Tim Weaver: Blutiges Schweigen [The dead tracks]

  • Kurzbeschreibung (amazon)


    This is a serial killer more terrifying than you could ever imagine
    ...Seventeen-year-old Megan Carver was an unlikely runaway. A straight
    student from a happy home, she studied hard and rarely got into trouble.
    Six months on, she's never been found. Missing persons investigator
    David Raker knows what it's like to grieve. He knows the shadowy world
    of the lost too. So, when he's hired by Megan's parents to find out what
    happened, he recognizes their pain - but knows that the darkest secrets
    can be buried deep. And Megan's secrets could cost him his life.
    Because as Raker investigates her disappearance, he realizes everything
    is a lie. People close to her are dead. Others are too terrified to
    talk. And soon the conspiracy of silence leads Raker towards a forest on
    the edge of the city. A place with a horrifying history - which was
    once the hunting ground for a brutal, twisted serial killer. A place
    known as the Dead Tracks...


    Autoreninfo (amazon)


    Tim Weaver was born in 1977. At eighteen, he left school and started working in magazine journalism, and has since gone on to develop a successful career writing about films, TV, sport, games and technology. He is married with a young daughter, and lives near Bath. Chasing the Dead was his first David Raker novel.



    Eigene Beurteilung


    Dieses Buch ist der zweite Band aus der Serie um David Raker. Der erste Band, "Chasing the dead", in der deutschen Übersetzung "Totgesagt" erschien bereits 2010.
    Mir fiel "The dead tracks" in der Buchhandlung eher zufällig in die Hände, ich hatte von diesem Autor noch nie etwas gehört und wusste auch nicht, dass es bereits einen Vorgängerband dazu gibt. Es hat sich glücklicherweise gezeigt, dass die Kenntnis des ersten Krimis um David Raker nicht erforderlich ist, um der Handlung folgen zu können und dass auch nicht näher auf den ersten Fall oder dessen Auflösung bezug genommen wird.
    Der Protagonist und Ich-Erzähler David war früher als Journalist tätig, hat aber nach dem Krebstod seiner Frau sein Leben umgekrempelt und arbeitet jetzt als eine Art Privatdetektiv für Vermisstenfälle. Das Ehepaar Carver, deren 17-jährige Tochter Megan vor einem halben Jahr spurlos verschwunden ist, heuert ihn für private Ermittlungen an, nachdem die Polizei an ihre Grenzen gestoßen ist. Die Polizei ist über seine Tätigkeit nicht erfreut, lediglich der Polizeibeamte Colm Healy, dessen eigene Tochter vermisst wird, ist bereit, David zu unterstützen. Healys Tochter ist nach Meinung ihres Vaters demselben Täter zum Opfer gefallen wie Megan und einige andere verschwundene Frauen, über die die Polizei merkwürdigerweise Stillschweigen bewahrt. Von seinen Kollegen fühlt Healy sich nicht ernstgenommen, da diese glauben, seine Tochter wäre wegen der unharmonischen Familiensituation von zuhause weggelaufen.
    Als David Raker verhaftet wird, weil in seinem Besitz verdächtige Gegenstände gefunden wurden, sorgt Healy dafür, dass David auf Kaution freikommt und arbeitet mit ihm zusammen. Die beiden ungleichen Partner - Healy ist rachedürstend und impulsiv, David dagegen sehr überlegt und planvoll - stellen bei der Überprüfung von Videoaufnahmen aus einem Pub fest, dass der Mann, der hinter Megan her war, so aussieht wie Milton Sykes, ein Serienkiller, der 13 Frauen ermordet hatte und 1906 gehängt wurde. Die Spuren des aktuellen Falles deuten auf ein Waldgebiet namens "The dead tracks" im Londoner Osten, in dem Sykes sein Unwesen getrieben hatte.
    David ist nicht nur mit dem Fall Megan Carver beschäftigt, sondern er ermittelt außerdem noch im Todesfall des Polizeiinspektors Frank White, der bei einem Einsatz gegen die organisierte Kriminalität erschossen wurde. Diese Untersuchung führt er als Gefälligkeit für Whites Witwe Jill, die er in seiner Selbsthilfegruppe für jung Verwitwete kennengelernt hat. Als sich herauskristallisiert, dass es zwischen beiden Fällen Berührungspunkte gibt, wird der Fall immer mysteriöser...
    Dieser Krimi ist äußerst spannend geschrieben, stellenweise auch ziemlich brutal, jedoch ohne sich an Blutvergießen zum Selbstzweck zu ergötzen. Es steckt durchaus eine nachvollziehbare Logik dahinter, auch wenn der Leser in Bezug auf das Motiv relativ lange im Dunkeln tappt. Die Spannung bleibt durch die immer wieder eintretenden gefährlichen Situationen für Healy und den Protagonisten auf einem durchgehend hohen Niveau, gegen Ende hin gibt es sogar zwei Showdowns. ;-)
    Etwas unglaubwürdig erschienen mir die Tatsache, wie lange die Polizei bestimmte Fakten zu den Vermisstenfällen in einer von Pressehyänen wimmelnden Welt geheimhalten konnte sowie das Verhalten gegenüber den Familien der jungen Frauen. Ebenfalls ist es recht unwahrscheinlich, dass ein so gestörter Mensch so lange unerkannt agieren kann, ohne als abnorm aufzufallen. der Autor hat sich allerdings etwas Gutes einfallen lassen, um dies zu erklären.
    :arrow: Insgesamt ist "The dead tracks", das derzeit noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegt, ein spannender Kriminalroman, den ich den nicht allzu sensiblen Liebhabern des Genres gern empfehle. 8 Punkte



    Da der Debütroman ins Deutsche übersetzt wurde, gehe ich davon aus, dass auch dieser zweite Band demnächst übersetzt wird. Für Februar 2012 ist bereits ein dritter Band "The last exit" angekündigt.


