==Hamburger Beamte in Farbe==
Hallo lieber Leser, liebe Leserin.
===Einleitung===
Heute möchte ich über ein Buch rezensieren, welches mir freundlicherweise als Rezi-Exemplar vom Autoren zur Verfügung gestellt wurde. Das Buch hat den Titel „Schlafen bei Licht“ und stammt aus der Feder von Wolfgang A. Gogolin
===Buchdaten===
Autor: Wolfgang A. Gogolin
Titel: Schlafen bei Licht
Verlag: Mohland
Erschienen: 01/2011
ISBN-13: 978-3866751453
Seiten: 140
Einband: TB
Kosten: 9,00€
Serie: -
===Autor/in===
Wolfgang A. Gogolin wurde 1957 geboren und arbeitet als Rechtspfleger. Er ist in Hamburg wohnhaft und hat schon fünf Bücher veröffentlicht. Er ist zudem Gründungsmitglied der Literaturgruppe Wortwerk-Hamburg und veranstaltet monatlich die „Spät-Lese“ im Kulturpunkt Basch.
***Weitere Werke***
Beamte und Erotik
Der Puppenkasper
Weibliche Macht – Männliche Ohnmacht
Geist der Venus
===Genehmigter Klappentext===
Das Leben von Torsten Burmester verlief bisher nicht in perfekten, aber doch sehr geordneten Bahnen. Regelmäßig versieht er als Hamburger Beamter seinen Dienst, hat eine kleine Wohnung und eine auf ihre Karriere bedachte Freundin namens Silke. Unvorhergesehenes ist nicht vorgesehen. Als Torsten einen Unfall hat und im Krankenhaus liegt, beginnt sich sein Leben grundlegend zu ändern. Nachdem ihn Silke verlässt, ist er plötzlich Single und denkt neu über sich nach. Unterstützung in dieser Situation erhält er von seinem Freund Mark, der als vermeintlicher Frauenheld und tatsächlicher Autolackierer viele Dinge so ganz anders betrachtet als Torsten. Aber gerade das hilft ihm, nach dramatischen Zwischenfällen seinen eigenen Weg klarer zu sehen und sich vielleicht einer neuen Liebe zu öffnen..
===Meine Meinung===
Bei dem neuen Roman von Wolfgang A. Gogolin fiel mir sofort das schichte Cover auf. Dir grauen Töne wirkten auf den ersten Blick sehr trist. Auf den zweiten Blick ist es jedoch ein gelungenes Kunstwerk. Die Sonne, die durch die grauen Wolken bricht, in Kombination mit der Landschaft passt gut zu dem Titel.
Als Leser wurde ich sofort ins Leben von Torsten Burmester geworfen. Torsten befand sich im Krankenhaus, nachdem er einen Bus geknutscht hat. Mit diesem Unfall verändert sich das sonst so beschauliche Leben von Torsten. Silke, seine langjährige Freundin, verlässt ihn kurzer Hand bei einem Besuch im Krankenhaus. Seine Mutter, die noch die Hemden für ihren Beamten-Sohn wäscht, freut sich. Sein bester Freund hingegen, weiß nur blöde Ratschläge zu geben. Aber einen Ratschlag beherzigt Torsten, er unterhält sich mit der attraktiven Krankenschwester Anja. Schnell wird klar, dass das die richtige Frau für den neugewordenen Single sein könnte. Aber ganz so einfach ist es nicht und erst muss Torsten einige Hürden meistern, um das Herz von Anja endgültig erobern zu können.
Schon auf der ersten Seite fällt der leichte und moderne Stil, den Wolfgang A. Gogolin auch bei seinen vorherigen Werken verwendet hat, auf. Ich wurde als Leser sofort in die Geschehnisse eingebunden und hatte das Gefühl genau zu wissen, worum es geht. Seinen Protagonisten führt der Autor charmant und detailliert ein, sodass ich ihn genau vor meinen Auge sehen konnte. Den gleichen Detailreichtum verwendet er auch bei den anderen Charakteren. Jeder hat besondere Merkmale und wirkt auf seine Art und Weise sympathisch. Selbst die egoistische Silke wurde liebenswert dargestellt. Irgendwo konnte ich ihr Verhalten schließlich verstehen und bewundern. Trotz der liebenswerten Züge von Torsten, fand ich es doch etwas albern, dass ein erwachsener Mann seine Wäsche noch zu seiner Mutter bringt. Irgendwie passt dies aber zu dem Bild, was viele Leser von einem Beamten haben. Geschniegelt, gutes Geld, etwas altbacken, versucht es allen recht zu machen und Familienmensch durch und durch. Auf der anderen Seite versucht der Autor aber immer wieder den Eindruck zu vermitteln, dass Beamte gar nicht so arbeitsscheu sind, wie man oft denkt. In kleine Einblendungen zeigt Wolfgang A. Gogolin Streitthemen am Telefon oder wie die Arbeit im Büro abläuft. Trotzdem schafft es der Autor nicht, mir als Leser dieses typische Bild eines Beamten gänzlich zu nehmen.
Das Beamtentum ist allerdings nur ein netter Nebeneffekt in dieser Geschichte. Hauptsächlich geht es um das Thema Liebe. Er zeigt, wie selbstverständlich manche Männer ihre Partner nehmen und dann, wenn es zu spät ist merken, dass sie gar keine andere Frau wollen. Der Autor deckt auf, wie Männer teilweise über Frauen denken und das kann sogar sehr amüsant sein. Im Grund geht es jedoch darum, dass sich jeder einen richtigen Partner wünscht. Dabei deckt er Fehler auf, die zu einer Trennung, zu unterschiedlichen Lebenswegen oder zu Missverständnissen führen. Ich finde die Umsetzung innerhalb dieser Geschichte sehr gut gelungen.
