• Zitat

    Original von Iris
    Ich wäre da vorsichtig. Ich bezweifle nicht, daß der Text auf irgendeine Weise Juli und Hinterweltlerin trifft...


    Aber es ist doch klar, daß solche Texte von Kids/Jugendlichen anders gelesen und aufgefasst werden, als von Erwachsenen (bzw. Menschen, die sich für solche halten :-) ). Insofern sind "wir Großen" in diesem Fall wahrscheinlich ein bischen zu hart in der lyrischen Beurteilung des Textes. ...wobei ich den Schmonzens auch nicht schönreden will. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Aber es ist doch klar, daß solche Texte von Kids/Jugendlichen anders gelesen und aufgefasst werden, als von Erwachsenen (bzw. Menschen, die sich für solche halten :-) ). Insofern sind "wir Großen" in diesem Fall wahrscheinlich ein bischen zu hart in der lyrischen Beurteilung des Textes.


    Darum geht's nicht! Juli z.B. ist die falsche Zielgruppe! Sie hat eh schon die im Text transportierte Meinung!


    Eine Botschaft, die wirken soll, muß auf diejenigen zugeschnitten werden, bei denen sie wirken soll! Hier also auf Jugendliche, die erst zur Flasche und dann zum Steuer greifen!
    Aber dieses Gedicht wirkt bei denen nicht -- da gehe ich jede Wette ein! Die lachen darüber, denn obwohl sie wissen, daß so was passieren kann, leben sie in der trügerischen Hoffnung, es würde immer nur "den anderen" passieren.
    Die Angesprochenen müssen sich mit den dargestellten Figuren identifizieren können -- aber wie soll ein junger Spund sich mit diesem -- Entschuldige! aus seiner Sicht -- moralisierenden Kindchen identifizieren? Es reicht nicht, daß beide das gleiche Alter haben, da muß etwas mitschwingen, das verbindet! Wo siehst du denn das?


    Dieses Teil ruft höchstens eine Lawine von Persiflagen und Verballhornungen hervor, aber keine Wirkung wie die, die angepeilt ist.

  • Hi, lesende Eulen,
    ist euch das nicht aufgefallen? Das repetitive 'Mami' verweist auf die Herkunft dieses mehr - oder - weniger Gedichts.
    Es ist ursprünglich ein US - ameirkanischer Text. Das erklärt auch die dicke, fette Emotionalität. Und den Rhythmus (meine ich Rhythmus?), also daß es sich fast anhört wie ein Spiritual. Sprecht's mal laut.
    (Ja, ich weiß, eine gräßliche Zumutung. :grin)
    Kommt offenbar aus der Anti-Alkohol-Bewegung, man findet es sogar auf offiziellen Sites des US-Verkehrsministeriums.
    'I went to a party, Mom' Im Original reimt es sich auch. Leider macht das die Sache nicht besser.
    Autor/Autorin nicht bekannt. (na, ich würde mich in dem fall auch bedeckt halten;-))
    Für die echte literarische Verarbeitung verweise ich auf Toms Transposition (kann man das sagen? Iris???) im unverändert beliebten 'Religion ist zu wichtig...'Thread
    :-)
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Seid ihr jetzt nicht ein bisschen zu hart?
    Auf unserer Homepage stand noch, dass das wasauchimmer von zwei Schülern geschrieben wurde, die durch einen solchen Vorfall ihre Freundin verloren haben. Vielleicht wollten sie sich nur ein bisschen was von der Seele schreiben- wenn auch auf ziemlich schmalzige Art und Weise? Ich meine, wenn man zum ersten Mal Gedichte schreibt, muss das doch nicht auf dem Niveau von professionellen Schriftstellern sein.
    Der Text könnte auch für Kinder bestimmt sein, denen man von vornherein die Idee des betrunkenen Fahrens nehmen will.
    Ich persönlich finde das Gedicht aufrüttelnd, egal, ob es jetzt kitschig oder brutal geschrieben ist. (Aber ich bin sowieso nahe am Wasser gebaut- was jetzt nicht heißen soll, dass ich geheult hab :-))

  • Ich finde Hinterwäldlerin hat Recht. So denke ich auch...!
    Vielleicht seid ihr ja einfach nicht die richtigen Ansprechpartner, da ihr auch mehr auf Stil, Rechtschreibung usw. achtet...
    Is mir jedenfalls aufgefallen.
    eure juli

  • Hallo, Juli, hallo, Hinterwäldlerin.


