'Die silberne Burg' - Seiten 437 - Ende

  • Richtig. Ich habe zu Anfang meiner Recherche irgendwo gelesen, es habe 1513 ein Pogrom in München gegeben, aber das ließ sich nicht verifizieren. Bin sogar extra nach München ins Jüdische Museum gefahren, konnte da aber auch nichts finden. Das Pogrom wollte ich aber trotzdem ins Buch aufnehmen, einfach als "Stellvertreter" für die vielen Übergriffe auf Juden, die es regional immer wieder gegeben hat. Damit aber niemand versehentlich meint, es hätte sich 1513 tatsächlich in München was abgespielt, habe ich das im Nachwort richtiggestellt. Ihr sollt ja nix Falsches von mir lernen...

  • Entschuldigung, irgendwie versteh ich hier :bahnhof, das Progrom das im meinem gerade gelesenem Buch eine Rolle spielt ist 1414 angesiedelt und die Geschichte (mit Ausnahme des Epilopgs) endet 1426, was hat das mit einem (ob stattgefundenem oder nicht) Progrom im Jahre des Herrn 1513 zu tun ?(

  • Nachdem ich heut kinderfreien Nachmittag hatte, konnte ich das Buch heute noch beenden.
    Die Truppe hat sich noch weiter verkleinert, jetzt sind nur noch Ciaran, Sara, Pirlo und Janka übrig. Nicht mehr genug um die Truppe mit Kunststücken am Leben zu erhalten. Noch dazu wird Pirlo krank und Sara kann ihn nur mit Müh und Not retten. Glücklicherweise ist ihr bewusst, dass der Lungenfluß von trocken nach nass umschlagen kann und entfernt die Flüssigkeit rechtzeitig.
    Erst dann kann sie sich auf die Suche nach ihren Eltern machen. Der Rabbi kann ihr auch weiterhelfen, allerdings sind die Eltern beide gestorben, nur Jochi lebt noch. Allerdings kann sie sich nicht in die Gemeinschaft einfügen und da niemand weiß wie sie zu nehmen ist, daher wird sie zur eigenen Sicherheit eingesperrt. Glücklicherweise erkennt sie Sara gleich wieder und taucht aus ihrer eigenen Welt wieder auf.
    Ciaran reagiert auf Saras Judentum, wie ich schon befürchtet hatte, mit Ekel und Abscheu. Und weg ist er. Schade, ich hätte ihm einen rühmlicheren Abgang gewünscht. Schön fand ich, dass Sara ihm diesem Abgang wohl verzeihen konnte und dass man am Schluss noch erfahren hat, dass er wohl seinen Frieden gefunden hat.
    Sara kann sich als Ärztin niederlassen und dem Bastard des Erzbischofs Erleichterung verschaffen. Dadurch wird ihr ermöglicht aus offiziell Christen zu behandeln und Steuererleichterung gibt es auch. Somit hat sie für sich und Jochi ein gutes Auskommen.
    Ezzo kommt nach erledigter Pragreise nach Würzburg und er und Sara gestehen sich endlich ihre Liebe. Seine Reaktion auf Saras Judentum ist eine völlig andere als die Ciarans. In dem Moment dachte ich mir: jetzt ist Ezzo wirklich erwachsen geworden. Über die eingeimpften Vorurteile hinwegsehen zu können und den anderen einfach als Menschen zu akzeptieren ist nicht einfach, vor allem nicht in einer Zeit, wie sie damals war. Aber erst muss Ezzo nun noch Riedern zurückbekommen, daher verlässt er Sara um sein Erbe einzufordern. Leider klappt das weder mit legalen Mitteln noch mit Bluffs. So gibt er auf und kehrt nach Würzburg zurück um wenigstens mit Sara glücklich zu werden. Wie ist beiden nicht ganz klar, ist doch eine Ehe zwischen Juden und Christen eigentlich unmöglich.
    Während Ezzos Abwesenheit taucht Chajim wieder auf und erpresst Sara mit Jochi. Doch Jochi ist klar, dass Chajim Sara Böses will und schlägt Chajim mit einem Kochlöffel. Chajim fällt ins Kochfeuer und Sara greift erst ein, als es zu spät ist. Damit stirbt Chajim und Sara ist Witwe und frei. Als Ezzo zurückkommt, ist der Rabbi zufällig zur Stelle und erfährt so von Ezzos Erbproblemen. Geschickterweise ergibt sich eine Möglichkeit, wie die Juden Ezzo helfen können und sie sich damit einen Ort schaffen, an den sie fliehen können, wenn es wieder zu Progromen kommen sollte. Allerdings streben für diesen Plan ein großer Teil der Miltenberger Juden, zu denen der eigentliche Pfandleiher Friedrichs von Riedern gehört hat. Friedrich hatte wohl ein paar Mordbuben angeheuert um sich für den Verlust von Riedern zu rächen. Sara wird bei diesem Überfall schwer verletzt, überlebt aber knapp. Als sie aus dem Koma erwacht ist sie auf Riedern, das jetzt ihr gehört. Dort verbleit sie mit Ezzo und bekommt auch noch eine Tochter mit ihm, die mit dem besten aus beiden Welten aufwächst.
    Das Ende hat mir gut gefallen, Sabine hat hier eine Lösung gefunden, die Sara und Ezzo zwar keine Heirat, aber doch eine gemeinsame Zukunft bietet. Und auch, wie Sara zu den Gütern von Riedern gekommen sein mag, was ja historisch belegt ist, war für mich glaubwürdig belegt.
    Zum Nachwort: schön hier noch zu erfahren, was historisch belegt und was der Feder der Autorin entsprungen. Das macht für mich das Bild des Ganzen immer noch runder.
    Abschließend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat, es ist mein derzeitiges Monatshighlight. Die Geschichte von Sara, Ezzo und Ciaran war spannend und gut durchdacht und nebenbei hat man jede Menge über die jüdische Kultur, Medizingeschichte, das Rittertum und über die politischen und kirchlichen Irrungen und Wirrungen dieser Zeit gelernt. So macht Geschichte Spaß!

