Bin im Rahmen der Leserunde - und nach etwas laenger als zwei Wochen - auch damit fertig geworden. Auch wenn ich es bewusst nicht so schnell weg lesen wollte, bin ich ueberrascht, so lange dafuer gebraucht zu haben.
Besonders den Stil finde ich wunderbar, das Buch wirkt nicht geschrieben, sondern gemalt. Jede einzelne Szene ist eine Art Bild, und das Umblaettern der Seiten ein bisschen wie langsames, gehaltvolles Daumenkino. Beeindruckend, dass die Sprache den gesamten Roman ueber beibehalten wurde, im Nachhinein ist die detaillierte Darstellung beinahe ueberwaeltigend, ich weiss nicht mal, ob ich alles mitgenommen habe.
Besonders interessant fand ich die Vielfalt an Figuren, zu viele um sie alle aufzuzaehlen; dennoch hat man ueber alle etwas zu sagen, in den 570 Seiten werden sie einem ausreichend vorgestellt. Da gibt es den Maler und den besessenen Polizeiposten, Klaas, den Bruder des Erzaehlers, der aus dem Lazarett flieht, Hilke, seine Schwester, Addi, den Akkordeonspieler, Doktor Busbeck, den sanftfreundlichen Freund des Malers und natuerlich den Erzaehler selbst, Siggi Jepsen, der aus einer Anstalt fuer schwer erziehbare Jugendliche heraus im Rahmen einer Strafarbeit die Geschichte erzaehlt, sorgfaeltig eingearbeitet in das Aufsatzthema: Die Freuden der Pflicht.
Als Leser taucht man gaenzlich ein in die Nordwindatmosphaere, in die bedrueckte Stimmung, in die Spannungen und in die manchmal langsame und zoegerliche, manchmal schnelle und wirkungsvolle Zerstoerung der grossen und kleinen Dinge, die aus den Kriegsjahren resultiert.
Trotz der teils anstrengenden Passagen und der ausschweifenden Beschreibungen, die doch sehr an der Aufmerksamkeit zehren - um sie dann wieder auf faszinierende Art und Weise zu beanspruchen - habe ich 'Deutschstunde' sehr, sehr gerne gelesen.