"Die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte" Sylvia Krauss-Meyl

  • Ich bin kein genereller Biografienleser. Auf dieses Buch wurde ich aufmerksam, weil mich die Figur, derer es sich annimmt, seit Monaten brennend interessiert: Maria Aurora, Gräfin von Königsmarck.


    Ich hab das Buch innerhalb eines Tages weggelesen. Ob das am Schreibstil der Autorin lag, kann ich gar nicht beurteilen - mich hat einfach die Gräfin völlig eingenommen. Ich hab ja mittlerweile vieles über sie gelesen, Kurzbiografien im Internet, Sargon Youkhanas "Affäre Königsmarck" und hab mich sogar durch schwedischsprachige Romanbiografien gequält, obwohl ich gar kein Schwedisch kann (irgendwie geht es immer ...)


    Der hier vorliegende Band ist wie eine Zusammenfassung des Lebens der Gräfin aus all den anderen Quellen. Und mitreißend daran ist dieses Leben selbst - und die Art und Weise, wie es durch Briefe und Gedichte aus der Feder der Gräfin illustriert wird. Die lebte von 1662 bis 1728, war einmal richtig verliebt und niemals verheiratet, hatte eine kurze Affäre mit August dem Starken und war die Mutter des berühmten Maurice de Saxe, Marechal General de France", und hat trotzdem in ihrer zweiten Lebenshälfte ein "Jungfrauenstift" regiert. Ihre große Liebe wurde später zu einer ihrer größten Ängste, weil er praktisch ein "Stalker" wurde, sie war Pröbstin eines Damenstifts und starb mit einem "Vermögen" von 52 Talern und Unmengen von Schulden, ganz Europa lag ihr zu Füßen doch der schwedische König ritt sie beinah über den Haufen ...


    Sie stand für das Recht auf Gefühle, für das Recht der Frau auf Selbstbestimmung, sie war eine Emanze, die Männer bewunderte und von Männern bewundert wurde. Sie passte nie in ihre Zeit und war doch ein Kind ihrer Zeit. Sie starb, ohne je erfahren zu haben, was aus ihrem jüngeren Bruder, dem Liebhaber der Kurprinzessin von Hannover, geworden war. Sie war die Urgroßmutter der französischen Schriftstellerin George Sand. Ihr Leichnam in der Fürstengruft des Damenstiftes war auch 200 Jahre nach ihrem Tod bei Sakrophagöffnung noch immer nicht verwest. Wahrscheinlich KÖNNTE man sie noch heute dort sehen - aber die regelmäßigen Führungen in der Gruft, die im 19. Jahrhundert stattfanden, um die schöne Aurora zu sehen, gehören der Vergangenheit an - zum Glück.


    Soll sie endlich in Frieden ruhen.


    Lese-Empfehlung von mir.