Philippa Gregory: Die Königin der Weißen Rose / The white queen

  • Meine Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe "The white queen"


    Zum Inhalt (kopiert bei amazon)


    England, 1464: Die Adelshäuser York und Lancaster kämpfen erbittert um
    den Thron. Als König Edward, der Erbe der Weißen Rose, der schönen
    jungen Witwe Elizabeth Woodville begegnet, ist es um beide geschehen.
    Doch Elizabeth weigert sich, Edwards Mätresse zu werden. Da heiratet der
    König sie entgegen allen Standesschranken – ein ungeheurer Skandal!
    Und keine Frau im Königreich hatte je so viele Feinde. Neid, Missgunst
    und Intrigen bringen Elizabeth und ihre Familie in größte Gefahr. Ihre
    Widersacher nennen sie eine Hure. Sie nennen sie eine Hexe. Doch
    Elizabeth weiß: Sie ist die Königin. [...]


    Eigene Beurteilung


    Vor dem Hintergrund der englischen Rosenkriege (Kampf um den englischen Thron zwischen den Anhängern des Hauses Lancaster (rote Rose) und den Anhängern des Hauses York (weiße Rose) in den Jahren 1455 - 1485) verfolgt der Leser das Leben der Elizabeth Woodville (1437 -1492). Elizabeth stammt zwar aus einer adeligen Familie, ist aber für einen Prinzen/König nicht standesgemäß. Edward IV (1442 - 1483) ist jedoch so hingerissen von ihr, dass er die Vernunft in den Wind schlägt und sie heimlich heiratet, anstatt sich mit einer europäischen Königstochter zu vermählen. Durch diese politisch unkluge Entscheidung verärgert er viele einflussreiche Engländer, vor allem den "Königmacher" Richard Neville,[URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Neville,_16._Earl_of_Warwick] Earl of Warwick[/URL],der durch Elizabeth und ihre weitverzweigte Verwandtschaft, die jetzt die wichtigsten Posten besetzt, seinen Einfluss schwinden sieht. Er wird zum Verräter und wendet sich wieder den Lancastrianern zu.
    Die Handlung des Romans erstreckt sich über die Jahre 1464 (Heirat von Edward und Elizabeth) bis 1485 (kurz vor der entscheidenden Schlacht zwischen Richard III und Henry Tudor. Die dramatischen Ereignisse dieser Jahre werden aus der Perspektive von Elizabeth Woodville als Ich-Erzählung dargeboten, ein neuer Ansatz, da Elizabeth Woodville bisher meines Wissens noch nicht zum Thema eines historischen Romans gemacht wurde. Diese Königin genießt in der Nachwelt keinen sehr guten Ruf, sondern wird wegen ihres Ehrgeizes für sich und ihre Familie geschmäht. Auch im Roman wird dieser Charakterzug deutlich: Elizabeths Prioritäten sind Macht und politischer Einfluss (für ihre gesamte Familie), wodurch sie recht kühl und berechnend wirkt. Andererseits kann man sich in einem gewissen Maße in sie einfühlen, wenn man bedenkt, in welch gefährlicher Zeit sie lebt. Mit den Wertmaßstäben der heutigen Zeit wird man sie nicht messen können. ;-)
    Philippa Gregory hat gründlich recherchiert und hält sich weitgehend an die Fakten. Wo diese lückenhaft sind, bringt sie ihre eigene Spekulation/Interpretation ein, wozu sie sich in einem ausführlichen Nachwort äußert.


    Die englische Ausgabe enthält außerdem einen "Reading Group Guide" mit zahlreichen Fragen zur Diskussion für die Leserschaft sowie ein Interview mit der Autorin. Des Weiteren ist eine umfängliche Bibliographie enthalten, die die bekanntesten Werke zur Thematik der Rosenkriege und deren schillerndster Figuren aufführt.
    Dem Roman vorangestellt sind eine Landkarte Englands mit den Orten und Jahresangaben der diversen Schlachten sowie ein Stammbaum der Familie Lancaster/York. Vermisst habe ich ein Personenverzeichnis der übrigen Romanfiguren. Das wäre - besonders für die in der englischen Geschichte unbewanderten Leser - eine große Hilfe, um zwischen den ganzen Richards, Edwards etc nicht den Überblick zu verlieren.
    "The white queen" ist der erste Teil einer Trilogie. Der zweite Band um Margaret Beaufort, die Mutter Henry Tudors, ist bereits unter dem Titel "The red queen" erschienen (noch nicht in deutscher Sprache verfügbar ?), der dritte Band soll sich mit Elizabeth of York (Frau von Henry Tudor) befassen.


