Amulet - Roberto Bolano

  • # Taschenbuch: 184 Seiten
    # Verlag: Pan Macmillan (4. Juni 2010)
    # Sprache: Englisch


    Kurzbeschreibung
    September 1968: die Konfrontation zwischen mexikanischer Studentenbewegung und der rechten Regierung eskaliert - bald werden hunderte sterben. Im vierten Stock der Universität versteckt sich eine Frau auf der Damentoilette. Zwölf Tage lang harrt sie allein auf dem Campus aus , und erzählt sich von ihrem Leben unter jungen Dichtern in der Boheme von Mexico City. Dabei werden ihre Erinnerungen immer mehr zu Erfindungen, zu Mythen und schließlich zu finsteren Prophezeiungen.


    Über den Autor
    Roberto Bolaño, geb. 1953 in Santiago de Chile, gestorben 2003, erhielt 1999 den wichtigsten südamerikanischen Literaturpreis 'Rómulo-Gallegos'. Lange Zeit lebte er in Mexiko. 1973, während Pinochets Militärputsch wurde er in Chile verhaftet, saß ein halbes Jahr im Gefängnis und ging danach zurück nach Mexiko und weiter nach Spanien.


    Meine Meinung
    "Amulet" ist das erste Buch von Bolano, das ich auf Englisch gelesen habe - die Zeit, bis es vielleicht irgendwann auf Deutsch erscheinen wird, war mir einfach zu lang.


    "Amulet" ist ein sehr schmales Büchlein, das aber sehr viel enthält. Es wird aus der Sicht der von Auxilio Lacouture erzählt, die sich selbst auch als Mutter der mexikanischen Dichter bezeichnet. Vorgestellt wird Auxilio mit dem Hinweis, dass ihr vier Vorderzähne fehlen - aufgrunddessen spricht sie immer mit der Hand vor ihrem Mund.


    Auxilio ist illegal aus Uruguay nach Mexiko eingewandert und versucht sich dort mit kleineren Jobs an der Universität über Wasser zu halten. Während der Aufstände 1968 in Tlatelolco - bei denen Polizisten auf Studenten losgegangen sind - befindet sie sich auf der Toilette der Universität. Auxilio sitzt dort mit einem Gedichtband, als letzte Frau, die sich noch in diesem Gebäude befindet, während die Gewalt draußen immer stärker eskaliert. Ingesamt hält sie es dort 13 Tage aus, bevor sie endlich gerettet wird - in der Zeit sind die Gedichte, die sie liest, das einzige, was sie aus ihrem Kummer befreit.


    Auxilio ist eine tolle Erzählerin, die trotz ihrer schrecklichen Lage nie den Mut verliert und auch an keiner Stelle weinerlich über ihre Erlebnisse berichtet. Im Mittelpunkt von Bolanos Buch steht vor allem die Frage, wie und inwiefern Auxilio über dieses schreckliche Ereignisse und die dreizehn Tage auf der Toilette hinwegkommt um in ein "normales" Leben zurückzufinden. Eine richtige Antwort auf diese Frage gibt Bolano nicht, auch wenn ich - für mich - herausgelesen habe, dass Auxilio vor allem Literatur und Kunst braucht um sich von ihrer Vergangenheit befreien zu können.


    "Amulet" hat mich vor allem durch seine schöne Sprache überzeugt. Das Buch ist auch auf Englisch leicht lesbar und ich kann es jedem Fan von Roberto Bolano nur empfehlen.


    9 Punkte.