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'Die silberne Burg' - Seiten 129 - 230
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Oje, Saras Glück scheint immer nur von kurzer Dauer zu sein.
Sie kommt in München bei ihrem Onkel gut unter und kann ihn sogar davon überzeugen, daß sie Ärztin werden will. Hier beginnt nun also ihre Ausbildung.
Und dann das große Judenschlachten.. Die Erwähnung von Jettls Nichte und des Rabbis macht das ganze für mich noch greifbarer.
Immer wieder erschreckend, wie schnell aus den bekannten Gesichtern, die man gestern noch um ärztliche Hilfe gebeten hat, plötzlich der Jude wird, der Gottes Sohn gemeuchelt hat und den man dringend deswegen umbringen muss. Und das Schlimme ist, das hat sich über die Jahrhunderte nicht wirklich verbessert.
Ich bin ja gespannt, wie es mit Sara weitergeht, in Köln kann sie ja nicht bleiben und ob das eine gute Idee ist, dort hinzugehen, wird sich wohl noch zeigen.Wo war denn in München die Judengasse? Nachdem Sara ja in die Peterskirche getrieben wurde, kann es ja nicht weit weg gewesen sein.
Bei der Beschreibung der Höhe der Kirche ist mir wieder eingefallen wieviele Stufen man da hochsteigen muss, wenn man den Turm erklimmt. das ist verdammt hoch!Ciaran erfährt endlich von seiner Herkunft und wird ungewollt in die Politik um die Lollarden verwickelt. Und dabei treffen wir einen alten Bekannten aus den Hütern der Rose: John Oldcastle, der hier aber deutlich züchtiger dargestellt wird.
Wohingegen Ciaran den Gefallen an der körperlichen Liebe findet, was ihn letztendlich das Leben redet. Leider hat er jetzt keinerlei Verwandte mehr und ist auf sich alleine gestellt. Ich denke auch nicht, daß er schon aus dem Visier seiner Verfolger verschwunden ist, so wird sein Vorsatz, sich aus allem rauszuhalten wohl eher nicht funktionieren. Bevor er nicht sein Papier bei Jan Hus untergebracht hat wird er wohl weiter verfolgt werden.
Mir hat gut gefallen, daß Ciarans Gläubigkeit wohl eher nicht kirchenbezogen ist. Er hat sich in der katholischen Kirche aufgehoben gefühlt und kann sich auch nicht gut aus dem Rhythmus seines früheren Lebens lösen. Und trotzdem fühlt er sich zu dem volksnäherem Lollardentum hingezogen. Da sieht man wieder mal, daß Glaube nicht unbedingt etwas mit der Zugehörigkeit zu einer Kirche zu tun hat.Ezzo schafft es zwar zum Ritter geschlagen zu werden, verfällt aber auch den Spielchen der Cilli. Ich möchte ja nicht wissen, was die Dame noch so mit ihm vor hat. Ich vermute jetzt mal ganz gehässig, daß dem König bewusst gesteckt worden ist, daß er seine Frau in Begleitung antreffen wird.
Wozu das Ganze allerdings gut sein soll, hab ich noch nicht durchblickt. Wird schon irgendeinen politischen Grund haben. Ezzo kommt mir dabei wie eine Schachfigur vor, bzw. wie eine Marionette, die sich lenken lässt.
Was er jetzt wohl machen wird, wo er nicht mehr bei Hofe gelitten ist?Nun denn, ein paar Seiten gehen heute noch
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Das Buch hat richtig Fahrt aufgenommen. Schade, dass ich nicht so schnell oder lange lesen kann, wie ich gerne möchte.
Sara ist in München angekommen und wohnt beim Bruder ihrer Mutter. Der Onkel ist zunächst gegen die Ausbildung. Erst als Sara einem Verletzten das Leben rettet, nimmt er sie in die Lehre. Sie kann Medica werden. - Es gefällt mir zwar, dass es für Sara so gut läuft, aber irgendwie habe ich in letzter Zeit zu oft diese Vorbehalte gelesen.