    Wenn Euch dieses "Gedicht" nachdenklich gemacht hat, Euch vielleicht dazu bewegt, das Problem zu thematisieren, aktiv zu werden, selbst achtsamer umzugehen, niemals angetrunken zu fahren - super. Das ist das größte, was man mit Literatur - im weitesten Sinne - erreichen kann (wenn man sowas will - ich empfinde missionarische Literatur als problematisch). Aber das ändert nichts daran, daß das Gedicht Grütze ist, technisch wie inhaltlich. Und die Story mit den beiden Kumpels eines Opfers glaube ich erst, wenn mir die beiden die Hand geschüttelt haben - insbesondere nach den Rechercheergebnissen, die hier schon vorgestellt wurden. :-)

  • Zitat

    Original von hinterwäldlerin
    Seid ihr jetzt nicht ein bisschen zu hart?


    Wenn jemand mit einem Text an die Öffentlichkeit geht, dann muß er damit rechnen, daß ihm der Wind ins Gesicht weht. Man stellt seine Arbeit schließlich zur Diskussion. Das geht mir genauso wie dem Verfasser dieses Textes.


    Übrigens: Wenn ein Text scharf kritisiert wird, heißt das noch lange nicht, daß diejenigen, die diesen Text mögen, ebenso scharf kritisiert werden. Es geht ja auch nicht gegen die (in diesem Falle anonyme) Person des Autors.


    Zitat

    Auf unserer Homepage stand noch, dass das wasauchimmer von zwei Schülern geschrieben wurde, die durch einen solchen Vorfall ihre Freundin verloren haben.


    Offen gestanden bezweifle ich das. Das klingt eher nach den poetischen Versuchen einer evangelikalen Abstinenzlerin US-amerikanischer Herkunft.


    Zitat

    Vielleicht wollten sie sich nur ein bisschen was von der Seele schreiben- wenn auch auf ziemlich schmalzige Art und Weise? Ich meine, wenn man zum ersten Mal Gedichte schreibt, muss das doch nicht auf dem Niveau von professionellen Schriftstellern sein.


    Nein, aber wenn man einen Text in die Öffentlichkeit trägt, dann steht er nun mal zur Diskussion. Die persönliche Betroffenheit des Autors hat damit überhaupt nichts zu tun.


    Nebenbei bemerkt ist eine starke emotionale Betroffenheit eine extrem schlechte Voraussetzung, einen guten Text zu schreiben. Wer nur für sich selbst schreibt und das auch geschont sehen will (was ich wirklich verstehen kann), sollte diesen Text für sich behalten.


    Zitat

    Der Text könnte auch für Kinder bestimmt sein, denen man von vornherein die Idee des betrunkenen Fahrens nehmen will.


    Die These würde meine Vermutung über den Verfasser stützen, aber gerade in diesem Kontext finde ich ihn bestenfalls gut gemeint -- was, wie gesagt, eigentlich immer das Gegenteil von gut ist.


    Zitat

    Ich persönlich finde das Gedicht aufrüttelnd, egal, ob es jetzt kitschig oder brutal geschrieben ist.


    Daß es dich und Juli berührt, ist in der Tat wenig verwunderlich, denn eure Meinung ist schon auf einer Wellenlänge mit der Botschaft, die transportiert werden soll.
    Das mindert eure Betroffenheit überhaupt nicht, schmälert nicht deren Wert und kritisiert euch in keinster Weise.


    Aber er ist überhaupt nicht auf Menschen abgestimmt, die man aufrütteln müßte, wenn man solche Fälle verhindern wollte. Das ist ein Text, der vorhandene Meinungen bestätigt, dazu noch ein sehr rührseliger (ich seh die Abstinenzlerinnen in den Vortragssälen schon mit taschentuchbewehrten Fingerspitzen die Tränchen aus den Augenwinkeln tupfen -- aber ich sehe deshalb noch lange keine entsprechend gefährdeten Jugendlichen vernünftig werden und entweder gleich die Finger vom Bier lassen oder, wenn doch alkoholisiert, wenigstens nicht fahren.