  • Mir hat das Buch auch wieder gut gefallen. Es zeichnet seine Charaktere deutlich und versetzt mich in die vergangene Zeit. Die Religionen haben sich offenbar schon immer bekämpft.


    In diesem Fall fand ich sogar den Epilog, der acht Jahre später spielt, einen gelungenen Abschluss. Normalerweise sind für mich diese Ende-gut-alles-gut-Abschlüsse etwas zu abgerundet. Immerhin weiß man jetzt, dass Sara eine Heimat gefunden hat und mit wem sie ihr Leben verbringt. Alle Fäden sind verknotet.


    Sabine
    Vielen Dank für die Begleitung der Runde und die vielen weiteren Informationen. Ich freue mich schon auf ein neues Buch von dir.

  • Im Schlussabschnitt passiert nochmal ganz schön viel. Es wird glaubhaft geschildert, die Sara zu dem historisch verbürgten Besitz der Burg Riedern kam. Auch die Möglichkeit des Zusammenlebens, die Sara und Ezzo gefunden haben, ist nachvollziehbar und stimmig.


    Starke Charaktere, eine fein erzählte Geschichte, Geschichtsunterricht quasi nebenbei - Leserherz, was willst Du mehr!


    Danke für die Begleitung der Leserunde, Sabine!


