Mir geht es nicht gut (ab 17.01.)....

  • Die Krankenkasse hat von einem Tag auf den anderen entschieden, dass sie meinem Vater die Reha nicht mehr bezahlt. Dabei kam gestern noch die Bestätigung für eine weitere zweiwöchige Verlängerung.
    Begründung: Er sei ja jetzt fitter und könnte bald wieder zur Arbeit gehen.
    Klar kann er das! Mit den Tabletten gegen Krampfanfälle etc., die er dreimal täglich nimmt (nachdem er einen Krampfanfall hatte, bei dem sein Herz aufhörte zu schlagen und er wiederbelebt werden musste...). Und er kann ja auch soooo gut gehen. Nein, seine linke Seite ist ja wirklich kaum noch gelähmt! Und bestimmt wird er jetzt plötzlich auch die Kontrolle über seine linke Hand wiedererlangen. Vom Gefühl darin ganz zu schweigen.
    Seine Sehfunktion ist eingeschränkt? Ach, wer braucht denn schon einen funktionierenden linken Sehnerv. Ist ja auch egal, dass dieser bei drei schweren, beinahe tödlichen Operationen, die nötig waren, um Papas Hirnblutungen und -schwellungen zu stoppen, verletzt worden war.
    Gestörter Gleichgewichtssinn? Braucht ja eh niemand. Verlorene Erinnerungen? Werden eh nie wieder kommen.
    Die Tatsache, dass Papa wahrscheinlich nie wieder Autofahren wird, wobei Autos schon immer seine Leidenschaft waren und er immer schon an ihnen herumgebastelt hat? Auch egal. Verliert er halt eines seiner wichtigsten Hobbys.
    Und zu guter letzt: Nein, es macht ihm bestimmt nichts aus, dass er jetzt absolut abhängig von anderen Menschen ist. Es macht ihm bestimmt nichts aus, dass er seine Ehefrau und seine Kinder zur Verzweiflung bringt (auch wenn er es natürlich nicht absichtlich macht :-( ).


    Ich müsste mal ganz dringend mit jemandem reden, der mich aufheitern kann. Aber meine wenigen Freunde in Deutschland interessieren sich nicht für Probleme, vor allem nicht die von anderen.
    Oh, und mein vermeintlich bester Freund? Beleidigt, weil ich zwei Tage gebraucht habe, um auf seine E-Mail zu antworten.
    Nichts in meinem Leben ist so wie vorher und ich versuche die ganze Zeit schon, das Gute zu sehen, aber heute funktioniert es einfach nicht. Am liebsten würde ich mich ins Bett legen und zwei Wochen lang nicht aufstehen.
    Aber ich kann meine Familie nicht im Stich lassen. :-(

    "Erfahrungen vererben sich nicht-jeder muss sie allein machen."
    - Kurt Tucholsky

    :lesend J.K. Rowling: Harry Potter and the Goblet of Fire
    :lesend Jennifer Benkau: Es war einmal Aleppo

  • :knuddel1 :knuddel1
    Nastja, das ist wirklich besch*** von deinen Freunden und erst recht von der KRankenkasse. Könnt ihr gegen den Bescheid denn nicht noch eine Beschwerde einlegen oder um erneute Prüfung bitten? Fragt mal in der Rehaklinik oder sonst wo nach und macht euch etwas schlau.

  • Nastja
    nur Mut. Wenn man bei einer gesetzlichen Krankenkasse eine Leistung (Reha) beantragt, entscheidet die Kasse über diesen Antrag, stimmt ihm zu, oder lehnt ihn (manchmal auch nur teilweise) ab. Gegen diese Entscheidung der Krankenkasse gibt es die Möglichkeit des Widerspruchs. Schau mal in den Ablehnungsbescheid, falls ihr einen bekommen habt. Da müsste am Ende auch eine Widerspruchsbelehrung stehen. Für den Widerspruch habt ihr, falls so eine Belehrung drunter steht, einen Monat Zeit. Dann muss erneut geprüft werden. Falls die Kasse die Auskunft nur mündlich erteilt hat, müssen deine Eltern eine schriftliche Entscheidung anfordern. Ich würde an deiner Stelle so vorgehen:


    1. Prüfen, ob es einen Bescheid von der Kasse gibt
    falls nein:
    2. Bescheid schriftlich von der Kasse anfordern
    falls ja:
    steht da eine Widerspruchsbelehrung drunter?
    falls ja:
    3. innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen und den begründen (Arzt um Hilfe bitten!)
    falls nein:
    4. dann hast du für den Widerspruch sogar ein Jahr Zeit


    Recht häufig reicht der Widerspruch und eine entsprechende Stellungnahme des Arztes aus, um eine andere Entscheidung zu bekommen. Lass den Kopf nicht hängen. Was deine Freunde angeht, ist das zwar eine doofe Geschichte, aber leider trennt sich oft erst in ernsten Situationen die Spreu vom Weizen. Schau mal in deinem Bekanntenkreis nach. Da wird doch jemand sein, der nicht so oberflächlich ist, oder?
    Falls nein:
    kommst du einfach wieder hier zu den Eulen. :knuddel1

  • Nastja,


    es wird Dich sicherlich kaum trösten, wenn ich Dir erzähle, daß eine liebe Kollegin gerade ähnlichen Ärger hat wegen ihrer kranken Mutter: da geht es ständig um Ablehnung von Pflegestufen, Reha-Maßnahmene etc. Es geht ständig einen Schritt vorwärts und dann wieder eineinhalb Schritte zurück. Nervig, weil man sich nicht nur aufs langsame Gesundwerden konzentrieren kann, sondern dauernd so einen ärgerlichen Sch... an der Backe hat.


