'Die Kameliendame' - Kapitel 01 - 10

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich habe gerade mal in Wiki nachgeschaut, da findet sich folgender Satz unter Symptomen bei TBC:
    "Schwere Verläufe mit blutigem Auswurf (...), starker Blutarmut und Untergewicht sind auch in Mitteleuropa nicht rar."


    Was zur damaligen Zeit sicher stimmen mag, denn da gab es ja die Behandlungsmöglichkeiten von heute noch nicht. Ich spreche von meinen Erfahrungen aus der Klinik, denn TBC-Patienten sind bei uns keine Seltenheit ;-)
    Ebenso aus der Erfahrung, das sich der Krankheitsverlauf eines Karzinoms durchaus durch einen "schlechten" Lebenswandel verschlechtern kann. Sind eben meine Erfahrungswerte aus dem Klinikalltag.
    Und mir ist es letztendlich wurscht, an was Marguerite gestorben ist... :grin

  • Nur fürs Protokoll, in Kapitel 7 in meiner Ausgabe wird ganz klar zum Ausdruck gebracht, das Marguerite schwindsüchtig ist, nun wäre das also klar.
    Die Szene der Exhumierung fand ich schon ne Zumutung für Armand, war denn das damals wirklich so üblich? Ne halbvergammelte Leiche idendifizieren zu müssen bei sowas?

  • Zitat

    Original von nofret78
    Die Szene der Exhumierung fand ich schon ne Zumutung für Armand, war denn das damals wirklich so üblich? Ne halbvergammelte Leiche idendifizieren zu müssen bei sowas?


    wie schon früher geschrieben, habe ich mein Buch gerade ausgeliehen, aber soweit bin ich wohl schon bibel- bzw kameliendamenfest, dass ich fragen kann: was heißt "müssen"? Er WOLLTE das doch, WOLLTE sich davon überzeugen, die Geliebte für immer verloren zu haben.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Letztendlich ist es ja wirklich egal, welche Krankheit es ist. Aber interessant finde ich, dass in meiner Ausgabe noch nicht ein einziges Mal das Wort "Schwindsucht" vorgekommen ist.
    Oder ich habe es schlicht überlesen.


    Ja, Armand wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass seine Angebetete tot ist, um es glauben zu können.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Da verstehe ich Armand überhaupt nicht...Er hätte doch wissen müssen das sie nicht mehr hübsch aussieht.
    Mich würde interessieren, ob es damals wirklich Pflicht war, die Leiche zu identifizieren um sie umbetten zu können.


    Edit meint, vielleicht hat er aber gerade diesen, für ihn heilsamen, Schock gebraucht...

  • Zitat

    Original von maikaefer


    wie schon früher geschrieben, habe ich mein Buch gerade ausgeliehen, aber soweit bin ich wohl schon bibel- bzw kameliendamenfest, dass ich fragen kann: was heißt "müssen"? Er WOLLTE das doch, WOLLTE sich davon überzeugen, die Geliebte für immer verloren zu haben.


    Es ist nicht NUR so, dass er es wollte. Es wird auch angemerkt, dass für die "Umbettung" einer Leiche in ein anderes Grab die Identifizierung durch einen Angehörigen im Beisein eines Polizeibeamten nötig war. Deshalb brauchte Armand auch die Unterschrift von M.s Schwester, damit er an ihrer Statt M. identifizieren kann. Er wollte unbedingt, aber es war auch Vorschrift. Vorwand? Nun vielleicht, aber nicht nur.

  • Ich habe das so aufgefasst, dass er sie unbedingt noch einmal sehen wollte, weil es doch ihr letzter Wunsch auf dem Sterbebett war, ihn noch einmal zu sehen, das hätte ihr soviel bedeutet! Und auf diesem Weg wollte er das eben möglich machen. Er wollte sich halt so von ihr verabschieden und ihr außerdem einen würdigeren Platz zukommen lassen.

  • Ich habe heute auch mit dem ersten Teil begonnen und bin jetzt bei Kapitel 11 angekommen. Zu meiner Überraschung liest sich das Büchlein echt leicht weg, bei Klassikern ist das ja nicht immer selbstverständlich. Allerdings finde ich die Ich-Perspektive bei älteren Texten sowieso leichter zu lesen, mir hilft das, um besser in die Geschichte zu kommen.


    Positiv überrascht hat mich nicht nur der flüssige Schreibstil von Dumas, sondern auch die moderne Aufarbeitung des Themas. Dass solche Damen wie Marguerite von der Gesellschaft gleichermaßen verachtet und bewundert werden, ist heute eigentlich auch noch so. Mir tat das echt leid zu lesen, dass nach ihrem Tod alle so tun als hätten sie sie nicht gekannt und niemand ihr Blumen ans Grab bringt, während sie zu Lebzeiten von den Männern umworben wurde. Wie gemein :hau


    Ein wenig gewundert habe ich mich darüber, wie schnell sich eine Freundschaft zwischen dem Erzähler und Armand aufgebaut hat. Im Prinzip kennen sie sich ja eigentlich überhaupt nicht, aber schon bei ihrem zweiten Zusammentreffen ist der Erzähler bei Marguerites Exhumierung dabei, tröstet Armand wie einen engen Freund usw. War das damals wirklich so üblich, dass man einem Fremden gleich seine Freundschaft so angetragen hat?


    Interessant fand ich den Blumen-Code mit den weißen und roten Kamelien. Würde mich interessieren, ob das zu jener Zeit unter Kurtisanen üblich war, ein sichtbares Zeichen zu tragen, ob sie "frei" sind oder nicht, oder ob das eine Invention von Marie Duplessis war.


