# Gebundene Ausgabe: 219 Seiten
# Verlag: Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1., Auflage (30. Dezember 2010)
# Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Inspiriert durch eine wahre Geschichte erzählt E. L. Doctorow von den Brüdern Homer und Langley, die ihr Haus an der New Yorker Fifth Avenue mit Objekten ihrer Sammelwut voll stellen und nach und nach ihre Verbindungen zur Außenwelt kappen. Die jedoch klopft in Form von Besuchern immer wieder an die Haustür. Mit einem grandiosen Kunstgriff lässt Doctorow die Geschichte der ersten achtzig Jahre des letzten Jahrhunderts Revue passieren: Berührend, witzig und einzig und allein aus der Perspektive der beiden exzentrischen Einsiedler.
Über den Autor
E. L. Doctorow, geb. am 6.1.1931 in New York geboren, hat ein umfangreiches erzählerisches Werk vorgelegt und zahlreiche literarische Auszeichnungen erhalten. Doctorow lebt und arbeitet in New York.
Meine Meinung
E.L. Doctorow erzählt in seinem Roman die wahre Geschichte der Brüder Homer und Langley Collyer, die er jedoch zeitlich neu ansiedelt und im 20. Jahrhundert spielen lässt. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des blinden Homers.
Die Brüder wachsen eigentlich in gutbürgerlichen und schon fast reichen Verhältnissen auf, doch nachdem in kurzer Zeit Homer erblindet, sein Bruder nach traumatischen Erlebnissen wieder aus dem Krieg zurückkehrt und ihre Eltern sterben, verkommen beide Brüder immer mehr in ihrer Villa in der Fifth Avenue. Sie geraten in Streit mit dem Strom- und Wasseranbieter und sitzen irgendwann im Dunkeln und müssen in der Nacht mit einer Milchkanne Wasser aus einem Brunnen holen. Beide Brüder leiden schon fast unter einer Sammelwut, die soweit geht, dass sie irgendwann ein altes Auto in ihrer Villa stehen haben.
Zitat"Trotzdem kann ich nicht recht glauben, dass Langleys Sammelleidenschaft nicht auch etwas ganz Persönliches hat: Er ist krankhaft geizig - seit wir unseren Haushalt selbst führen, macht er sich ständig Sorgen um unsere Finanzen. Geld sparen, Dinge aufheben, den Wert von Gegenständen sehen, die andere weggeworfen haben oder die irgendwann von Nutzen sein könnten - das gehört auch mit dazu."
Mir hat der Roman gut gefallen, vor allem auch durch den Kunstgriff von Doctorow, die Geschichte in das 20. Jahrhundert zu verlegen und damit auch gleichzeitig mit Ereignissen wie dem 2. Weltkrieg zu verknüpfen. Die Brüder, die das Gefühl haben, sich gegen den Rest der Welt stellen zu müssen und dabei immer stärker in der selbstgewählten Isolation untergehen, wird sehr beeindruckend dargestellt.
Beim Lesen ist bei mir dennoch irgendwie nicht der endgültige Funke übergesprungen. Homer erzählt sehr distanziert und ich hatte als Leser immer das Gefühl, nie ganz heran zu kommen, um die Brüder zu verstehen. Der Prozess der Sammelwut geschieht so schleichend und langsam, dass ich das Gefühl hatte, gar nicht mitbekommen zu haben, dass die Brüder plötzlich beinahe erstickten in ihren Gegenständen. Vielleicht hätte mir das Buch besser gefallen, wenn es aus Langleys Perspektive erzählt worden wäre.
Dennoch eine schöne Lektüre und gerade noch 8 Punkte.