Das Lied der Banshee - Janika Nowak

  • Inhalt:
    Nachdem sie von vier finsteren Schlägertypen überfallen wurde, passieren in Aileen Leben seltsame Dinge. Nicht nur, dass sie die Schläger bewusstlos geschrien und Fensterscheiben platzen lassen hat, jetzt wird sie auch noch von Monstervögeln angegriffen. Und jedes Mal, wenn sie in Gefahr ist, taucht ein mysteriöser Mann auf, der Aileen schließlich ihre wahre Identität offenbart: sie ist eine Banshee, eine irische Todesfee. Die letzte ihrer Art, und irgendjemand trachtet ihr zweifelsfrei nach dem Leben. Gemeinsam mit anderen Wesen, die sie bisher ebenfalls für Märchengestalten gehalten hat, nimmt Aileen den Kampf auf, bei dem es nicht nur um ihr Leben geht.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist ein Märchen vom Feinsten, verpackt in eine moderne Geschichte. In Janika Nowaks „Das Lied der Banshee“ tummelt sich alles, was in der Welt der Fabelwesen Rang und Namen hat. Von irischen Todesfeen, Banshee genannt, über Sirenen, Harpyien, Wassermänner, japanische Oni die auf Drachen fliegen und Gargoyls bis hin zu Guhlen und Nymphen, sie alle trifft man während Aileens Abenteuer. Diese Vielzahl an Fabelwesen mag einem übertrieben vorkommen, aber Janika Nowak gelingt es, sie alle in ihrer Geschichte unterzubringen, ohne dass diese überladen oder undurchsichtig wird. Ganz im Gegenteil, erst durch die große Bandbreite an Märchenfiguren wird die Geschichte in sich stimmig. Jeder hat seinen Platz und seine Rolle, so dass der Leser keinerlei Probleme hat, die vielen verschiedenen Wesen und ihren Beitrag zur Handlung auseinanderzuhalten.


    Die Autorin lässt auch viele interessante Informationen über die Sagengestalten in ihre Geschichte einfließen. Man merkt, dass sie sich mit diesem Thema auskennt und bei der Entwicklung ihrer Figuren keine Mühen gescheut hat. Allerdings muss ich sagen, dass mir bei den Hauptcharakteren, speziell bei Aileen und Thomas, ein wenig die Tiefe gefehlt hat. Vielleicht hätte es ein wenig ihrer Vorgeschichte bedurft, um ihre Beziehung zueinander zu verstehen und nachvollziehen zu können, warum sie sich in manchen Situationen ziemlich merkwürdig verhalten. Die Entwicklung ihrer Beziehung ist schlüssig, aber am Anfang ist es mir schwer gefallen, ihr Verhalten zu verstehen.
    Aileen ist für mich auch keine Figur, in die ich mich sonderlich gut hineinversetzen kann. Sie blieb mir das ganze Buch über irgendwie fremd.


    Zusätzlich zu Stimmigkeit und vielen interessanten Informationen über europäische und asiatische Sagen mangelt es der Geschichte auch nicht an Spannung. Meistens hält es Aileen und ihre Verbündeten nicht lange an einem Ort. Sie sind permanent auf Achse und stolpern von einem Abenteuer in das nächste, so dass unmöglich Langeweile aufkommen kann. Auch hält die Autorin sich nicht mit langatmigen Beschreibungen von Nichtigkeiten auf. Zwar erzählt sie durchaus so, dass es dem Leser leicht fällt, die Bilder vor seinem inneren Auge aufkommen zu lassen, aber selten wird auch nur ein Wort zuviel gemacht. Dadurch wird Janika Nowaks Schreibstil sehr erfrischend und angenehm zu lesen.


    Doch nicht nur die Geschichte hat mich begeistert, sondern auch die wundervollen Illustrationen, die dieses Buch zieren. Illustratorin Nina Nowacki hat großartige Arbeit geleistet. Die Zeichnungen sind eine wahre Augenweide und werten dieses Buch nochmals um ein Vielfaches auf.


    Ich kann jedem, der Märchen und Sagen mag und ein bisschen was für fantastische Literatur übrig hat, „Das Lied der Banshee“ nur ans Herz legen. Es ist ein wirklich wundervolles Buch!

