Lea Singer - Mandelkern

  • Titel: Mandelkern
    Autorin: Lea Singer
    Verlag: Hoffmann und Campe
    Erschienen: August 2007
    Seitenzahl: 320
    ISBN-10: 3455400809
    ISBN-13: 978-3455400809
    Preis: 19.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Von dem Drang nach Erkenntnis und dem Hunger nach Liebe
    Eine begehrenswerte Frau, ein Star der Wissenschaft, eine makellose Karriere. Und dann der Absturz: Die Neurowissenschaftlerin Grace Eder gerät in eine Sinnkrise. Aufgestachelt von einer ominösen neuen Freundin, verfolgt sie gierig nur noch eines: Liebesglück.
    Eine rasante Irrfahrt beginnt. Grace Eder ist eine Frau, die alles erreicht zu haben scheint. Sie ist eine international renommierte Neurowissenschaftlerin, attraktiv und umschwärmt. Doch sie, die Expertin für die Biochemie der Gefühle, hat Schwierigkeiten, sich hinzugeben und tief zu empfinden. Am Tag vor dem Heiligen Abend stellt sie, alleine im Labor auf das Ergebnis eines Versuchs wartend, den Sinn ihrer bisherigen Existenz infrage. Da tritt eine Frau in ihr Leben und verspricht, ihr das größte irdische Glück zu verschaffen. Eine rasante Suche nach Liebe und Erfüllung nimmt ihren Lauf.


    Die Autorin:
    Lea Singer ist gelernte Köchin und hat Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Musikwissenschaft und Gesang studiert. Im Jahr 2010 wurde sie mit dem Hannelore-Greve Literaturpreis ausgezeichnet. Die Autorin lebt in München.


    Meine Meinung:
    Sich auf diese Autorin und dieses Buch einzulassen habe ich nicht bereut – auch wenn dieses Buch anfangs etwas hakt und man sich nicht sofort auf Anhieb darin in diesem Buch einfindet. Aber dieses Haken macht den Beginn auch zu etwas Besonderem – zu etwas was keinesfalls alltäglich ist. Man muss sich ein wenig durch dieses Buch hindurch wühlen, muss bereit sein auch Sequenzen zu ertragen, die irgendwie surrealistisch dröge wirken. Lea Singer ist eine Erzählerin die ihren ganz eigenen Stil pflegt. Sie zeichnet die Konturen ihrer handelnden Personen ohne Schnörkel und weichzeichnende Rundungen. Manchmal kann man schon fast den Eindruck bekommen, hier wird ein weiblicher Dr. Faust auf die Reise geschickt. Grace Eder, Professorin der Neurowissenschaft, wird auf eine Fahrt ins Leben geschickt, ein Leben außerhalb der Wissenschaft und des Labors. Eine Fahrt hinweg von ihrer ureigenen Sinnkrise. Immer an ihrer Seite ihre merkwürdige Freundin Lucie – wobei man jetzt einfach mal dahingestellt lassen sollte, ob sich Lucie vielleicht sogar von Lucifer ableitet. Manchmal könnte man glatt auf diese Idee kommen. Ein interessantes Buch, durchaus lesenswert – aber sicher wird es auch Leser geben, die mit diesem Roman nicht allzu viel anfangen können. Lea Singer eine Autorin von der ich sicher noch mehr lesen werde.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zur Autorin:
    Lea Singer ist das Pseudonym für DDDr. Eva Gesine Baur (Jg 1956), die nach ihrer Ausbildung zur Köchin Gesang, Musik-, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte sstudiert und jeweis mit einer Diss. abgeschlossen hat. Danach arbeitete se einige Zeit als Journalistin. Für ihr unter dem Pseudonym „Lea Singer“ erschienenes Prosawerk wurde sie 2010 mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Grace Eder wandelt unverkennbar in den Spuren einer litararisch seit dem Mittelalter wohlbekannten Figur: in denen des Dr. Faustus. Lea Singer kann also nicht nur kochen, sondern versteht sich auch darauf, dieses traditionsreiche Faust-Motiv mit aktuellen Facetten anzureichern: z.B. reflektiert die Protagonistin Grace als sie schwanger wird über ihre weiteren Karrierechancen. Ihre eigene "Programmierung", nur ausgezeichnete Leistungen erbringen zu müssen, liest sich irgendwie auch als lebenslanges Ablösen von ihrer kleinbürgerlichen Abstammung als uneheliche Tochter, aufgewachsen im kath. Milieu Bayerns. Von ihrer Mutter wurde ihr zwar (nur) der berühmte Vorname der Filmschauspielerin Grace Kelly mitgegeben, d.h. Eine Frau braucht (nur) schön zu sein, dann findet sie schon ihren Prinzen (bzw. Fürsten von Monaco).
    Das titelgebende Motiv der Mandelkerne ist allerdings doppeldeutig: Mandelkerne sind ja nicht nur eine beliebte Backzutat für Weihnachtsbäckereien, sondern auch ein wichtiger terminus technicus aus der neueren Hirnforschung. (Interessierte mögen sich unter dem Stichwort „Amygdala“ selber kundig machen…)


    Fazit:
    Besonders amüsant fand ich Lea Singers kreative Umwandlung des Faust-Rezepts: Statt eines naiven, tief katholischen Gretchens trifft Frau "Dr. Fausta" auf den Kräuterforscher Friedrich Faltermeier.