Interessant finde ich dann wieder die Ausführungen zu den damaligen ärztlichen Untersuchungen. Vier Säfte deuten auf die Krankheiten hin. Auf eine Geschmacksprobe könnte ich verzichten, wenn ich mir Ausflüsse bei Kranken so vorstelle.
Auch die Rezepte aus dem Dreckbuch vermitteln, wie sich die Menschen früher beholfen haben. Ich bin froh, dass man nun doch nicht mehr so deutlich mitbekommt, woher die Inhaltsstoffe extrahiert werden. Zum Beispiel bei Zahnschmerzen: bind dir ein Schneck in einem Tuch um den Kopf und lass ihn dort sterben.Als ein kleiner Junge ermordet wird, beginnt die Hetzjagd auf die Juden in München. Unzählige sterben. Sara überlebt nur knapp. Sie hat Glück, dass der Herzog bewaffnete Söldner schickte, die den Aufstand auflösten. - Diese Beschreibungen haben bei mir ein farbiges Bild hervorgerufen. Die Panik der Menschen war zwischen jeder Zeile lesbar.
Auch bei Ezzo geht es voran. Er wird endlich Ritter. Er rettet beim Turnier einem gegnerischen Ritter das Leben, indem er ihn vom Pferd schneidet. Der Ritter hätte sich ansonsten stranguliert. Noch auf dem Turnier erhält er den Ritterschlag. Das wiegt hoffentlich den Raufbold aus dem ersten Abschnitt auf.
Cirian erfährt von seiner Herkunft und macht sich auf den Weg nach London.
In einem Versteck findet er eine Kassette von seinem Vater. Wyclifs religiöse Lehren sind offensichtlich gefährlich für diejenigen, die sie predigen. Seine Eltern sind schon dafür gestorben. Cirian reist mit zwei Freunden Will und Connla nach Prag. Kurz vor Lüttich werden die beiden umgebracht. Ciaran entgeht seinem Schicksal, weil er ihnen eine halbe Stunde später folgte. Die Feinde suchen offensichtlich das Manuskript. Ciaran gelingt die Flucht. - Der Part war für mich der spannendste. Es passierte richtig was.Alle drei sind gerade wieder auf der Reise, nachdem ihr eigentliches Ziel unerreichbar scheint. Für alle ist es ein Wendepunkt in ihrem Leben.
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Na fein, jetzt haben ja ein paar geschrieben, dann kann ich auch posten. *gg*
In diesem Abschnitt geschieht viel Gutes und viel Schlimmes. Das alte Pärchen Jehuda und Jettl war mir sofort sympathisch, zwei so nette alte Leutchen. Ein bisschen verschroben, mit Weisheit und Milde des Alters gesegnet, so richtig goldig. Da musste ich schon sehr schwer schlucken, als den beiden ein solches Schicksal widerfuhr. Als die Szene mit dem kleinen Jungen kam, wusste ich sofort, dass jetzt ein großes Unheil passiert. Mein Opa hat mir öfter erzählt, dass man ihm in seiner Kindheit auch gesagt hat, er soll sich von den Juden fernhalten, die fangen und töten kleine Kinder. Immer wieder erstaunlich, das solche Boshaftigkeiten die Jahrhunderte unbeschadet überstehen, und manches Gute oft in Vergessenheit gerät.
Aber kommen wir zu den medizinischen Details. Da kann man ja in diesem Abschnitt wirklich viel lernen, u.a. die 4-Säfte-Lehre (war mir vom Namen her schon ein Begriff aus der Leserunde zur Medica von Bologna) und der Zusammenhang mit der Harnschau. Da hätte ich auch noch eine Frage. Bei Blut und Schleim ist ja klar was gemeint ist, aber was war für die früheren Mediziner die sichtbare Form von gelber und schwarzer Galle? Sind das irgendwelche Säfte, die die Galle produziert?
Die Darstellung von Saras Lehrzeit war sehr interessant und anschaulich. Ich bin immer wieder erstaunt welche Mittel, und vor allem Operationen es damals schon gab. - Nur die Entsorgung der herausoperierten Teile ist dann nicht ganz so appetitlich, auch wenn die Hunde sich drüber freuen.
