Martin Suter - Allmen und die Libellen

  • Titel: Allmen und die Libellen
    Autor: Martin Suter
    Verlag: Diogenes
    Erschienen: Januar 2011
    Seitenzahl: 194
    ISBN-10: 3257067771
    ISBN-13: 978-3257067774
    Preis: 18.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Allmen, eleganter Gentleman, Lebemann, Kunstsammler und charmanter Hochstapler, hat über die Jahre das Millionenerbe seines Vaters durchgebracht. Das hochherrschaftliche Anwesen musste er verkaufen, er hat sich mit seinem lebenserfahrenen Faktotum Carlos aus Guatemala ins bescheidene Gärtnerhaus zurückgezogen. So schlecht er mit Geld umgehen kann, so virtuos beherrscht er den Umgang mit Schulden und Gläubigern. Insbesondere die diskrete Geschäftsbeziehung zu einem Antiquitätenhändler hilft ihm immer wieder aus der Bredouille. Anfangs war Allmen bei ihm guter Kunde, mittlerweile ist er guter Lieferant, erst mit Stücken aus der eigenen Sammlung, dann mit Objekten, über deren Herkunft ein Gentleman besser schweigt. Bis ihn nach einem alkoholseligen Opernabend Jojo, eine heißhungrige junge Frau, in die See-Villa ihres Vaters abschleppt und er dort eine Sammlung von fünf bezaubernden Jugendstil-Schalen entdeckt, jede ein kleines Vermögen wert. Und jede mit einem Geheimnis behaftet. Eine Herausforderung, an der er wachsen - oder die ihn das Leben kosten kann.


    Der Autor:
    Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, lebt mit seiner Frau in Spanien und Guatemala. Er war Werbetexter und erfolgreicher Werber, ein Beruf, den er immer wieder durch andere Schreibtätigkeiten ergänzt oder unterbrochen hat. Unter anderem "GEO"-Reportagen, zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen. Seit 1991 lebt er als freier Autor, seit 1992 schreibt er die wöchentliche Kolumne "Business Class" in der "Weltwoche". Martin Suter ist am 29. März 2004 in Zürich mit der Goldenen Diogenes Eule ausgezeichnet worden.


    Meine Meinung:
    „Jeder meiner Romane ist eine Hommage an eine literarische Gattung. Dieser ist eine an den Serienkrimi, Fortsetzung folgt.“ Soweit Martin Suter zu seinen Werken. Man kann nur hoffen, dass er das „Fortsetzung folgt“ auch wirklich in die Tat umsetzt. Mit diesem Buch ist Martin Suter wieder ein kleines Meisterwerk gelungen. Es geht dabei gar nicht so um die Geschichte als solche, sondern um die Beschreibung der handelnden Personen um ihre jeweilige Persönlichkeit und ihr Handeln. Kaum jemand schafft es mit dieser Leichtigkeit Menschen zu beschreiben, ihnen quasi „Leben einzuhauchen“. Und es auch diese Leichtigkeit des Erzählens, die Martin Suters Bücher immer wieder neu zu einem echten Leseerlebnis werden lassen. Und zu dieser Leichtigkeit gesellt sich dann auch eins ums andere Mal ein freundliches Augenzwinkern. Gerade auch in der Beschreibung der Person des Johann Friedrich von Allmen finden wir immer wieder dieses Suterische Augenzwinkern. Ein Figur, von der wir hoffentlich noch eine Menge zu lesen bekommen. Immer in Geldnöten, aber trotzdem auf großem Fuße lebend – der Typ muss einem einfach sympathisch sein, der allerdings ohne seinen Helfer Carlos völlig aufgeschmissen wäre. Auch die Darstellung der Figur des Carlos ist Martin Suter sehr gut gelungen. „Allmen und die Libellen“ ist ein rundherum wunderbar unterhaltenes Buch – auch wenn Suter es selbst als Krimi bezeichnet, so ist es aber ganz sicher kein typischer Krimi. Sehr lesenswert auch für den, der dem Genre „Krimi“ eher nicht so zugewandt ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für deine überzeugende Rezi.
    Es wird Zeit dass ich mal wieder was von Suter lese :-)

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Eigentlich wollte ich keine Bücher mehr von diesem Autor lesen, aber deine Rezi überzeugt mich davon, es nochmal zu probieren. Klingt wirklich gut :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Ha! Voltaire war mal wieder schneller...


    Ich habe Allmen gern gelesen, eine Geschichte, die meines Erachtens durch der durchaus teilweise lakonischen Beschreibung des Innenlebens von Allmen funtioniert.
    Und die dichte Beschreibung seines mühsam mit Geschick, Talent und Glück aufrecht erhaltenden Alltags, mit dem er es schafft, fast jede der um ihn herum agierenden Personen zu blenden.


    Allmen ist mit Sicherheit eines nicht: Ein Krimi, ich habe keine Sequenz entdecken können, die diese Klassifikation rechtfertigen würde.
    Vielmehr ist Allmen ein kleines Stück Suterscher Literatur, die zwar leicht zu lesen ist, aber nie ins Profane abgleitet.


