Zum Inhalt:
1918 lernt der siebzehnjährige Leon in einem kleinen Dorf in der Normandie, wo er als Morseassistent am Bahnhof arbeitet, die patente, selbstbewusste Louise kennen. Langsam kommen sich die beiden näher, bei einem gemeinsamen Fahrradausflug ans Meer offenbart sich ihre junge Liebe. Auf dem Rückweg jedoch geraten sie in die Kriegswirren des zu Ende gehenden Ersten Weltkrieges und werden getrennt; Leon wird schwer verletzt und hält Louise nach seiner Genesung fälschlicherweise für tot. Zehn Jahre später lebt er in Paris, arbeitet als Polizeichemiker, ist verheiratet und hat bereits ein Kind, als er eines Tages in der Pariser Metro die für ihn unvergessliche Louise wiedersieht. Es kommt zu einem Treffen, …
Kurzbeschreibung:
Über zwei Weltkriege hinweg erzählt Alex Capus mit großer Leichtigkeit, aber auch intensiv eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die sich wohltuend vom üblichen kitschüberladenen Einerlei in diesem Genre abhebt. Er beschwört die Atmosphäre im besetzten Paris des Zweiten Weltkrieges heraus und zeigt zwei Menschen, die wissen, sie gehören zueinander, die aber nicht gegen die Umstände eines turbulenten Jahrhunderts ankommen. Leon reift zum disziplinierten Familienvater, der niemals seine Ehefrau und die Kinder im Stich lassen würde, sein Herz jedoch gehört seiner großen Jugendliebe Louise, die ihrer Zeit weit voraus ist mit ihrer Scharfzüngigkeit, ihrer Unabhängigkeit und ihrem forschen Sinn für Humor und auch nicht verzagt, als es sie während des Zweiten Weltkrieges nach Afrika verschlägt.
Sprachlich schön ausgearbeitet, zwar nicht gerade poetisch, aber doch weit entfernt vom penetranten Haupsatzstil handelsüblicher Liebesromane, verfolgt man die Geschichte einer fernen Liebe, die lediglich in den Briefen von Louise kurz einmal ins Pathetische abdriftet, was aber gleich wieder durch den selbstironischen Humor dieser gutgezeichneten Figur abgemildert wird.
Es werden keine Klischees bedient, selbst das Ende vermag in seiner Unaufgeregtheit zu überzeugen. Ebenso kommt an keiner Stelle Langatmigkeit auf, der Autor findet genau die richtige Balance zwischen Detailverliebtheit und Vorantreiben der ruhigen Handlung.
Kurzum: ein Wohlfühlbuch!