    Ich komme nochmal auf etwas zurück aus der LR zu den "Seelen im Feuer", zu den Sexszenen :-D
    Ich habe den Eindruck, dass es etwas mehr sind als früher (die erste auf Seite 91 *ggg*), vielleicht habe ich bei den Seelen aber auch nicht so drauf geachtet. Aber es sind auch mehr Protagonisten, alle im ungefähr gleichen Alter. Irgendwie gehört es dazu, wie Essen, Trinken und Atmen und veranschaulicht das Leben zusätzlich. Und außerdem sind sie gut geschrieben. Ich glaube ja nach wie vor, dass es ziemlich schwierig ist, eine Szene zu schreiben, die nicht peinlich oder kitschig oder gar abstoßend ist. Das ist Dir hier sehr gut gelungen, Sabine! :-)

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Mensch, Beowulf, Du hast ja recht! Das ist ein blöder Fehler, natürlich muss im Nachwort nicht 1513 stehen, sondern 1413! Und ich hatte erst vor, das Pogrom noch 1413 stattfinden zu lassen, hab´s aber dann aus zeittechnischen Gründen nach 1414 verlegt. Das hatte ich aber im Nachwort nicht erklärt. Mea culpa!

  • So, jetzt habe ich es durch und bin restlos begistert und zufrieden :grin
    Den letztenm Abschnitt habe ich dann gleich nur gelesen und nicht gehört, da ich einfach nichts wichtiges verpassne wollte.
    Und - es hat sich gelohnt.


    Ein wunderbarer und sehr realistischer Abschluß. Und auch Ezzo hat endlich geschafft, daß ich ihn mag und mit ihm zufrieden bin.
    Ciaran hat mich entäuscht, daß er es nicht fertigbringt die dummerhaften Vorurteile zu überwinderen. Gerade er, der leibhaftig erlebt hat - sie sich einige Christen aufführen und wieviel Gutes doch die Jüdin Sara vollbracht hat.


    Aber das ist eh ein Thema, das ich nie verstehen werde - daß sich Menschen aufgrund von Religionen anfeinden.
    Ich denke dann immer, die Menschheit hat nicht viel gelernt, ob sie es jemals schaffen wird in diesem Punkt?
    Religion als Ausrede und Begründung für alles mögliche herhalten zu lassen? Wohl kaum.


    Ganz besonders in Herz geschlossen hab ich die Lütte - Jochi, Sie war einfach
    wunderbar und herzlich.


    Doch - ich bin froh, auch wenn ich mich nicht zur Runde angemeldet habe, daß ich das Buch in der Bücherhalle hab stehen sehen und einfach mitgenommen habe.

  • Wollte mich nur mal melden, ich bin schon seit Mittwoch durch, aber noch nicht zum ausführlichen Kommentieren gekommen. Werde das heute Abend dann nachholen. :wave
    Gefallen hat es mir auf jeden Fall, wie immer, sehr gut. ^^

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • So, endlich komme ich dazu, alles in Ruhe niederzuschreiben. ^^


    In Würzburg angekommen, bricht der arme Pirlo zusammen, Diagnose Lungenfluss. Ich hab mal versucht, herauszufinden, wie das heutzutage genannt wird, konnte aber über Googel und Wikipedia nichts finden. Wäre das eine Lungenentzündung oder vielleicht eine Lungenembolie?
    Dank Saras Kunst überlebt der alte Mann, aber es ist das Zeichen, allmählich ein ruhigeres Leben zu führen und so lassen sie sich bei dem Wirt nieder, der über Jankas Hilfe ganz froh ist.


    Auf der Suche nach ihren Eltern muss Sara erfahren, dass beide inzwischen verstorben sind. Das war schon ein trauriger Moment. Sie konnte sich nicht von ihnen verabschieden und ihnen zeigen, was aus ihr geworden ist. Aber Jochebed lebt noch und ist auf ihre Schwester angewiesen, da sie sonst niemanden an sich heranlässt und total verlottert wäre. Sara hat jetzt eine große Verantwortung. Und sie muss Ciaran gegenüber endlich Tacheles reden. Leider nimmt dieser das Ganze gar nicht gut auf. Obwohl er doch eigentlich aus erster Hand erfahren hat, dass sie ein liebenswerter und freundlicher Mensch ist, ändert das Wort "Jude" alles. Sofort ist sie verabscheuenswert, unter der schönen Oberfläche nur Dreck und blablabla. Gut, ich hatte zwar erwartet, dass er geschockt ist, aber da merkt man doch, wie sehr sein "Glauben" wieder von ihm Besitz ergriffen hat. Und das ist für ihn offenbar nicht vereinbar mit Freundlichkeit gegenüber Juden. Oder sieht er sein Seelenheil wirklich gefährdet dadurch, dass er unwissentlich mit einer Jüdin geschlafen hat? Seine Reaktion war auf jeden Fall unfair und charakterlos, Mönchserziehung hin oder her. Für ihn tritt der Mensch hinter der Religion zurück. Nachdem er ja auch nicht wirklich ein vorbildliches Leben geführt hat, nachdem er aus dem Kloster desertiert ist, hätte ich da doch etwas mehr Toleranz von ihm erwartet.


