Maria Bertani / Aurelia - Nymphe der Lust

  • Durch die Briefwerbung von blue panther books erhielt ich die Leseprobe, die mir positiv auffiel, woraufhin ich den Roman erwarb. Es handelt sich um das erste Werk der Autorin in diesem Verlag. Ob sie zuvor schon andere Romane geschrieben hat, ist unbekannt.


    Mit verspielter Sprache und voller Gefühl entführt uns Maria Bertani ins Siena des Rokoko.


    Aurelia wird die Schülerin des berühmten Malers Romero. Er hat mehr mit ihr vor. Was genau bleibt etwas undurchsichtig wie der gesamte Charakter dieses Mannes. Mal gefühlvoll, mal besitzergreifend und dann wieder abweisend schickt er Aurelia durch ein Wechselbad der Gefühle.
    Vergangene Verletzungen machen es ihm schwer, sich wirklich einer Frau hinzugeben, nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit der Seele.
    Romero muss sich in acht nehmen, denn schon hat ein anderer ein Auge auf seine schöne Nymphe geworfen, der ihrer womöglich gar würdiger ist.
    Von Hingabe wird gesprochen und gedichtet – entsprechende Gedichte sind äußerst gelungen -, doch wird eher Lust gelebt, die freie Kunst und freie Liebe. Ich hätte mir mehr Liebe und Hingabe gewünscht, doch zum Künstlerthema scheint letzeres besser zu passen und eher im Sinne der Autorin gewesen zu sein. Dennoch ist der Roman gefühlvoller geschrieben als viele andere erotische Werke.
    Aurelia ist anfangs schüchtern und sich in ihrer Wirkung unsicher, doch langsam findet sie zu sich und ihrer neuerweckten Sinnlichkeit. Dabei übernimmt sie einen nach meinem Geschmack etwas zu passiven Part. Hauptakteuere sind die anderen.
    Aurelia entwickelt sich im Laufe der Geschichte, entfaltet sich und wird zu der vielgesichtigen Nymphe, erschaffen durch den Künstler Romero.
    Bei den Dialogen hätte ich mir gewünscht, dass Zusätze wie „braust sie auf“, „zische ich in meiner Verstörtheit“ (S. 162, 163) oder „flötet Lisette“ (Internetstory) verzichtet worden wäre, da ich so etwas störend empfinde und es nicht zum sonst guten Schreibstil der Autorin passt. Funktionierende Dialoge können auf Derartiges verzichten, auch kann man diese nicht „aufbrausen“. Das ist rein physikalisch unmöglich. „Flöten“ bezieht sich auf das Instrument. Auch wäre es gut, beim Orgasmus nicht zu explodieren. Das gibt immer so viele Tote und Flecken an der Wand.
    Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin deutlich über dem Durchschnitt anderer Erotikwerke. Mit wenigen Worten und ausgesuchten Details gelingt es ihr, die Atmosphäre der wundersamen Gärten und prachtvollen Häuser und Paläste heraufzubeschwören. Auch auf die Recherche hat sie erfreulicherweise viel Wert gelegt. Ihr gelingt die Gratwanderung zwischen poetischen und schmutzigen Worten. Die erotischen Szenen sind von seltener Intensität.
    Die Nebenfiguren sind äußerst lebhaft. Die üppige, sinnliche Franceska, der sexbesessene Mario und der Conte, ein Förderer der Künste und Liebhaber der Frauen – jeder von ihnen besitzt eigene Facetten und auch die Vergangenheit wird passend zum exotisch-erotischen Rahmen beleuchtet. In Erzählungen fließt sie nahtlos in das Gefüge des Romans ein. Gegen sie wirkt Romero selbst ein wenig blass und weniger sympathisch als der Conte.
    Stellenweise hätte ich mir gewünscht, dass die Gefühle Aurelias mehr ausgearbeitet worden wären. Bei der Leseprobe sind diese etwas dürftig, was den Lesegenuss insgesamt jedoch nicht schmälert. Der Roman ist in der Gegenwartsform gehalten, was ich irritierend fand. Die 1. Vergangenheit wäre die bessere Wahl gewesen.
    Das Ende lässt eine Fortsetzung erwarten.


    Als Leserin fände ich ein paar Informationen über die Autorin sehr schön. Nicht mal auf der Verlagswebsite ist etwas über sie zu finden, was ich als großes Defizit empfinde. Ich vermute jedoch eine Bayerin wie Lucy Palmer, da sie in der Internestory mit „Ermattet lässt er sich neben MIR nieder“ einen typischen Fehler gemacht hat, der offenbar durchgerutscht ist.


    Fazit: Diesen Roman kann ich ohne zu zögern weiterempfehlen und hoffe sehr auf ein weiteres Werk von Maria Bertani. Neben Lucy Palmer (auch bekannt unter Inka Loreen Minden mit ihren erotischen Werken wie z. B. „Der Freibeuter und die Piratenlady“, im Frühjahr 2011: „Engelslust“) ist sie eine der besten Autorinnen dieses Verlages.

    "Es ist etwas Besonderes um Menschen, die am gedruckten Wort Interesse haben. Sie sind eine eigene Spezies: kundig, freundlich, wißbegierig - einfach menschlich."
    (Nathan Pine )

  • Gute Rezi Laylah,
    ich finde es mal sehr ansprechend, wie das Cover gestaltet ist, fast geschmackvoll. Da kenne ich von Erotikromanen unverblümtere Dinge und bin immer wieder davon abgestoßen. Aber deinen Worten nach setzt sich das feine Händchen beim Cover auch im Inhalt fort und so werde ich bestimmt mal rein schmökern....

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."