  • Kreischende Sägen und schwere Holzplatten sind eigentlich Aileens Element. Das siebzehnjährige Mädchen lebt in Berlin und macht eine Ausbildung in einer Schreinerei. Ihr normales Leben gerät aber an dem Tag völlig aus den Fugen, an dem sie mit ihrem Schwarm und Arbeitskollegen ein Konzert besucht, denn auf dem Rückweg wird sie von mehreren Schlägern angegriffen.
    Dass sie den vier bulligen Männern gerade noch entkommen kann, weiß sie sich selbst nicht zu erklären bis plötzlich ein Mann in ihrem Apartment steht und ihr eröffnet, dass sie die wohlmöglich letzte Banshee auf der Erde ist. Und, dass ihr irgendjemand nach dem Leben trachtet.
    Plötzlich findet sich Aileen in einer Welt wieder, in der nicht nur Menschen leben, sondern auch Götterkinder und allerhand Wesen, die für sie vorher in das Reich der Fabeln und Märchen gehörten. Zu allem Überfluss muss sie schnell lernen ihre neuen Fähigkeiten zu kontrollieren, denn unter den Götterkindern braut sich ein Krieg zusammen, der für alle Beteiligten den Tod bedeuten kann…


    Das orange leuchtende Cover zieht sofort alle Blicke auf sich. So stolperte auch ich in der Buchhandlung über „Das Lied der Banshee“. Eine Fantasy-Geschichte aus deutscher Feder – beinahe eine Seltenheit!
    Glücklicherweise konnte das Buch fast vollkommen überzeugen und hat Spaß gemacht gelesen zu werden.


    Aileen selber ist ein sehr sympathischer Charakter. Sie ist sehr vorlaut und frech, reißt manchmal den Mund auf bevor sie nachdenkt und gibt gerne zu allem sarkastische Kommentare ab. Das und die Tatsache, dass sie keinesfalls übermäßig mädchenhaft wirkt, geben ihr eine besondere Note. Allein schon die Tatsache, dass sie eine Schreiner-Lehre macht und nicht ständig über Klamotten und Make-Up sinniert, vermitteln ein bodenständiges Bild von ihr.
    So verfolgt der Leser ihre Entwicklung hin zu einer vollwertigen Banshee mit Spannung und kann immer wieder darüber schmunzeln, welche Gedanken ihr durch den Kopf (und aus dem Mund) gehen.


    Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die wichtigsten Nebencharaktere, allen voran das „Trio Infernale“: Macius, Aiko und Pheme, welche ebenso wie Aileen zu den Götterkindern gehören aber keineswegs Banshees sind. Lustigerweise habe ich mir Macius zu Beginn der Geschichte als einen älteren Mann vorgestellt (immerhin ist er an die tausend Jahre alt…), aber letztendlich stellte sich heraus, dass er noch recht jung aussieht. Auch Pheme, die anfangs eher ruppig und unsympathisch erscheint, kann den Leser auf Dauer überraschen und für sich einnehmen. Auf diese Weise gelingt es der Autorin ihre Protagonisten lebendig und greifbar wirken zu lassen. Mehr als einmal hatte ich beim Lesen wortwörtlich ein Bild vor Augen, das deutlich macht, dass man es hier nicht nur mit Romanfiguren, sondern mit „richtigen“ Charakteren zu tun hat. Etwas schade war, dass Macius letztendlich etwas kurz gekommen ist in „Das Lied der Banshee“, aber da alle Protagonisten sich stetig entwickelt haben und immer wieder für Überraschungen gut sind, hoffe ich darauf, vielleicht in einer Fortsetzung noch mehr über die während der Lektüre lieb gewonnenen Götterkinder zu erfahren.


    Die Geschichte selber ist ebenfalls für mich etwas ganz Neues gewesen. Es kommen allerhand bekannte Gestalten wie Vampire (nun ja, Lamien), Gargoyles, Dämonen, Nymphen und Harpyien vor, doch erzählt Janika Nowak ihre Geschichte auf ganz ungewöhnliche und neue Art, sodass man sich nicht in Klischees und altbekannten Handlungssträngen wieder findet. Besonders interessant und mitreißen fand ich persönlich die Idee, dass alle diese Wesen die Kinder der vier Götter sind, welche aus der Verbindung mit Menschen hervorgingen. Die Götter sind mittlerweile nicht mehr auf der Erde anzutreffen, doch ihre Kinder führen parallel zu den Menschen (und manchmal auch mitten unter ihnen) ein magisches Leben. Zwischen Göttern und Götterkindern sind nur noch die so genannten Wächter geschaltet – Kinder der Götter, die aus Verbindungen mit anderen Göttern entstanden. Das hierarchische System wird glaubhaft und logisch erklärt, sodass es Spaß macht in diese unbekannten Gefilde ab- und neue Welt einzutauchen.
    Gestört haben mich hier höchstens Kleinigkeiten, die eigentlich keine große Erwähnung wert sind – wie zum Beispiel eine Fehde unter zwei Gruppen von Götterkindern, die doch etwas abrupt und sehr einfach beigelegt wird.


