Das große Haus - Nicole Krauss

  • # Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    # Verlag: Rowohlt (15. Januar 2011)
    # Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Der neue Roman der Autorin von «Die Geschichte der Liebe»: 25 Jahre lang arbeitet eine Schriftstellerin aus New York an einem Schreibtisch, den sie von einem in den Folterkellern Pinochets gestorbenen Chilenen geschenkt bekam. Eines Tages kommt ein junges Mädchen, das behauptet, die Tochter des Chilenen zu sein, und holt ihn ab. Von da an klappt nichts mehr im Leben der Schriftstellerin. Sie macht sich auf, das Möbel zu suchen, und trifft im fernen Israel auf einen Mann, der das Arbeitszimmer seines von den Nazis umgebrachten Onkels rekonstruiert ...


    Über den Autor
    Nicole Krauss, geboren 1974 in New York, studierte Literatur in Stanford und Oxford sowie Kunstgeschichte in London. Sie begann, Gedichte zu schreiben, und debütierte 2002 mit "Kommt ein Mann ins Zimmer" als Romanautorin. Mit ihrem zweiten Roman „Die Geschichte der Liebe“ gelang ihr ein grandioser internationaler Erfolg. Er wurde in 35 Sprachen übersetzt und u.a. mit dem Prix du Meilleur Livre Étranger ausgezeichnet. Krauss ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Brooklyn.


    Meine Meinung
    Ich habe von Nicole Krauss schon "Kommt ein Mann ins Zimmer" und "Die Geschichte der Liebe" gelesen, die mich beide begeistert und für eine sehr lange Zeit nachhaltig beeindruckt haben - ich hatte hohe Erwartungen an "Das große Haus" und wollte sehr gerne, dass es mir auch gefällt. Leider hat es mich aber dann doch ziemlich enttäuscht.


    Der Roman besteht aus vier unterschiedlichen Handlungssträngen, die in acht von einander getrennten Abschnitten erzählt werden. Verbunden werden die Handlungsstränge mit einem alten Schreibtisch. Nadja, eine mehr oder weniger erfolgreiche Schriftstellerin, bekommt diesen Schreibtisch von dem jungen chilenischen Dichter Daniel Varsky geschenkt und davon ausgehend, entspinnt Krauss unterschiedliche Handlungsstränge, die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart einschließen.


    Mich hat der Aufbau des Romans weder überzeugen, noch begeistern können. Nach dem Abschnitt über Nadja, den ich noch sehr gerne gelesen habe, springt die Geschichte dann plötzlich nach Israel und spielt danach bei einem Ehepaar in London weiter - wenn ich nichts durcheinander gebracht habe. Einzelne Abschnitte haben mir immer mal wieder gefallen, manche Passgen haben mich auch sehr berührt und mich an die ersten Bücher von Nicole Krauss erinnert, aber insgesamt, ist mir das dann doch einfach zu wenig.


    Die Abschnitte werden aus der Ich-Erzähler-Perspektive erzählt; bis auf wenige Ausnahme ist zwischen mir als Leser und den Figuren aber keine Nähe entstanden. Durch die Perspektivwechsel und die vielen Handlungsstränge, die alle verbindungslos nebeneinander platziert werden, wurde ich vor allem verwirrt. Verwirrung ist ein Wort, dass den Zustand, den ich beim Erreichen des Endes gefühlt habe, wohl am besten beschreibt.


    "Das große Haus" ist für mich eine große Enttäuschung gewesen, das einzige positive an dem Buch waren für mich die Sprache und einzelne bewegende Abschnitte. Im Endeffekt ist Nicole Krauss aber meiner Meinung nach weit davon entfernt, mit diesem Buch an alte Erfolge anzuknüpfen. Leider.


    5 Punkte.

  • buzzaldrin


    Ich lese immer noch und kann Dir bis jetzt in vielen Teilen zustimmen. Die Sprache selbst gefällt mir zum größten Teil wieder sehr, aber die immer wechselnden Perspektiven verwirren mich schon sehr. Im Gegensatz zu Dir gefiel mir der Teil mit der Schriftstellerin nicht so sehr, sondern bis jetzt eher die Geschichte in Israel. Habe aber gerade erst die Geschichte des Ehepaares in London begonnen. Werde weiter berichten.

  • Ich freue mich, dass du bisher meine Eindrücke - zumindest in Ansätzen - teilen kannst. Die Geschichte in Israel hat mir auch gut gefallen. Was mich - glaube ich - vor allem gestört hat, dass mir bei allen Teilen die Verbindung gefehlt. Die Geschichte in Israel wird wirklich nett erzählt, aber ich verstehe einfach nicht den Zweck, den sie erfüllt.

  • So, ich habe das Buch nun beendet und weiß nicht, wie ich es beurteilen soll. Wie schon gesagt, die Sprache war wieder wunderbar. Auch einige Geschichten/Episoden haben mir sehr gut gefallen, aber irgendetwas fehlt. Wie buzzaldrin schon sagt, der Zusammenhang ist bei einigen Geschichten überhaupt nicht zu erkennen.
    Insgesamt ziemlich unbefriedigend. Es ist wirklich sehr schade, aber es kommt nicht im entferntesten an "Die Geschichte der Liebe" heran.

