Hef Buthe - Saigon Berlin

  • Hef Buthe
    Saigon Berlin
    Thriller
    Bastei Lübbe
    462 Seiten
    1. Auflage November 2010


    Über den Autoren
    Hef Buthe, geboren 1946, war Kriegsreporter in Vietnam, Nicaragua und dem Nahen Osten. Später gründete er eine erfolgreiche Beraterfirma in Hongkong. Heute wohnt er wieder in Deutschland und widmet sich dem Schreiben von Thrillern.


    Der Autor schreibt hier im Forum unter dem Namen hef


    Homepage: www.hef-buthe.de


    Saigon Berlin ist ein Teil der Reihe um den Reporter Peter Stösser.


    Bei den Eulen fand hierzu eine Leserunde statt: Klick



    Kurzbeschreibung von Amazon:


    Dezember 1989. Die Grenzen sind gefallen. Auf der Suche nach seiner Tochter fährt Peter Stösser nach Ostberlin. Sie ist in der Hand eines Mannes, den man den »Sampan« nennt. Der Name weckt Erinnerungen an eine Vergangenheit, die Stösser gern vergessen möchte und die ihn doch nicht loslässt. Denn seine Tochter ist Halb-Vietnamesin. Sie wurde geboren in einem der grausamsten Kriege, den es je gegeben hat. Und aus jener Zeit sind noch einige Rechnungen offen ...


    Meine Meinung:


    Dieses Buch habe ich in einem wahnsinnigen Tempo verschlungen, umso länger kaue ich jetzt schon an der Rezension herum. Was nicht unbedingt am Buch, sondern eher an der Thematik liegt. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich hatte wirklich Mühe, es aus der Hand zu legen, da es auch noch ein Leben neben diesem Buch gab.


    Aber von Anfang an: Dies war meine erster Roman von Hef Buthe und damit auch das erste Buch über den Reporter Peter Stösser. Das hat dem Verständnis am Buch aber keinen Abbruch getan, man kann es gut auch ohne Kenntnisse der vorigen Bände lesen, wie ich finde.


    Der Leser findet sich am Anfang des Buches im Jahr 1989 wieder. Die Mauer ist gefallen, aber so richtig hat noch niemand realisiert, was das für Deutschland und Europa bedeutet.


    In dieser Situation erhält Peter Stösser eine Nachricht von seiner Tochter. Diese ist knapp 20 Jahre alt, Halbvietnamesin und Stösser hat sie seit ihrer Geburt nicht mehr gesehen - jetzt ist sie in Ostberlin anscheinend in großer Gefahr.


    Stösser macht sich auf den Weg nach Ostberlin. Schon das erste Kapitel, das von der Grenzüberschreigung berichtet, die damals noch gang und gäbe war, versetzt den Leser in eine unheimliche, düstere Atmosphäre. Dazu trägt auch die nüchterne, stakkatohafte Sprache des Autors bei, der in seiner journalistischen Tätigkeit anscheinend gut gelernt hat, sich auf das Wesentliche zu beschränken.


    Doch zurück zur Grenze. Stösser gerät schon dort mit den Grenzbeamten der DDR in Konflikt, wird verhört, erhält Hinweise, darf schließlich einreisen und gerät in einen Strudel von Ereignissen, aus denen es für ihn kein Zurück gibt... Die Ereignisse in Berlin überschlagen sich, da ein Mann mit dem Namen "Sampan", der Stössers Tochter in seiner Gewalt hat, Stösser erpreßt. Auch meint Stösser, sich an diesen Sampan von früher erinnern zu können...


    In langen, eingeschobenen Rückblenden berichtet der Autor gleichzeitig von der Zeit Stössers (und seiner eigenen) als Kriegsreporter in Vietnam, die Umstände, unter denen er die Frau kennengelernt hat, die einmal die Mutter seiner Tochter werden sollte, die Verhältnisse während des Kriegs.


    Das Buch hat mich teilweise verstört hinterlassen ob der Grausamkeiten des Krieges, teilweise staunend, wundernd, fragend. Und es hat mein Interesse an diesem Teil der Erde geweckt, und auch an diesem Krieg, über den ich, ehrlich gesagt, bisher ein, wenn überhaupt vorhandenes, dann nur rudimentäres Wissen habe.


    Sprachlich ist es sicherlich keine Perle, aber an Spannung habe ich lang nichts gelesen, was mich so gefesselt hat. Auch als Leser muß man permanent aufpassen, wer was zu wem sagt, um halbwegs nachvollziehen zu können, wer da was für ein Spiel mit wem spielt. Wie Stösser hängt man in der Luft, zwischen allen Stühlen und wundert sich über so manch widersprüchliche oder scheinbar zufällige Begebenheit - bis am Ende viele lose Fäden ein Ende finden und der gordische Knoten sich auflöst. Doch das kann an einem unaufmerksamen Leser vorbeigehen, wenn man nicht bei der Sache ist!