    Die insgesamt schlüssige und spannende Geschichte wird durch Janika Nowaks Schreibstil unterstützt. Viele flapsige Kommentare von Aileen lockern brenzlige Situationen gekonnt auf und ihre ungefilterten Gedankengänge sind bisweilen kleine Highlights. Allerdings muss ich sagen, dass ab und zu offensichtlich wird, dass sich dieses Buch an ein etwas jugendlicheres Publikum wendet. Die Sprache ist (bis auf einige französische Schimpfwörter – danke dafür, endlich habe ich mal etwas Sinnvolles in der Sprache gelernt!) recht einfach gehalten und wirkt leider manchmal etwas kindisch. Als Beispiel: „Hä, seit wann wusste er denn darüber Bescheid?“ (S. 386) und „Och nö.“ (S. 33). Ebenso verfällt Aileen gerne in „Schwärmereiattacken“ – aber im Großen und Ganzen kann man auch als etwas ältere Leserin mit diesem Schreibstil gut zurechtkommen und stört sich, dank der tollen Geschichte, nicht wirklich daran.
    Beinahe lustig waren hingegen einige Rechtschriebfehler, die bei der Korrektur wohl durchs Raster gefallen sind. So wurden aus „Nachbarn“ schon mal die „Nachtbarn“ und anstatt auf der „Haut“, hat Macius ein Tattoo auf seinem „Haus“ (S.372).


    Ganz besonders erwähnenswert finde ich zum Schluss nur noch die wirklich wunderschönen Illustrationen, die das Buch begleiten. Mal nur als kleine Verzierungen am Beginn eines neuen Kapitels und mal über eine ganze Seite bilden sie ein weiteres Highlight, das die Lektüre zu etwas Besonderem macht.


    Zwar ist „Das Lied der Banshee“ eine in sich abgeschlossene Geschichte, die eigentlich keiner Fortsetzung bedarf, doch wie ich erst letztens gelesen habe, arbeitet Janika Nowak wohl schon an einer. Da die Charaktere noch viel Spielraum für weitere Entwicklungen und eine neue spannende Handlung bieten, lasse ich mich da gerne erneut positiv überraschen und warte gebannt darauf, ob man bald mehr dazu erfahren wird.


    4/5 Sternen

  • Inhalt: Aileen ist eigentlich eine ganz normale 17jährige. Bis sie auf dem Heimweg nach einem Konzert von unheimlichen Kerlen überfallen wird und diese mit einem Schrei schachmatt setzt. Kurz darauf wird sie von Harpyien angegriffen. Moment einmal, die gibt es wirklich? Aileen erfährt das sie eine Banshee ist, vermutlich die letzte. Mit Unterstützung eines Wassermanns, einer Sirene, einer Oni und ihrem menschlichen Freund Thomas flieht sie aus ihrer Heimat Berlin zum Zuhause des Wassermanns um in Sicherheit ihre Fähigkeiten zu erlernen. Doch auch das ist nur der Anfang einer weiteren Reise, denn die Kinder der Göttin Nyx setzen alles daran die anderen „Götterkinder“ zu vernichten.


    Meine Meinung: Eigentlich hatte die Inhaltsbeschreibung zunächst sehr interessant geklungen. Mit Banshees habe ich mich bisher nie wirklich beschäftigt, aber ich hatte nichts dagegen mal einen Roman zu lesen der sich näher mit diesen beschäftigt. Doch leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen. Zwar war Aileen, die Banshee, die Hauptfigur und Ich-Erzählerin, dennoch hatte ich das Gefühl das auf ihr und ihren Banshee-Fähigkeiten eigentlich gar nicht der Fokus lag. Ihr Todesfee-Dasein schien hauptsächlich für einen mystischen Touch und ein paar praktische Superkräfte gut zu sein, aber nicht mehr.


