Fragen an Martha Sophie Marcus

  • Liebe Martha,


    Sowohl "Herrin wider Willen" als auch "Salz & Asche" spielen um die Zeit des 30 jährigen Krieges. Warum gerade die Mitte des 16. Jahrhundert, mal abgesehen vom spannenden Hintergrund des Kriegs selber?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Als ich anfing, für den Roman zu recherchieren, der später die "Herrin wider Willen" werden sollte, wollte ich eine abenteuerliche Geschichte schreiben, die mitten im blutigen Geschehen des Dreißigjährigen Kriegs spielte. Das änderte sich im Laufe der Recherche, als ich feststellte, dass mir das ausweglose Elend der auf verschiedene Weise zu Tode gequälten Bevölkerung und der entwurzelten Soldaten mit ihrem Tross, die verheerten Landstriche, Hunger und Mord in Reinkultur zu hoffnungslos waren. Da kam es mir entgegen, dass die Gegend, in der meine Geschichte spielen sollte, weniger schwer betroffen war als viele andere. Ich habe mich also ein wenig "an den Rand des Geschehens zurückgezogen" und versucht, dennoch die Auswirkungen des Krieges im Roman spürbar zu machen.


    Nach der "Herrin wider Willen" blieb ich weiterhin fasziniert von der gewaltigen Kraft, mit der dieser lange Krieg die Gesellschaft und das ganze Land verändert hat. Und ich stellte mir die Frage, wie es all den traumatisierten und entwurzelten Menschen ergangen sein muss, nachdem der Krieg offiziell beendet war. Meine Gedanken dazu haben "Salz und Asche" geprägt.


    Festgelegt habe ich mich auf das 17. Jahrhundert allerdings nicht. Mein jüngstes Manuskript, das gerade zur Prüfung im Lektorat liegt, spielt im 15. Jahrhundert - echtes Mittelalter also.
    Und das gerade erschienene "Der Rabe und die Göttin", ist eine Geschichte des 9. Jh. - Wikingerzeit.

  • Das geht ja rasend schnell bei Dir, Martha.


    Kaum ein Buch erschienen, schon ist das nächste in der Pipeline. Alle Achtung!


    So schnell zwei Bücher nacheinander zu schreiben, muss doch sehr viel Zeit und Arbeit kosten. Wie schaffst Du das?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • So schnell wie es den Veröffentlichungen nach den Anschein haben muss, bin ich eigentlich gar nicht. Das wird vielleicht verständlicher, wenn ich erzähle, in welcher Reihenfolge meine Romane entstanden sind.


    2003/2004 habe ich nach langer Recherche über die Wikingerzeit die erste Fassung von „Der Rabe und die Göttin“ geschrieben, das Manuskript aber beiseite gelegt, weil ich noch nicht an eine Veröffentlichung geglaubt habe. Erst 2010 habe ich den Roman nach etlichen Überarbeitungen zur Veröffentlichung angeboten. Überraschend schnell hat es „Der Club“ dann schon für diesen Januar ins Programm genommen.

    Anschließend (ab 2004) habe ich mich in die Frühe Neuzeit/den Dreißigjährigen Krieg vertieft und 2007 „Herrin wider Willen“ beendet, das 2008 vom Verlag angenommen wurde. (Für das Programm 2009/2010).


    Gleich nach „Herrin wider Willen“ habe ich mit „Salz und Asche“ angefangen, weil ich die Idee schon hatte, und die Recherche nicht mehr ganz so aufwändig war. Immerhin bin ich damit im selben Jahrhundert geblieben. Anfang 2009 konnte ich das Manuskript beim Verlag abgeben, erschienen ist das Buch im Oktober 2010.


    Seit Anfang 2009 habe ich an mehreren Projekten parallel gewirkt, hauptsächlich aber an meinem jüngsten „Historischen“ (15.Jh.), den ich gerade vor Kurzem beim Verlag abgeben konnte. Auch an diesem Roman habe ich also eigentlich zwei Jahre gearbeitet. Allerdings ist zwischendurch noch ein kleiner Kinderroman entstanden, der im Herbst bei Baumhaus erscheinen wird.


    Viel Arbeit ist es auf jeden Fall. Ich sitze in der Regel von 8 bis 13 Uhr am Schreibtisch (manchmal kommen Termine oder aushäusige Rechercheaktionen dazwischen). Mittags und nachmittags sind „Küche und Kinder“ dran, je nach Bedarf. Abends, wenn Ruhe im Haushalt einkehrt, nichts anliegt und ich meinem Mann auch entbehrlich bin, gehe ich oft wieder an die Arbeit. Wenn es gut läuft, bleibe ich dann bis nach Mitternacht dabei.
    Gerade im vergangenen Jahr wurde es mir gelegentlich auch mal zu viel, aber insgesamt ist das Schreiben der schönste Beruf, den ich mir wünschen kann. Wenn ich nicht schreibe, fehlt mir ganz entscheidend etwas.

