Der Betrüger - Damon Galgut

  • # Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
    # Verlag: Manhattan (9. Februar 2009)
    # Sprache: Deutsch
    # Originaltitel: The Impostor


    Kurzbeschreibung
    Der »Große Gatsby« Südafrikas – vom Autor des Romans »Der gute Doktor«


    Als Adam Napier ein verlassenes Haus am Rand eines staubigen südafrikanischen Kaffs bezieht, hofft er dort auf einen Neuanfang. Nach dem Verlust seines Jobs und seines Zuhauses in Kapstadt will er hier als Dichter zu seinem wahren Selbst finden. Doch schon bald verliert er sich in der scheinbar Zeit und Welt entrückten Ödnis. Erst als er Kenneth Canning trifft, einen ehemaligen Mitschüler, kommt wieder Leben in Adams Alltag. Und er gerät in den Bann von Cannings eigenartiger Welt: Dieser mittlerweile schwerreiche Geschäftsmann lebt mit seiner ebenso schönen wie mysteriösen Frau Baby in einem nahezu surrealen Paradies: Gondwana – ein grün schillernder Garten Eden inmitten einer Halbwüste. Es ist ein Ort der Träume und Verführung, in dessen Zentrum Gier, Rachegefühle und Machtstreben herrschen. Hier beginnt Adam nicht nur eine Affäre mit Baby, er wird auch in Cannings skrupellose Geschäfte verwickelt und damit in eine tödliche Tragödie, die auch das Ende des Paradieses besiegelt.


    Über den Autor
    Damon Galgut wurde 1963 in Pretoria geboren. Bereits mit siebzehn Jahren verfasste er seinen ersten Roman, „A Sinless Season“. Mittlerweile zählt er zu den renommiertesten Autoren Südafrikas. Für seinen Roman „Der gute Doktor“ wurde er für den Booker Prize nominiert, einen der bedeutendsten internationalen Literaturpreise. Der Roman wurde als „bestes Buch des Jahres“ mit dem Commonwealth Writers Prize ausgezeichnet. Auch der nachfolgende Roman "Der Betrüger" wurde für zahlreiche Literaturpreise nominiert. Damon Galgut lebt in Kapstadt, wenn er nicht gerade auf Reisen ist.


    Meine Meinung


    "Der Betrüger" wird aus der Sicht von Adam Napier erzählt, einem Mann Mitte vierzig, der an einem Tiefpunkt in seinem Leben angekommen ist. Er hat sein Job, sein Haus und seine Familie verloren und steht mittellos und alleine da. Er zieht von Johannesburg in eine sehr dörfliche und abgelegene Gegend, wo er ein heruntergekommenes Haus seines Bruders übernimmt. Um dort Gedichte zu schreiben.


    In dieser Situation trifft er seinen Mitschüler Kenneth Canning wieder, der ihn in eine Welt des Reichtums und des Vulgären, aber auch der Korruption, Habgier und vor allem auch des Neids einführt. Adam gerät in einen Strudel, der eine solche Sogwirkung hat, dass er sich fast nicht mehr befreien kann.


    Keiner der Charaktere in "Der Betrüger" ist wirklich sympathisch und dennoch entwickelt das Buch eine solche Sogwirkung, dass man förmlich hineingezogen wird - ich konnte es in den letzten Tagen kaum noch aus der Hand legen. Die ersten Seiten habe ich als etwas zäh empfunden, aber ab dem Moment, in dem Adam seinen Mitschüler wiedertrifft, nimmt die Geschichte eine rasante Fahrt auf.


    Daneben besticht Galgut auch durch intensive Landschaftbeschreibungen und lässt nebenbei auch immer wieder eine historische Thematik in sein Buch einfließen; dabei steht vor allem das Verhältnis der dunkelhäutigen und weißen Bewohner Südafrikas im Vordergrund.


    8 Punkte.

  • Vielen Dank für deine Rezi! :wave Damit wird das Buch auf jeden Fall weiter auf meiner Wunschliste bleiben und hoffentlich in absehbarer Zeit auch in meinem Bücherschrank landen :grin

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Literarische Weltreise: Südafrika


    Hier also meine two cents:


