Der Tanz des Maori - Emma Temple

  • Klappentext:


    Seltsame Träume plagen Sina, seit sie in Neuseeland angekommen ist: Jede Nacht erscheint ihr ein tanzender Maori. Als sie in einem alten Fotoalbum das Bild einer Frau entdeckt, die ihr bis aufs Haar gleicht, ist sie schockiert. Wer war die mysteriöse Unbekannte, die Anfang des vorigen Jahrhunderts hier lebte? Erst, als sich Sina in Brandon verliebt und alle Zeichen gegen ihre Liebe stehen, beginnt sie zu ahnen, dass sie das letzte Glied in einer langen Kette miteinander verbundener Schicksale zu sein scheint...


    Die Autorin:


    Emma Temple ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Sie wurde 1967 in Düsseldorf geboren und wuchs in München auf. Während ihres Studiums der Geschichte und der Politik entdeckte sie ihre Liebe zu Neuseeland und verbrachte ein Jahr auf einer Farm in der Nähe von Christchurch – ein Ort, zu dem sie immer wieder zurückkehrt. Nach dem Studium war sie zunächst Journalistin, seit ein paar Jahren arbeitet sie an ihren Romanen und Drehbüchern. Sie lebt heute mit ihrer Familie an der Weinstraße.


    Meine Meinung:


    Sina und Katarina, zwei Freundinnen, haben sich eine Auszeit vom Studium genommen, um durch Neuseeland zu reisen. Überall, wo es ihnen gefällt, wollen sie ihr Zelt aufschlagen um Land und Leute kennenzulernen. Als sie eines Tages aus Versehen zu nah an einem Bach campen, werden sie klatschnass von Mary-Ann aufgegabelt, die ihnen sofort ihre Gastfreundschaft anbietet. Beim Stöbern in einem Antiquitätenladen stößt Sina auf eine alte Maori, die ihr prompt ein Fotoalbum in die Hand drückt und ihr auf geheimnisvolle Weise zu verstehen gibt, dass sie ihre Vergangenheit dort findet. Aber Sina war doch noch nie in Neuseeland und auch von ihrer Familie war keiner so weit gereist. Allerdings findet sie dort ein Foto einer Frau, die ihr verblüffend ähnlich sieht. Sina verdrängt diesen Fund erst einmal, bis sie bei einem Ausflug Brandon kennenlernt und sich sofort in ihn verliebt. Brandon entstammt einer begüterten Familie, ihnen gehört eine Reederei. Als er Sina zu einem Fest bei seinem Großvater mitnimmt, kommt es zum Eklat. Der alte Mann verbietet ihm den Umgang mit Sina, ihr Anblick erschüttert ihn zutiefst und ohne eine Angabe von Gründen wirft er ihr das Allerschlimmste vor. Sina ist schockiert, sie ist sich keiner Schuld bewusst. Auch Brandon erfährt nichts von seinem Großvater – im Gegenteil, sollte er sich weiterhin mit Sina treffen, will sein Großvater ihm den Geldhahn zudrehen. Dann könnte Brandon seine Kapitänsausbildung nicht vollenden, die Ausbildung ist teuer und seinem Großvater, George Cavanaugh, gehört das Geld. Heimlich bleiben die beiden trotzdem zusammen und versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei hilft ihnen Ruiha, die alte Maori aus dem Antiquitätenladen. Denn sie weiß, wer die Frau auf dem Foto ist, die Sina so verblüffend ähnlich sieht. So erzählt sie eine lange Geschichte, die in den 30 Jahren beginnt. Als junge Frau arbeitet Ruiha in einem Haushalt, wo die Deutsche Ava nach Neuseeland kommt, um den Minenbesitzer John zu heiraten. Sein Partner Angus ist Ava nicht ganz geheuer, John zuliebe nimmt sie ihn aber freundlich auf. Doch Angus hat seine ganz eigenen Pläne, und schon bald kommt es hier zur Katastrophe.


    Geschickt verwebt Emma Temple Gegenwart und Vergangenheit. Anfangs verläuft die Geschichte viel zu glatt, es gibt einfach zuviele glückliche Zufälle. Sina und Katharina bekommen nach einem Regenguss nicht nur eine Unterkunft, sondern eine Freundin fürs Leben. Sie machen einen Ausflug, finden sofort ein interessante Stelle und Sina verliebt sich hoffnungslos in den ersten jungen Mann, dem sie begegnet. Auf der Suche nach der Vergangenheit suchen sie Ruiha und laufen ihr auch prompt über den Weg. Wäre da nicht der ungemein fesselnde Stil von Emma Temple, könnte man das Buch fast als belanglos und ereignislos zur Seite legen. Aber dann nimmt es richtig Fahrt auf, die Rückblenden bestimmen den Charakter und nehmen mehr Raum ein als die Gegenwart. In langen Erzählnächten erfahren Sina und Brandon eine unglaubliche Geschichte, die geschickt die beiden Zeitebenen miteinander verwebt. Beim Eintauchen in die Vergangenheit darf man nie vergessen, dass die Beteiligten immer noch leben könnten, sie wären ungefähr im Alter von Brandons Großvater.


