'Das Rätsel' - Kapitel 13 - 16

  • Diesen Abschnitt fand ich unheimlich dicht.


    Die Zurückverfolgung der Mail war zwar für Agent Martin nicht gerade ein Erfolg, aber umsonst war sie natürlich auch nicht. Jeffrey, der seine Zweifel über eine mögliche Täterschaft seines Vaters abgelegt hat, ahnt nun, dass nicht nur er, sondern auch seine Schwester und seine Mutter von dem Vater gefunden worden sind. Zum anderen könnte man auf Grund des Namensspiels eine Verbindung zu dem Rätselschreiber ziehen, der Susan keine Ruhe lässt. Was bedeutet, dass dahinter eine einzige Person steht.


    Susan ihrerseits erhält eine weitere Nachricht, die ich in ihrer Übermittelung originell und z.T. ein wenig amüsant fand. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie viel Bedrohung dahinter steckt.


    Schließlich verknüpfen sich beide Handlungsstränge, in dem Jeffrey seine Mutter anruft. Bei dem Gespräch macht Susan, die etwas später hinzu kam, deutlich, dass jeder in einer anderen Form in Gefahr ist. Das erklärt für mich auch die bereits erwähnte dritte Botschaft, die in meinen Augen eben nicht ganz so eindeutig ist.


    Nach dem Jeffrey von seiner Mutter die Dokumente erhalten hat, die den Tod des Vaters beweisen sollen, fliegt er nach Trenton um das nachzuprüfen. Hier setzt sich das Bild über den vermeintlichen Täter Stück für Stück zusammen, was wirklich kein schönes ist.
    Angefangen bei den Beschreibungen durch einen ehemaligen Kollegen (Mr. Maynard), bis hin zu der Entdeckung des Kellerverschlags, bei der ich sofort eine Gänsehaut hatte.


    Wirkliche Sicherheit kann ihm aber nur der Anwalt geben, den Jeffrey auch schließlich dazu drängt, mit der Sprache raus zu rücken. Hier muss man sich unweigerlich die Frage stellen, wie weit Jeffrey noch gehen würde und es bleibt ein flaues Gefühl zurück. Aber nun ist es raus: der Vater lebt und hatte Dank eines immensen Lottogewinns genug Mittel um sich ein neues Leben aufzubauen.


    Die weitere Richtung des Buches scheint nun klar, es sei denn, es passiert doch noch etwas Unverhofftes.


    Zwei Szenen, die ich mir noch notiert habe: den Besuch Susans im Hospiz fand ich sehr berührend. Die andere ist eigentlich nur ein kurzer Nebensatz, in der beschrieben wird, dass die Kinder der Tagesstätte mit Seilen aneinander gebunden werden, bevor sie zum Spielplatz gehen. Ein sehr seltsames Bild. Zumal man sich fragen kann, warum dies gemacht wird, wo der neue Bundesstaat doch so sicher ist.


    Ach ja, der Täter (Vater?) muss Zugang zum dortigen hochmodernen Computernetz haben. Das erklärt sich für mich bislang auch nur so, dass er in einer der Behörden arbeitet. Was auch mit dem zusammenpassen würde, was ich mir im letzten Abschnitt so gedachte habe. (könnte weiterhin Single sein, mobil, Ortskenntnisse, langer Aufenthalt in dem Gebiet).

  • Zitat

    Original von marple
    (könnte weiterhin Single sein, mobil, Ortskenntnisse, langer Aufenthalt in dem Gebiet).


    Single? Glaube ich nicht, denn anch dem was wir bisher wissen, wie die "Zuwanderung" in den 51. Staat geregelt ist, haben Singles kaum eine Chance. Agent Martin ist einer der wenigen und nur auf Grund seines Killerinstiktes aufgenommen worden.


    Gut, er hat genung Geld, aber auch seine erste Familie diente ja als Tarnung. Ich glaube, dass er schon fast von Anfang an in diesem Staat wohnt - Hinweis die vielen verschwundenen, getöteten Mädchen - und eine neue Familie hat.


