Mark Scheppert - Mauergewinner

  • Lieber Mark Scheppert,


    Du hast mir dieses Buch, Dein Buch, geschenkt und mich lediglich gebeten, als Gegenleistung eine Rezension darüber zu schreiben…wenn ich möchte.
    Das ist für mich ungefähr so fair und normal, als wenn ein Mensch ein Bild gemalt hat und fragt: „Wie findest Du es denn?“
    Es ist allerdings eine persönliche Frage und Rezensionen sind eigentlich nur bedingt persönlich.
    Daher habe ich auch die Form eines öffentlichen Briefs gewählt, um Dir meinen Eindruck zu übermitteln. Das scheint mir angemessen.


    Dein Buch wurde von einem Verlag herausgebracht, der seinen Sitz in meiner derzeitigen Heimatstadt hat. Was das heißt oder eventuell bedeutet, darüber möchte ich nicht spekulieren. Wahrscheinlich ist es nur ein seltsamer Zufall.
    Ich als ganz normale popelige Konsumentin von Büchern vermag sowieso nicht zu beurteilen, wann welches Buch von welchen Verlagen als wert oder unwert eingestuft wurden und dann veröffentlicht werden. In der Regel bin ich darauf angewiesen, dass Bücher schon irgendwie den Weg zu mir finden werden und tun das offensichtlich auch.


    Zum Inhalt Deines Buches:
    Du erzählst 30 Geschichten darüber, wie Dein Leben in Ostberlin gewesen ist, vor dem Fall der Mauer, während Eurer gewaltlosen, unblutigen Revolution und nachdem die beiden Teile Deutschlands wieder zusammengekleistert wurden.
    Die Geschichten sind oft so ähnlich zu Geschichten, die ich aus meiner Kindheit, meinem Heranwachsen, erzählen könnte, dass ich mehrmals schmunzeln musste. Manches erzählst Du recht zornig, sodass ich fast versucht war, hinter mich zu blicken, um zu sehen, ob da noch jemand stehe.


    In der Kurzbeschreibung zu Deinem Buch findet man überall die Sätze: „Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann, hatte er sich vorgenommen, stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben. Denn seltsam: In keinem der angeblich so „typischen“ literarischen Denkmälern für dieses verschwundene Land fand er sich wieder.“


    Da es mir als sogenannter Wessi in meinem Land auch oft so geht und ich, außer dass auch wir in unserem beruflichen Möglichkeiten schmerzhaft eingeschränkt waren, irrwitziger Weise gerade, weil es die DDR gab, kaum wirklich etwas weiß über Euch (wisst Ihr eigentlich über uns so genau Bescheid, oder meint ihr auch das auch nur?), möchte ich am liebsten sagen: Dann lass uns doch einfach mal tatsächlich erzählen, wie es wirklich aussah. Kann sein, dass das Ergebnis überrascht auf beiden Seiten.


    Ihr hattet eine tatsächliche Mauer aus Stein, Stacheldraht und Selbstschußanlagen um Euch herum.
    Wir alle hatten und haben sie noch heute vielfach in unseren Köpfen und Herzen…und diese ist wesentlich schwerer einzureissen!


    Dein Buch jedoch bekommt von mir 8 von 10 möglichen Punkten, denn es ist frisch und frech-fröhlich geschrieben und somit ein guter Start!


    :wave
    Ikarus

  • Du schreibst zwar, dass das Buch 8 von 10 Punkten erhält, aber irgendwie liest sich Deine Rezension so negativ. Was ist denn nun das Gute an dem Buch, dass Du ihm 8 Punkte gibst.

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lilli ()

  • Ups. Negativ? Nee...im Gegenteil. Zumindest wollte ich diesen negativen Eindruck nicht hervorrufen.


    Ich finde an dem Buch besonders erfrischend, dass die Geschichten eines ganz normalen Menschen erzählt werden. Würde ja gerne eine spezielle Episode daraus wiedergeben, weiß aber nicht, ob das nicht gegen das Urheberrecht verstößt? Ergo überlasse ich das besser dem Autor selbst.


    Es ging um die Mauer und um die einzige Möglichkeit eines Jungen, dem ein sehr peinliches Mißgeschick passiert war, durch diese Mauer wieder nach Hause zu finden. Mark Scheppert erzählt halt einfach, wie es ihm erging, erhebt nicht den Anspruch, allwissend zu sein.


    Man erkennt sich selbst in den Geschichten wieder...der einzige Unterschied bestand darin, dass man halt ähnliche Storys auf der anderen Seite der Mauer erlebte, unter der Trennung der beiden Deutschlands aus unterschiedlichen Gründen litt.


