Die Lichter auf der Brücke eines sinkenden Schiffs - Michael Ignatieff
ISBN: 3518393820
Autor:
Michael Ignatieff wurde 1947 in Kanada geboren. Er ist Historiker und lebt in London. Sein Roman "Asja" erreichte eine gewisse Bekanntheit, 1996 erschien "Reisen in den neuen Nationalismus".
Rückseitentext:
Ein Sohn auf der Suche nach seiner verstorbenen Mutter. Wie soll er ihre Geschichte erzählen - die Geschichte, die irgendwann seine eigene sein wird? Wann hat das Sterben begonnen? Wann die Reise in jene andere Welt der Alzheimerkrankheit, zu der Freunde und Angehörige keinen Zugang haben?
Michael Ignatieff konfrontiert uns mit Krankheit und Tod und schärft darin um so mehr den Blick für das Leben.
eigene Meinung:
Dieser Familienroman befasst sich mit der Problematik der Alzheimerkrankheit. Wir haben einen Vater, eine Mutter und zwei erwachsene Söhne, der eine ein entfernt lebender Single, als Arzt tätig, der andere, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist ein verheirateter Familienvater. In einer Rückblende in die Kinderzeit des Erzählers erfahren wir von einem bereits verstorbenen Familienmitglied, dessen unerklärliches Verhalten inzwischen als Altersdemenz oder Alzheimer eingestuft werden würde. Diese Krankheit hängt quasi wie ein Damoklesschwert über dem Erzähler, was mir manchmal etwas zu sehr in den Vordergrund gespielt wird. Er beobachtet seine Mutter, unterstützt sie, und stellt sich darauf ein, einst ebenfalls zu erkranken. Sein Verhältnis zu seinen Eltern und zu seinem Bruder ist nicht ganz unkompliziert, aber es kommt immer wieder hervor, dass man sich zugetan ist und im Ernstfall für einander da ist. Der Vater stirbt, die Mutter verfällt immer mehr, sie muss schließlich in ein Heim gegeben werden. Die Ehe des Erzählers wird durch dessen Verarbeitungsversuche in Gefahr gebracht. Aber ich will nicht zuviel verraten.
Das Buch erregte meine Aufmerksamkeit, weil ich hinter dem Titel zunächst eine weitere Geschichte über die Titanic vermutete. Da in unserer Familie ebenfalls Alzheimer für sehr wahrscheinlich gehalten wird, wanderte es erst einmal auf meinen SUB. Jetzt las ich es zeitnah mit dem Leserundenbuch "Die fernen Tage der Liebe" von James King. Dies tat dem King-Buch nicht gut, denn dieses hier gefällt mir wesentlich besser. Es hat zwar einige Längen, ich hätte manches entbehren können, trotzdem gibt es sensationslos und doch anrührend sowohl nüchterne Erläuterungen als auch emotionale Einblicke.
Ein nachhaltiges Buch, für das ich 9 Punkte vergebe.
Edit hat aus "Schiffes" "Schiffs" gemacht