"Romantisches Bayern" Da meinst du jetzt aber nicht die Heimatheftchen, oder? Was anderes fällt mir nämlich gerade nicht ein (aber das kann auch daran liegen, dass ich Romantik nicht unbedingt mit Bayern verbinde)
Literatur und Wirklichkeit - Länderklischees in Büchern
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Ich sehe schon, Schottland passt auch ganz gut ins Bild. Während nicht-schottische Autoren hauptsächlich die Klischees bedienen (Highlands, Schafe, Whiskey, evt. noch halbnaksche Muskelprotze mit Headbanger-Frisur), haben Schotten selbst einen ganz anderen Blick auf ihr Land, wie man an Trainspotting und wohl auch Ian Rankin (den hab ich nicht gelesen) sieht.
@beo: danke, genau den meinte ich. Erschütternd eigentlich, dass Upfield immer noch aktuell ist
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Zitat
Original von DraperDoyle
Während nicht-schottische Autoren hauptsächlich die Klischees bedienen (Highlands, Schafe, Whiskey, evt. noch halbnaksche Muskelprotze mit Headbanger-Frisur), haben Schotten selbst einen ganz anderen Blick auf ihr Land, wie man an Trainspotting und wohl auch Ian Rankin (den hab ich nicht gelesen) sieht.Jedes Land ist doch anders, wenn man es nicht als Tourist sieht, sondern dort lebt. Wenn ein deutscher Autor ein Buch über Kanada/Irland/Schottland/Australien macht, dann immer aus der Perspektive des Touristen - ich habe z.B. auf einer zweiwöchigen Rundreise Bölls Irland gefunden (ohne es bis heute gelesen zu haben!), einfach weil ich es dort recht beschaulich fand, kann mir aber schon vorstellen, daß man es nach einem Jahr oder je nach Charakter auch schon eher, furchtbar langweilig und eintönig findet.
Zudem will ja auch der Wunsch des Lesers bedient werden - wenn ich einen Liebesroman auf dem Lande suche, dann nehme ich etwas aus Irland, wenn es in der Großstadt spielen soll, dann doch eher etwas aus NY - wenn der NY-Roman dann beschaulich daher kommt und man im Irland-Roman plötzlich im Stau stecken bleibt, werden einfach die Erwartungen des Lesers nicht erfüllt. Selbiges gilt für die düsteren Thriller, die es viele in Schottland oder Irland gibt, meist von einheimischen Autoren - es würde wohl kaum ein Irland-Thriller-Leser begeistert sein, wenn da plötzlich zwei Mafiagangs aufeinander treffen oder die Kaserne in Mallow von Al Quaida überfallen würde. Es muß eben einfach in die Landschaft passen, die ja im Prinzip die gleiche bleibt, nur ihre 'Aura' im Auge des Betrachters wandelt - für den einen ein grünes Idyll, für den anderen die grüne Hölle.
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Original von Tilia Salix
"Romantisches Bayern" Da meinst du jetzt aber nicht die Heimatheftchen, oder? Was anderes fällt mir nämlich gerade nicht ein (aber das kann auch daran liegen, dass ich Romantik nicht unbedingt mit Bayern verbinde)Eigentlich dachte ich jetzt in Fernsehdrehbüchern: Bergdoktor versus Tatort.
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Jedes Land ist doch anders, wenn man es nicht als Tourist sieht, sondern dort lebt. Wenn ein deutscher Autor ein Buch über Kanada/Irland/Schottland/Australien macht, dann immer aus der Perspektive des Touristen
Das hört sich an, als betrachtetest du Literatur als Touristeninformationsbroschüre
Zitatkann mir aber schon vorstellen, daß man es nach einem Jahr oder je nach Charakter auch schon eher, furchtbar langweilig und eintönig findet.
Wenn ich ein Buch aus Irland lese, dann eigentlich eher, um zu erfahren, wie es dort wirklich ist und nicht, wie ich es mir sowieso (aus meiner Touri-Perspektive) vorstelle
ZitatZudem will ja auch der Wunsch des Lesers bedient werden
Ist das nicht furchtbar langweilig?