    Ist er vielleicht einer der drei, die Jeffrey am Anfang empfangen haben? Ihre Namen wurden ja nicht genannt und ihre Pseudonyme sind ja alles Serienkillernamen

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ja, da hast du recht, deswegen war das auch eher so gemeint, dass es evtl. möglich wäre ("könnte...sein").
    Denn genau den Punkt hatte ich ja auch in meine Überlegung zum letzten Abschnitt einbezogen. Dann fiel mir eben auch die Lebenssituation von Agent Martin ein und angesichts dessen, dass der Vater auch nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, gab es hier vlt auch eine Ausnahmeregel. So gesehen schien mir dann auch diese Variante weiterhin möglich. Ach ja, was mich noch dazu gebracht hat, war die dritte Botschaft, dass er etwas zurück haben möchte, was ihm gestohlen wurde. Da hatte ich irgendwie das Gefühl, dass die Familie für ihn mehr als nur Mittel zum Zweck gewesen sein könnte und er daher kein Interesse verfolgt aus reinem Zweck eine neue zu gründen.


    Und das er seit Anfang an in diesem Gebiet lebt nehme ich auch schwer an, eben wegen der weiteren Opfer.


    Wenn er mit einem bislang bekannten Charakter identisch ist, dann wären diese 3 am wahrscheinlichsten und dann würde ich es sogar direkt auf Bundy einschränken. Denn Manson hatte in dem Gespräch mit Jeffrey erklärt, welche Gefahr der Vater darstellt und es wird deutlich wie ihn dies auch mitnimmt. Und Starkweather hat schwermütig eingeräumt, dass er irgendwo in den eigenen Behörden sitzen müsse. Da bleibt also nur noch Bundy übrig.
    Vorausgetzt die Grundüberlegung stimmt. :gruebel


    edit: kleine Ausbesserungen

  • Durch diesen Abschnitt bin ich gestern abend geradezu "gerast" - ich hätte es anfangs nicht für möglich gehalten, aber das Buch wird richtig spannend!


    In beiden Handlungsfäden, sowohl bei Jeffrey als auch bei Susan und Diana wird jetzt deutlich, dass die Bedrohung vom angeblich toten Vater ausgeht. Das hatte ich zwar vermutet, aber wieder verworfen, weil mir der logistische Aufwand zu hoch erschien, schließlich sind Jeffrey und Susan nicht gerade Nachbarn. Aber es ist ganz geschickt gelöst, denn der Vater tritt nie direkt in Erscheinung, er bedient sich technischer Hilfsmittel oder beauftragt einen Überbringer, wie diesen Obdachlosen (die Szene hat mich auch ein wenig schmunzeln lassen, obwohl auch eine gewisse Bedrohung von ihr ausging...)


    Ich frage mich auch, ob der Vater bereits selbst in Erscheinung getreten ist - eigentlich würde ich davon ausgehen, dass Jeffrey ihn möglicherweise wiedererkennt, deswegen hatte ich das für mich bisher ausgeschlossen. Aber wenn der Vater 25 Jahre lang abtauchen kann, hat er möglicherweise sein Äußeres weit genug verändert, dass er nicht mehr erkannt wird.


    Eines ist mir noch aufgefallen, auch wenn es vielleicht nicht weiter wichtig ist: Jeffrey ist erst 34, für einen Professor finde ich das recht jung. Das mag aber daran liegen, dass während meines Studiums die Profs deutlich älter waren - dementsprechend war mein Bild von Jeffrey (und auch von Susan) deutlich älter....


    Ich rechne übrigens noch mit einer Überraschung gegen Ende - ich kann mir nicht vorstellen, dass nach etwas mehr als der Hälfte des Buches (fast) alles klar ist ;-)

  • Bin zwar schon durch, habe aber jetzt erst meine Notizen wiedergefunden.