    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Wenn man ein ausgeprägtes Interesse an englischer Geschichte mitbringt und Zeit für weitere Recherchen hat, empfehle ich die Lektüre gern und vergebe 8 Punkte . Wer jedoch einen romantischen Liebesroman erwartet, wird mit dem Buch nicht glücklich werden.

  • Ich habe noch kein Buch von Philippa Gregory gelesen. Diese Rezension hat mir jetzt aber richtig Lust darauf gemacht. Zumal englische Geschichte eines meiner Lieblingsthemen ist. Romantische Liebesromane vor historischem Hintergrund mag ich überhaupt nicht, da scheint dieses Buch genau richtig für mich. Ich habe es schon mal auf meine Amazon-Wunschliste gesetzt.

  • Um das Buch bin ich auch schon mal rumgeschlichen, konnte mich aber nicht zum Kauf entschließen, weil mich Elizabeth Woodville nicht sonderlich interessiert. Einen Roman über Cicely of York hätte ich spannender gefunden.


    Nach dieser Rezi bin ich aber doch wieder am Hadern: Lesen oder Nichtlesen.


    Gibt es noch ein paar gute Argumente dafür?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Vielleicht meine bescheidene Meinung, Alice? ;-)



    Philippa Gregory wählte für ihren Roman eine recht distanzierte Erzählweise. Das lässt die Ich-Erzählerin Elizabeth Woodville, eine der interessantesten Königinnen der englischen Geschichte, ebenfalls sehr distanziert und kühl erscheinen. „Die Königin der weißen Rose“ ist eher ein Geschichtsbuch als ein Roman. Diese Periode der Rosenkriege wird sehr genau beleuchtet. Es gelingt der Autorin sogar, die verwirrende Anzahl der Edwards und Georges und Richards für den Leser auseinanderhaltbar zu zeigen.


    Elizabeth Woodville sieht sich als Nachkommin der Flußgöttin Melusine. Mit ein klein wenig Hexerei bestimmt sie zusammen mit ihrer Mutter ihr Leben. Und so ist auch vielleicht ein wenig Zauberei im Spiel, als Elizabeth den jungen König Edward für sich gewinnt. Er heiratet sie heimlich und bekennt sich tatsächlich auch zu ihr. Sie schenkt ihm zum Dank viele Kinder, darunter 2 Söhne, die seinen Thron sichern. Doch die Rosenkriege sind nicht beendet. Zu Anfang sehen sich Edward und Elizabeth bedroht von den Anhängern der Lancasters. Sie fliehen ins Exil und sehen ihr Königreich bedroht. Elizabeth ist unter den Adligen nicht beliebt, zu sehr hat sie ihre umfangreiche Familie in wichtige Ämter gehievt und ihren Geschwistern zu lukrativen Ehen verholfen. Elizabeth genießt ihre Macht sehr. Auch ihre Macht über ihren Königsgemahl. Er liebt das ausschweifende Leben, aber er liebt auch sie, seine Königin. Als er überraschend stirbt, sieht sich Elizabeth alleine mit ihren Thronerben, die von Richard, Edwards Bruder, bedroht werden, der selber nach der Macht trachtet.


    Elizabeth war eine bemerkenswerte Frau und hatte ein höchst interessantes Leben. In diesem Buch bleibt sie leider kühl und unsympathisch. Zu Anfang schwebt sie durch ihr Leben, geführt von ihrer Mutter, die kleine Zaubertricks anwendet. Diese Tricks geben dem Buch aber keinen zu übersinnlichen Anstrich. Sie passen und fügen sich gut in die Geschichte ein. Es könnte auch fast alles reiner Zufall sein. Nach Edwards Tod kämpft Elizabeth erbittert um das Erbe ihrer Söhne. Dabei ist sie von Ehrgeiz zerfressen und bemerkt kaum, das sie genau so wird, wie einst ihre Gegner ihr gegenüber waren. Der Kampf um den Thron verselbständigt sich und führt zu einem Tunnelblick, der alles menschliche außen vor lässt. Die einzige Mahnerin ist ihre Tochter Elizabeth of York, die die Gabe der Melusine ebenfalls besitzt, aber deren Blick von der Macht noch nicht so getrübt ist wie der ihrer Mutter. Die Autorin zeigt hier sehr fein, wie wenig sich doch die Absichten der gegenerischen Parteien unterscheiden. Aber bei einem selbst ist es ja immer etwas anderes.


