Warum seid ihr nicht religiös?

  • Was heißt hier nich religiös?! Ich bin religiös, obwohl ich keinen Fuß in die Kirche gehe!


    Daher: Ich schließe mich Historikus' Meinung an, Kirche und Religion müssen getrennt werden!


    Religiös bin ich in so weit, dass ich an verschiedene Dinge GLAUBE, nur eben nicht unbedingt auf genau den Wegen, wie es durch die Kirche bspw. vorgeschrieben wäre!

  • Zitat

    Original von columbo
    Klar magali
    es geht mir auch nicht um den Taufakt als solchen.
    Aber es gibt aus meiner Sicht einfach keine "wertfreie" nur auf "Vernunft" basierende Erziehung. Was Wertfreiheit und Vernunft sind, ist doch ebenso aus der eigenen kulturhistorischen Entwicklung her zu sehen. Du siehst ja selbst die Wissenschaft auch ...


    Ich muss mir nur bewusst sein, dass ich auf den Schultern vieler, vieler Gedanken vor mir stehe .... und eben auch meine Kinder somit nicht "neutral" oder wie man immer das auch nennen will, aufwachsen lassen kann.


    Hej,
    zweites Zitat bezog sich auschließlich auf die Frage von Wissenschaft als Religionsersatz. Möchte ich, bitte, auch so verstanden wissen. NUR so.


    Erziehung ist ein weites Feld und ein anderes Thema. Und ob das eine Verantwortung ist. Kindern den Kopf mit christlicher Religion zuzukleistern, finde ich nicht verantwortlich. Ich spreche hier ausdrücklich von christlicher, weil ich über andere mangels eigener Erfahrung nichts sagen kann.
    Und NATÜRLICH gibt es keien wertfreie, abstrakte Erziehung. Du brauchst doch ein Erziehunsziel. Und wenn du das definierts, baust du auch ein Wertsystem. Das ist HAUFEN Verantwortung.
    Zeit, daß sich das mal rumspricht
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich sehe in einer Taufe keine Vorbestimmung des Kindes. Glaube entwickelt sich erst dort, wo der Glaube auch aktiv gelebt wird. Wenn das Kind - wenn es erstmal alt genug ist und entscheiden kann - sich gegen den Glauben wendet, dann ist das sein gutes Recht... wie einige andere auch möchte ich meinem Kind jedoch einmal die Chance geben, den christlichen Glauben kennen zu lernen und sich dann dafür oder eben dagegen zu entscheiden...


    Ach ja, ich war seit mehreren Jahren nicht mehr in der Kirche, bin aber trotzdem gläubig und glaube auch in vielen Dingen an den Gott wie er im christlichen Glauben existiert... Das heißt ja nicht, dass man diesem verschwörerischen und antiquierten Haufen von Möchtegern-Päpsten, hierarchischen Kirchen(ober)häuptern oder traditionell gebundenen Dorfpfarrern den Segen gibt, in dem man in die Kirche rennt... dafür machen sie dann doch - von löblichen Ausnahmen abgesehen - zu viele Fehler...

  • Ich bin nicht getauft worden, meine Mutter ist aus der Kirche ausgetreten und mein Vater war so wie ich auch nie getauft ( ja das haben manche leute auch vor 62 Jahren gemacht, allerdings kommt er aus einer Großstadt). In meiner Familie war Religion nie ein großes Thema, es wurde also nie verteufelt noch wurde ich zu Kirchgängen gezwungen, mit 14 hab ich überlegt mich taufen zu lassen mich dann aber doch wieder umentschieden.
    ich würde mal behaupten ich habe eine neutrale Einstellung zum Thema Kirche, gehe auch gerne mal in die Kirche ( Konfirmationen etc....) ganz im gegenteil zu meinem freund der mit 14 getauft worden ist weil es sich ja gehört konformiert zu werden, der geht nicht mehr freiwillig in eine Kirche was ich sehr schade finde !! Ist sowiso meistens so das die Leute die als Kinder in die Kirche gezwungen wurden, heute die größte Abneigung haben...
    LG
    Anne-Jette

  • Zitat

    Ist sowiso meistens so das die Leute die als Kinder in die Kirche gezwungen wurden, heute die größte Abneigung haben...


    Dito. Mit der Taufe schneidet sich die Kirche ins eigene Fleisch: Heute will kein normaler Mensch mehr Zwänge verspüren, und sobald sie das Gefühl haben, dass das eine Institution macht, fort mit ihr.