    Ich wollte, ich könnte meine Geschichte auch so schreiben.

  • ==Ein Stück deutsche Geschichte==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Einleitung===
    Heute möchte ich über ein Buch schreiben, welches den Titel „Mauergewinner“ hat. Wie der Titel vermuten lässt, handelt dieses Buch über die ehemalige DDR. Dieses Buch wurde mir vom Autor zur Rezension angeboten. Nun möchte ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.


    ===Buchdaten===
    Autor: Mark Scheppert
    Titel: Mauergewinner
    Untertitel: Ein Wessi des Ostens: 30 vergnügliche Geschichten aus dem Alltag der DDR
    Verlag: BoD
    Erschienen: 2009
    ISBN-13: 978-3839192504
    Seiten: 228
    Einband: TB
    Kosten: 14,90€
    Genre: Kurzgeschichten
    Serie: -


    ===Autor/in===
    Mark Scheppert war Landschaftsgärtner, Möbelträger, Sachbearbeiter, Forstmitarbeiter, Erntehelfer, Partyveranstalter, Fahrrad-Kodierer, Vertreter, Handlungsreisender, Lagerverwalter, Postbearbeiter, Anzeigenverkäufer und Küchenhilfe. Und all das fand er wirklich kein bisschen aufregend. Deshalb begann er, nebenher ein bisschen zu schreiben.
    (Quelle: Amazon.de)


    ===Klappentext===
    Als Mark Scheppert diese Geschichten 2008 zu schreiben begann, hatte er sich vorgenommen, stellvertretend für seine Generation etwas Neues und Einzigartiges über die DDR zu schreiben. Denn seltsam: In keinem der angeblich so „typischen“ literarischen Denkmälern für dieses verschwundene Land fand er sich wieder. Er gehörte auch nicht zu der Generation von „Zonenkindern“ und wohnte in keiner „Sonnenallee“ und in keinem „Turm“. Seine Jugend, seine Auseinandersetzung mit diesem seltsamen Ort namens DDR, seine Erfahrungen und seine Kämpfe, kamen nirgendwo vor. Und erst recht nicht das Gefühl, das er mit dieser Zeit verband. Komisch. War er so ein Sonderfall?


    ===Meine Meinung===
    Als 83er Jahrgang habe ich noch einige Erinnerungen an die getrennte Zeit und die Zeit nach der Wende. Durch Familie und Freunde, welche aus den neuen Bundesländern kommen, bin ich zudem mit dem Leben in der ehemaligen DDR vertraut. Ich war echt gespannt, wie diese alltäglichen Geschichten von Mark Scheppert geworden sind. Gerade bei eigenen Geschichten, hatte ich Bedenken, dass der Autor ins Jammernde verfällt. Gerade 20 Jahre nach der Wende hört man schließlich oft, wie viele ehemalige Ostdeutsche entweder noch jammern, wie schwer sie es im Vergleich hatten oder wie viel besser es noch war, als die Mauer vorhanden war.


    In 30 Geschichten erzählt der Autor aus seiner Kindheit in der DDR. Alltag, Schule, sportliche Aktivitäten, Urlaube, Ferienlager, Konzerte, Familie und vieles mehr wird von ihm aufgegriffen. In einer hübschen Übersicht am Anfang des Buches konnte ich genau sehen, welche witzigen Themen mich während des Buches erwarten.


    Wie jede Leseratte habe auch ich Bereiche, die ich gerne lese und welche die ich nicht so gerne lese. Biographien liebe ich, Kurzgeschichten können mich jedoch nur schwerlich erwärmen. Dieses Buch ist eine interessante Kombination dieser beiden Kategorien.