Die Heldin wird natürlich nicht ungewollt schwanger vom falschen Kerl und darf aber nicht abtreiben, weil sie dummerweise in Irland wohnt.
In den Pubs wird fröhlich gefiddelt, aber keineswegs unmäßig gesoffen.
Und natürlich darf die Geschichte keinesfalls in der Stadt spielen...Zitatund man im Irland-Roman plötzlich im Stau stecken bleibt, werden einfach die Erwartungen des Lesers nicht erfüllt.
Den nervenaufreibensten Stau meines Lebens habe ich in Irland erlebt
Da mussten wir nämlich die Fähre in Roslare kriegen, da aber Irland auch in den Boomjahren kaum Geld in die Infrastruktur gesteckt hat (interessantes Thema :grin), gab es in jedem Städtchen, an jeder Brücke Stau, so dass wir erst wenige Minuten vor Abfahrt der Fähre am Hafen ankamen -
Irgendwie habe ich leicht den Überblick in diesem Thread verloren.
Worum ging es gleich noch?
Um deutsche/ausländische Autoren, die über ein fremdes Land mit schwärmerischer Sicht schreiben und inländische Autoren, die den Realitätssinn nicht verloren haben :gruebel?Irland, Neuseeland und Australien habe ich auf meiner literarischen Weltreise ebenfalls noch zu besuchen.
Wegen Irland und Australien mache ich mir weniger Sorgen (Bücher liegen bereits parat), Neuseeland ohne verklärte Weltsicht zu bereisen wird etwas schwieriger werden.Übrigens, bei Irland fielen mir übrigens gleich die Frauenbücher von
Maeve Binchy ein. Inländische Autorin, die auch ein wenig beschönigt :grin. -
Zitat
Original von DraperDoyle
Das hört sich an, als betrachtetest du Literatur als TouristeninformationsbroschüreWenn ich ein Buch aus Irland lese, dann eigentlich eher, um zu erfahren, wie es dort wirklich ist und nicht, wie ich es mir sowieso (aus meiner Touri-Perspektive) vorstelle
Die Heldin wird natürlich nicht ungewollt schwanger vom falschen Kerl und darf aber nicht abtreiben, weil sie dummerweise in Irland wohnt.
In den Pubs wird fröhlich gefiddelt, aber keineswegs unmäßig gesoffen.
Und natürlich darf die Geschichte keinesfalls in der Stadt spielen...Nein, ich betrachte Literatur nicht als Tourismusbroschüre, ich erwarte aber nicht, wenn der Autor Erwin Müller heißt, daß er bei einem Buch, das in Irland spielt, die Landschaft und die Klischees ausblendet - wenn ich ein Buch einfach über soziale Brennpunkte schreiben wollte, kann ich mich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft austoben, egal, an welchem Punkt der Welt ich wohne. Dazu kann ich als Ausländer in den allermeisten Fällen auch nicht genug Insider-Wissen beifügen. Kurz, wenn Ian Rankin von schottischen Alkoholikern in den Rotlichtvierteln
GlasgowsEdinburghs schreibt, weiß er zumindest einigermaßen, wie es dort tatsächlich aussieht. Eine solche Recherche für einen deutschen Autoren lohnt in der Regel nicht, weil jeder Interessierte das Original, also den Roman eines Einheimischen vorziehen würde.Und noch einmal, auch wenn es für Dich langweilig ist: Der Leser erwartet bei einem Irland-Roman in der Regel eher nicht, vom arbeitslosen Dubliner zu lesen, der seine Frau schlägt und seine Schwiegertochter schwängert. Klar gibt es Ausnahmen, aber die, wie gesagt, greifen dann auf das Exemplar des Einheimischen zu, der die Lebensumstände einfach besser kennt als der Deutsche, der vielleicht mal für ein halbes Jahr zur Recherche in Dublin war und dabei bestenfalls eine Nacht unter einer Brücke geschlafen hat.