    Ich denke, das die Autorin bewusst diesen kühlen Blick auf ihrer Hauptperson gewählt hat. Philippa Gregory kann ganz anders schreiben. Hier ist es angebracht, denn Elizabeth ist eine schwierige Person. Sie misst mir zweierlei Maß. Das was sie glaubt, das ihr zusteht, billigt sie keinem anderen zu. Manchmal erhascht der Leser einen kleinen Zwiespalt in ihren Gedanken. Leider aber bleibt Elizabeth trotzdem wage und schwer fassbar als Person. Zu wenig sieht man als Leser in ihr die faszinierende Person, die der König und andere Zeitgenosse in ihr sahen. Vielleicht war ihre Schönheit das Ausschlaggebende, oder vielleicht doch ein wenig Hexerei?


    Trotz der Schwächen der Hauptperson liest sich das Buch gut und zügig weg. Wer an der Rosenkriegen interessiert ist, wird hier über diesen Abschnitt umfassend informiert. Eine Liebesgeschichte ist es nur am Rande, und auch sonstige geschmeidige Elemente vieler Historienromane sucht man hier vergebens. Insgesamt ein etwas kühles, biografieartiges Buch. Ich vergebe 7 Punkte. Die beiden Folgebände sind schon vorgemerkt, dafür interessiert mich die englische Geschichte doch zu sehr und unschwülstiger werde ich wohl darüber nirgendwo sonst lesen können.


    P.S. zum Nachwort: auch in der deutschen Ausgabe gibt es eins, in dem die Autorin erklärt, was sie warum geschrieben hat. Zudem einen kleinen Stammbaum der gegnerischen Parteien und eine Landkarte mit den wichtigsten Schlachten. Ein Literaturverzeichnis rundet das ganze ab.

  • Vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Meinung, Darcy. :knuddel1


    Deine Ansicht über das Buch ist mir sehr hilfreich. Ich bin allerdings immer noch etwas unentschlossen. Vielleicht sollte ich mir erst mal eine Leseprobe besorgen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Habe das Buch über die Weihnachtsfeiertage gelesen und seitdem noch zwei weitere von Philippa Gregory (über Katharina von Aragon "die ewige Prinzessin" und über Mary und Anne Boleyn "die Schwester der Königin")


    alles Weihnachtsgeschenke :grin


    Bin von den bisher gelesenen Büchern sehr angetan über eine bewegte Zeit der englischen Geschichte. Alle sehr spannend, sehr komplexe Figuren aus der Ich-Perspektive erzählt...hoher Suchtfaktor

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Die Geschichte kennt man (sofern man sich für englische Geschichte interessiert oder Rebecca Gable gelesen hat), allerdings wird die geschichte meist aus Sicht der Männer erzählt, nicht so hier. Hier ist Elisabeth die Erzählerin, die ihre Geschichte von der armen Witwe an der Straße zur Königin beschreibt und auch ihren 'Fall'.


    Die Geschichte finde ich auch intressant, allerdings hab ich es nicht so mit dem Ich-Erzähler und auch nicht mit Geschichten die in der Gegenwartsform geschrieben sind. Für mich schränkt das die Flüssigkeit im Lesefluss ein. Das war aber eigentlich das einzige Manko des Buches.

  • ich kann mit dieser erzählweise in der gegenwartsform nichts anfangen ... fast alle bücher werden in der vergangenheitsform geschrieben ... und das liest sich gut ... aber die erzählweise von frau geregory verdarb mir das lesen ... also versuchte ich beim lesen alle verben in die vergangenheitsform zu wandeln und weiterzulesen ... ansonsten hätte ich das buch gleich zur seite gelegt ... so gelesen ging es dann ;)

    "Der Eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der Andere packt sie an und handelt." (Dante Alighieri)


    "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."