    Iris :


    Waarrrruuuuum? ;-)

  • Zitat

    Original von Historikus
    Waarrrruuuuum? ;-)


    Ganz einfach (ich wiederhole mich heute unentwegt):

    Zitat

    Original von Iris
    Außerdem (ich wiederhole mich!): Wie kann das, was erste und letzte Voraussetzung für alles ist, durch irgendetwas, was durch es existiert, repräsentiert werden? :wow


    Wenn man "Gott" als erste und letzte Voraussetzung von allem ansieht, dann auch von Existenz. Und eine Voraussetzung ist nie identisch mit dem Ergebnis, ebenso wie Ursache nicht identisch ist mit Wirkung.
    Also ist die Verwendung des Begriffs -- Edit: Verzeihung! des Prädikats "existiert" im Zusammenhang mit Gott absurd.


    (siehe Platon, Parmenides, Aristoteles Metaphysik, Anselm von Canterbury, Proslogium/Monologium, Thomas von Aquin, Summa theologiae)

  • Zitat

    Original von Historikus


    Das mag so sein..aber immerhin wissen sie warum sie eine Abneigung gegen das Kirchentum haben.....und wie ich schon sagte, ich denke nicht, dass mir die christlich/katholische Erziehung geschadet hat, im Gegenteil.

  • Zitat

    Außerdem (ich wiederhole mich!): Wie kann das, was erste und letzte Voraussetzung für alles ist, durch irgendetwas, was durch es existiert, repräsentiert werden?


    Aber argumentierte Sokrates in seiner Apologie nicht genau so, um zu beweisen, dass es Blödsinn sei, dass er nicht an Götter glauben soll?


    [27b-e]


    "Wenn ich also an Dämonen glaube, wie du anerkennst, und wenn wiederun Dämonen eine Art von Göttern sind, dann haben wir doch, was ich dein Ratespiel und deinen Scherz nenne: indem du sagst, dass ich nicht an Götter glaube und doch wieder daran glaube, da ich ja an Dämonen glaube. Wenn aber die Dämonen Kinder von Göttern sind [...] welcher Mensch brächte es fertig zu glauben, dass es zwar Kinder von Göttern gibt, nicht aber Götter. Das wäre ja ebenso unsinnig, wie wenn jemand glaubte, dass es zwar Kinder von Pferden und Eseln gibt, die Maulesel, nicht aber Pferde und Esel."


    :gruebel


    lg Iris

  • Hm... Ich glaube ich bin religös.....


    Ich wurde (GOtt sei Dank) nie religös erzogen, brauchte nicht in die Kirche wenn ich keine Lust hatte und mußte auch nicht beichten oder sonst was tun. Der einzige Zwang den meine Eltern mir auferlegten, war der zur Kommunion zu gehen (um in unserem Scheißkuhdorf nicht negativ aufzufallen) Dafür hatte ich dann in meinem kleinen weißen Täschchen einen Walkman und hab die gnze Messe über Musik gehört.
    Ich war zwar auf einer katholischen Grundschule und einem von Patern geführten Gymnasium ( http://www.hggbroich.de/ ) Allerdings hab ich mir immer meinen eigenen Glauben zusammen gebastelt, da sind ganz viele Einflüsse drin versammelt.... Und das Dogma ist wohl...


    ICH GLAUBE, WAS ICH WILL....


    Mit Kirche hat das nichts zu tun..... gar nichts...



    (Sagt mal wir hatten letztlich ne Diskussion, wo man denn begraben wird, wenn man aus der Kirche ausgetreten ist, weil wir hier soweit ich weiß nur einen kath. einen evangel. und einen Jüdischen Friedhof haben.... Kann mir da wer ne Antwort drauf geben?)

  • Es ist immer so gewesen, das man selbst als Konfessionsloser das Recht hat auf einem kath. oder evgl. Friedhof begraben werden zu dürfen. Ordnungsgemäße Leichen (nicht Opfer von Verbrechen) werden in Deutschland noch nicht irgendwo verscharrt, sondern müssen gesetzesmäßig entsorgt werden. Dafür gibt es die Friehöfe. Natürlich kannst du deine Asche auch ins All schießen lassen oder irgendwo auf See ausschütten. Ansonsten, wie gesagt, steht dir ein würdiges Begräbnis zu, getreu dem Motto: "Wir geben ihrer Zukunft ein Zuhause." :grin

  • Zitat

    Original von Delphin
    "Wenn ich also an Dämonen glaube, wie du anerkennst, und wenn wiederun Dämonen eine Art von Göttern sind, dann haben wir doch, was ich dein Ratespiel und deinen Scherz nenne: indem du sagst, dass ich nicht an Götter glaube und doch wieder daran glaube, da ich ja an Dämonen glaube. Wenn aber die Dämonen Kinder von Göttern sind [...] welcher Mensch brächte es fertig zu glauben, dass es zwar Kinder von Göttern gibt, nicht aber Götter. Das wäre ja ebenso unsinnig, wie wenn jemand glaubte, dass es zwar Kinder von Pferden und Eseln gibt, die Maulesel, nicht aber Pferde und Esel."