    Ganz wunderschön finde ich ja die Bezeichnung „Sternenkind“ für Jochi. Das klingt irgendwie märchenhaft. :-)
    Wie befürchtet, taucht Chajim also wieder auf. Und erneut wird Jochi zum Druckmittel um ihre Schwester gefügig zu machen. Nur ist sie selbst gar nicht wehrlos und geht auf Chajim los, der ihre Sari so einschüchtert. Dann erfüllt sich die Prophezeiung. Ich hatte ja erst gedacht es würde Ciaran treffen, im Hinterkopf aber auch Chajim noch nicht ganz gestrichen. Es hat also wirklich den erwischt, der sie am meisten begehrte. Nicht aus Liebe, sondern um sie zu beherrschen und seine Macht über sie zu auszuüben. Ich verstehe gut, dass sie sich nicht überwinden konnte ihm gleich zu helfen, danach aber ein schlechtes Gewissen hatte (immerhin, sie ist Ärztin!). Ein zutiefst menschliches und glaubhaftes Verhalten.


    Ezzo kehrt wieder zurück. Und ihn stört es überhaupt nicht, dass Sara Jüdin ist. Er mag sie als Mensch. Er hat ja selbst gesehen, wozu „gute Christenmenschen“ fähig sind. Natürlich ist eine „öffentliche“ Beziehung zwischen den beiden kaum denkbar, und Sara überlegt sogar, ob sie die Sache nicht beenden soll, zu ihrer beider Wohl.
    Derweil versucht Ezzo, an sein Erbe zu gelangen. Den Gedanken mit den Zeugen des Testaments hatte ich auch schon ganz zu Beginn der Geschichte, aber leider sind inzwischen viele davon schon verstorben und er bekommt keine fünf Stück mehr zusammen. Drohen nutzt natürlich auch nichts und so muss Ezzo unverrichteter Dinge wieder nach Würzburg zurückkehren.
    Offenbar hat er auf den Rabbi und die Gemeindemitglieder einen guten Eindruck gemacht, da diese bereit sind ihn zu unterstützen, im Gegenversprechen für einen sicheren Unterschlupf, trotz des eigentlich untragbaren Verhältnisses zu Sara.
    So wurde also die im Anhang vorhandene Urkunde in die Geschichte eingearbeitet. Schön auch, wie der ganze Verhandlungsverlauf anhand der Briefe erzählt wurde. Aber auch ich hatte gleich ein ungutes Gefühl als Friedrich doch einfach so klein beigab. Als die Synagoge gestürmt wurde, hatte ich echt Angst, dass es das jetzt war für Sara. Aber sie hat erneut Glück, wird zwar schwer verwundet, überlebt aber. Sie hat noch viel Gutes zu tun, als Ärztin.


    Zuletzt erhält man einen kleinen Ausblick auf das weitere Leben, der Protagonisten. Sara und Ezzo erziehen ihr christlich getauftes Kind (Saras Gründe sind mehr als nachvollziehbar) im Respekt zu beiden Religionen. Und welches Kind feiert nicht gern doppelt so viele Feste wie es sonst gäbe? :-) Ciaran hat seinen Frieden gefunden indem er zurück in die Gemeinschaft der Mönche gekehrt ist. Vermutlich ist er in Deutschland geblieben, weil er immer noch die Verfolgung fürchtet.