    Am Beeindruckendsten fand ich das Gespräch zwischen Manson und Jeffrey.
    Hier geht es auch, neben dem Thriller-Teil, wohl auch um ein großes Anliegen des Autors:


    Wievielt ihrer Freiheit sind Menschen bereit abzugeben im Tausch gegen eine vermeintlich hohe Sicherheit?
    Es erfolgt ja eine strenge Auswahl, wer in diesen 51. Bundesstaat ziehen darf - und ohne Geld und Status geht schon gar nichts.
    Eigentlich ein sehr aktuelles Thema.
    Wobei mir dazu einfällt, dass zwar in der übrigen USA eine hohe Gewaltbereitschaft herrscht, aber man sich ja darauf einstellen kann und sich entsprechend verhält. In diesem sicheren Staat dagegen, lässt man alle Vorsicht fahren. Sollte es hier zu Gewalt kommen, wird das vorhandene Weltbild umso stärker erschüttert und die Angst wird um so großer.


    Susans Besuch in „Das letzte Heim“ zeigt eigentlich, dass es auch anders geht. Dieses Heim scheint sicherer als der 51. Staat. Zumindest strahlt es das für mich aus.


    Nachdenklich hat mich der Satz:


    Der Tod kann ziemlich unberechenbar und launisch sein. Und grausam. Aber er hat keine Macht über unser Leben. Nur Einfluss auf unser Sterben.


    gemacht


    Ansonsten scheint sich der Roman jetzt in den gewohnten Thriller-Bahnen zu bewegen. Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass es zu einer Konfrontation zwischen Jeffrey, Susan und deren Mutter mit dem Vater kommt. Diese Begegnung ist wohl der Langzeitplan des Vaters. Gewinnen wird er aber wohl nicht.


    Diese super intelligenten, mitleidlos mordenden Psychopathen gehen mir immer mehr auf den Keks. Eigentlich schade um das Buch. Bis auf diesen Aspekt gefällt es mir sehr gut.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Diesen Abschnitt fand ich wieder spannend geschrieben. In der Haut von Susan, Diana und Jeffrey möchte ich nicht stecken, da der Vater immer mindestens einen Schritt voraus ist. Erschreckt hat mich die Szene mit Susan und dem wahnsinnigen Bettler. Im ersten Moment dachte ich schon, der Vater hätte sich verkleidet. Im zweiten Moment habe ich diese Idee wieder verworfen.


    Zitat

    @Original von dyke:


    Ist er vielleicht einer der drei, die Jeffrey am Anfang empfangen haben? Ihre Namen wurden ja nicht genannt und ihre Pseudonyme sind ja alles Serienkillernamen.


    Ich tippe auch auf einen von den Dreien.

  • Scheinbar nähern wir uns dem unvermeidlichen Showdown.


    Jetzt ist klar, das es sich wirklich um den Vater handelt, da bin ich sehr gespannt auf die Auflösung.
    Das es jemand von dem hochgestellten Begrüßungskomitee sein könnte klingt plausibel, aber eigentlich weiß man zu wenig über sie um auf einen zu tippen.

  • Dieser Abschnitt war für mich ein ganzes Stück arbeit, aber dennoch interessant. Jetzt kann ich keine Zweifel mehr haben, dass es sich um den Vater handeln muss. Der Anwalt hat selber zugegeben, dass er ihm geholfen hat, seinen Tod vorzutäuschen. Irgendwie wirkt das unrealistisch im 21. Jahrhundert, aber anscheinend geht es doch. Einfach abtauchen und ein neues Leben beginnen. Auf die Reaktionen der Schwester und der Mutter bin ich jetzt echt mal gespannt. Ist für sie bestimmt nicht leicht, wenn man nach 25 Jahren erfährt, dass der eigene, tot geglaubte, Vater doch noch am Leben ist, obwohl sie es ja schon ahnen. Doch wie wollen sie ihn jetzt stellen?
    Fragen über Fragen und ich weiß erst die Antwortung, wenn ich weiterlese.

  • Ich hab den abschnitt mittlerweile auch geschafft.


    Langsam wird es spannend.


    Jeffrey hat vomm Anwalt, der nicht sofort mit der Sprache rausrückte, erfahren das sein Vater weiterhin lebt. Der Tod war nur vorgetäuscht.
    Wie werden hier nun Mutter und Tochter, die von Jeffrey in den 51. Bundesstaat geholt wurden, auf die Nachricht reagieren?


    Die Szene mit dem Obdachlosen war irgendwie bissl witzig. Aber in der Situation würde man dann doch Angst bekommen.


    Heut abend werde ich dann man weiterlesen.