    Ein guter Pageturner, der Lust auf mehr macht und hervorragend unterhalten hat.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich bin schon einige Zeit fertig und habe vergessen meine Rezi zu posten :schaem also fertig war ich am 07.01, sonst ist der Text heute unverständlich :grin


    Spannender Krimi der die Themen Wendezeit und Zusammenbruch der DDR Staatsmacht und Einsatz von Journalisten im Vietnamkrieg mit einer Krimihandlung verbindet. Gerade die Thematisierung der heute so berühmten "embedded journalsts" und ihr Mißbrauch durch die Kriegsparteien im Propagandakrieg macht dieses Buch so interessant, aber auch die Unsicherheit der Ostberliner im Dezember 1989 als alles Gewisse ungewiss wurde und die fest gefügte Ordnung und Zukunft sich in Nichts auflöste wird gut getroffen. Dabei ist die Krimihandlung temporeich und aktiongeladen- kein whodunit mit Ermittler im engeren Sinne, sondern der Erlebnisbericht eines Journalisten, den die ferne Vergangenheit aus Anlass des Systemzusammenbruchs einholt.


    Ich habe gestern früh an einem normalen Arbeitstag begonnen das Buch zu lesen und leide heute - an einem normalen Arbeitstag an Schlafmangel, da ich kurz nach drei beim Erreichen der letzten Seite das Licht ausgemacht habe, das empfehle ich niemand, wollte es aber als Warnung nicht unterschlagen. Das Buch zu lesen ist sehr empfehlenswert- aber besser am Samstag anfangen...

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich bin schon einige Zeit fertig und habe vergessen meine Rezi zu posten :schaem also fertig war ich am 07.01, sonst ist der Text heute unverständlich :grin


    Ehrlich gesagt habe ich mich auch gewundert, daß sonst noch keine Rezi da war...

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • (naja, ich bin ja erst mit Verspätung zu Euch gestoßen und wollte nicht vorgreifen*g*)


    Wie oben schon geschrieben wurde, ist das Buch sehr spannend und die story in zwei historisch interessante Zeiträume eingebettet: Der Krieg in Vietnam und der Fall der Berliner Mauer. Der Leser wird in beiden Handlungssträngen, die gut verständlich neben einander herlaufen, mit interessanten Einblicken in journalistische Arbeit ebenso wie in ein damaliges vietnamesisches Familienleben oder die Ungewissheit über die politische Entwicklung in Deutschland versorgt, vom Kriegsgeschehen und der spannenden Suche nach der Tochter ganz zu schweigen.
    Ich kann mich der oben geäußerten Meinung anschließen: Man muss sich auf das Buch einlassen und Konzentration aufwenden. Tut man das aber, wird man, wie bei allen bisher gelesenen Buthe-Büchern mit lehrreicher Unterhaltung belohnt.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich habe das Buch in einer Leserunde mit dem Autor gelesen. Wäre es nicht so gewesen, würde mir mein Urteil jetzt wohl leichter fallen...


    Saigon - Berlin liest sich flüssig. Der Schreibstil passt zum Ich-Erzähler Peter, manches wirkt jedoch zu platt für meinen Geschmack.


    Ich mochte die Geschichte an sich, fand sie auch spannend, aber mir war es einfach zu viel, was da auf ca. 460 Seiten erzählt wird. Ein Teil der Geschichte spielt in Deutschland, der andere Teil sind Rückblenden. Rückblenden in den Vietnamkrieg, autobiografische Erlebnisse des Autors. Das macht es schwer darüber zu urteilen, denn spontan war mir das alles viel zu verworren, zu undurchsichtig, ja: zu übertrieben. Aber wenn es doch so war? Habe ich dann das Recht, das Erzählte übertrieben zu finden?


    Insgesamt hat mir Saigon - Berlin nicht überzeugt. Für mich blieb einiges am Plot unaufgeklärt. Dazu muss ich sagen, dass ich sonst eher in anderen Sparten zu Hause bin, ich konnte mich mit diesen vielfachen Verschwörungstheorien einfach nicht anfreunden. Vieles schien mir einfach nicht schlüssig. Und auch wenn manches Rätsel aufgelöst wurde, so ergab sich für mich kein stimmiges Ende.


    Ich mochte allerdings die Episoden über Land und Leute in Saigon und auch die Sozialstudien in Berlin und Köln gerne, denn ich finde, dass der Autor eine gute Beobachtungsgabe hat. Sehr vieles ist mir plastisch und farbig in Erinnerung geblieben.


    Meine Wertung in Punkten: 4 von 10.