    Schon richtig -- trotzdem sind Maultiere keine Esel und keine Pferde, sondern deren gemeinsame Nachkommen. :lache
    Auch hier sind Vor- und Nachrangiges nicht einfach austauschbar, ebenso wie die Ursache von Existenz vorrangig ist vor der Existenz selbst wie auch -- bildlich gesprochen -- Esel bzw. Pferd vorrangig vor Maultier ist, denn Maultiere gibt es nur durch eine Kreuzung von Pferd und Esel, also sind beide notwendige Voraussetzungen, es muß aber kein Maultier entstehen, weil die Fortpflanzung von Pferden und Eseln ja nicht ausschließlich über eine Kreuzung der beiden verläuft, sondern im Gegenteil nicht der "Normalfall" ist.


    Genug der sophistischen Schattenboxerei? :lache

  • Nennst Du mich etwa einen Sophisten??? :wow ;-)


    Nun hab ich aber grad noch ne Frage: Du schrubst ja ein paar Seiten vorher:


    Zitat

    Dann wäre ich hier die einzige Ungläubige, denn ich glaube ja nicht zu wissen, was ich nicht weiß.


    Ich bin nun bei meinen Überlegungen dort angelangt, dass ich nicht weiss, ob Gott existiert oder nicht und dass ich es auch nicht so einfach herausfinden kann. Da ich aber nun weiss, dass ich es nicht weiss, müsste es nun so weitergehen, dass ich, einmal der Gruppe derjenigen entronnen, die nicht wissen, dass sie es nicht wissen und damit auch zufrieden sind, nun danach streben muss, es herauszufinden und zumindest versuchen sollte, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen.


    Das heisst für mich aber, dass ich nicht einfach glauben kann, dass es Gott gibt, sondern dass ich überlegen muss, ob es andere Erklärungen gibt, die besser sind. Insofern bin ich also auch eine Ungläubige und Du bist nicht die Einzige.


    Nun denk ich aber, dass genau das ist, was ich mir unter Wissenschaft vorstelle: bestehende Hypothesen immer wieder Prüfungen zu unterziehen und überlegen ob es alternative Hypothesen gibt und die dann auch wieder zu überprüfen und ggf. zu verwerfen. Wenn ich glauben würde, würde ich alternative Hypothesen ausschliessen, aber "ich glaub nicht, aber ich versuche auch gar nicht herauszufinden", geht auch nicht, oder?



    lg Iris

  • Hi,


    damit His einen Ausgleich hat: ich glaube an Gott oder ein höheres Wesen. Was ich für mich persönlich nicht brauche ist ein Kirchgang!


    Obwohl ich als Kind sehr religiös war (jeden Sonntag in der Kirche etc.), hat mir mein Religionslehrer in der Realschule das sehr schnell ausgetrieben. Immer öfter konnte ich gewisse Einstellungen der Kirche nicht akzeptieren (Abtreibung, Sex vor der Ehe, Verhütung, gleichgeschlechtliche Partnerschaften u.s.w.) und habe endlos mit ihm argumentiert.
    Daher ist die Kirche nichts für mich.


    Aber sie ist für viele Menschen etwas Solides, etwas an dem man sich orientieren kann. In meinem Dorf gehen viele in die Kirche, weil man das eben macht. Sie denken über viele Dinge, für die die Kirche (und der Papst) eben auch stehen gar nicht nach. Sie sind deshalb aber keine schlechten Menschen.


    Was ich im Zusammenhang mit Religion nicht verstehen kann sind Fanatismus und missionarischer Eifer jeglicher Art.


    bis dann
    Jules

  • Delphin
    Wie heißt es doch so schön?
    "...Das ist unser Ziel: zu streben, zu suchen, zu finden, und nicht zu weichen."


    Zu finden und nicht zu weichen. Wenn mein Ziel als Wissenschaftler nur darin besteht alles Herausgefundene immer und immer wieder neu zu prüfen komme ich doch nie ans Ziel. Wenn ich nicht weiß ob die Basis stimmt, wie kann ich dann von so einem unsicheren Grund aus weiter forschen?


    Frage an dich:
    Hast du bessere Erklärungen gefunden? Wenn ja, welche?



    Jules
    An was genau glaubst du denn? Höheres Wesen ist reichlich diffus. Wenn man an so etwas glaubt, muß man doch auch etwas haben auf das man aufbauen kann. Bei den Katholiken ist es die Bibel, was ist es bei dir?