    Bisher kann ich mich noch nicht so ganz entscheiden, ob ich Marguerite mag oder nicht. Irgendwie bewundere ich ihr Auftreten und wie sie mit den Männern umgeht, aber stellenweise wirkt sie schon sehr hochnäsig und dieser Graf tat mir dann schon ein wenig leid, als sie ihn so gemein behandelt hat.

  • Ich habe mich gestern abend hingesetzt und gelesen


    es liest sich super .......


    warum habe ich es nicht eher gelesen ??


    DAs mit den Grab aufmachen, hätte ich nicht gemacht



    aber im Film kommt er wenn sie stirbt , vielleicht hat er deswegen das Grab aufgemacht um sich bei ihr zu verabschieden und er sie dazu sehen musste .........

  • Zitat

    Original von nofret78
    Eben, deswegen würde mich interessieren ob solche Vorgänge damals üblich waren...? :gruebel


    Ich habe gerade das Netz durchforstet, konnte aber keine Informationen dazu finden. Also werden wir wohl Herrn Dumas glauben müssen, dass die Vorschriften eine Umbettung betreffend damals wirklich so waren.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich habe gerade das Netz durchforstet, konnte aber keine Informationen dazu finden.


    War das damals eigentlich üblich, dass Leichen öfters umgebettet wurden? Vielleicht gibt es dazu wenig zu finden, weil es nicht allzu oft vorkam.


    Marie Duplessis' Leichnam wurde aber nicht umgebettet, oder?

  • Zitat

    Original von Niamh


    War das damals eigentlich üblich, dass Leichen öfters umgebettet wurden? Vielleicht gibt es dazu wenig zu finden, weil es nicht allzu oft vorkam.


    Marie Duplessis' Leichnam wurde aber nicht umgebettet, oder?


    Soviel ich rausgekriegt habe (lt. Wiki), wurde die wirkliche Kameliendame nicht umgebettet. Ich denke auch, dass das eher unüblich war. Aber ich glaube Dumas einfach mal, dass es eine solche Vorschrift gab. Wenn er das erfunden haben sollte... :nono

  • Zitat

    Original von Clare


    Aber ich glaube Dumas einfach mal, dass es eine solche Vorschrift gab.


    Das denke ich auch. Irgendwie macht es auch Sinn, dass nicht jeder wie er lustig ist, Leichen umbetten lassen konnte. Sonst hätte ja jeder kommen und seine verstorbenen Erzfeinde in ein Massengrab werfen lassen können oder so. Aber durch Anwesenheit und Zustimmung eines Angehörigen hatte man praktisch einen "Verantwortlichen", der bestätigen konnte, dass alles mit rechten Dingen zugeht und zB aus einem Familiengrab nicht der Falsche umgebettet wird. Von daher glaub ich einfach mal auch, dass das damals so war.


  • Das war auch meine Erklärung als ich davon las.
    Mittlerweile bin ich etwas voran gekommen und konnte den Abschnitt beenden. Mir gefällt Marguerite, sie ist ehrlich und sagt gerade heraus was Sache ist. Momentan scheint sie Armand nur als einen weiteren Liebhaber ( wenn auch jüngeren zu betrachten.
    Bez. des Satzes mit den Luftwegen, in meiner Ausgabe ist von den Bronchien die Rede.

  • Zitat

    Original von nofret78
    ...Mir gefällt Marguerite, sie ist ehrlich und sagt gerade heraus was Sache ist. Momentan scheint sie Armand nur als einen weiteren Liebhaber ( wenn auch jüngeren zu betrachten.
    Bez. des Satzes mit den Luftwegen, in meiner Ausgabe ist von den Bronchien die Rede.


    Zu diesem Zeitpunkt nimmt Marguerite Armand wirklich noch überhaupt nicht ernst, ist eher amüsiert von seiner jugendlichen Schüchternheit, obwohl sie ja gar nicht sooo viel älter sein dürfte als er. Er ist so 17 Jahre. Ihr reales Vorbild Marie Duplessis starb bereits mit 24 Jahren, also dürfte Marguerite so Anfang 20 sein.

  • Hallole!


    Ich bin jetzt endlich dazu gekommen, zu lesen.
    Bis einschließlich Kapitel 10.


    Im zehnten Kapitel wird erwähnt, sie sei 20. (als sie Armand kennen lernt)


    Bzgl Leiche sehen.
    In einem Psychologie-Lehrgang wurde ausführlich drauf eingegangen, daß Menschen den Anblick des/der Toten brauchen, um den Tod der Person begreifen (auch im wörtlichen Sinn) zu können.


    Die Angehörigen des Birginair-Absturzes vor der DomRep (Flieger fiel ins Meer, Reste von Toten konnten nicht gefunden werden, die Haie waren schneller) warten bis heute darauf, daß die Tür aufgeht und die Angehörigen hereinkommen.


    Der blödeste Satz, den ich bringen könnte, wäre: Behalten Sie den Toten so in Erinnerung, wie Sie ihn zuletzt gesehen haben...



    Jetzt mal zum Buch selber:
    Ich habe das Gefühl, daß ich eine gekürzte Ausgabe habe, obwohl nichts drin steht. Die Wörter, die Killerbienchen nachgeschlagen hat, sind in dieser Ausgabe nicht vorhanden...


    Ich kann mir zwar gut vorstellen, daß dieses Buch zur damaligen Zeit einen Skandal hervor gerufen hat, aber heute finde ich das Thema nur langweilig.
    Armand ist extrem nah am Wasser gebaut, und wie ich bei Werther schon bemerkt habe, geht mir die Gefühlsduseligkeit meilenweit am xxx vorbei.


    :lache


    Aber jetzt lese ich mal weiter...

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

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