Kurzbeschreibung
Im Marnekanal liegt eine hübsche Frau im Seidenkleid - tot. Hartnäckig versucht Kommissar Maigret, sich mit einer Welt vertraut zu machen, die ihm völlig fremd ist: die Binnenkanäle mit ihren Schleusenwärtern und Treidlern, mit ihrem Geruch von Teer, Petroleum und Dieselöl. Schließlich bringt eine lange Fahrradtour auf einem Leinpfad den Kommissar auf die Spur des Mörders. Ein Roman über Liebe, Verrat und eine unbändige innere Wut.
Mir fällt gerade auf: eigentlich kann man zu allen Maigret-Romanen das Gleiche sagen: einsamer Wolf folgt dubioser Intuition und löst mittelmäßigen Fall vor einer großartig ausgemalten Kulisse. So auch in diesem Band:
In einem Pferdestall an einer Marneschleuse, in dem die Treidler ihre Pferde unterbringen, wird die Leiche einer offensichtlich wohlhabenden jungen Frau gefunden. Ziemlich schnell wird klar, dass die so unstandesgemäß Abgelegte nur von der Yacht eines wohlhabenden Engländers gekommen sein kann, die am folgenden Tag plötzlich an der Schleuse auftaucht. Dummerweise lag sie lange schon vor Ankunft ihres Gatten, dessen Geliebter und dessen Freund (der natürlich wiederum ihr Geliebter ist) tot im Stall. Bald taucht ein weiterer Toter auf und gibt Maigret zu denken.
Doch alles ist in Bewegung am Kanal, Schiffe legen an und ab, und so muss auch Maigret sich in Bewegung setzen, um diesen Fall tu lösen: mit einem Fahrrad folgt er den Schiffen auf dem Treidelpfad und lüftet schließlich das Geheimnis um die schöne Tote.
Obwohl auch hier die Geschichte selbst ein wenig angestaubt wirkt, der Plot recht simpel gestrickt ist und uns in eine Welt entführt, wie sie heute gar nicht mehr vorstellbar ist, schafft Simenon mal wieder, eine fesselnde, in ihrem Kontext durchaus glaubwürdige Geschichte zu erfinden, die aber vorallem durch die unglaublich faszinierende Milieuschilderungen lebendig wird.