    Deshalb ist das Ding meiner Ansicht nach verfehlt.

  • Ich ging auf ne Party,
    es war meine erste
    meine Mutter meint immer,
    das ist die Schwerste.


    Ob Alkohol, Drogen,
    Sex ohne Gummi
    wenn du da nicht mitmachst
    bist du der Dummi.


    Ich also enthaltsam
    kein Bier, keine Pille
    die Party zwar gut
    auf dem Heimweg dann Stille.


    Schon fast vor der Tür
    da quietschen die Reifen
    enthaltsam gestorben
    meine Mutter am keifen.


    Vegetier ich im Graben
    trotz fehlender Sünde
    schon bald wird verstreut,
    meine Asche im Winde.

  • *lach*


    Phantasia... tausendmal besser und treffender....


    Allerdings empfinde ich diese Gedichte und Dont Drink and Drive Raves und was man sich nicht noch alles zur Abschreckung einfallen läßt einfach nur Müll....


    Das einzige was wirklich zieht sind nach meiner Erfahrung die Bilder die Iris ansprach, hart und krass zeigen, was passiert wenn. Alles andere bringt nur was bei den Menschen die es eh schon verstanden haben.... :-]

  • Mein Gedicht ist auch bitte nicht ernst zu nehmen. Ich finde solche Themen auch nicht immer toll... Und vieles ist mir im poetischen Bereich auch deutlich zu kitschig, aber ich wollte einfach mal sehen, wie schnell ich bei einer Themenvorgabe so ein Gedicht vom Stapel reißen kann ;)


    Wirklich überzeugend finde ich es ja selber nicht... :lache

  • Pf...macht das Gedicht immer noch seine Runden im I-net?
    Ein aufDieTränendruckdrüsengedicht für alle, die gerne mal Betroffenheit zeigen.
    Hat wohl immer noch Wirkung.
    Bei mir erzeugen solche Gedichte oder Geschichten eher das Gegenteil

  • Zitat

    Original von hinterwäldlerin
    Seid ihr jetzt nicht ein bisschen zu hart?


    Hi, hinterwäldlerin und hi, juli.
    Nein, wir sind nicht zu hart. Ihr müßt hier folgendes sehen.
    Einmal die Sache mit Alkohol und Autofahren. Ja, das ist ein Riesenproblem und nicht bloß in eurer Altersgruppe. Ich schätze, in meiner ist das sogar noch größer, weil Trinken hier zum Üblichen gehört. So: ach, das eine Glas Wein kann doch nicht... oder: noch'n Bier macht gar nichts.
    Ich persönlich fahre NIE mit jemandem, der/die auch nur einen Schluck Alk intus hat. Was glaubt ihr, wie blöd ich dafür immer angemacht werde.
    'Sei doch nicht so , 'Zick doch nicht rum'. Kämpfe muß man dafür ausstehen, ich glaube manchmal, ich hab's mit Irren zu tun. :fetch
    Also: je früher und deutlicher auf das Problem aufmerksam gemacht wird und die Folgen, desto besser.
    Die Frage ist: wie darauf aufmerksam machen.


    Zitat

    Auf unserer Homepage stand noch, dass das wasauchimmer von zwei Schülern geschrieben wurde, die durch einen solchen Vorfall ihre Freundin verloren haben.


    Diese Aussage läßt sich nirgends nachweisen. Vielleicht ist sie richtig, vielleicht nicht. Wenn sie stimmt: warum die genaueren Zusammenhänge verschweigen? Wenn schon, müssen es US-amerikanische Schüler sein, z.B.
    Wenn sie nicht stimmt, müßt ihr davon ausgehen, daß hier jemand auf blöde Art eure Jugend und Betroffeheit ausnützt, um euch zu etwas zu bewegen. Hier zu einen guten Zweck. Aber heiligt der Zweck deshalb die Mittel?


    Zitat

    Vielleicht wollten sie sich nur ein bisschen was von der Seele schreiben- wenn auch auf ziemlich schmalzige Art und Weise? Ich meine, wenn man zum ersten Mal Gedichte schreibt, muss das doch nicht auf dem Niveau von professionellen Schriftstellern sein.


