==Fremdgehen, was es wirklich bedeutet==
Hallo lieber Leser, liebe Leserin.
===Einleitung===
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Haymon Verlag als Lese-Exemplar zur Verfügung gestellt. Nun möchte ich euch das Buch einmal vorstellen
===Buchdaten===
Autor: Joseph Zoderer
Titel: Die Farben der Grausamkeit
Verlag: Haymon Verlag
Erschienen: 02.2011
ISBN-13: 9783852186849
Seiten: 336
Einband: HC
Kosten: 19,90€
Serie: -
===Autor/in===
Joseph Zoderer, geboren 1935 in Meran, aufgewachsen in Graz, lebt heute als freier Autor in Südtirol. Internationale Literaturpreise wie Premio Catullo 1986, F. Theodor Czokor-Preis 1987, Ehrengabe der Weimarer Schillerstiftung 2001 und Hermann Lenz-Preis 2003. Zoderer ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und 2005 den Walther von der Vogelweide-Preis.
***Weitere Werke***
Das Glück beim Händewaschen
Liebe auf den Kopf gestellt
Der Himmel über Meran
Der Schmerz der Gewöhnung
Die Walsche
===Klappentext===
Richard will sich von der Liebe seines Lebens befreien, von der Obsession einer Leidenschaft, die ihn immer noch an Ursula fesselt, seine einstige Geliebte, die ihn verlassen hat. Um sein Familienglück zu retten, kauft er ein Bauernhaus am Berg. Die Umgestaltung des neuen Heimes soll ihn ablenken, erlösen von der Sehnsucht nach Ursula, soll ihn zurückführen zu seiner Frau Selma, die er immer noch liebt, und zu ihren beiden Söhnen.
Richard pendelt zwischen zwei Welten, zwischen Idyll und schmerzender Erinnerung, zwischen der Einsamkeit des Bergdorfs und der Betriebsamkeit der Stadt. Doch dann macht er einen Karrieresprung und wird als Auslandskorrespondent ins Berlin des Jahres 1989 geschickt. Inmitten der weltpolitischen Umwälzungen begegnet er dort ein zweites Mal Ursula und muss sich entscheiden ...
Mit atmosphärischer Dichte und poetischer Klarheit erzählt Joseph Zoderer in seinem neuen Roman eine Geschichte von den Möglichkeiten der Liebe und den Wunden, die sie schlägt, von der Sehnsucht, mehr als ein Leben zu haben, und vom Weg eines Mannes zu sich selbst.
===Meine Meinung===
Richard ist verheiratet, Vater zweier Söhne und stolzer Besitzer eines Bauernhauses in einer atemberaubenden Bergkulisse. Doch diese idyllische Kulisse wird von quälenden Schmerzen getrübt. Schmerzen, die den Namen Ursula tragen. Viele traumhafte Stunden liegen hinter ihm und Ursula bis ihn seine Geliebte verlässt. Das Bauernhaus soll ihn ablenken und ihn zu seiner Familie zurückführen. Schließlich liebt er auch seine Frau. Als ihn seine Tätigkeit als Auslandskorrespondent ins geteilte Berlin 1989 führt, trifft er erneut auf Ursula.
Genau diese Situation spiegelt sich im Cover wieder. Ein Sandstrand mit einer Fußspur und Beinen, die den unberührten Sand mit Spuren versorgen. Für mich stellt dies perfekt die Gefühlswelt von Richard dar. Genauso passend ist der Titel. Grausam ist die Situation und sie wird von den unterschiedlichsten Seiten beleuchtet. Zum einen ist die Grausamkeit, wie der Mann leiden muss. Zum anderen ist die Grausamkeit, wie er die Frauen dabei behandelt.
Die Thematik ist sehr interessant. Bücher aus der Sichtweise von betrogenen Partnern gibt es genüge. Joseph Zoderer hat sich mit der anderen Seite, einer solche Affäre beschäftigt. Gefühlvoll, poetisch und trotzdem lebendig wurde ich in die Welt von Richard geführt. Glaubwürdig, authentisch und bildhaft beginnt er seine Geschichte zu erzählen. Zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Trauer durch den Verlust seiner Geliebten, versucht er den Weg zurück zu sich selbst und der Familie zu finden. Immer wieder tauchen neue Fragen auf. Wer ist Ursula, wie lange kennt er sie schon, wie konnte es dazu kommen? Mit diesen Fragen befasst sich Joseph Zoderer in immer neuen Rückblenden. Ich durfte als Leser von kleinen Abenteuern, Reisen oder Besuchen im Restaurant ein Bild vom gesamten Umfang machen. Zwar musste ich mir jedes neue Teil, wie ein Puzzle in die richtige Reihenfolge setzen, aber nach und nach wurde die gesamte Dramatik deutlich.
Trotz des Vertrauensbruch sind gewisse Sympathien für den Protagonisten vorhanden. Schließlich gelingt es dem Autor die Emotionen so authentisch zu vermitteln, als wäre ich selbst in dieser Situation.
Der Autor verwendet einen kurzen, knackigen Stil, der auf eine direkte wörtliche Rede verzichtet. Seine Wortwahl ist leicht, aber jedes Wort trifft genau ins Herz und hallt poetisch nach. Es ist dadurch leicht zu lesen, aber die Worte hinterlassen eine Menge zum Nachdenken.
Das Besondere an dieser Geschichte ist der Schauplatz vor dem geteilten Berlin 1989. So wie Deutschland damals noch in zwei Länder geteilt war, so ist auch die Situation von Richard. Zwei Frauen, ein Mann und eine Vereinigung. Seine Rückkehr zu seiner Ehefrau, erinnerte mich während des Lesens immer wieder an die Wiedervereinigung von Deutschland.
Am Anfang ist die Umsetzung gewöhnungsbedürftig. Die Sprünge und der poetische Stil sind nicht alltäglich. Dies macht das Buch jedoch zu etwas Besonderem. Während des Lesens wurde ich so in die Handlung einbezogen, dass ich gar nicht merkte, wie schnell ich zum Schluss der Lektüre kam. Dieser Schluss zeigt das ganze Können von Joseph Zoderer. Logisch, alle restlichen Fragen klärend und es wird jeden Leser bewegen. Es ist ein schönes, aber irgendwie auch trauriges Ende. In meinen Augen ein krönender Abschluss für dieses Buch.
Joseph Zoderer achtet bei seiner Geschichte darauf, dass der Leser genügend Pausen hat, um den Inhalt verdauen zu können. Schließlich ist der eigentliche Betrug seiner Frau gegenüber schon schockierend. Dies darf man gegenüber der Trauer nie gänzlich vergessen. Daher empfinde ich es als ein gelungener Aufbau, dass der Autor sein Werk in viele einzelne Kapitel unterteilt. Dadurch kann man ideal pausieren und noch darüber nachdenken.
Wer auf der Suche nach einem Buch ist, welches das Herz berührt und dabei keine triviale Kost lesen möchte, der wird mit „ Die Farben der Grausamkeit“ genau richtig liegen.
===Bewertung===
Ein Buch, welches mitten ins Herz geht und zum Nachdenken anregt, obwohl es trotzdem traurig und schockierend ist. „Die Farben der Grausamkeit“ ist poetisch, fesselnd und setzt sich im Gedächtnis fest. Für mich fünf Sterne.
Pro: Stil, Aufbau
Contra:
Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.
Eure Sarah