    Ein kleines Buch für zwischendurch.



    durchaus zufriedene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Vom Verlag sind übrigens schon zwei weitere Bände angekündigt, sogar schon mit Cover und Titel.


    -Allmen und die Delfinsuite
    -Allmen und der rosa Diamant



    Allerdings finde ich etwas absurd, dass keinerlei Erscheinungstermin bekannt ist, geschweige denn, ob das nächste Projekt, dass Herr Suter anpeilt, wirklich ein Allmen-Projekt ist :wow



    doch etwas überraschte Güße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Manchmal passiert es einem, dass ein im Grunde stinkelangweiliges Buch einen im Lesesessel quasi festnagelt und erst wieder loslässt, wenn man es beendet hat.
    Zu dieser Kategorie gehört dieses Buch, sehr schön!

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Mir hat es auch ausgezeichnet gefallen; leicht erzählt, aber nicht ohne Tiefe, sympathische Figuren und interessante Geschichte. Ein echtes Wohlfühl-Buch für schöne Lesestunden. Wenn auch nicht besonders viele, denn das dünne Bändchen hat man schnell ausgelesen. Bin gespannt, wann es denn die Forsetzung geben wird, und ob da dann etwas mehr "Krimi passiert."

  • Hallo


    Danke für die Rezi, und obwohl ich oft Deiner Meinung bin, hier nicht.


    Habe fast alles von Suter gelesen und kann nur sagen:
    Dieses Buch ist einfach zu oberflächlich.
    Nette Idee - ein Nichtstuer und sein Butler - das kenne ich doch...
    Martha Grimes Inspektor Jury... Melrose und sein Butler. Aha im Zeichen des Plagiats?
    Das Buch ist wirklich nur an einer Stelle spannend - ach ja, leider.
    Das Kneipenmilieu und das Hotelmilieu hat der Autor schon mal viel besser beschrieben.
    Ein Fortsetzungskrimi - na nur wenn es spannender wird..
    Im Buch kam schon der Hinweis auf Maigret...
    Sieht nach Geldverdienerei aus, sorry.


    Etwas unwahrscheinlich ist das auch mit den Libellen...


    Wenn man da an das ausgezeichnete SuterBuch: Die dunkle Seite des Mondes denkt...


    Also - wer Sommerlektüre möchte kann es ja mit diesem Buch versuchen


    Grüsse
    Eva

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








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    Bei tauschgnom: evalitera

  • Einmal angefangen, konnte ich das kleine Büchlein kaum mehr beiseite legen. Es passiert nicht sonderlich viel, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Das Buch habe ich als äußerst kurzweilig und herrlich entspannend empfunden. Ein Gefühl wie eine gute Tasse Tee in Ruhe zu trinken.
    Ich vergebe 9,5 Punkte.


    Mittlerweile ist übrigens auch der 2. Teil (Allmen und der rosa Diamant) erschienen :wave

  • Ich habe das Hörbuch von audible gehört und war restlos begeistert.
    Die Beschreibung der Personen, Allmen der sein Reichtum verprasst und trotzdem weiterlebt, Carlos sein Angestellter der ihm stets zur Seite steht, aber auch die Gegner.
    Und das Ganze dann super von Gert Heidenreich gesprochen.


    9 Punkte für das Hörbuch und die volle Punktzahl 10 für Heidenreich!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • 1. Das Buch ist kein Krimi.
    2. "Die dunkle Seite des Mondes" bleibt für mich nach wie vor das beste Suter-Buch.
    3. Ich finde Allmen zutiefst unsympatisch!
    4. Das Buch unterhält - es liest sich schnell und flüssig.


    Ein Mann (Allmen), der als Goldkind in überbordendem Reichtum geboren wird, aber so übermäßig ist, dass er alles verprasst. Nein, so einen kann ich einfach nicht mögen. Erst recht nicht, weil er auf seinen "Standard" nicht verzichten will und auf Kosten anderer lebt. Andere Menschen um den Lohn ihrer Arbeit zu prellen, nur weil man meint ein Recht auf Dekadenz zu haben, stößt bei mir auf komplettes Unverständnis. Beim besten Willen kann ich darin keinen noch so flüchtigen Hauch von Nonchalance erkennen.


    Normalerweise lege ich ein Buch, dessen Protagonist mir so zuwider ist, schnell beiseite. Dass ich den Roman dennoch gelesen habe, ist Suters Talent zuzuschreiben. Der Mann versteht es, den Leser zu fesseln.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

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  • Gutes Büchlein :-] (in letzter Zeit habe ich sonst nur dicke Wälzer gelesen)


    Obwohl mich das hier beschriebene Millieu eigentlich gar nicht interessiert, schafft es Suter durch seine tollen Charakterbeschreibungen mich zu fesseln.


    Bin mal gespannt wie es weiter geht.

  • Hallo liebe Leser,


    mir ist das Buch am vergangenen Samstag in die Hände gefallen und war ganz erstaunt, dass mir die beiden Allmen-Bücher als begeistere Suter-Leserin bisher entgangen sind.