    Ja, manchmal muß man sich Sachen von der Seele schreiben. Dabei kommt nicht immer Literatur raus. Deshalb ist es gut, wenn das meiste davon auf dem heimischen Schreibtisch bleibt. Literatur ist eben nicht, das erste auszuspucken, was einem in den Sinn kommt und der staunenden Öffentlichkeit vorzuschmeissen, sondern die harte, mühevolle Arbeit an diesem Ersten. Die kann manchmal viele Jahre nach dem Spucken erst abgeschlossen sein.
    Das erste Gedicht - Profi-Schriftsteller? Ganz brutal, Mädchen:
    genau am ersten Gedicht hat man so machen/n ProfischriftstellerIn überhaupt ERKANNT.
    Aber hier geht es nicht um Lit., sondern um die Mittel und den Zweck


    Zitat

    Der Text könnte auch für Kinder bestimmt sein, denen man von vornherein die Idee des betrunkenen Fahrens nehmen will.


    ganz sicher ist das so.


    Zitat

    Ich persönlich finde das Gedicht aufrüttelnd, egal, ob es jetzt kitschig oder brutal geschrieben ist. (Aber ich bin sowieso nahe am Wasser gebaut- was jetzt nicht heißen soll, dass ich geheult hab :-))


    Ja, den Zweck soll es auch erreichen. Bloß tut es das auf eine Art und in einer Form, bei der sich Menschen, die sich mit Sprache beschäftigen, mit Worten und Gefühlen, die Haare zu Berge stehen können. Wie oft in der Werbung. Und das ist das hier: WERBUNG
    Deswegen sträuben wir allten Eulen so das Gefieder.
    Zweck erkannt: Aufklärung junger Leute über die Folgen von Alk.
    Mittel: schauerlich schlechte Sprache, einfachste Versatzstücke.
    Frage: rechtfertigt der Zweck solche Mittel?


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Phantasia
    Ich ging auf ne Party,
    es war meine erste
    meine Mutter meint immer,
    das ist die Schwerste....


    Phantasia,
    genial. Ablach.


    :lache :lache :lache :lache :lache :lache


    :rofl


    So kann aus Schrott noch ein sehr witziger Beitrag entstehen. Ich sag's immer: auch schlechte Literatur hat ihre guten Seiten ;-)
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von hinterwäldlerin
    Phantasia :
    Boa man ey, Alde, voll krass!


    Nee, mal im Ernst: Lustig! Zu lustig für das Thema vielleicht...Na, es soll ja nicht ernst genommen werden.


    Hinterwäldlerin,
    glaub's ruhig: wir HABEN das Thema ernst genommen. Und wie. Lies die Beiträge noch mal in Ruhe.
    Versuche beim Lesen zwischen dem Problem Alk /Fahren und literarischer Umsetzung zu unterscheiden.
    Und dann schnapp dir umgehend ein Buch mit Balladen und untersuch mal, wie in der Form von Lit. das Grauen geschildert wird. Bürgers Leonore, Goethes Erlkönig, Schillers Bürgschaft. Lies sie laut. Laß dir die Worte auf der Zunge zergehen. Das macht zudem irrisnnig Spaß.
    Du wirst auch selber ein paar schaurig-schöne Romanzen entdecken. Und den kleinen Unterschied ;-)
    Viel Spaß damit!
    magali
    PS.: Wenn du irgendwelche besonders schaurig - schönen entdeckst, kannst du sie mir gleich weiterempfehlen. Bin immer dankbar für Tips in der Richtung. Ehrlich!! Kein Witz.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Und dann schnapp dir umgehend ein Buch mit Balladen und untersuch mal, wie in der Form von Lit. das Grauen geschildert wird. Bürgers Leonore, Goethes Erlkönig, Schillers Bürgschaft. Lies sie laut. Laß dir die Worte auf der Zunge zergehen. Das macht zudem irrisnnig Spaß.
    Du wirst auch selber ein paar schaurig-schöne Romanzen entdecken. Und den kleinen Unterschied ;-)


    Und wenn du etwas findest, was dir durch Mark und Bein geht oder dich ganz tief trifft, dann teile es bitte mit uns!