Autor: Osho
Titel: Der Vogel im Wind - Die Weisheit des Zen
Originaltitel: A Bird on the Wing
Erschienen: 2010, Ullstein
Seiten: 327, Hardcover
Klappentext:
Osho und Zen - die explosive Mischung. Bisher wenig bekannte Diskurse über Wege zur inneren Freiheit anhand berühmter Zen-Gleichnisse. Osho über Bewusstsein und Erleuchtung in seinem unnachahmlich humorvollen Stil - leicht zugänglich und ein inspirierendes Lesevergnügen.
Mein Eindruck:
Osho - auf der ganzen Welt finden sich Anhänger seiner Lehren (obwohl er ja nicht lehrt). Vogel im Wind - die Weisheit des Zen: In diesem Buch geht es um Ausschnitte von Begegnungen im Meditationscamp, in welchem die Schüler" natürlich sehr viele Fragen an den Meister haben und er diese durch Erzählungen/Überlieferungen versucht zu beantworten. So beginnen die insgesamt elf Kapitel mit einer über wenige Zeilen beginnenden Begegnung zwischen einem Suchenden/Schüler und einem Meister. Deren kurzes Gespräch wird dann meistens anhand weiterer anderer Erzählungen aufgearbeitet, wobei sowohl der Hintergrund der Frage wie auch Antwort, aber auch die Beweggründe, warum solche Frage überhaupt gestellt wurde, und der tiefere Sinn, welcher hinter der Antwort liegt, sehr ausführlich und anschaulich erörtert werden. Obwohl die darin eingebetteten Ansichtsweisen aus dem Zen durchaus sehr interessant sind, tue ich mich ein wenig schwer mit einer Rezension, weil das Buch sehr viele, zum Teil auch - wie wahrscheinlich bei allen rein menschlich-irdisch Denkenden oder jenen, die wenig bis keine Erfahrung mit Osho bzw. Zen haben- widersprüchliche Emotionen in mir hervorgerufen hat: von freudigem Bejahen bis mehr als kritischem Naja. Wunderbar für mich auf alle Fälle endlich einmal das Eingeständnis, der Realität sozusagen ins Auge zu sehen und nicht ständig mit positiven Gedanken versuchen zu vertuschen. Wer Angst hat, soll dazu stehen. Wer Schulden hat, soll das - zumindest für den Moment - akzeptieren. Und sich nie das Gegenteil einreden. Das hat mich wirklich aufatmen lassen, weil damit all den Möchte-gern-Esoterikern mal ein Spiegel ihres unsinnigen Tuns und Weiterverbreitens vorgehalten wird. Bewusstheit und Unbewusstheit, Himmel und Hölle, beidem so nah. Solange man liest, folgt man dem leicht. Klappt man das Buch zu, spürt man erst, wie schwer die Kost" im Magen (oder besser: Kopf) liegt und in Ruhe verdaut, verinnerlicht werden will. Nichts ist schlimmer als die Täuschung, die wir jeden Tag üben, ohne uns dessen überhaupt bewusst zu sein. So kann man das Tor zum Himmel nicht finden. Aber dafür gibt es ja Osho. Allerdings setzt er genau da an, wo niemand hin möchte. Bei der Hölle. Der Weg zum Himmel führt durch die Hölle, weil man der Hölle näher ist als dem Himmel. Wer auf dem Weg einen Reisebegleiter braucht, wird sich an Oshos >Vogel im Wind - Die Weisheit des Zeit< sehr erfreuen. Ich habe es trotz aller Anlaufschwierigkeiten getan.
Einfach nur durchlesen, zuklappen und ins Regal stellen - dafür wäre dieses Buch nun wirklich viel zu schade. Allerdings glaube ich auch, dass man als Nichtkenner Oshos bzw. Zen dieses Buch nur dann annehmen und einigermaßen verstehen kann, wenn man wirklich spirituell ist, zumindest aber an Spiritualität Interesse hat. Osho-Anhänger könnten sich vielleicht ein wenig gelangweilt fühlen, wenn sie die früheren Bände des Meisters kennen, die u. U. weit aufschlussreicher sind als diese besondere Form der Zusammenfassung in diesem neuen Buch.
Für mich als Erstleserin eines Osho-Buches letzten Endes trotz aller emotionalen Berg- und Talfahrten aber fast volle Punktzahl. Denn der Inhalt hat mich nicht nur sehr berührt, sondern auch vieles bewirkt. Bei manchen Stellen bereits vorhandenen eigenen Wissens lieferte mir dieses Buch quasi das i-Tüpfelchen.