    Ein interessantes Stück Geschichte wird wieder lebendig, die Kohleförderung in Neuseeland in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Skrupellose Geschäftsleute, schwer arbeitende Frauen, die unbekannte Kultur der Maoris und ein exotisches Setting versetzen den Leser in eine unbekannte Welt. Bilder entstehen und der flüssige Schreibstil entfacht immer wieder die Lust, doch weiterzulesen, wenn man anhand der Ereignisse doch lieber den Kopf schütteln möchte. Avas bedingungslose Kapitulation ist genauso schwer verständlich wie das ungehinderte Wirken Angus’, immerhin gab es doch genügend Leute, die John kannten und auch Angus Machenschaften mitbekamen. Warum Angus Ava hinterher dermassen in der Hand hatte, wirkt unglaubwürdig. Das oft ausgedrückte Desinteresse an der Vergangenheit von einigen Charakteren kann man auch nicht nachvollziehen, bei der offenkundigen Ähnlichkeit zwischen Sina und Ava sollte eigentlich jeder vor Neugier fast platzen. Die Charaktere sind tiefgründig, aber auch schwer einzuordnen. George Cavanaugh verlangt bedingungslosen Gehorsam ohne Angabe von Gründen, dass er dadurch nur mehr die Neugier anstachelt und zu Trotz aufruft, kommt ihm gar nicht in den Sinn. Auch Angus verhält sich widersinnig, einerseits sind Maoris für ihn minderwertig, andererseits ist er von Ruiha fasziniert. Wenn man aber großzügig über diese Mankos hinwegsieht, bekommt man eine interessante und spannende Geschichte geliefert, die geschickt in zwei Zeitebenen spielt. Das Cover ist hervorragend gelungen, das Zeichen fokussiert die Aufmerksamkeit sofort auf Neuseeland. Leider ist allerdings der Leseknick bei der Qualität unvermeidlich.


    Fazit


    In Rückblicken erzählt Emma Temple in ihrem Debütroman eine starke Geschichte in einem faszinierenden Land. Sie verbindet nicht nur Gegenwart und Vergangenheit, sondern auch Deutschland und Neuseeland. Katastrophen und freudige Ereignisse liegen genauso nah beieinander wie Liebe und Tod. Das Geheimnis um den Maori enthüllt sich in vielen einzelnen Puzzleteilen, manche fallen zwar zu einfach ins Bild, andere findet man erst über fünf Ecken.


    Ihren Schreibstil fand ich allerdings faszinierend, und mich interessiert doch brennend, wer hinter dem Pseudonym steckt, vielleicht hab ich ja schon mehr von der Autorin gelesen *g*,.


    LG
    Patty

  • Ich hab das Buch gerade beendet und bin sehr begeister von der Geschichte. Zwischendrin war ich so wütend und traurig, daß mir die Tränen übers Gesicht gelaufen sind. Alles in allem ein sehr bewegendes Buch.
    Nachdem es mit einem Cliffhanger endet, würde ich mich freuen noch mehr von Sina und Brandon zu lesen!

  • Tolle Rezi Tinkerbell!
    Ich werde das Buch mal im Auge behalten. Ich lese gerade einen Roman, der in Neuseeland spielt und vielleicht habe ich danach ja Lust auf mehr :-)

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    Sarah Lark?


    Sie ist es nicht.
    Sarah Lark ist 1958 geboren und ihr Pseudonym ist Ricarda Jordan.


    Aber mich täte es auch sehr interessieren, wer Emma Temple ist. :gruebel :gruebel
    Hab bisher nichts gefunden.


    LG
    Anita :wave :wave

  • Neuseeland, Maoris, Liebe und ein Familiengeheimnis auf zwei Zeitebenen in einem umfangreichen Buch mit nahezu 500 Seiten - das läßt entweder auf einen wunderbaren Schmöker schließen oder auf einen staubtrockenen Roman zum Gähnen. Zum Glück ist ersteres der Fall. :lache


    Emma Temple ist laut Klappentext „das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin.“ Ich wüßte gerne, welche Autorin das ist, denn ich würde gerne mehr von ihr lesen.
    „Der Tanz des Maori“ ist flüssig und überzeugend geschrieben, die Charaktere sind sympathisch, wenn auch übertrieben - Sina ist Medizinstudentin und schön, Brendan ist charmant und reich, der Maori ist attraktiv und sympathisch, die alte Maorifrau ist geheimnisvoll. Und der Bösewicht ist - wie sollte es anders sein - so richtig fies und unsympathisch. Nun ja.
    Davon abgesehen aber ist die Handlung spannend und man leidet mit den Charakteren und rätselt, ob der Bösewicht wohl noch lebt. Eine überaus gelungene Geschichte entfaltet sich hier vor dem Leser und weckt tatsächlich den Wunsch, auch einmal nach Neuseeland zu reisen. Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • In einem anderen Forum habe ich den Tipp auf Katrin Tempel bekommen - ihre Tochter heißt wohl Emma und auch der Schreibstil würde passen *g*. Ich habe leider noch kein Buch von Katrin Tempel gelesen, wobei beide Bücher aber auf meinem WZ sind.


    LG
    Patty