  • England 1464: Es tobt ein erbitterter Krieg zwischen den Adelshäusern York und Lancaster. In dieser Zeit des Elends und Leids lernt Edward IV die Witwe Elizabeth Grey kennen. Diese möchte ihn bitten ihr den Gutshof zurückzugeben, den ihr nach dem Tod ihres Mannes enteignet wurde und dabei lernt Edward die schöne Elizabeth lieben. Diese aber will nicht einfach nur Geliebte Edwards sein und gibt ihm einen Korb. Elizabeth jedoch geht dem jungen König fortan nicht aus dem Sinn und so heiratet er sie heimlich und erfährt schon bald darauf große Abneigung auch auf Seiten seiner eigenen Familie und Freunde. Hier werden die Probleme immer größer und es bleibt nicht bei bloßer Abneigung wegen des Standesunterschiedes des Königspaares. Intrigen und gar eine Geiselnahme des Königs werden geplant und umgesetzt.


    Die Autorin Philippa Gregory präsentiert uns mit „Die Königin der weissen Rose“ den ersten Band einer Trilogie über die Zeit der Rosenkriege. Mit viel historischen Hintergrundwissen und sehr sachlich schildert sie in ihrem Roman die damalige Zeit und deren Ereignisse. Die Geschichte wird uns aus Sicht von Elizabeth präsentiert und spiegelt so auch deutlich das Wesen dieser Frau wider, die mit ihrem Leben und ihren Aufgaben wächst, aber auch distanzierter wird.


    Der Leser erhält bereits zu Beginn des Buches durch eine Karte eine Übersicht über die Schlachtplätze der Rosenkriege. Auch ein Stammbaum der Häuser Lancaster und York ist abgedruckt. Ein wundervolles Lesezeichen mit einem Bildnis der Elizabeth Woodville auf der Vorderseite und deren Stammbaum auf der Rückseite rundet die schöne Gestaltung des Buches, welches auch schon durch sein Cover besticht, ab.


    Der Roman an sich ist eher sachlich, wenig spannend und wohl mehr etwas für die Leser historischer Romane, die viel Wert auf geschichtliche Dinge legen und weniger auf eine spannende, darin eingeflochtene, Geschichte.

  • Vor einiger Zeit habe ich die Bücher von Philippa Gregory für mich entdeckt. Vor allem, weil sie über eine Zeit und ihre Geschichte schreibt, welche mich sehr interessiert. Nachdem ich von Kurzem "Der Thron der roten Königin" gelesen hatte, wollte ich nun auch unbedingt die Geschichte aus dem Blickwinkel der Frau schreiben, die auf der anderen Seite Stand: Elizabeth Woodville, der Gattin von König Edward.
    Wieder bot sich mir eine spannende Lebensgeschichte einer ungewöhnlichen Frau ihrer Zeit, welche ähnlich wie Margaret Beaufort alles daran setzt, ihrem Sohn Gerechtigkeit zukommen zu lassen - in Form des englischen Throns.
    Auch dieses Buch wurde von Philippa Gregory sehr farbenfroh und lebendig erzählt. Viel wird sich mit der Kriegsführung beschäftigt, da Kriege zur damaligen Zeit leider auf der Tagesordnung standen. Auch bekommt man einen Einblick ins höfische Leben - und auch darauf, wie schnell mit einem Machtwechsel alles vorbei sein kann.


    Ein Buch, welches mich über ein paar Stunden gut unterhalten hat - ich freue mich auf weitere Bücher von Philippa Gregory!

  • In England wird am 1. August “ The white Princess“ erscheinen. Dieser Teil wird jetzt von Elizabeth of York handeln.


    Ich freue mich schon.


    Im Herbst wird auch die TV - Serie “ The White Queen“ ausgestrahlt. Ob die bei uns auch irgendwann gezeigt wird :gruebel?

    ************************************************
    Bookworms will rule the world! As soon, as we finish one more chapter...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von BriannaFraser ()

  • Ich tu mich ein bisschen schwer...anderen Büchern der Autorin habe ich ohne nachzudenken die volle Punktzahl gegeben. Hier fand ich nur schwer den Zugang zu der Geschichte. Elizabeth Woodville wird kalt und unnahbar dargestellt und da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, fehlt mir einfach etwas. Die ganze Geschichte lässt mich irgendwie kalt. Ich hoffe auf einen besseren, zweiten Teil der Rosenkrieg-Trilogie, da bin ich anderes von der Autorin gewohnt.