ZitatDen nervenaufreibensten Stau meines Lebens habe ich in Irland erlebt
Da mussten wir nämlich die Fähre in Roslare kriegen, da aber Irland auch in den Boomjahren kaum Geld in die Infrastruktur gesteckt hat (interessantes Thema :grin), gab es in jedem Städtchen, an jeder Brücke Stau, so dass wir erst wenige Minuten vor Abfahrt der Fähre am Hafen ankamenWill Dir die Geschichte durchaus glauben, habe aber völlig gegensätzliche Erfahrungen gemacht. Bin zwei Wochen mit einem Mietwagen durch Irland gefahren und habe mehr Schafe auf der Straße gesehen als andere Autos - im Juni! Der Geschichte mit der Infrastruktur kann ich nur voll zustimmen, aber auch dies ist wieder Auslegungssache - für den einen ist es eine romantische Landstraße mit leichten Unebenheiten, für den anderen eine höllische Holperpiste. Die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters, eine allgemeingültige Wahrheit gibt es nicht. Oder glaubst Du im Ernst, die irischen Autoren mit der düsteren Stimmung und mehr oder weniger Toten beschreiben die Lebensrealität der Mehrzahl der Iren? Oder Rankin mit seinem Detective aus der Gosse? Die volle Realität ist imho für ein Buch in fast jedem Fall zu langweilig und / oder zu komplex.
Edit: Ian Rankins Detective ermittelt in Edinburgh.
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Hm, ich finde, es kommt immer ein wenig auf Genre an.
Klar ein Liebesroman in Schottland, der in den dreckigsten Winkeln zwischen 'nem arbeitslosen Steinbrucharbeitern und versoffenen Muttis spielt, wäre mal was Neues ... Aber ob das so gefragt ist?Mal ehrlich jetzt, wenn ich z.B. eine dieser typischen Auswanderstories kaufe, dann idR aus Fernweh heraus, das natürlich auf einer verschönten Wahrheit basiert. Wenn dann der Kanada-Auswandererroman ausschließlich in der Großstadt spielt, wie ich in Deutschland eine vor der Tür habe, dann ... würde mich das schon enttäuschen.
Irgendwie hat man bei gewissen Romanen doch die Erwartung, ein wenig in eine Traumwelt entführt zu werden, da gehört das ein oder andere Klischee sicher dazu.
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Fragt vorsichtig, ob Ian Rankin nicht im feineren Edinburgh ermittelt :gruebel?
Habe allerdings nur zwei Romane von ihm gelesen, die ganz nett waren, aber nicht unbedingt die volle Palette der Sozialkritik aufgeboten haben. -
Zitat
Original von Salonlöwin
Fragt vorsichtig, ob Ian Rankin nicht im feineren Edinburgh ermittelt :gruebel?
Habe allerdings nur zwei Romane von ihm gelesen, die ganz nett waren, aber nicht unbedingt die volle Palette der Sozialkritik aufgeboten haben.Edinburgh hat auch weniger feine Ecken und soweit ich weiss, ist Inspector Rebus halt bei der Edinburgher* Polizei.
*uups. schreibt man das so?
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Original von Salonlöwin
Fragt vorsichtig, ob Ian Rankin nicht im feineren Edinburgh ermittelt :gruebel?Sorry, habs korrigiert, Euch kann man auch nix vormachen.
ZitatHabe allerdings nur zwei Romane von ihm gelesen, die ganz nett waren, aber nicht unbedingt die volle Palette der Sozialkritik aufgeboten haben.
Was erwartest Du denn als "Sozialkritik". Er beschreibt eben die Umgebung, soweit ich mich erinnere, relativ wertfrei, also nicht mit dem Finger in der Wunde bohrend, aber eben auch nichts beschönigend und vor allem ziemlich "klischeefrei" und das war wohl, worum es DD ging.