Am meisten gelacht hab ich natürlich über die mittelalterliche "Drecksapotheke". Gut, man weiß nicht, was die Menschheit der Zukunft über unsereiner Hausmittelchen sagen wird, aber ich würde keine Schnecke an der Backe haben wolle, oder mit einer Schweinsblase auf der Stirn über Tage rumlaufen. *g*
Königlich amüsiert hab ich mich auch über die Erklärung, als der arme verblutende Kerl zu Sara gebracht wurde: "Sie haben gefochten, die Brunzdeppen, wegen diesem Weibsbild, dem vermaledeiten!" Das hab ich richtig gehört in dem Moment.Zuguterletzt bricht Sara, nachdem sie gesund gepflegt ist, auf. Die Szene, als sie nochmal das Haus ihres Onkels besuchte, empfand ich ganz wichtig als Abschluss für Sara mit dieser Phase ihres Lebens. Natürlich auch, um das Vermächtnis des Onkels zu holen. Sara hat sich die gleiche Frage gestellt wie ich, warum hat der Onkel wohl diesen Märtyrertod gewählt, anstatt zu versuchen sich zu retten? Ich muss sagen, Saras Erklärungsansatz fand ich durchaus plausibel. Und dass Jettl in ihrem Herrn mehr gesehen hat, als nur den Mann dem sie den Haushalt führt, das hat man auch so im Umgang der beiden miteinander gemerkt, sie waren schon wirklich wie ein altes Ehepaar. Sehr, sehr schade um sie. Hoffentlich kann Sara wirklich ihre Eltern aufsuchen, ohne dass Chajim etwas davon mitbekommt.
Wobei mir einfällt, wie spricht man Chajim eigentlich korrekt aus? Also ich hab das für mich immer Cha-schiem gesprochen, kommt das halbwegs hin?Aber auch bei den beiden Herren ging es turbulent zu.
Ezzo wird durch sein beispielhaft edelmütiges Verhalten beim Turnier zum Ritter ernannt, und ist erst mal hin und weg. Die Abenteuergeschichte geht bilderbuchhaft weiter. Die Königin flirtet heftig mit ihm, treibt aber auch eindeutig ihr Spiel. Schönes Bild: Der Hals- über Kopf verliebte „Narr“ Ezzo liegt mit pochendem Herzchen im Bett, während die Königin und der Markgraf die Kapelle entweihen, wie es so schön hieß. Er versucht auch erst noch, sich am Riemen zu reißen, geht auf Abstand zu ihr, aber kaum ist er wieder da, ist er auch schon verloren. Immerhin, eine glückliche Nacht ist ihm gewährt, und zum Glück ist er ein so argloser Tropf, dass nicht einmal der König ihn als Konkurrenz sieht und nur rauswirft, anstatt ihn kastrieren. Barbara ist zwar zweifellos eine schillernde, aber auch eine undurchsichtige Gestalt. Hat sie einfach nur Lust auf einen hübschen jungen Mann und erzählt ihm irgendwas, damit sein Gewissen dem König gegenüber nicht so sehr zwickt, oder ist sie wirklich eine Gefangene im goldenen Käfig? Ich gehe davon aus, dass wir noch etwas von ihr lesen werden, die Sache mit den 3 Jahren Treueeid wurde ja mehrfach betont.