    Der Epilog ist, wenn auch Erfindung, gut gelungen und zeigt die geistige Vaterschaft derer, die Luther vorausgingen. Ich hatte bis dato die Namen Wycliff und Hus zwar gehört, aber ihre genaue Bedeutung nicht wirklich zuordnen können. Das nehme ich, unter vielen anderen Dingen, aus diesem Buch als Bereicherung für mich mit.


    Das war also die Leserunde zum aktuellen Roman von Sabine Weigand. Es war, wie zu erwarten, wieder sowohl unterhaltsam als auch lehrreich. Mein Bild des Mittelalters ist wieder um ein Puzztlesteinchen reicher. Dafür und auch für die Begleitung der Leserunde und die rasche Beantwortung der Fragen schon mal vielen Dank Sabine. :anbet


    Ich hab zuguterletzt auch noch ein paar. :grin
    Du hast ja im Nachwort (das wieder sehr ausführlich war, sowas mag ich besonders gern bei historischen Romanen) erzählt, dass Du gerne was über Juden im Mittelalter und eine Ärztin erzählen wolltest. Wie bist Du auf den Handlungsstrang mit dem Vermächtnis von Wycliff gekommen, bzw. darauf Jan Hus mit in die Geschichte zu integrieren?
    Irgendwo in der Mitte, als Hiltprand von Ezzo und Ciaran weggeschickt wird, einigen sich die beiden ja darauf, Sara nichts von seinem geplanten Attentat zu erzählen. Dazu sagt sie dann, dass sie das erst sehr viel später erfahren hat und dass es Unheil verhindert hätte, wenn sie es schon damals gewusst hätte. Ich hatte das so interpretiert, dass Hiltprand wohl noch eine schlimme Rolle spielen wird, aber da er nicht mehr vorkam, muss das ganze ja eine andere Bedeutung gehabt haben. Nur welche? Vielleicht irgendwas im Zusammenhang mit Ciaran? :gruebel


    Ich habe gestern übrigens festgestellt, dass ich historische Romane habe, die während der Hussitenkriege in Böhmen spielen (Die Narrenturm-Saga von Andrzej Sapkowski), und werde diese dann umso interessierter lesen, weil ich jetzt einen Teil des Hintergrunds kenne. :-]

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Ich komme nochmal auf etwas zurück aus der LR zu den "Seelen im Feuer", zu den Sexszenen :-D
    Ich habe den Eindruck, dass es etwas mehr sind als früher (die erste auf Seite 91 *ggg*), vielleicht habe ich bei den Seelen aber auch nicht so drauf geachtet. Aber es sind auch mehr Protagonisten, alle im ungefähr gleichen Alter. Irgendwie gehört es dazu, wie Essen, Trinken und Atmen und veranschaulicht das Leben zusätzlich. Und außerdem sind sie gut geschrieben. Ich glaube ja nach wie vor, dass es ziemlich schwierig ist, eine Szene zu schreiben, die nicht peinlich oder kitschig oder gar abstoßend ist. Das ist Dir hier sehr gut gelungen, Sabine! :-)


    :write Ich hab gerade erst bei den Büchern von Ken Follett das krasse Gegenteil erlebt. Ich finde sowohl "Sturz der Titanen" als auch das was ich von "Säulen der Erde" bisher gehört habe wirklich spannend und interessant, aber die Sexszenen sind schon ein bisschen seeeeehr arg ausführlich (ich glaub bei "Sturz der Titanten" hab ich sogar rote Ohren gekriegt, als ich eine davon im ICE gehört hab :lache).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ciarans Reaktion auf die Tatsache, dass Sara Jüdin ist, war ziemlich enttäuschend. Alle anderen haben es irgendwann schon selbst gemerkt, aber Ciaran nicht, obwohl er am engsten mit ihr war. Tja, da waren die Gefühle doch nicht stark genug, um sich gegen die Erziehung und die katholischen Wurzeln durchzusetzen. Schade ... aber immerhin hat er am Ende wohl seinen Frieden gefunden.