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Zitat
Original von LeSeebär: Zitat: Original von Salonlöwin Fragt vorsichtig, ob Ian Rankin nicht im feineren Edinburgh ermittelt Grübeln ? Sorry, habs korrigiert, Euch kann man auch nix vormachen.
Es war nicht böse gemeint :wave.
ZitatOriginal von LeSeebär: Was erwartest Du denn als "Sozialkritik". Er beschreibt eben die Umgebung, soweit ich mich erinnere, relativ wertfrei, also nicht mit dem Finger in der Wunde bohrend, aber eben auch nichts beschönigend und vor allem ziemlich "klischeefrei" und das war wohl, worum es DD ging.
Klischeefrei in Bezug auf eine schottische Stadt würde ich die Romane auch nennen, ebenso realitätsnah und die unschönen Seiten wurden erwähnt, aber nicht wie in skandinavischen Kriminalromanen seitenlang ausgewälzt, was ich als angenehm, aber nur bedingt unterhaltend empfand; mir fehlten die Ecken und Kanten in den ersten beiden Büchern.
Letztlich hat die Reihe um Rebus mich nicht gefangen genommen, nicht infiziert, es sprang einfach kein Funke über. -
Eine interessante Diskussion
Wenn mich die Realität eines Landes interessiert greife ich zu einem Krimi von einem Autor aus diesem Land oder einem Autor, der schon lange in diesem Land lebt oder gelebt hat.
Da in einem Krimi am ehesten die Schattenseiten erwartet werden, im Gegensatz zu anderen Genres, kann er mMn der Realität am Nahesten kommen.
Wobei ich es als Lesetourist nie wirklich definitiv beurteilen kann. Meine Informationen über das Land sind ja in der Regel immer aus 2./3./4. Hand.
Hierzu ein paar Beispiele aus meiner Leseliste 2010, in der die Länder nach meiner unmaßgeblichen Meinung, da ich sie nicht persönlich kenne, für die jeweilige Zeit sehr realistisch dargestellt sind:
Australien:
Arthur W. Upfield – das Australien der 1. Hälfte des 20. Jh.
Adrian HylandSüdafrika:
James McClure – das Südafrika der Apartheid
Deon Meyer – das Südafrika danachPalästina:
Matt Beyond ReesGhana:
Kwei Quartey
Ni ParkesIrland:
Brian McGilloway (seltsamerweise hat ein Leser bemerkt, dass er nicht viel davon gemerkt habe, dass de Roman in Irland spielt)
Declan HughesAlgerien:
Yasmina Khadra (zumindest ein Teil seiner Bücher)Grossbritannien
Charles Todd – zumindest in den Bänden die ich kenne wird eine Welt nach dem Großen Krieg dargestellt, die nichts mit Klischees zu tun hat.
Auch Anne Perrys Monk-Serie (zumindest die ersten 5-6 Bände) rechne ich dazu
John HarveyUnd ganz allgemein 2 deutsche Autoren, deren Schauplätze im Ausland sind und die in diese realistische Kategorie fallen:
Bernd Jaumann mit seiner Montesecco.Trilogie und seinem Namibia-Roman Die Stunde des Schakals
Detlef B. BlettenbergWobei nach meiner Erfahrung solche Autoren häufig beim breiten Lesepublikum in Deutschland nicht gut angekommen. Vielleicht weil sie nicht die gängigen Klischees bedienen?
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Original von Salonlöwin
Klischeefrei in Bezug auf eine schottische Stadt würde ich die Romane auch nennen, ebenso realitätsnah und die unschönen Seiten wurden erwähnt, aber nicht wie in skandinavischen Kriminalromanen seitenlang ausgewälzt, was ich als angenehm, aber nur bedingt unterhaltend empfand; mir fehlten die Ecken und Kanten in den ersten beiden Büchern.
Letztlich hat die Reihe um Rebus mich nicht gefangen genommen, nicht infiziert, es sprang einfach kein Funke über.Na da bin ich aber froh, dass es außer mir noch jemand gibt, der nicht mit dem Rebus-Bazillus infziert werden konnte. Band 3, 1 und 2 konnten mich nicht überzeugen, obwohl, es soll angeblich später besser geworden sein.