    Gleich zu Beginn fällt der lockere Stil von Mark Scheppert auf. Freundlich, offen und modern fängt er mit seinem ersten Erlebnis an. Es geht um eine Bahnfahrt zum Kleingarten und wie diese Bahnfahrt verkürzt wurde. Ich selbst habe als Kind auch Dinge während der Bahnfahrt gezählt, aber Wachhunde fand ich an dieser Stelle traurig, aber auch witzig. Diese Geschichte beinhaltete ein Erlebnis, welches erzählt wurde. Diese Umsetzung finde ich sehr gelungen. Ich habe einen Eindruck von der Situation, der Person, aber auch der Gefühlswelt bekommen. Leider behält der Autor diesen Aufbau nicht bei.
    Zum Beispiel sucht er sich ein Thema wie Konzerte, die ersten Brüste, FKK-Strand oder Ferienlager als Oberbegriff. Mark Scheppert erzählt nun eine kleine Anekdote zum Beispiel über sein erstes Mal im Ferienlager. Wenige Sätze später ist er schon deutlich älter und so geht es bis zum letzten Ferienlager durch. Da sämtliche Sprünge durch Absätze gekennzeichnet werden, kam ich zwar nie durcheinander, aber ich konnte kaum eine Verbindung zu ihm und den Situationen aufbauen. Sein Erzählungen kratzen in meinen Augen sehr an der Oberfläche. Zwar lernte ich ihn und auch die DDR damit kennen, aber irgendwie fehlte der Tiefgang. Kaum ein Erlebnis wird farbenfroh und detailliert geschildert. Genauso wurden Fakten der DDR, wie zum Beispiel das Einkaufen nur in ein zwei Wörtern, wie zum Beispiel Einheitspreis, beschrieben. Klar, dass ich als „Wessi“ mehr über die damalige Zeit erfahren wollte. Hier wäre es einfach besser gewesen, wenn er sich wirklich nur auf ein prägendes Erlebnis konzentriert hätte und dieses lebendiger geschildert hätte. So erfahre ich zwar sehr viel, aber manchmal ist weniger besser.


    Zudem wiederholt sich der Autor in verschiedenen Kapiteln wieder. Man merkt, wie stolz er ist, dass sein Vater sozusagen Jan Ullrich und Franzi entdeckt hat, aber eine einmalige Erwähnung hätte in meinen Augen gereicht. Das Problem ist einfach, dass er sich schon von Anfang an als Feigling, Schwächling und Sohn mit besonderen Beziehungen. Dadurch wirkt er stellenweise unsympathisch. Es sind dann solche Kapitel, wo er zum Beispiel an Konzertkarten kommt, die auf dem Schwarzmarkt 800DM wert wären, was zeigt, wie gut schon seine Kontakte sind. Aber auf der anderen Seite, wenn er etwas über seine Familie erzählt, wirkt er wieder als lieber Sohn, dass ich ihn sympathisch finde.


    Trotz dieser Sprünge und der gemischten Gefühle beim Lesen, konnte ich dieses Buch an einem Stück durchlesen. Wenn die oberflächlichen DDR-Aspekte mal nicht berücksichtigt würden, wäre es eine ganz normale Biographie über alltägliche Dinge, einer Kindheit,wie es weltweit sein könnte. Die ersten Erfahrungen mit Alkohol, Zigaretten, Mädchen, Schulalltag, Familiengeschichten, Aufbesserung des Taschengeldes und vieles mehr. Es ist nett zu lesen, unterhaltsam, aber kein Bestseller. Die DDR-Aspekte sind wie gesagt, leider sehr oberflächlich. Er geht auf Kontaktsperre, Diplomatenstatus, Öffnung der Grenzen, Raritäten der DDR, Jobsituation, Schule und vieles ein. Darüber schwebt aber stets der Status der Eltern. Neubausiedlung, TV, Trabbi, bessere Jobs und Geld.


    Nachdem ich diese Lektüre aus der Hand gelegt hatte, war ich echt lange darüber am Nachdenken. Ich kenne durch Verwandte live die abgenutzten Plattenbausiedlungen, weiß wie schwer es Leute ohne Status hatten. Diese Aspekte werden zwar angesprochen, aber manchmal klingt es abfällig, wie zum Beispiel die Ferien bei seiner Oma. Plattenbau, Plumpsklo und gleich ist es schlecht. Für viele war dies jedoch normal. Aber ist es jetzt wegen dieser Argumente ein schlechtes Buch? Definitiv nein. Es ist eben sein Leben und mit jeder Zeile merkt der Leser, dass Mark Scheppert so mit seiner Kindheit und Jugend in der DDR auffrischen, aber irgendwie auch abschließen will. Genauso ist der Vorteil an diesem Werk, dass es an dem eingangs erwähnten Gejammer mangelt. Für mich ein klarer Pluspunkt. Deswegen kann ich das Buch auch empfehlen.


    ===Bewertung===
    Durch die vielen Sprünge und den oberflächlichen Stil fehlt es den Kurzgeschichten an Farbe. Sie sind jedoch leicht, locker und unterhaltsam, wofür ich gerne drei Sterne verteile.


    Pro: Idee
    Contra: zu blass


    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah


    Wer jetzt noch mag, findet hier eine Leseprobe.



    ===Leseprobe===
    Unter „Buch lesen“ gibt es eine Leseprobe.


    http://www.bookrix.de/_mybookp…er_1245229284.0070779324-

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