    Nunmehr habe ich es gelesen und stehe noch sehr unentschlossen da. Einserseits fand ich es wunderbar "suterisch" - wunderschön zu lesen, mit sehr viel Pepp, Sprachgewandtheit und Witz, andererseits erfüllt es überhaupt nicht meinen Anspruch an Suter, der sich auf jeden Fall mehr detaillierte Charakterbeschreibungen und mehr Tiefgang was die Personen aber auch die Geschichte betrifft, wünscht. Insgesamt eine sehr flache, vorhersehbare Geschichte.


    Das "Büchlein" ist recht nett, reicht aber niermals an "Die dunkle Seite des Mondes", "Lila lila" oder "Der Koch" heran.


    Schade - nur 6 von 10 Punkten.


    lg
    Trixi

  • Zitat

    Original von Trixi


    Das "Büchlein" ist recht nett, reicht aber niermals an "Die dunkle Seite des Mondes", "Lila lila" oder "Der Koch" heran.


    Ich habe es an Ostern bei der besten Ehefrau von allen im Schrank stehen sehen und gelesen. Mehr als Trixi dazu sagte fällt mir auch nicht dazu ein.

  • Mir hat "Allmen und die Libellen" sehr gut gefallen. Martin Suter benötigt nur 190 Seiten, um einen unterhaltsamen Roman zu schreiben, von dem einiges sicher lange haften bleiben wird (die Lektüre ist bei mir jetzt ca. 1 Woche her, es gibt Bücher, über die kann ich bereits zwei Tage später nichts mehr sagen, hier habe ich noch einige Bilder sehr präsent vor Augen, wenn ich daran denke). Sein Stil ist so komprimiert, es ist wirklich erstaunlich, was auf diesen wenigen Seiten so alles passiert und was für eine Welt sich beim Leser aufbaut.


    Was mir nicht so gefiel, war die Einsamkeit, die ich beim Lesen immer wieder gespürt habe. Es fehlte mir das warme, menschliche, was zwar manchmal zwischen Allmen und Carlos aufblitzt, aber ansonsten doch sehr rar ist. Stattdessen gibt es viel Kälte zwischen den Figuren. Das ist aber wohl Suters Art, seine Empfindungen und seine Sicht auf die Menschen auszudrücken oder einfach sein stilistischer Anspruch, ich weiß es nicht. Dass ich mich dabei leicht unbehaglich fühle, mindert jedenfalls nicht die schriftstellerische Qualität.


    Am Ende war mir der Fall zu verwickelt, ich habe den Verstrickungen nicht mehr ganz folgen können, das fand ich ein bisschen frustrierend.


    "Allmen und der rosa Diamant", welches wohl im Januar als Taschenbuch erscheinen soll, steht schon auf meiner Wunschliste, außerdem habe ich mir "Der Teufel von Mailand" besorgt, da mich Suters Stil doch wieder sehr gepackt hat. Bisher kannte ich von ihm nur "Die dunkle Seite des Mondes", was ich auch sehr gut fand und "Der Koch", welches mir nur mäßig gefallen hatte.


    8/10

  • Allmen und die Libellen - Martin Suter


    Über den Autor:
    Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter hat viele Romane geschrieben und einige wurden verfilmt: Der Teufel von Mailand, Lila Lila, Der letzte Weynfeld, Small World, Ein perfekter Freund.
    Martin Suter schreibt auch Kolumnen, Drehbücher und Theaterstücke.


    Mein Eindruck:
    Zufälligerweise habe ich diese Reihe mit dem zweiten Teil “Allmen und der rosa Diamant” begonnen und Teil 1 erst jetzt gelesen. Schließlich ist auf den Büchern die Reihenfolge nicht vermerkt. (Band 3 heißt übrigens Allmen und die Dahlien)


    Es ist wirklich sinnvoller, die Reihe mit diesem ersten Teil zu beginnen, denn hier wird Johann Friedrich von Allmen ausführlich vorgestellt, seine finanzielle Lage und die Entwicklung hin zu einer Art Ermittler für verschwundene Wertgegenstände, wofür er in den kommenden Teilen ein Spezialist wird. Dadurch wird Allmen nicht zur Krimi-Serie, steht diesem Genre jedoch nahe.

    Der feingeistige, vornehme Allmen ist eine gelungene Suter-Figur. Er ist Reichtum gewohnt, jetzt jedoch verschuldet und daher auch schnell bereit, nicht ganz gerade Wege zu beschreiten. Schließlich gilt es einen gewissen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Höflichkeit und Zurückhaltung haben jedoch Vorrang.


    Allmen wäre aber hilflos ohne sein Faktotum Carlos, der überaus praktisch veranlagt ist.
    Allmen ist bestimmt der letzte moderne Protagonist der zeitgenössischen Literatur, der ein Faktotum hat. Für andere Beispiele muss man schon historische Romane bemühen.


    Ich halte Allmen und die Libellen für einen gelungen Martin Suter-Roman.


    Band 4 der Reihe kommt schon bald. Titel: „Allmen und die verschwundene Maria“.
    Auf die kommenden Verfilmungen darf man sich auch freuen.