# Gebundene Ausgabe: 688 Seiten
# Verlag: Rowohlt; Auflage: 2 (7. September 2010)
# Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Dieses Buch beschreibt eine amour fou mit dem Leben. Claude Lanzmann, geboren 1925, erzählt von seiner bedrohten Kindheit im besetzten Frankreich, von den Kämpfen der Résistance, der er sich noch als Schüler anschließt, den Nachkriegsjahren in Berlin und Tübingen sowie den Freundschaften, beispielsweise mit Jean-Paul Sartre oder Gilles Deleuze, den Liebesbeziehungen zu Angelika Schrobsdorff oder Simone de Beauvoir; er erzählt vom Aufstieg der Großeltern aus den Schtetln Osteuropas, von der Studentenbewegung, von seinem Kampf gegen die Todesstrafe und für Israel; erzählt von der jahrelangen Arbeit an seinem epochemachenden Film Shoah. Auch hundert Leben, sagt Lanzmann, hätten nicht ausgereicht, seine Neugier auf das Leben zu stillen. Alles in diesem Buch ist kraftvoll, wahrhaftig, stolz, zugleich aber anrührend, von Mitgefühl durchdrungen. Alles zielt auf die Vergegenwärtigung gelebten Lebens, nicht auf eine hererzählte Biographie, und folgt der Unberechenbarkeit der Erinnerung, ihren Sprüngen, ihrem Hakenschlagen: weshalb der Hase mit Recht sein Wappentier ist. Als es 2009 herauskam, wurde es sogleich international als literarisches Ereignis gefeiert, war ein Bestseller und «Buch des Jahres» in Frankreich, und DIE ZEIT hat es «ein Monument des 20. Jahrhunderts», die FAS «ein Meisterwerk» genannt.
Über den Autor
Claude Lanzmann, geboren 1925 in Paris, studierte Philosophie und war Lektor an der Freien Universität Berlin. Als Journalist reiste er unter anderem nach China und Korea und engagierte sich gegen den Algerienkrieg. Seine Dokumentarfilme «Pourquoi Israel» (1972) und «Shoah» (1985) machten ihn weltberühmt. Er ist Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem und der European Graduate School. Claude Lanzmann lebt in Paris.
Meine Meinung
"Ich bin von der Welt weder übersättigt noch ermattet, und hundert Leben, das weiß ich nur zu gut, würden mich nicht müde machen."
Die Biographie von Claude Lanzmann mit dem Titel "Der patagonische Hase" ist ein unfassbar intensives, reiches und vielschichtiges Werk. Claude Lanzmann hat unheimlich viel in seinem Leben erlebt: im zweiten Weltkrieg nahm er an Partisanenkämpfen teil; später saß er in einem Kampfjet, reiste nach Israel, Algerien oder auch nach China, Japan und Nordkorea.
Auf all diesen Reisen wurde Lanzmann von berühmten Persönlichkeiten begleitet, u.a. von Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir oder auch Angelika Schrobsdorff. Mit den letzten beiden hatte er auch jahrelange Beziehungen.
Besonders spanned habe ich alles an den Beschreibungen um den Film Shoah empfunden, die vor allem die letzten Kapitel des Buches prägen. Für seinen wohl berühmtesten Film nimmt Lanzmann eine Vielzahl an Schwierigkeiten auf sich, da er unter anderem heimliche Aufnahmen mit versteckter Kamera dreht, eine Reise nach Polen unternimmt und dabei immer versucht sowohl Opfer als auch Täter zu Wort kommen zu lassen.
Zu Beginn habe ich mich am meisten über den Titel des Buches gewundert, aber auch dessen Bedeutung klärt Lanzmann in seiner Biographie auf:
Zitat"An Hasen habe ich jeden Tag gedacht, als ich dieses Buch schrieb, an die Hasen im Vernichtungslager Birkenau, die unter dem Stacheldraht durchschlüpften, der für Menschen unpassierbar war, an die Hasen, von denen es in den großen Wäldern Serbiens wimmelte, als ich durch die Nacht fuhr und darauf achtgab, sie nicht zu töten. Schließlich dachte ich an das mythische Tier, das hinter dem patagonischen Dorf El Calafate im Lichte meiner Scheinwerfer auftauchte und mir die Gewissheit buchstäblich ins Herz trieb, dass ich in Patagonien war, dass Patagonien und ich in diesem Augenblick wahrhaft zusammen waren."
"Der patagonische Hase" ist ein fantastisches, ein glühendes, sprühendes Buch, das von einem ausgefüllten Leben zeugt und mich in seinen Bann gezogen hat.
10 Punkte.