Meine Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe "The white queen"
Zum Inhalt (kopiert bei amazon)
England, 1464: Die Adelshäuser York und Lancaster kämpfen erbittert um
den Thron. Als König Edward, der Erbe der Weißen Rose, der schönen
jungen Witwe Elizabeth Woodville begegnet, ist es um beide geschehen.
Doch Elizabeth weigert sich, Edwards Mätresse zu werden. Da heiratet der
König sie entgegen allen Standesschranken – ein ungeheurer Skandal!
Und keine Frau im Königreich hatte je so viele Feinde. Neid, Missgunst
und Intrigen bringen Elizabeth und ihre Familie in größte Gefahr. Ihre
Widersacher nennen sie eine Hure. Sie nennen sie eine Hexe. Doch
Elizabeth weiß: Sie ist die Königin. [...]
Eigene Beurteilung
Vor dem Hintergrund der englischen Rosenkriege (Kampf um den englischen Thron zwischen den Anhängern des Hauses Lancaster (rote Rose) und den Anhängern des Hauses York (weiße Rose) in den Jahren 1455 - 1485) verfolgt der Leser das Leben der Elizabeth Woodville (1437 -1492). Elizabeth stammt zwar aus einer adeligen Familie, ist aber für einen Prinzen/König nicht standesgemäß. Edward IV (1442 - 1483) ist jedoch so hingerissen von ihr, dass er die Vernunft in den Wind schlägt und sie heimlich heiratet, anstatt sich mit einer europäischen Königstochter zu vermählen. Durch diese politisch unkluge Entscheidung verärgert er viele einflussreiche Engländer, vor allem den "Königmacher" Richard Neville,[URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Neville,_16._Earl_of_Warwick] Earl of Warwick[/URL],der durch Elizabeth und ihre weitverzweigte Verwandtschaft, die jetzt die wichtigsten Posten besetzt, seinen Einfluss schwinden sieht. Er wird zum Verräter und wendet sich wieder den Lancastrianern zu.
Die Handlung des Romans erstreckt sich über die Jahre 1464 (Heirat von Edward und Elizabeth) bis 1485 (kurz vor der entscheidenden Schlacht zwischen Richard III und Henry Tudor. Die dramatischen Ereignisse dieser Jahre werden aus der Perspektive von Elizabeth Woodville als Ich-Erzählung dargeboten, ein neuer Ansatz, da Elizabeth Woodville bisher meines Wissens noch nicht zum Thema eines historischen Romans gemacht wurde. Diese Königin genießt in der Nachwelt keinen sehr guten Ruf, sondern wird wegen ihres Ehrgeizes für sich und ihre Familie geschmäht. Auch im Roman wird dieser Charakterzug deutlich: Elizabeths Prioritäten sind Macht und politischer Einfluss (für ihre gesamte Familie), wodurch sie recht kühl und berechnend wirkt. Andererseits kann man sich in einem gewissen Maße in sie einfühlen, wenn man bedenkt, in welch gefährlicher Zeit sie lebt. Mit den Wertmaßstäben der heutigen Zeit wird man sie nicht messen können.
Philippa Gregory hat gründlich recherchiert und hält sich weitgehend an die Fakten. Wo diese lückenhaft sind, bringt sie ihre eigene Spekulation/Interpretation ein, wozu sie sich in einem ausführlichen Nachwort äußert.
Die englische Ausgabe enthält außerdem einen "Reading Group Guide" mit zahlreichen Fragen zur Diskussion für die Leserschaft sowie ein Interview mit der Autorin. Des Weiteren ist eine umfängliche Bibliographie enthalten, die die bekanntesten Werke zur Thematik der Rosenkriege und deren schillerndster Figuren aufführt.
Dem Roman vorangestellt sind eine Landkarte Englands mit den Orten und Jahresangaben der diversen Schlachten sowie ein Stammbaum der Familie Lancaster/York. Vermisst habe ich ein Personenverzeichnis der übrigen Romanfiguren. Das wäre - besonders für die in der englischen Geschichte unbewanderten Leser - eine große Hilfe, um zwischen den ganzen Richards, Edwards etc nicht den Überblick zu verlieren.
"The white queen" ist der erste Teil einer Trilogie. Der zweite Band um Margaret Beaufort, die Mutter Henry Tudors, ist bereits unter dem Titel "The red queen" erschienen (noch nicht in deutscher Sprache verfügbar ?), der dritte Band soll sich mit Elizabeth of York (Frau von Henry Tudor) befassen.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Wenn man ein ausgeprägtes Interesse an englischer Geschichte mitbringt und Zeit für weitere Recherchen hat, empfehle ich die Lektüre gern und vergebe 8 Punkte . Wer jedoch einen romantischen Liebesroman erwartet, wird mit dem Buch nicht glücklich werden.