der so wunderbar poetisch, luftig und einfach nur schön ist. Darum liest man dieses Buch auch so gerne, selbst wenn es vielleicht ein wenig zu klischeebehaftet ist und insofern den Leser nichts Neues erwartet. Aber der Schreibstil...das ist das schönste an diesem Buch. Das, und dieses bezaubernde Cover, dass die Stimmung des Buches so wunderbar einfängt. Na ja, und die tollen Zitate von Neruda. Ich kannte Pablo Neruda bis zu dieser Lektüre gar nicht und war absolut hingerissen, wie toll die Zitate passten und eingewebt waren in die Handlung.
Ich denke, viele werden an dem Schreibstil scheitern. Weil er eben anders ist und man sich darauf einlassen muss. Wenn man das aber tut, bekommt man eine tolle Geschichte, ich möchte nicht sagen, Liebesgeschichte, denn das ist sie in meinen Augen nicht. Ja, sie ist realistisch und sie ist auch schön, aber gleichzeitig so furchtbar dramatisch und wie gesagt, ich hätte die Charaktere, besonders Luka, einfach manchmal nur schütteln mögen. Er hätte alles haben können, wenn er einfach nur mal den Mund aufgetan hätte. Daher ist es eine Geschichte mit Liebe, die aber deutlich Obsessionscharakter hat.
Am Ende ist man sich als Leser nicht sicher, wie es ausgehen soll. Das Ende ist offen. Man ist selbst zerrissen. Das Zitat "wie zwei tragische Figuren bei Shakespeare" hat für mich wunderbar den Roman resümiert und passt einfach nur hervorragend.