"Bagdad Burning: Ein Tagebuch" - Riverbend

  • Titel der englischsprachigen Orginalausgabe: "Baghdad Burning: Girl Blog from Iraq"


    Zum Buch


    Ausgezeichnet mit dem Lettre Ulysses Award, dem "Nobelpreis für Journalismus", und nominiert für den renomierten Samuel-Johnson-Preis der BBC, beschreibt dieses spektakuläre Online-Tagebuch einer jungen Irakerin Kriegs- und Nachkriegserleben in ihrem Land. Mit einer Mischung aus Verzweiflung, Humor und politischer Bitterkeit schreibt sie vom Überleben in Bagdad, stenographiert den Zerfall ihres Landes oder zeigt anschaulich, wie es ist, nur selten Strom, unregelmäßig Wasser und permanent Angst zu haben. Dieses Buch eröffnet einen Einblick in den Irakkrieg, wie er westlichen Journalisten gar nicht möglich sein kann.


    Über die Autorin


    Über die Autorin weiss ich nicht viel, da sie nur unter ihrem Pseudonym "Riverbend" bekannt ist. Im Blog sagt sie, dass sie 2003 24 Jahre alt war und mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem gemischten Viertel in Bagdad wohnte. In ihrer Kindheit hat sie einige Jahre in einem europäischen Land gewohnt, kam aber als Teenager zurück in den Irak. Sie ist Systemadministratorin und Programmiererin, musste ihren Arbeitsplatz aber nach Ausbruch des Krieges im März 2003 aufgeben. Riverbend bezeichnet sich als gläubige Muslimen und hofft auf einen säkularen und nicht-sektiererischen (sagt man das so? Ich meine "non-sectarian") Irak. Im Blog deutet sie an, dass ihr Clan gemischt sunnitisch und shiitisch ist. 2007 berichtete sie in ihrem Blog, dass sie und ihre Familie wegen der sich immer weiter verschlechternden Sicherheitslage nach Syrien ausgewandert sind. Die englische Printfassung des Blogs erhielt 2005 den dritten Preis des Lettre Ullyses Award. 2006 wurde das Buch auch in die Nominierungsliste für den Samuel-Johnson-Preis aufgenommen.


    Link zum Blog "Baghdad Burning"


    Meine Meinung


    Tolles Buch. Riverbend ist eine begnadete Erklärbärin. Zu den im Klappentext beschriebenen Inhalten erklärt sie auch Dinge des täglichen Lebens, zum Beispiel, wie man im Irak an einen Studienplatz kommt, was es mit den Clans und Stämmen auf sich hat, welche Bedeutung die diversen religiösen Feste haben und wie sie in ihrer Familie gefeiert wurden. Was mir aber am allerbesten gefallen hat, sind ihre Analysen zur politischen Lage. Dabei bekommen sowohl die USA als auch die irakischen Mitglieder der Übergangsregierung, die sie nur "Marionetten" (Puppets) nennt, ihr Fett weg. Alle involvierten Politiker und Gruppierungen werden ausführlich vorgestellt, an einer Stelle pflückt sie die neue irakische Verfassung Artikel für Artikel auseinander. Häufig nimmt sie Stellung zu Berichten in den Medien oder verlinkt Kommentare anderer zum aktuellen Tagesgeschehen. Ich bilde mir ein, dass ich Nachrichten aus dem Irak dank Riverbend besser einschätzen kann und dafür bin ich ihr sehr dankbar.


    Das Buch umfasst den ersten Teil von Riverbends Blog und den Zeitraum von August 2003 bis September 2004. Der zweite Teil, der aber bisher nur auf Englisch erschienen ist ("Baghdad Burning 2: More Girl Blog from Iraq") umfasst den Zeitraum von Oktober 2004 bis August 2006. Beide Bücher sind mit Vor- und Nachwörtern von James Ridgeway versehen.
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