    Laßt euch nicht unterkriegen und legt Widerspruch ein. Viel Erfolg!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielen lieben Dank, Dori, imandra777, Idgie und Batcat! :anbet :kiss
    Es ist so schön zu wissen, dass es doch nette Menschen gibt.


    Meine Mutter hat die Krankenkasse noch einmal angerufen; deren Entscheidung steht fest. Die Sache ist: Papa lag seit dem 29. März in dieser Reha-Klinik. Die Krankenkasse hat das alles bezahlt - bis jetzt. Jetzt soll die Rentenversicherung ran, die sich aber bis jetzt noch nicht entschieden hat.
    Allerdings haben wir bei unserem Hausarzt Hilfe gesucht, der dann mit allen möglichen Stellen telefoniert hat. Er meinte, Papa könnte schon diese Woche wieder zurück in die Therapie-Klinik. Aber wenn man mit den Versicherungen und mit dem Krankenhaus direkt spricht, verspricht jeder etwas anderes. :bonk
    Es ist wirklich einfach ätzend. Da zahlen meine Eltern jahrelang alles ein, was eingezahlt werden muss (oder auch nicht muss), und dann will keiner die Leistungen erbringen, die einem eigentlich zustehen. :bonk
    Wenigstens gibt es Leute in der Klinik, die uns helfen wollen. Papas Psychotherapeutin, seine Ärztin und einige andere Therapeuten (genauere Einzelheiten kenne ich nicht) sowie unser Hausarzt schreiben ausführliche Gutachten und plädieren dafür, dass die Therapie verlängert werden muss. Mal sehen...

    "Erfahrungen vererben sich nicht-jeder muss sie allein machen."
    - Kurt Tucholsky

    :lesend J.K. Rowling: Harry Potter and the Goblet of Fire
    :lesend Jennifer Benkau: Es war einmal Aleppo

  • Nastja,


    ich drücke deinem Vater und deiner Familie die Daumen, dass der Einsatz der ganzen Personen sich lohnt und, dass die Therapie fortgesetzt werden kann. Auch wenn dein Vater schon lange in der ReHa ist, solange noch Fortschritte zu erwarten sind, sollte man eine Therapie auf jeden Fall durchziehen. Ich hoffe, dass ihr das Tief gut übersteht. Glaubt immer daran, dass es wieder vorangeht, egal wie schlecht es aussieht.


    :knuddel1

  • Nastja
    das ist einerseits doof, wenn im Prinzip zwei Kostenträger in Frage kommen, weil die Patienten sich dann oft zwischen diesen Stühlen wiederfinden, weil keiner freiwillig zahlen will. Bei so langer Reha kommt es wohl oft drauf an, wie die Erfolgsaussichten der weiteren Behandlung ausfallen. Besteht noch berechtigte Aussicht auf Besserung, dann ist meist die KK dran, wenn nicht, dann laufen gnadenlos die Verfahren zur Verrentung und dann ist die Rentenversicherung zuständig.
    Das hilft euch natürlich nicht weiter. Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass die ärztlichen Stellungnahmen ausreichen und eine schnelle Weiterbehandlung deines Vaters möglich ist. Ich schick euch mal einen ganzen Sack voller Mut, Zuversicht und Glück, dass es klappt.
    Fragt auch mal nach der Möglichkeit einer Eilentscheidung, falls es weiter hin und her geht.

  • Zitat

    Original von vingela
    ...weil mich diese ständige Sorge um meinen Vater ganz krank macht. So langsam werde ich auch wütend weil er sich so gar nicht helfen lassen will und dazu noch den Ernst der Lage nicht erkennt.


    Ich drück dich mal. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Nastja  :knuddel1 Ich weiß, wie schwer das ist, man fühlt sich einfach nur hilflos, und das ständige Abhängigsein entweder von irgendwelchen Ärzten, die meinen es besser zu wissen, oder irgendwelchen Versicherungen, die sich quer stellen tut seinen Rest. Wenn es dir hilft, oder du überhaupt noch darüber reden willst (ich weiß, wie anstrengend das manchmal ist, wenn alle immer nachfragen, und du nur sagen kannst, ganz gut, und hoffen, dass keiner merkt, dass das alles andere als wahr ist, und man das nur sagt, damit keine weiteren Fragen kommen :rolleyes), kannst du mir gerne schreiben.
    Das schlimmste ist glaube ich, wenn man keine Fortschritte sieht, und man selber sich an Dinge erinnert, oder an Personen, von denen die betreffende Person noch nie gehört hat. Zumindest versetzt es mir immer einen Stich... Ich hoffe jeden Tag, dass er sich plötzlich erinnert, auch wenn es vielleicht nicht besonders schlau ist auf ein Wunder zu hoffen. Man tut es eben doch immer wieder :rolleyes ;-).