  • Zitat

    Original von vorleser
    Insgesamt ziemlich unbefriedigend. Es ist wirklich sehr schade, aber es kommt nicht im entferntesten an "Die Geschichte der Liebe" heran.


    Ja, unbefriedigend trifft es eigentlich sehr gut. Ich hatte mich sehr lange darauf gefreut, ein neues Buch von Nicole Krauss zu lesen, aber auch wenn ich mich sehr bemüht habe, es zu mögen, bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig, als doch sehr enttäuscht zu sein.

  • Vielen Dank buzz und vorleser für eure Meinungen. Ich würde mal sagen Geld und Lesezeit gespart :wave

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Titel: Das grosse Haus
    OT: Great House
    Autorin: Nicole Krauss
    Übersetzt aus dem Englischen von: Grete Osterwald
    Verlag: Rowohl
    Erschienen als TB: Juli 2012
    Seitenzahl: 374
    ISBN-10: 3499257262
    ISBN-13: 978-3499257261
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    25 Jahre lang arbeitet die New Yorker Schriftstellerin Nadia an einem Schreibtisch, den sie von einem in den Folterkellern Pinochets gestorbenen Chilenen geschenkt bekam. Eines Tages kommt ein junges Mädchen, das behauptet, die Tochter des Chilenen zu sein, und holt ihn ab. Von da an klappt nichts mehr in Nadias Leben. Sie macht sich auf, das Möbel zu suchen, und trifft im fernen Israel auf einen Mann, der das Arbeitszimmer seines von den Nazis umgebrachten Onkels rekonstruiert.


    Die Autorin:
    Nicole Krauss wurde 1974 in New York, USA, geboren. Sie studierte Englische Literatur in Stanford und Oxford. "Die Geschichte der Liebe" ist ihr zweiter Roman nach "Man Walks Into a Room" und einigen Lyrikveröffentlichungen. Sie ist mit Jonathan Safran Foer verheiratet und lebt in New York.


    Meine Meinung:
    Ein ruhiges, ein intensives Buch. Ein Roman für den der Begriff „Vielschichtigkeit“ sehr passend erscheint. Mansollte aber nicht den Fehler machen und die Beschreibung „ruhig“ mit einschläfernd asoziieren. Nein, ganz im Gegenteil. Die Beschreibung „ruhig“ macht deutlich, dass die Autor sich Zeit lässt, dass sie nicht durch die Handlung hetzt und das man als Leser insofern nicht befürchten muss, die Geschichte würde sich allenfalls nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche bewegen. Dieses Buch lebt durch seine erzählerische Intensität, es lebt durch seine Protagonisten, die authentisch beschrieben werden und deren Handlungen, deren Denken dadurch eben auch sehr authentisch wirken. Als Leser dringt man tief in das Denken der handelnden Personen ein, muss sich mit ihren Gefühlen, ihrem Schmerz und ihren Handlungen auseinandersetzen.
    Die Sprache der Autorin ist zurückhaltend, manchmal geradezu nüchtern – dabei aber immer unpathetisch; wenn es so etwas wie eine poetische Nüchternheit gibt, dann würde das vielleicht das sprachliche Können der Autorin am passendsten beschreiben.
    Die Geschichte ist nicht rückwärtsgewandt, auch wenn vieles in der Vergangenheit spielt. Aber auch diese Sequenzen des Romans wenden sich an die Zukunft, an das Kommende. Sie erklären, sie werten aber nicht. Die Autorin ergreift nicht Partei, verhehlt aber auch nicht ihre Sympathien.
    Ein sehr lesenswertes Buch, eine Geschichte ohne Groll erzählt, eher findet man in diesem Roman eine leise, melancholische Grundstimmung, eine Geschiche die auf ihre Art vielleicht sogar teilweise banal ist – aber es sind gerade die banalen Ereignisse, die zu etwas Großen und Ganzen werden. Eine Geschichte die nicht der Hoffnungslosigkeit das Wort redet, die aber auch die Trauer nicht vergisst. 8 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin traurig und enttäuscht und sauer. Auf mich. Ich hab nämlich nicht richtig geschaut und nur Voltaires Rezension gelesen. Da dachte ich: Mensch, das ist ein Buch für mich. Das muss ich haben, SUB hin oder her.
    Eben habe ich auf S. 176 oder so abgebrochen.
    Ja, die Geschichte als solche ist sicher gut, jedenfalls dem Klappentext nach. Und auch mir haben wie oben Buzz einige Abschnitte gefallen und manche Passagen mich berührt, aber ich kriege da keinen Zusammenhang rein. Nadia redet offenbar mit einem Richter ("Euer Ehren"), irgendwann ist auch mal ein Sohn einer Person da, Ersterer ist ebenfalls Richter. Sind die identisch? Und dann war da Leah, die Tochter von Schreibtisch-Daniel. Dann gibt es aber noch eine Leah, mit einem Bruder, die aber irgendwie gar nicht zu Leah 1 passen will.
    Zusätzlich irritierte es mich, dass wörtliche Rede nicht in Gänsefüßchen steht.
    Vermutlich bin ich nicht intellektuell und geduldig genug für dieses Buch, wahrscheinlich entgeht mir etwas. Aber ich kriege da nix gebacken.
    2 Punkte

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)