  • Ich bin auch zur Leserunde dazu gestoßen und fand das Buch wirklich sehr spannend.


    Aufgefallen ist mir das Buch allerdings als erstes durch sein Cover. Dieser Schriftzug in Verbindung mit den Augen war für mich ein Blickfang. Dies war sehr interessant gestaltet.


    Der Klappentext tat dann sein restliches dazu um mich davon zu überzeugen, dass ich dieses Buch haben muss!


    Die Kapitel sind klar strukturiert und gut aufgeteilt. Im Wechsel zwischen derzeitigem Berlin und damaligen Saigon begleitet man Peter Stösser durch seine Lebensabschnitte.
    Mir persönlich war die Zeit des Mauerfalls noch absolut präsent, der Vietnamkrieg allerdings nicht. Daher konnte ich den Erzählungen aus Berlin sehr gut folgen - aber die Saigonkapitel haben mir um einiges besser gefallen. Wahrscheinlich weil ich hier wirklich erhebliche Lücken hatte/habe und wirklich fasziniert und gleichzeitig erschrocken über diese Zeit und Kriegserlebnisse war.


    Anfangs wirkte es zu strukturiert - zu zufallsbelastet auf mich. Doch je weiter die Geschichte ging, desto mehr erkannte man den Hintergrund. Dies ließ mich dann mit dem anfänglichen Manko zufriedenstellend abschließen.
    Einzig und allein störte mich das Durcheinander der Intrigen, Geheimnisse und Vermutungen. Da musste ich mich besonders konzentrieren und auch noch einmal nachlesen, sonst wäre ich mit vielen offenen Fragen aus dem Lesen gegangen. Das war zum Ende hin sehr überladen und verwirrend - wie es in Extremsituationen ausarten kann. Es wirkte nicht aufgesetzt, sondern verlangte einfach viel Aufmerksamkeit und Konzentration.


    Aber insgesamt bietet das Buch eine sehr gute Unterhaltung, fesselt einen, lässt einen schaudern, hoffen, erschrecken und bangen.
    Ich werde es weiter empfehlen!

  • für die leserunde hatte ich leider keine zeit, aber ich habe das buch inzwischen lesen können und war sehr angetan (vor allem, weil der unkaputtbare menachem aus dem dornbusch tatsächlich nicht mitgespielt hat). :-) :-) :-)


    eilige grüße an alle :wave

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Eines der besten Bücher die ich das Vergnügen hatte lesen zu dürfen!



    Vorangestellt:
    Die Epoche des Indochina-Krieges, sowie der Schauplatz Süd-Ost-Asien fesseln mich immer wieder aufs neue.
    Seit frühester Jugend interessiere ich mich für die Kultur und die Geschichte dieser Region.
    Begleitet haben mich dabei sowohl Romane als auch Sachbücher.



    Der hier vorliegende Thriller verbindet 2 historische Begebenheiten, den Viatnamkrieg und den Mauerfall, mit dem Schicksal eines Journalismus-Veteranen.
    Die Art und Weise, wie Hef Buthe dies geschickt miteinander verknüpft, verdient größte Hochachtung.
    Dem geneigtem Leser wird einiges abverlangt, Konzentration und Vorwissen.
    Um die Geschichte richtig verstehen zu können, ist es unabdingbar, einige Details und Hintergründe zu kennen. Mit diesem Hintergrundwissen erschließt sich das Buch auf eine atemberaubende Weise.
    Die zweigeteilte Erzählweise baut zudem eine sehr dichte Atmosphäre auf.
    Zeitweise war ich in der Geschichte "drinn", erlebte die Vorfälle an der Seite von P.S.
    Atemlos in der Nacht, so muss ich meinen "Konsum" dieses Thrillers beschreiben.


    Mit dem Ende des Buches bin ich nicht ganz glücklich, ein offeneres Ende hätte besser zu diesem vorzüglichem Buch gepasst.
    Ich bevorzuge es, mir mehr Gedanken "danach" machen zu müssen.


    Trotzdem ein sehr gutes Buch, Note 1 mit Sternchen.


    Dies war mein erster Hef Buthe, mit Sicherheit wird es nicht der letzte sein.
    Auch den angekündigten Asien-Thrillern fiebere ich entgegen.



    Chapeau, Hef Buthe, Chapeau.

  • Vor einiger Zeit schon habe ich dieses Buch gelesen und schon mehrmals versucht etwas darüber zu schreiben, aber Richtig gelingt mir das nicht.
    Es hat mir gefallen, mich aber auch sehr bedrückt zurückgelassen, weil es eben kein richtiger Thriller ist, sondern traurigerweise sehr viel Geschichte enthält und manches, was der Autor wahrscheinlich selbst erlebt hat.
    Das Buch ist absolut lesenswert.