    Ezzo kann Riedern nicht von seinem Onkel zurück bekommen, weil das Testament vernichtet und die Zeugen tot sind. Aber über Umwege klappt es dann doch. So war Chajims Tod doch noch zu etwas nütze, weil Sara erbte und das Geld einsetzen konnte.


    Ob die Leute, die die Juden in Miltenberg überfallen haben, von Onkel Friedrich beauftragt worden waren? So leicht ging es damals, seinen Hass gegen die Juden auszuleben. Das zieht sich ja durchs ganze Buch und man bekommt einen Eindruck davon, wie es wohl gewesen sein mag, als Jude in dieser ständigen Unsicherheit zu leben.


    Für Sara und Ezzo gibt es ein Happy End, sie arrangieren sich sehr harmonisch mit ihrem unterschiedlichen Glauben, wie das wohl auch heutzutage nicht besser klappen könnte, das ist Toleranz pur. Und auch die Schriften von Jan Hus und Wyclif finden noch ihren Weg. Das Ende mit der Andeutung, dass Luther die Ideen aufnimmt, finde ich sehr gelungen. Das macht dann alles so schön „rund“.


    Das war wieder ein herrlich unterhaltsamer und informativer Einblick in die Vergangenheit. Besser kann man das nicht erzählen, meine Gratulation zu diesem tollen Buch!

  • Aaaalso, zu den Fragen:
    1. Pirlo hatte eine kombinierte Lungen- und Rippenfellentzündung. Die konnte ich deshalb so gut beschreiben, weil mein Vater vor ein paar Jahren das selbe hatte, und das war ganz schön schlimm.
    2. Auf den Handlungsstrang mit Wyclif und Hus bin ich bei einem Gespräch mit meiner Lektorin gekommen. Hus musste auf jeden Fall mit hinein, weil er ja auf dem Konzil verbrannt wurde und ich ihn deshalb thematisieren wollte. Da war der Weg zu Wyclif nicht mehr weit. Ciaran als Mönch hatte ich schon ganz zu Anfang fest konzipiert, und im Hinblick auf Wyclif ist mir dann die Vorgeschichte eingefallen. Und ich brauchte ja ein Motiv für Ciaran, Irland zu verlassen und auf den Kontinent zu gehen. Da bot sich das geheime Manuskript an. Solche Sachen denkt man sich natürlich nicht an einem Tag aus, da hirnt man wochenlang hin und her, bis sich dann alles im Kopf langsam formiert.
    3. Saras Bemerkung, es wäre vieles verhindert worden, wenn sie gewusst hätte, dass Ezzo sie beschützt hat und Hiltprant ausgeschaltet wollte ich eigentlich so verstanden wissen, dass ihr dann schon eher klar gewesen wäre, dass er sie liebt. Dann hätte sie vielleicht nichts mit Ciaran angefangen.
    Zu guter letzt die Sex-Szenen: Das ist immer so eine Gratwanderung. Ich persönlich hab damit immer meine Schwierigkeiten. Es soll nicht zu direkt sein, nicht ins Pornographische abgleiten, aber ein bisschen prickeln soll´s ja schon. Was ich nicht mag, ist, wenn ich in einem Buch regelmäßig nach jeder zehnten Seite mit Sex konfrontiert werde. Manche schreiben so, und dann wird´s billig. Früher hab ich für Liebesszenen immer ein Gläschen Wein gebraucht, heute geht´s auch so. Ich schreib sie aber immer noch nicht gern. Hab immer das Gefühl, ich gebe dabei zu viel von mir selber preis.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    ... Sara hat jetzt eine große Verantwortung. Und sie muss Ciaran gegenüber endlich Tacheles reden....


    Den Ausdruck finde ich in dem Zusammenhang ja sehr passend, kommt Tacheles reden doch auch aus dem Jiddischen...