    Edit: Dt. Titel und ISBN ergänzt, damit die deutsche Ausgabe auch über das verzeichnis zu finden ist. LG JaneDoe

  • Tim Weaver: Blutiges Schweigen (Originaltitel: The Dead Tracks)
    ISBN: 9783442472307
    Goldmann Verlag, 512 Seiten, 9.99 €


    Über den Autor:
    Tim Weaver, geboren 1977, ist Journalist und lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in der Nähe von Bath. Nach "Totgesagt" ist "Blutiges Schweigen" sein zweiter Roman mit dem Ermittler David Raker.


    Inhalt:
    Die 17-jährige Megan Carver ist verschwunden, und ihre Eltern bitten David Raker, der sich auf die Suche nach vermissten Kindern spezialisiert hat, um Hilfe. Doch je mehr Raker sich des Falles annimmt, desto bizarrer wird er. Die Geschichte um Megan ist voller Lügen. Zeugen werden ermordet. Die übrigen Informanten hüllen sich in Schweigen. Eine Spur führt Raker an einen Ort mit einer blutigen Vergangenheit. Ist etwa das einstige Revier eines skrupellosen Serienmörders erneut zum Schauplatz eines Verbrechens geworden?


    Rezension:
    Das zweite Buch von Tim Weaver startet mit leisen Tönen, so erlebt man als Leser zunächst einmal jede Menge Ermittlungsarbeit. Zeugen werden befragt, diverse Lokalitäten werden untersucht und jedem noch so kleinen Anhaltspunkt wird nachgegangen. Der Autor lässt sich Zeit. Viel Zeit. Entgegen allen Befürchtungen, die man nun haben könnte, ist dieses etwas gediegenere Fundament allerdings keineswegs spannungsarm oder gar langweilig. Im Gegenteil, der langsame Aufbau der Geschichte ist eine schöne Hommage an die klassische Detektivarbeit.


    Zentraler Schauplatz des Geschehens ist London, doch nicht nur die Stadt selbst steht im Fokus: Auch angrenzende Waldgebiete oder verfallene Industrieanlagen werden in die Handlung eingebunden, wodurch eine stimmige, zuweilen sogar gruselige Atmosphäre entsteht. Wenn David Raker, Hauptprotagonist der Geschichte, sich auf Spurensuche nach Hark's Hill begibt, ist Gänsehaut garantiert. War da gerade ein Wimmern zu hören? Wer verursacht das Knacken der Äste? Und welch unheilvolle Vergangenheit besitzt dieser Ort wirklich?


    Mit der Figur des David Raker hat Tim Weaver einen tiefgründigen Charakter geschaffen. Die Trauer um seine verstorbene Frau versucht Raker mit Arbeit zu kompensieren, doch seine innere Zerrissenheit wird zunehmend zum Problem. Unterstützung erhält Raker von Colm Healy, einem unkonventionellen Polizisten mit ausgewiesener Streitsucht. Dessen vordergründig aggressive Art entpuppt sich als stetige Sorge um seine verschwundene Tochter, ein Fall, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. Raker und Healy versuchen gemeinsam Licht ins Dunkel zu bringen und geraten dabei selbst ins Visier der Polizei, welche mit allen Mitteln ein Geheimnis hüten möchte...


    Leider erweist sich der Autor mit dem großen Umfang seiner Story keinen Gefallen. Im letzten Drittel des Buches zieht er das Geschehen mit eintönigen Verhören und einem gut gemeinten, aber schwach umgesetzten Finale künstlich in die Länge. Die Suche nach dem Motiv des Täters erweist sich als nichtssagendes Geplänkel und beschert der bis dato gelungenen Spannungskurve einen massiven Einbruch. Sicherlich ist David Raker ein guter Ermittler und seine Fähigkeit, Menschen zu "lesen", ist beeindruckend - aber ist er kein Psychologe und noch viel weniger ein Profiler. Infolgedessen wirken die Dialoge zu hölzern und verlieren jegliche Brisanz, das Duell zwischen Raker und dem Täter bleibt zu oberflächlich. Man vermisst hier die subtile Erzählweise, welche den Anfang der Geschichte noch so ausgezeichnet hat.


    Fazit: Trotz der schwachen Schlussphase sollte man diesem Buch eine Chance geben. "Blutiges Schweigen" hebt sich über weite Strecken deutlich vom Einheitsbrei vieler Neuerscheinungen im Thriller-Genre ab und hält zahlreiche spannende Momente für den Leser parat. Auch wenn es noch viel Luft nach oben gibt - wir können auf weitere Werke von Tim Weaver gespannt sein.


    7.5 / 10