Bemerkungen zur Photographie
1980 im Original erschienen
Suhrkamp, Taschenbuch
OT: La chambre claire
Note sur la photographie
Übersetzt von Dietrich Leube
Kurzbeschreibung:
"Es geht in 'Die helle Kammer' keineswegs ums Photographieren (als Akt der Herstellung), sondern um die 'PHOTOGRAPHIE', ein Faszinosum, welches - Bild, das es ist - wahrgenommen, erblickt, angeschaut sein will. Und wer so genau hinschaut wie Roland Barthes, sieht als 'spectator' im Photo ein Symbol der Unsterblichkeit, sieht es als Magie und Alchimie, sieht darin sowohl die wahnhafte Doppelgängermotivik als auch die unbewegte Klarheit des Haiku, sieht letztlich sogar den abstrakten Körperteil 'Ausdruck' - 'dieses Unerhörte, das vom Körper zur Seele führt - animula." Süddeutsche Zeitung
Über den Autor:
Roland Barthes, Literaturkritiker, Schriftsteller und Philosoph des 20. Jahrhunderts, war einer der bedeutendsten französischen Denker der Nachkriegszeit.
Meine Meinung:
Der kluge Text von Roland Bartes lehrt anhand abgebildeter Fotos und dazugehörigen Text das genaue Hinsehen. Ich werte das nebenbei auch als Absage gegen das flüchtige Lesen!
Auffällig an Roland Barthes Blick ist aber sein Individualismus, er sieht häufig andere Details in den Fotos als ich, oder wertet sie anders. Auch das ist für mich positiv zu deuten, denn bei zu vielen Autoren vermisse ich einen so deutlichen Individualismus, der Leser beeinflussen kann. An Konformismus und Formeln hingegen ist der heutige Buchmarkt übervoll. So etwas verdeutlich ein Buch wie das von Roland Barthes, wenn man es aus heutiger Sicht liest.
Dennoch will ich auch nicht verschweigen, dass ich einigen Denkansätzen von Roland Barthes nicht so ganz folgen kann, sie deswegen auch nicht näher erläutern werde. Daher verweise ich auf den Wikipedia-Eintrag zu dem Buch: Wiki
Roland Barthes Buch ist neben dem Text auch noch eine Schatztruhe mit Funden großer Fotografen.
Da ist zum Beispiel ein Foto von Alhambra, 1854 aufgenommen, Das italienische Viertel, 1954 von William Klein,
oder Richard Avedon berühmtes Foto von William Casby, als Sklave geboren, Louisiana
oder August Sander, der neuen Sachlichkeit verpflichtet, aber von den Nazis zensiert, weil sein Anlitz nicht der nazistischen Rassen-Ästhetik entsprach.
Ebenfalls beeindruckend: Der Wandergeiger, von Andre Kertesz 1921 in Ungarn fotografiert.
Der zweite Teil des Buches wird privater und erinnert an Barthes Tagebuch der Trauer.
Die helle Kammer war Barthes letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Buch.