  • Liebe Martha,


    Kinderroman, wie schön :-] du bist ja echt vielseitig.
    Darfst Du über Dein neues historischen Projekt aus dem 15. Jahruhundert schon etwas sagen? welche Thematik und spielt es wieder in Deutschland?


    "Der Rabe und die Göttin" werde ich mir auch zulegen, sobald es als TB erscheint. Das Buchformat sollte schon zu Deinen anderen beiden Büchern im Regal passen :lache Hast Du schon so ungefähr eine Idee wann die TB Ausgabe erscheinen wird?


    Danke fürs antworten
    Gute Nacht
    bono :wave

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Zitat

    Original von Martha


    Gerade im vergangenen Jahr wurde es mir gelegentlich auch mal zu viel, aber insgesamt ist das Schreiben der schönste Beruf, den ich mir wünschen kann. Wenn ich nicht schreibe, fehlt mir ganz entscheidend etwas.


    Wolltest du denn eigentlich schon immer schreiben? Und welche Alternative hätte es denn für dich gegeben, wenn das mit dem Schreiben nicht funktioniert hätte? Schließlich ist es ja schon ein ziemlich riskanter Beruf, da man ja zu Beginn nie weiß, wie die Bücher bei Verlagen und Lesern ankommen werden...

  • bonomania  
    Das TB zu „Der Rabe und die Göttin“ soll nach meinen bisherigen Informationen genau ein Jahr nach dem HC bei Goldmann erscheinen. Also Januar 2012.
    Für den Fall, dass Du oder andere Interessierte sich aber auch mit dem HC im Regal abfinden könnten: Ich verlose über meinen Blog gerade ein Exemplar.

    Der Titel meines „Jüngsten“ ist noch nicht abgesegnet, deshalb erwähne ich ihn lieber nicht. Die Geschichte spielt wieder in Deutschland, und zwar nimmt sie in Brandenburg ihren Anfang, wo um 1400 das Raubritterwesen stark verbreitet war. Das ging so lange, bis ein starker Markgraf eingesetzt wurde, der damit einigermaßen aufräumte: der spätere Kurfürst Friedrich, Stammvater des (viel später entstehenden) preußischen Königshauses. Unter anderem unterwarf er die legendären, als Raubritter verrufenen von Quitzows. Während der Eroberung einer derer Burgen geht dem Ritter von Quitzow bei der Flucht eine kleine Tochter verloren. Um diese Tochter geht es. Mehr über die Handlung verrate ich vorerst nicht, aber noch etwas über die Heldin: Sie ist eine ausgezeichnete Bogenschützin, sehr eigensinnig, und sie hat einen langen Weg vor sich.


    Die Bogenschützin als Heldin hat mir beim Schreiben besonders viel Freude gemacht. Ich bin selbst mit Begeisterung Traditionelle Bogenschützin und liebe alles, was damit zu tun hat.


    Sunshine Rose
    Ich kann nicht behaupten, dass ich schon als Kind Autorin werden wollte. Geschrieben habe ich allerdings schon. Kleine Geschichten, später jahrelang mehr oder weniger wirr und ausschweifend Tagebuch, Skizzen, Kurztexte für die Schublade.


    Während des Studiums war mein Plan, ins Verlagswesen zu gehen, also eher in den Bereich Lektorat oder Marketing. Nur hat es sich so ergeben, dass sofort nach dem Studium erstmal die Familiengründung dran war. Ich hatte relativ bald zwei kleine Kinder (zum Glück dazu einen voll erwerbstätigen Mann) und der Einstieg in ein Berufsleben war für eine Weile kein Thema mehr. Das Schreiben übrigens auch nicht. Zwei Kleinkinder sind nicht gerade Humus für Kreativität.
    Als die Kinder jedoch etwas größer wurden, gerade so groß, dass sie mich nicht mehr dauernd brauchten, aber noch nicht so groß, dass ich besagten Einstieg ins Berufsleben schon ernsthaft erwogen hätte, überkam mich dann doch das dringende Bedürfnis, endlich wieder geistig zu arbeiten.
    Wenn Du ein Deinem Leben jemals einen Roman schreiben willst, sagte ich mir, dann jetzt. Die Situation konnte nicht günstiger sein.
    Aber nicht, dass nun jemand denkt, mein erster Roman wäre veröffentlichungsreif gewesen. Er hat mich nur endgültig mit dem Schreibvirus infiziert. Von da an habe ich mich intensiv mit allen Fragen des Schreibens und Veröffentlichens auseinandergesetzt: einen Schreibkurs gemacht, eine wunderbare Autorengruppe mitgegründet (die Lüneburger „Wortmälzer“, mit denen ich gemeinsam Kurzgeschichten herausgebracht habe), das Verfassen von Exposés für Romanideen gelernt, einen Agenten gefunden …
    Und nach all dieser Vorarbeit ging es dann mit dem Veröffentlichen so schnell, dass ich am „Schreiben als Beruf“ zur Zeit nicht zweifle.