Es ist alles sehr leicht verständlich. Die Sätze sind bildhaft, werden dessen ungeachtet nicht künstlich in die Länge gezogen. Wolfgang A. Gogolin achtet auf die relevanten Details. Dadurch lässt sich die Geschichte flüssig lesen. Im Grunde ist es keine schwere Kost, trotzdem regt sie zum Nachdenken an. Er beleuchtet das Thema „Beziehungen“ einmal von einer ganz neuen, interessanten Seite.
Besonders gut fand ich die Auflösung des Titels. „Schlafen bei Licht“ ist ein Interesse weckender Titel. Allerdings habe ich mich stets gefragt, in welcher Verbindung er mit der Geschichte steht. Schnell wird klar, dass der Protagonist nur schlafen kann, wenn das Licht angelassen wurde. Die Auflösung warum dies der Fall ist, fand ich traurig, aber gelungen.
Der Schluss der Geschichte war vorhersehbar. Er ist nicht schlecht und lässt viele Frauen hoffen. Auf der anderen Seite lässt dieses Ende auch Raum für eine Fortsetzung. Schließlich möchte man als Leser wissen, ob dies Beziehung unter den gegebenen Voraussetzungen funktionieren kann.
Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen. Sie ist leicht zu lesen, regt aber auch zum Nachdenken an. Sie ist in sich abgeschlossen, lässt aber gleichzeitig Raum für einen Nachfolger. Bei diesem leichten und lockeren Stil, kann man nur hoffen, dass dies passiert. Da ich selbst in Hamburg geboren wurde, war es schön sämtliche Schauplätze im Buch wiedererkennen zu können. Egal ob den kleinen Supermarkt oder ein Restaurant, die Geschichte spielt mitten im Herzen von Hamburg. Nicht nur dieser Aspekt, sondern auch die Wahl der Protagonisten und des Themas machen das Buch authentisch. Aus diesem Grund kann ich die Lektüre empfehlen. Es ist nicht zu lang, nicht zu kurz und einmal angefangen, fesselt es, bis man die letzte Seite gelesen hat. Dafür sorgen die vielen Wendungen und neuen Einflüsse.
Lediglich einen negativen Punkt konnte ich bei diesem Werk feststellen. Sonst kenne ich nur Kurzgeschichten des Autors. Dort gab es logischerweise immer wieder Möglichkeiten zum Pausieren in Form von einer neuen Geschichte. Ich hatte schon damals gesagt, ich möchte unbedingt einmal eine längere Geschichte in Form eines Romanes lesen, einfach um die gesamte Bandbreite seines Könnens einmal lesen zu können. Von dem Punkt hat es sich gelohnt. Allerdings gibt es keine Kapitel. Muss man einmal pausieren, fällt es schwer einen Absatz zu finden, der sich dafür eignet. Immer wieder passiert etwas Neues und man möchte gar nicht aufhören. Das ist im Grunde positiv, aber wer nicht an einem Stück lesen kann, wird dies negativ finden.
===Bewertung===
Authentisch, lebendig und mitten im Herzen von Hamburg. Lustig, traurig, liebenswert und nachdenklich – so würde ich „Schlafen bei Licht“ beschreiben. Für mich ist dieses Werk fünf Sterne wert.
Pro: Stil, Umsetzung, Thema
Contra: Kapitel
Danke fürs Lesen und Bewerten. Freue mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
Eure Sarah
Wer jetzt noch mag, findet hier eine Leseprobe.
===Leseprobe===
http://www.sbl.goxpower.de/leseprobe.htm
... Die Tür sprang auf, Silke stürmte an sein Bett und gestikulierte. „Was ist das denn hier für ein Saftladen? Die Zicke an der Rezeption hat mich ewig warten lassen!“
„Beruhige dich. Ich residiere hier als Privatpatient, da hat nun einmal nicht jeder Zutritt. Aber du, du darfst mich jederzeit gern besuchen.“
„Witzbold!“ Sie warf ihre dünne Jacke auf das von Marks Aktion zerwühlte Nachbarbett, zog sich den Hocker heran und setzte sich. Gut einen Meter von Torsten entfernt. Ohne ihn anzusehen, durchwühlte sie die pinkfarbene Bree-Handtasche. Durch den neuen Haarschnitt wirkte ihr Gesicht offener, aber auch eine Nuance härter als früher. Schließlich fand sie in offenbar bislang unerforschten Tiefen, was sie suchte und reichte Torsten mit lang ausgestrecktem Arm ein Päckchen.
„Dankeschön! Was ist das?“
„Machs auf!“ Sie zeigte auf das Wandposter. „Die Documenta 12 in Kassel, da waren wir doch vor zwei Jahren! Ein toller Urlaub! Hätten wir auch noch das Essen bei Ferran Adrià in Spanien gewonnen, wäre er richtig grandios gewesen!“
„Naja, es war ganz nett.“ Torsten hatte das Päckchen mit Daumen und Zeigefinger ausgewickelt, es enthielt ein Hugo Boss Aftershave. „Danke.“
„Ganz nett? Nur nett? Ich fand es einfach super! Natürlich ist ausgefeilte avantgardistische Kunst mit Anspruch nichts für jedermann.“
„Avantgardistisch? Ich halte solche Werke wie die ausgestopfte Giraffe auf dem Fußboden einfach nur für billige Effekthascherei.“