Verlag: Droemer Knaur
Taschenbuch, 123 Seiten
Erschienen: 1997
Kurzbeschreibung:
Mamaya ist eine sehr alte und sehr autoritäre Frau. Davon weiß besonders ihre treue Dienerin ein Lied zu singen. Krankheit und Alter haben sie in ein Zimmer verbannt, in dem sie an vergangene Tage denkt, vor allem aber an ihren verlorenen Sohn, von dem sie nicht weiß, ob er lebt oder tot ist.
Über den Autor:
Mahi Binebine, geboren 1959 in Marrakesch, war nach dem Studium acht Jahre lang Mathematiklehrer in Paris. Gleichzeitig begann seine intensive Auseinandersetzung mit Malerei und Literatur. Seine Bilder werden heute international ausgestellt; seine Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt, und mit Tahar Ben Jelloun und Abdellatif Laâbi zählt er zu den bekanntesten Autoren Marokkos. 1994 bis 1999 lebte er in New York, heute wohnt er mit seiner Familie in Marrakesch
Meine Meinung:
Dieser Roman stellt das Leben einer alten, kranken Frau in Marokko in den Mittelpunkt. Sie spricht kaum noch, wird von einer Dienerin gepflegt und ergeht sich sonst nur in Erinnerungen, u.a. an ihren Sohn, der aus politischen Gründen anscheinend das Land verlassen hat. Dann macht sie sich aber doch noch einmal auf eine Reise.
Der Roman ist stilistisch einfach gehalten, bleibt die gesamte Zeit über verhalten und zurückhaltend.
Mir persönlich hat dieser neutrale Ansatz nicht gut gefallen, die handelnden Personen bleiben mir leider fremd. Durch die Kürze des Textes entfalten sich weder Figuren noch Themen.
Zum Beispiel wird mit dem aus dem Land verbannten Sohn auf den Bruder des Autors angespielt. Das gibt der Text für Leser ohne Kenntnisse der Biographie Binebines leider aber nicht wirklich her. Es fehlt eine tiefer gehende Ausarbeitung politischer Auswirkungen. Also kein Vergleich zu Büchern z.B. des ebenfalls aus Marroko stammenden Abdelhak Serhane.
Selbst Marokko als Handlungsort wird wenig deutlich eingesetzt, eigentlich könnte der Roman auch in einem anderen Land handeln.
Dafür werden allerdings auch Klischees und voreingenommen Lesarten vermieden. Dennoch bleibt mein subjektiver Eindruck, dass mir dieses Buch ganz und gar nicht gefallen hat.
Dass es auch besser geht, zeigt Tahar Ben Jelloun, der einen vergleichbaren Roman über seine Mutter mit wesentlich mehr Anteilnahme und Mitgefühl geschrieben haben. Beide Bücher besitzen einen autobiographischen Ansatz. Der Vergleich dieser beiden Bücher zeigt mir, wie wichtig es ist, durch einen Text auch Emotionen beim Leser zu wecken. Mamayas letzte Reise wird mir wohl kaum lange in Erinnerung bleiben.
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ASIN/ISBN: 3426650835 |