  • Nachdem ich gerade auf deinem Blog war hätte ich genau die gleiche Frage gestellt wie Alice Thierry. Zwei Romane in einem Monat zu veröffentlichen, das muss ja Stress pur sein. Aber Du hast es ja schon erklärt.



    Was machst Du, wenn Du nicht an deinem Schreibtsich sitzt und wie alt sind deine Kinder? Wann schreibst Du am liebsten?


    Falls das zu intim ist brauchst du auch nicht zu antworten ;-)


    So nun gehe ich weiter Salz und Asche lesen, ist nämlci momentan mächtig spannend :wave

  • Ach nein, so viel Neugier ist absolut erlaubt, Schnatterinchen. ;-)


    Meine Kinder sind 11 und 13.


    Am liebsten schreibe ich nachts, wenn alle schlafen und keine Mails und Anrufe eingehen. Langfristig halte ich das aber nicht mehr so durch wie noch vor zehn Jahren. Damals war ich als Kleinkindermutter offenbar noch besser auf Dauerschlafmangel eingestellt. :grin


    Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze ... Also, ich nehme an, damit hast Du nicht nach meinem Haushaltsfleiß gefragt? Auch nicht nach meinem Lesekonsum? In der Zeit, die daneben noch bleibt, sehe ich zu, dass ich mich draußen bewege. Am liebsten zu Fuß durchs Feld oder den Wald, und am allerliebsten bogenschießend.
    Allerdings sind da auch noch ein paar Freunde, die ich gern sehe, eine nette Autorengruppe, außerdem eine Neigung zum Basteln, Malen und Spielen mit Graphikprogrammen. Und ein unendliches Interesse an vielen Themen und Dingen, die von allen Seiten auf mich zugetragen werden.

  • Zitat

    Original von Martha
    Ach nein, so viel Neugier ist absolut erlaubt, Schnatterinchen. ;-)


    Meine Kinder sind 11 und 13.


    Am liebsten schreibe ich nachts, wenn alle schlafen und keine Mails und Anrufe eingehen. Langfristig halte ich das aber nicht mehr so durch wie noch vor zehn Jahren. Damals war ich als Kleinkindermutter offenbar noch besser auf Dauerschlafmangel eingestellt. :grin --> Da wären wir wieder beim Alter :chen
    Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze ... Also, ich nehme an, damit hast Du nicht nach meinem Haushaltsfleiß gefragt?


    :wow Du hast keine Hausangestellten? :chen Verdienen Autoren nicht genug?
    :achtungironie


    Und welches Genre liest Du gerne?


    Bogenschießen ist ja genial, gibt es in Lüneburg eine Gruppe?

  • schnatterinchen : Nein, am Geld liegt es nicht. Ich musste nur mein komplettes Dienstbotenteam entlassen, weil sie alle es nicht geschafft haben, sich absolut lautlos im Haus zu bewegen, während ich schreibe. (Und wo war jetzt dieses "Achtung Ironie"-Schild. Ach, ich finde es gerade nicht. ;-)) Ehrlich gesagt habe ich in der Tat jemanden, der mich im Haushalt unterstützt, aber es bleibt immer noch genug zu tun.


    Was das Bogenschießen betrifft: Ja, in der Lüneburger Umgebung gibt es Vereine, eine Menge nette, freie Bogenschützen und Veranstaltungen, auf denen man sich begegnet. (Beinah hätte ich geschrieben "sich trifft" :grin)


    Lieblingsgenres gibt es für mich nicht. Ich lese querbeet, kann aber sagen, dass mir Gegenwartskrimis, blutige Krimi-Thriller und Horrorgeschichten nicht liegen. Dazu greife ich nur, wenn mir jemand ein bestimmtes Buch sehr ans Herz legt.
    In letzter Zeit hatte ich viel Freude an Jugend-Fantasy, die ich mit meiner Tochter geteilt habe. Kerstin Giers Edelsteintrilogie z.B., Nina Blazons und Maggie Stiefvaters Romane.