Sehr gut gefallen hat mir übrigens, dass die Liebeslieder im mittelhochdeutschen Original UND in einer Übersetzung aufgeführt waren. Ich finde ja, die alte Sprache klingt dem Niederländischen auch ähnlich (zumindest so wie ich es ausspreche *g*), wie eine Mischung daraus und unserem Deutsch.Für den armen Ciaran ist es endgültig an der Zeit erwachsen zu werden. Man offenbart ihm seine Herkunft und das Schicksal seiner Eltern. Ob er nun will oder nicht, er hat gar keine Wahl als sich dem Thema zu stellen, da ihn auch die Mörder seiner Eltern wieder ausfindig gemacht haben. Mich würde ja interessieren, was an diesem Manuskript so weltumwälzend ist. Der Aufruf zur offenen Auflehnung gegen den Papst? Oder gibt es noch etwas anderes, das nicht erwähnt wurde? Es fällt einem heutzutage manchmal schwer, Dinge, nach denen heute keine Senfgurke mehr krähen würde, in ihrem historischen Kontext mit der gebührenden Bedeutung zu erkennen. Ciarans Zwiespalt fand ich glaubhaft. Einerseits ist er im alten Glauben verwurzelt, wurde so erzogen und kennt ihn als eine Art "Heimat", auf der anderen Seite hat er ja auch gar keine andere Wahl als erst mal mit den Lollarden zu gehen, in der Hoffnung, dass irgendwann Ruhe einkehrt. Er lernt sie kennen, versteht ihre Argumente und sieht auch ein, dass vieles stimmt, denkt sich aber bei sich immer noch, dass es eben nicht sein Glaube ist. Vielleicht ändert sich das noch, aber so Knall auf Fall wäre das unpassend gewesen.
Der Grundstein für das Zusammentreffen der Drei ist gelegt, sie befinden sich auf der Reise. Im nächsten Abschnitt, "Die Fahrenden", werden sie wohl auf die erwähnten Gaukler treffen und sich begegnen. Ich freu mich schon drauf.
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Bei der Beschreibung der Drecksapotheke hatte ich direkt die Lesung in Zirndorf im Kopf und musste schallend lachen. Ich dachte eigentlich immer, dass "etwas an der Backe haben" ein moderner Ausdruck ist, aber vielleicht kommt er ja auch von dem toten Schneck *ggg*
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Hi Paradise,
kurze Erklärung zu Deinen Fragen: In Sachen gelbe und schwarze Galle - nachdem die damalige Medizin kaum etwas mit Logik zu tun hatte, braucht man nicht zu erwarten, dass es tatsächlich zwei verschiedene Galleflüssigkeiten gibt oder gegeben hat. Ich glaube, dass man ganz einfach wusste (vom Kotzen - allerdings keine Regenbögen), dass der bittere Gallensaft gelb-grünlich ist. Aber z.B. bei Magenblutungen, die nicht total akut sind, sondern nur in kleinen Mengen stattfinden (bei Gastritis z.B.) - wenn man sich dann erbricht, dann ist die Farbe schwarz. Ist meine eigene Erklärung...
Chajim spricht man einfach so aus, wie´s geschrieben ist.
Und die Brisanz des geheimen Manuskripts liegt ganz einfach darin, dass mitten im Schisma, das die Kirche im Mark trifft, jetzt eine ernstzunehmende theologische Autorität mit revolutionären Thesen fordert, dass die Gläubigen gegen die Institution Kirche/Papst auf die Barrikaden gehen sollen. In so einer kritischen Situation kann das das System Kirche schwer gefährden. Luther ist das ja 150 Jahre später gelungen - es kam zur Kirchenspaltung und für die katholische Kirche damit zu einem schwer zu verkraftenden Machtverlust, der bis heute - wie man immer noch an ihrer Haltung zur Ökumene sehen kann - ein Trauma geblieben ist.
Viel Spaß beim Weiterlesen! -
Na ja- die katholische Kirche denkt in anderen Zeiträumen als wir. Die sind jetzt erstmal dabei ihre Probleme mit der griechisch - orthodoxen Kirche aufzuarbeiten, das heißt die Probleme aus den Kreuzzügen, als Christen römisch- katholischen Glaubens die ortsansäßigen Christen griechisch- orthodoxen Glaubens wie Schlachtvieh behandelt haben.
Ziel war wohl von allen Reformatoren keine Spaltung der Kirche- selbst Herr Küng würde heute so weit nicht gehen wollen. Die Vernichtung der Lollarden hat wohl wirklich mehr damit zu tun, dass der König eine verlässliche Machtbasis haben wollte- und was Kirchenspaltung und damit Machtgegensätze und Machtvakui auslösen können haben die Deutschen ja 1618-1648 bestens lernen können.
