gesprochen von Gert Voss
Der Audio Verlag
Ungekürzte Lesung, September 2010
Kurzbeschreibung:
Sie sind der Schlüssel zum Werk von Thomas Bernhard. Sie kehren sein Innerstes nach außen. Kein Text, der intimer, berührender ist als die fünf zwischen 1975 und 1982 geschriebenen Erzählungen, in denen der Autor seine traumatischen Kindheits und Jugenderinnerungen beschreibt. In gnadenloser Diktion erzählt er von der Schande seiner unehelichen Geburt, vom Verstoß durch die Mutter und von Aufenthalten in nationalsozialistischen Erziehungsheimen. Seine schwere Tuberkuloseerkrankung bringt ihn an den Rand des Todes. Doch er entscheidet sich für das Leben. Fünf berührende Erzählungen, gelesen von fünf der besten deutschsprachigen Schauspieler.
Über den Autor:
Thomas Bernhard (1931-1989) war einer der bekanntesten österreichischen Erzähler des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wuchs in Wien und in Seekirchen am Wallersee auf, wurde für kurze Zeit in ein Heim für schwer Erziehbare geschickt, brach seine Schulausbildung ab und wurde Kaufmannsgehilfe. 1947-48 arbeitete er als Lehrling. Dabei zog er sich eine Lungenentzündung zu, die sich zur Tuberkulose ausweitete. Er verbrachte die nächsten beiden Jahre in verschiedenen Krankenhäusern. Nach seiner Genesung wurde er Gerichtsreporter. Er studierte Gesang und veröffentlichte erste Texte. Der Durchbruch als Romanautor gelang ihm 1963 mit "Frost", weitere Romane folgten. Auch als Dramenautor machte sich Bernhard einen Namen. Ab 1965 lebte er in Wien und auf einem oberösterreichischen Gutshof. 1984 kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung wegen seines Romans "Holzfällen".
1970 wurde Thomas Bernhard mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Über den Sprecher:
Gert Voss, geboren 1941 in Shanghai studierte Germanistik und Anglistik. Danach nahm er Schauspielunterricht und darauf folgten erste Engagements in Konstanz, Braunschweig, München und Stuttgart. Ab 1995 verkörperte er vier Sommer lang die Titelrolle im „Jedermann“ bei den Festspielen in Salzburg.
Mit Peymann wechselte Voss 1986 ans Burgtheater in Wien und wurde im selben Jahr als „Richard III.“ gefeiert. Die Inszenierung wurde 1987 zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zusammen mit dem Bernhard-Stück, in welchem Gert Voss sogar im Stücktitel vorkommt: Gert Voss überzeugte offenbar auch den Schauspielern gegenüber äußerst kritischen Thomas Bernhard, der ihm und zwei Schauspielerinnen ein eigenes Stück schrieb, das immer noch in der Originalinszenierung gespielt wird: „Ritter, Dene, Voss“. Bernhard hatte wie bei „Minetti“ die Namen der gewünschten Uraufführungs-Schauspieler in den Titel geschrieben, da er wiederholt erlebt hatte, dass seine Stücke nicht mit seinen Wunschkandidaten besetzt worden waren.
Er bekam 1988 den Gertrud Eysoldt Ring, 1988 die Kainz Medaille, 1989 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1992 den Fritz-Kortner-Preis, 1997 Preis des Internationalen Theaterinstituts ITI, 1998 Ernennung zum Kammerschauspieler und im Jahr 2000 bekam er den Nestroy-Theaterpreis, drei weitere Male (2001, 2002 und 2007) wurde er dafür nominiert. Er wurde insgesamt sechsmal von einer Jury aller namhaften deutschsprachigen Theaterrezensenten, initiiert von der Zeitschrift Theater heute, zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Zuletzt las er für den Hörverlag Thomas Bernhard und Siegfried Unselds „Der Briedwechsel“ (2008).
Erster Eindruck:
Thomas Bernhards autobiographischer Text zeigt eine prägende Unglückskindheit!
Es ist schmerzhaft zu hören, wie schon der 8jährige Junge viel Pech im Leben hat. Von der Mutter als uneheliches und unerwünschtes Kind abgelehnt und oft erniedrigt. Das Kind hört immer wieder, welche Schande und wertlos er ist.
Die Methoden mit bettnässenden Kindern umzugehend sind in dieser Zeit drastisch. Auf Ursachen wird nicht geschaut sondern unbarmherzig gestraft.
Der Junge fixiert sich auf den Großvater, der aber natürlich kein Ersatz für eine Elternstelle sein kann. Doch er ist Schriftsteller, das beeinflusst Thomas Bernhad.
Äußert hart sind auch die Szenen im Internat, eigentlich ein Erziehungsheim.
Das man als Zuhörer den Text erträgt ist auch dem Sprecher Gerd Voss zu verdanken, der meisterhaft liest. Er schlüpft in die Rolle des 8jährigen Thomas und gibt dem Schmerz durch seine einfühlsame Stimme einen angemessenen Ausdruck. Das funktioniert besser als würde der Autor selber sprechen. Gerd Voss wird der Figur und dem Autor gerecht und schenkt ihm und dem Zuhörer eine Spur Hoffnung und ehrliches Mitleid. Er ist auch der richtige Sprecher, um Bernhards selbstironischen Humor adäquat zu vermitteln.
In diesem Buch gibt es auch viele ausdrucksstarke Passagen, schon früh die Szene als das Kind nach Wien radeln will. Beeindruckend.
Viele Stellen entsprechen wirklich eine Art Schlüssel zu Thomas Bernhards Werk und lässt den Leser vielleicht anders urteilen.
Man kann sich von dem Text nicht losreißen. Ein intensives Hörbuch.
Hier geht es zur Buchereulen-Rezension der Buchfassung: Ein Kind - Thomas Bernhard