Das graue Kleid - Andrea Camilleri

  • Zum Inhalt
    Er hat eine tadellose Karriere als hoher Beamter hinter sich. Jetzt, am ersten Tag nach seiner Pensionierung, hält er einen anonymen Brief in Händen, der Andeutungen über die Untreue seiner fünfundzwanzig Jahre jüngeren Frau Adele enthält. Er ist entsetzt, doch gleichzeitig bestätigt sich, was er schon lange geahnt hat: Seine Frau ist eine femme fatale, der er hoffnungslos verfallen ist, die ihn hintergeht und ausnutzt. Seltsamerweise trägt Adele bei bestimmten Anlässen ein graues Kleid. Es scheint eine tiefe symbolische Bedeutung zu haben; eine Bedeutung, die sich ihm vielleicht besser nicht erschließen sollte …


    Anmerkung: Im Klappentext des Buches ist noch von "Febo Germosino" als Adeles Ehemann zu lesen; Febo Germosino ist jedoch der erste Vorgesetzte des Ehemannes während seiner Bank-Laufbahn; auf der Webseite des Kindler-Verlages ist der Klappentext bereits korrigiert.


    Der Autor
    Andrea Calogero Camilleri wurde am 6. September 1925 in der sizilianischen Küstenstadt Porto Empedocle/Agrigent geboren und begann bereits mit zwölf Jahren zu schreiben.
    Camilleri verfasste zahlreiche Radioproduktionen, Theaterinszenierungen und Fernsehspiele. Bereits seit 1978 veröffentlichte Camilleri mehrere Romane, aber erst mit "Die Form des Wassers", dem ersten Krimi um Commissario Salvo Montalbano, gelang Camilleri 1995 der schriftstellerische Durchbruch in Italien.


    Meine Meinung
    Eine feine Beobachtungsgabe und pointierte Dialoge verhelfen dem schmalen Bändchen zu einer unterschwelligen Spannung, der sich der Leser nur schwer entziehen kann. Die Ehe zwischen Adele und ihrem namenlos bleibenden Ehemann ist nicht so einfach gestrickt wie es das simple Muster "junge Ehefrau betrügt älteren Ehemann" zunächst glauben lassen will. Die Motivation beider Figuren ist glaubhaft herausgearbeitet, wobei die Erzählung die Perspektive des Ehemannes beibehält, der Leser Adele also nur mit den Augen des betrogenen und dennoch liebenden Ehemannes betrachtet.
    Eine wunderbare Lektüre für ein verregnetes Wochenende und ein Camilleri auf der Höhe seiner Kunst.
    Lesen!

  • Zitat


    Anmerkung: Im Klappentext des Buches ist noch von "Febo Germosino" als Adeles Ehemann zu lesen; Febo Germosino ist jedoch der erste Vorgesetzte des Ehemannes während seiner Bank-Laufbahn; auf der Webseite des Kindler-Verlages ist der Klappentext bereits korrigiert.


    Peinlich, wenn ein Klappentext so schluddrig hingeschrieben wird. Normalerweise nerven mich bei Klappentexten immer nur die abgedroschenen Lobeshymnen auf den "einzigartig-genialen" Autor.


    Im Rezensionsthread im "Büchertreff" wurde in den geposteten Rezis dieser Irrtum leider unbekümmert übernommen. ---> Deshalb alle Daumen hoch für die aufmerksame Anmerkung der Threaderöffnerin hier im Forum (Den Usernamen habe ich jetzt leider nicht eingeblendet)


    Der beiläufig erwähnte sexuelle Missbrauch der frisch verwaisten 15-jährigen Adele durch einen ominösen Onkel, bei dem sie aufwächst, hat m.M. nach die Tonleiter wechseln lassen, von Dur zu Moll.


    Das Buch ist auf seltsame Weise fesselnd, allerdings bin ich erst auf Seite 97.