Klappentext
Based on Lucie Duff Gordon's "Letters from Egypt", this is a lushly evocative period novel. Lady Duff Gordon is the toast of Victorian London. But when her debilitating tuberculosis means exile, she and her devoted lady's maid, Sally, set sail for Egypt. It is Sally who describes, with a mixture of wonder and trepidation, the odd menage marshalled by the resourceful Omar, which travels down the Nile to a new life in Luxor. As Lady Duff Gordon undoes her stays and takes to native dress, throwing herself into weekly salons; language lessons; excursions to the tombs; Sally too adapts to a new world, affording her heady and heartfelt freedoms never known before. But freedom is a luxury that a maid can ill-afford, and when Sally grasps more than her status entitles her to, she is brutally reminded that she is mistress of nothing.
Die Autorin
Kate Pullinger, im kanadischen Cranbook geboren, lebt seit 1982 in London. Sie ist Autorin mehrerer Romane, darunter Das Piano (gemeinsam mit Jane Campion). Eine Liebe in Luxor gewann den Governor General’s Award 2009 und war für den Giller Prize nominiert.
Die Geschichte wird von der Ich-Erzählerin Sally erzählt. Schon der erste Satz hat mich in den Bann gezogen: "The truth is, in fact, to her, I was not fully human."
Damit ist der Kern der Geschichte traurig auf den Punkt gebracht.
Sally reist Anfang der 1860jahre mit ihrer Herrin, Lady Lucie Duff Gordon, nach Ägypten. Lady Duff Gordon ist eine gebildete Frau und gute Dienstherrin. Sie spricht mehrere Sprachen und hat als Übersetzerin zum Familienauskommen beigetrafen. Leider ist sie an Tuberkulose erkrankt und das englische Wetter ist tötlich für sie. Also verlässt sie Mann und Kinder und reist mit Sally nach Ägypten, um dort in dem trockenen warmen Wetter dem Leben noch einige Jahre abzutrotzen.
Kate Pullinger beschreibt durch das einfache Mädchen Sally Ägypten als exotisches und schönes Land. Durch die Hitze ist das Leben gänzlich anders als in England. Schon bald tauschen die beiden Frauen ihre unpassende Kleidung gegen leichte arabische Tuniken. Die Engländer im Land sind gerne gesehen. Auch für Sally ändert sich einiges. Omar Abu Halaweh, der bald als "Dragoman" bzw Butler, Koch und Mädchen für alles anfängt, wird zum dritten im Bunde. Die beiden Frauen lernen fließend Arabisch, Sally kauft auf dem Markt ein, sie bereisen den Nil, nehmen regen Anteil am Leben der Einheimischen und der schwieriger werdenden politischen Lage. Lady Duff Gordons Briefe, die sie fast täglich nach England sendet, werden bald als Buch heraus gegeben und fachen ein reges Interesse an dem exotischen und geschichtsträchtigen Land an.
Sally ist ihrer Dienstherrin bedingunglos ergeben. Sie stellt ihr eigenes Leben hinten an, ihre Lady, ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen stehen jederzeit im Vordergrund. Und sie fühlt sich in ihrer Güte aufgenommen und akzeptiert. Zwischen Omar und ihr entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung, die sie aber aus Rücksicht vor ihrer Lady geheimhalten. Und tatsächlich bemerkt sie nichts, noch nicht einmal Sallys Schwangerschaft, die diese unter der weiten arabischen Kleidung verbirgt. Schon da kommen Sally Zweifel, inwieweit ihre Dienstherrin sie nur als Teil des Haushaltes sieht anstatt als Menschen. Und tatsächlich reagiert ihre Lady nicht besonders gut auf die Nachricht, das Omar und Sally ein Paar sind.
Lady Duff Gorden lebte wirklich einige Jahre in Ägypten ihrer Gesundheit wegen und veröffentlichte ihrer Briefe in Buchform. Sie gilt als aufgeschlossen und tolerant, sie passte sich ihrer Wahlheimat, sprach die Sprache und kleidete sich nach deren Gepflogenheiten. Kate Pullinger zeigt in ihrem Buch, das alle Toleranz seine Grenzen hat. Lady Duff Gordon reagiert unnachgiebig und sehr hart, als sie von der Beziehung Sallys zu Omar erfährt. Das steht in krassem Gegensatz zu ihrem Bild, das sie nach Aussen gibt. So großherzig sie sich um kranke Dorfbewohner kümmert, Omar fördert und für sein Wohlergehen auch nach ihrem Ableben sorgt, steht im krassen Gegensatz zu der Behandlung, die sie ihrer Zofe, die sie über Jahre Tag und Nacht begleitete und auf ein eigens Familienleben verzichtet, zukommen lässt.
Inwieweit diese Geschichte um Sally und Omar der Wahrheit entspricht, kann ich nicht sagen. In ihrem sehr knappen Nachwort geht die Autorin leider nicht sehr ausführlich darauf ein.
"Mistress of Nothing" ist eine ungewöhnliche aber wunderbare kleine Histo-Perle. Sehr fein geschrieben, voller Gefühlt ohne Rührselig zu werden. Die schwere Krankheit der Lady ist ein stetes Thema, aber es ist nie belastend. Sallys Schicksal ist schwer, nachdem sie vom Haushalt verbannt wird, aber sie ist, aller Verzweiflung zum Trotz, stark und findet ihren Weg. Es ist ein Buch voller Schönheit, Enttäuschung und Mut. Man bekommt sofort Lust, den Nil per Schiff zu bereisen. Es ist kein Liebesroman, sondern mehr die Selbstfindung einer jungen Frau, die schmerzlich die Erfahrung machen muss, wie tief die Standesunterschiede im Wesen der Menschen verankert sind.
Ein erstes kleines Lesehighlight in dem noch jungen Jahr.