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Ich glaube auch, dass kein Reformator eine Spaltung wollte. Man wollte Verbesserungen innerhalb des Systems. Aber wenn ein System nicht bereit ist, sich zu ändern, und der Drang nach Veränderung zu stark, dann ist wohl eine Trennung nicht zu vermeiden.
Und bei der Vernichtung der Lollarden ging es natürlich in erster Linie um Politik - Machterhalt der Krone und Macht der Kirche Hand in Hand mit der Krone. Beide waren damals noch auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen - später, unter Heinrich VIII hat das alles schon wieder ganz anders ausgesehen... -
Danke für Deine Antworten Sabine.
ZitatOriginal von Sabine Weig.
Chajim spricht man einfach so aus, wie´s geschrieben ist.
Das ist ja schon fast zu einfach! Aber es klingt auch eindeutig weniger nach Schnupfen als meine Variante.ZitatOriginal von Sabine Weig.
Und die Brisanz des geheimen Manuskripts liegt ganz einfach darin, dass mitten im Schisma, das die Kirche im Mark trifft, jetzt eine ernstzunehmende theologische Autorität mit revolutionären Thesen fordert, dass die Gläubigen gegen die Institution Kirche/Papst auf die Barrikaden gehen sollen. In so einer kritischen Situation kann das das System Kirche schwer gefährden.
Ich habs fast vermutet, aber ich war mir eben nicht ganz sicher. Man muss sich da immer wieder in die damalige Situation versetzen, dass die Kirche eine unantastbare Institution in Europa war. Ich glaube, es gibt heutzutage nichts vergleichbares mehr, weder Regierung noch sonstige Vereinigungen. Außer der Islam in manchen Ländern, aber das ist ja dann auch wieder nicht Europa und von unserem Bewusstsein weit weg. -
In diesem Teil wird es richtig spannend im Leben der drei jungen Leute. Ich weiß gar nicht, von welchem Schicksal ich mehr gefesselt werde, denn alle drei sind für sich alleine schon sehr aufregend. Und der Wechsel zwischen den Handlungssträngen und die Frage, wie und wann sich die drei mal über den Weg laufen, hat das Lesen noch abwechslungsreicher gemacht.
Durch Sara, die bei ihrem Onkel in die Lehre gehen darf, erfährt man mehr über die damalige Medizin. Das fand ich besonders interessant. Manche Erkenntnis ist erstaunlich modern, z. B. dass man auch die Seele (den Geist) stärken muss, weil die Psyche sich auf die körperliche Gesundheit auswirkt, man die Heilkräfte der Natur nutzen und wirken lassen soll oder dass die richtige Ernährung/Diät oft schon die richtige Behandlung ist. Die Auszüge aus der Dreckapotheke auf Seite 182 sind wirklich der Brüller, da wird man ja vor Lachen (oder vor Ekel, wenn man das wirklich anwendet) schon wieder gesund, wenn man diese Ratschläge liest. Gegen Krätze soll ein Knochen von einem Toten helfen. Da frag ich mich, ob es auch ein totes Tier tut und wenn nein, ob man so einfach an menschliche Knochen gekommen ist ... konnte man die etwa gar auf dem Markt / beim Apotheker kaufen?
Als die Wut der Münchner sich gegen die Juden richtet, merkt man auch als Leser ganz deutlich, dass die Juden nicht wirklich sicher und in Ruhe leben konnten. Bis der Herzog einschreitet, sind viele Juden gestorben und Sara schwer verletzt. Schlimm, wenn man im eigenen Haus überfallen und jederzeit für alles mögliche verantwortlich gemacht werden kann. Da müssen auf allen Seiten (auch bei den Tätern) große Ängste geherrscht haben. Kaum zu glauben, dass man an einem Tag zum Judendoktor rennt und Hilfe sucht und ihm bei nächster Gelegenheit ein Schwert in den Leib rammt.