    Adam, ein weißer Südafrikaner in der Midlife Crisis, zieht sich aufs Land, in ein Ferienhaus seines Bruders, zurück, um endlich das zu tun, was er für seine Bestimmung hält: zu dichten. Das tut er allerdings nicht ganz freiwillig: durch die rasanten Änderungen der Gesellschaft nach dem Ende der Apartheit hat sich auch sein einstmals so sicheres Mittelstandsleben verändert, weshalb ihm nicht viel anderes übrig bleibt, als neue Wege zu gehen.
    Nur leider wollen die Worte nicht kommen, der karge Busch bietet, anders als die blühenden Landschaften seiner Kindheit, wenig Inspiration. Adam pflegt seine Depression, einziger Kontakt zur Außenwelt ist sein seltsamer Nachbar, bis er zufällig seinen alten Schulkameraden Canning trifft. Zwar besitzt er keinerlei Erinnerung mehr an ihre gemeinsame Schulzeit, dennoch besucht er ihn nun regelmäßig in seiner nahegelegenen Wildtierfarm, einer Oase in der trockenen Steppe, wo Cannings mit seiner betörenden schwarzen Frau Baby lebt. Aber natürlich ist dieses Idyll ein trügerisches, und nicht nur menschliche Verfehlungen, sondern auch die neuen Sitten in Südafrika werden für seinen Untergang sorgen.


    Ob dies nun wirklich eine neuer Stern an Südafrikas Literaturhimmel ist, kann ich nicht beurteilen. Für mein Leseempfinden entwickelte sich die Geschichte ein wenig zäh, was aber durchaus dem langsamen Leben im südafrikanischen Busch geschuldet sein kann. Manche Andeutungen waren mir zu kryptisch, die Sprache manchmal so verdichtet, dass ich kurzzeitig den Überblick verloren habe, aber das war letztendlich nicht weiter dramatisch. Jedenfalls war das ein Lektüre jenseits der afrikanischen Folklore, wie es das Cover vermuten lassen könnte.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Ob dies nun wirklich eine neuer Stern an Südafrikas Literaturhimmel ist, kann ich nicht beurteilen. Für mein Leseempfinden entwickelte sich die Geschichte ein wenig zäh, was aber durchaus dem langsamen Leben im südafrikanischen Busch geschuldet sein kann. Manche Andeutungen waren mir zu kryptisch, die Sprache manchmal so verdichtet, dass ich kurzzeitig den Überblick verloren habe, aber das war letztendlich nicht weiter dramatisch. Jedenfalls war das ein Lektüre jenseits der afrikanischen Folklore, wie es das Cover vermuten lassen könnte.


    Das die Geschichte am Anfang recht zäh war, habe ich ähnlich empfunden - die Spannung und der Sog, den ich irgendwann gespürt habe, baut sich dann doch erst sehr spät auf.


    Ich habe bis jetzt noch nicht sehr viel südafrikanische Literatur gelesen, aber die Galguts Art zu schreiben und zu erzählen erinnert mich schon sehr an Coetzee; vielleicht handelt es sich also um ein "typisch" südafrikanisches Buch.

  • Der Betrüger – Damon Galgut


    Mein Eindruck:
    Ich habe den Roman eigentlich ganz gerne gelesen, es bleiben aber auch gemischte Gefühle zurück. Das liegt in erster Linie daran, wie die Hauptfigur und deren Denken und Handeln angelegt ist.
    Er ist egoistisch und wirkt naiv wie ein junger Mann, dabei ist er schon Mitte 40 und mehr oder weniger gescheitert. Ohne Beruf und ohne Beziehung kehrt er in seine alte Heimat in Südafrika zurück und zieht in das heruntergekommene, leer stehende Haus seines Bruders ein. Obwohl er jahrelang nicht mehr geschrieben hat, will er sich endlich als Dichter verwirklichen. Dabei gibt er sogar Dichter als seinen Beruf an, obwohl seine einzige Veröffentlichung viele Jahre zurück liegt und er sich jetzt unfähig fühlt, zu schreiben.
    Er begegnet einem alten Schulkameraden, an den er sich eigentlich nicht mehr erinnern kann, der inzwischen erfolgreich und mit einer schönen schwarzen Frau verheiratet ist. Es kommt zu einer Affäre.


    Man ist dicht dran an der Hauptfigur, die man eigentlich nicht gerade sympathisch finden kann. So war ich teilweise ziemlich genervt, bewundere aber auch, wie der Autor den Verlauf der Handlung gestaltet.


    Der Roman ist locker geschrieben, gut lesbar. Ein Vergleich mit dem stark symbolhaften Schreiben des Literaturnobelpreisträger J.M.Coetzee, zu dem sich der Verlag mit einem Quote des Guardian auf der Rückseite versteigt, verbietet sich aber.
    Für sich beurteilt, stellt sich Damon Galgut als interessanter Autor heraus, den ich bei Gelegenheit wieder lesen werde.