Hanser
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Erschienen im Februar 2011
Kurzbeschreibung:
Wenn einer nicht mehr denken kann wie früher, was ist das für ein Leben? Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.
Über den Autor:
Arno Geiger, 1968 in Bregenz geboren, lebt in Wien. Bei Hanser erschienen die Romane: Kleine Schule des Karusselfahrens (1997), Irrlichterloh (1999), Schöne Freunde (2002), Es geht uns gut (2005), Erzählband Anna nicht vergessen (2007) und zuletzt der Roman Alles über Sally (2010). Für sein Werk erhielt er unter anderem den Friedrich Hölderlin-Förderpreis (2005), den Deutschen Buchpreis (2005) und den Johann Peter Hebel-Preis (2008).
Meine Meinung:
Arno Geiger schreibt in seinem Buch über die Demenzerkrankung seines Vaters. Das war bis vor einigen Jahren noch ein Tabuthema, heute in Literatur und Film fast ein beliebtes Modethema.
Doch die Frage, ob man so etwas schreiben darf oder nicht, erübrigt sich schon nach wenigen Seiten. Arno Geiger geht behutsam und ehrlich vor und reduziert seinen Vater nicht auf die Erkrankung, die doch dafür sorgt, dass mit den Erinnerungen auch die Persönlichkeit schwindet.
Der Autor wirft auch einen Blick in die Jugend seines Vaters auf einem österreichischen Bauernhof, die Kriegsjahre und die Zeit danach. Dadurch portraitiert er seinen Vater, dessen Eigenschaften und Werte.
Zwischen den Kapiteln fügt er auf geschickte Art kurze Interviewpassagen aus Gesprächen mit seinem Vater ein.
Die Pflege ist für die Familienangehörigen eine Belastung, aber sie verteilen sie untereinander so gut es geht. Irgendwann geht es aber nicht mehr. Als der Vater sich auch daheim nicht mehr zuhause fühlt, zieht er um in ein Pflegeheim.
Dann erzählt Arno Geiger von der Nähe, die zwischen ihm und seine Vater im Alter wieder entstanden ist.
Dem Stil fehlt zum Glück jegliche Larmoyanz, bei aller Genauigkeit über die Krankheit steht doch die Sympathie zum Vater und sogar Bewunderung im Vordergrund.
Wäre dieses Buch ein Bericht eines Autoren, der kein Schriftsteller ist, hätte es mich nicht erreicht. Nur durch die gekonnte literarische Verarbeitung ist das Buch gelungen und wird zu einem der Besten von Arno Geiger.
Durch seine Art zu schreiben, ist „Der alte König in seinem Exil“ trotz des Themas Krankheit kein trauriges Buch geworden.