Ezzo hat eine sehr romantische Vorstellung vom Rittertum und gerät auch prompt in die Fänge der raffinierten Königin. Offensichtlich spielt sie ein Intrigenspiel mit Ezzo, aber ich weiß noch nicht, was sie bezweckt. Klar scheint nur, dasss bisher alles von ihr arrangiert und geplant wurde, auch dass sie und Ezzo vom König überrascht wurden.
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Hallo Würmchen,
na, an Knochen kommt der mittelalterliche Mensch natürlich entweder auf dem Richtplatz, wo man die Leichen einfach liegengelassen hat, oder aber er geht zum Henker. Es war einer der lukrativen Zusatzverdienste der Henker, dass sie Leichenteile verkauft haben, entweder zu medizinischen oder magischen Zwecken. Ist also ganz einfach... -
Ketzerisch gesprochen, erklärt das auch viele Reliquien. Ich hab mal irgendwo gehört, wenn man sämtliche Reliquien wieder ihrem ursprünglichen Besitzer zuordnen würde, dann hätten viele Heilige 5 Hände und dergleichen.
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wenn ich mir überlege, daß ja auch immer wieder Marias Muttermilch in Fläschchen angeboten wurde... brrrrrrrrrrrrr, nach ein paar Jahunderten muss die doch eh nur noch bröselig im besten Falle und gammelig im schlechtesten sein
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Wenn man den vielen historischen Krimis glauben darf, waren ja fast alle Reliquienhändler Betrüger.
Hat nicht auch schon Martin Luther behauptet, dass 18 der 12 Apostel in Spanien begraben seien?
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Zitat
Original von Büchersally
Hat nicht auch schon Martin Luther behauptet, dass 18 der 12 Apostel in Spanien begraben seien?
Das ist ja mal genial. -
Nur fünf??? Manche Heilige dürften sich auch droben auf ihrer Wolke ein bisschen wundern, weil sie sich gar nicht erinnern können, im Erdenleben mehrere Köpfe gehabt zu haben...
Man muss sich das mal vorstellen: In jeder Kirche steht mindestens ein Altar. In jedem Altar befindet sich damals ein sogenanntes "Reliquiengrab". Darin sind Reliquien aufbewahrt, die die Kirche meistens bei der Weihe erhalten hat. Dazu kommen noch die unzähligen Reliquien, die sonst noch irgendwo in den Kirchen herumstehen und -liegen. Plus die Reliquien, die schon immer von passionierten Sammlern wie dem Nürnberger Kaufmann Niklas Muffel oder Friedrich dem Weisen von Sachsen zusammengerafft wurden. Dazu gab es noch so merkwürdige Sachen wie Milch von Marias Mutterbrust oder die Vorhaut Christi (man fragt sich, wie viele Pimmel, äh...) -
Das klingt ja auch schon fast nach einem guten Roman-Thema: Der Reliquien-Macher von Sankt Kathrein. Oder so.
Aber mal Spaß beiseite, weiß man ob die Kirche ein zentrales "Reliquien-Register" oder sowas im Vatikan hat? -
Zitat
Original von Sabine Weig.
Milch von Marias Mutterbrust oder die Vorhaut Christi (man fragt sich, wie viele Pimmel, äh...)Na ja, bei den beiden war das ja reine Notwehr- wer in den Himmel auffährt hinterläßt halt als Frau die Milch und als Mann die Vorhaut, der Rest ist entfleucht...
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Kann mir fast nicht vorstellen, dass es eine zentrale Reliquien-Auflistung oder so was ähnliches gibt, nachdem man ja für die einzelne Reliquie naturgemäß auch keinen Nachweis finden kann. Aber der Vatikan ist ja für allerlei Überraschungen gut...
Warten wir mal ab, was in ein paar Jahrzehnten an Reliquien unseres grade erst zum Seligen erhobenen Johannes Paul so auf dem Markt zu haben sein wird. Er wird ja grade umgebettet, ist ja eine geile Gelegenheit, sich diverse Teilchen unter den Nagel zu reißen. -
...selig gesprochen wird er ja auch demnächst. An so frische Reliquien kommt man ja nur selten