    Und anstatt sich ein mythisches Wesen zu nehmen und näher zu beleuchten hat sich die Autorin leider entschieden ganz viele verschiedene Wesen (Nymphen, Nixen, Gargoyles, Lamien etc.) einzubringen. Das Buch ist übervölkert mit mythischen Völkern und das macht die Behandlung aller Wesen eher oberflächlich. Die meiste Zeit fühlte es sich an als würde ich von einer gewöhnlichen Superheldentruppe lesen.


    Auch bei der Story wäre weniger mehr gewesen. Es gibt Elemente (Probleme) bei denen ich mich unwillkürlich fragte warum sie eingebracht wurden, da sie viel zu schnell und nebenbei gelöst wurden, dafür aber die Handlung unnötigerweise noch aufblähten. Besser wäre es gewesen z. B. die Fehde zwischen Nymphen und Gargoyles wegzulassen und anderen Szenen dafür mehr Raum zu geben. Z. B. dem Endkampf, der im Vergleich zur Gesamtseitenzahl etwas kurz geraten ist. A pro pos Endkampf - natürlich muss da auch noch ein sehr mächtiger „Wächter“ sein gegen den man letztendlich antreten muss. Eine Nummer kleiner war für die Autorin wohl leider nicht gut genug.


    Aileen ist mir leider nicht die ganze Zeit über sympathisch gewesen (schlecht für eine Ich-Erzählerin), dafür waren ihre teilweise schön frechen Kommentare immerhin erfrischend. Allerdings fand ich davon abgesehen die Charaktere eher blass und farblos. Immerhin war das Buch flüssig und schnell zu lesen und die Ausstattung (Cover, Illustrationen) ist echt gelungen!


    Mein Fazit: Der Fokus ist zu wenig auf der Banshee, die Story ist zu überladen und hat Potential verschenkt. Leider wird die Autorin ihrer Story nicht gerecht. Ich bin daher etwas enttäuscht von dem Buch und lande bei 4 von 10 Punkten. Einen Extrapunkt gibt es für die schöne Gestaltung. Daher letztendlich 5/10. :wave

    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

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  • Meine Meinung:


    Ich bin was diesen Roman angeht, ein wenig hin- u. hergerissen.
    Auf der einen Seite fand ich ihn gut geschrieben (der Schreibstil u. der Humor haben mir gefallen), auf der anderen Seite konnte er mich nicht so fesseln, wie erhofft. Mir fehlt da irgendwie der gewisse „Kick“. :gruebel


    Ich hatte bei dem Buchtitel etwas anderes erwartet. Eher eine Geschichte über Banshee´s an sich und/oder andere irische Sagengestalten. Dass Irland nun kein Handlungsort in dieser Geschichte war, fand ich weniger schlimm, nur hatte ich hier mehr Irische / Keltische Folklore erwartet.


    Den Hintergrund der Sagengestalten und Götter fand ich ganz interessant und auch gut ausgearbeitet. Es gab zwar eine Menge Fabelwesen, aber ich habe mich dadurch nicht „erschlagen“ gefühlt. Dazu haben wohl auch die Zeichnungen im Buch beigetragen. So konnte man sich das ein oder andere Wesen besser vorstellen. :-]


    Die Charaktere bleiben (für meinen Geschmack) alle ein wenig zu blass. Da fehlte mir die Tiefe. Auch das Ende kam dann recht schnell und ist recht kurz geraten im Vergleich zu dem Rest des Buches und den zeitweise ausführlicheren Beschreibungen einiger Szenen.
    Kleine Logikfehler waren auch dabei, aber da es der erste Roman der Autorin ist, kann ich da mal drüberweg sehen. ;-)


    Nichtsdestotrotz ist „Das Lied der Banshee“ eine spannende, zeitweise sogar humorvolle und ein bisschen romantische Geschichte über verschiedenste Fabelwesen und eine 17-jährige, die gerade erst erfahren hat, dass sie eine Banshee ist und sich in einer Welt voller magischer Wesen behaupten muss.



    Wie gesagt, ich bin hin- u. hergerissen was das Buch angeht. Schlecht fand ich es auf gar keinen Fall, allerdings halten sich meine Begeisterungsstürme in Grenzen.


    Ich schwanke zwischen 6 od. 7 von 10 Punkten.

    Liebe Grüße :schuechtern


    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. -Jean Paul-


    :lesend