Aber einen Kommissar, der mit einem Verdächtigen so lange im Kreisverkehr rundherum fährt bis dieser gesteht, kann ich nicht für voll nehmen. So oder so ähnlich war die Schlussszene in Band 3. -
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Original von Queedin
also Traumzeit von Barbara Wood erfüllt so ziemlich jedes Australien-Klischee, das man sich wünschen kann. nichtsdestotrotz eines meiner Lieblingsbücher - ab und an darf das ja auch mal seinAh, das war es, was ich meinte. Irgendwas mit Traum und Zeit war mir noch in Erinnerung.
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Original von dyke
Aber einen Kommissar, der mit einem Verdächtigen so lange im Kreisverkehr rundherum fährt bis dieser gesteht, kann ich nicht für voll nehmen. So oder so ähnlich war die Schlussszene in Band 3.Satire hat der Rankin also auch geschrieben?
Ich hab nicht viel von ihm gelesen und die wenigen waren neueren Datums - da kamen solche Sachen nicht mehr vor. Aber vielleicht war ja gerade das landestypisch, es hat sich nur noch nicht in D als Klischee durchgesetzt (wer verbindet Schottland schon mit Kreisverkehr?).
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Indien:
Version A: Junge starrsinnige Engländerin geht nach Indien, um dort ihren standesgemäßen englischen Mann zu heiraten, der aber ein brutaler Schnösel ist. Trifft dort hochgebildeten, sensiblen, edlen Inder und verliebt sich. Natürlich wäre eine Ehe nicht standesgemäß...
Version B: Indische Prinzessin wird in arrangierter Ehe einem indischen Mann versprochen, verliebt sich aber in edlen Engländer. Hat ihre Liebe eine Chance?
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Original von dyke
Wenn mich die Realität eines Landes interessiert greife ich zu einem Krimi von einem Autor aus diesem Land oder einem Autor, der schon lange in diesem Land lebt oder gelebt hat.Na ja. Wenn die Krimis schwedischer Autoren die Realität widerspiegelten, müsste das Land längst von Serienkillern entvölkert sein.
Aber im Ernst: Natürlich bevorzuge auch ich Bücher von Autoren, die mit dem Handlungsort des Romans gut vertraut sind. So entsteht - unter anderem - Glaubwürdigkeit.
ZitatDa in einem Krimi am ehesten die Schattenseiten erwartet werden, im Gegensatz zu anderen Genres, kann er mMn der Realität am Nahesten kommen.
Einem Teil der Realität, soweit würde ich zustimmen - den Schattenseiten eben. Andere Genres beleuchten andere Teile der Realität; häufig, aber nicht zwangsläufig unter Zuhilfenahme von Klischees, von denen allerdings auch die meisten Krimis nicht frei sind. Anstelle der romantisierenden werden dort eher negative Klischees bedient.
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Original von Delphin: Indien: Junge starrsinnige Engländerin geht nach Indien, um dort ihren standesgemäßen englischen Mann zu heiraten, der aber ein brutaler Schnösel ist. Trifft dort hochgebildeten, sensiblen, edlen Inder und verliebt sich. Natürlich wäre eine Ehe nicht standesgemäß...
Wer die realistische Fassung haben möchte, den schicken wir nach Indochina und lassen ihn/sie Duras' "Der Liebhaber" lesen :lache.
ZitatOriginal von harimau: Na ja. Wenn die Krimis schwedischer Autoren die Realität widerspiegelten, müsste das Land längst von Serienkillern entvölkert sein. schnellweg
Das dachte ich auch, bis es in Schweden zu dieser Anschlagsserie auf Ausländer kam.
Link
Und schwedische Politiker sind auch ein gern genommenes Ziel für Attentäter :gruebel.
Vielleicht ist die schwedische Kriminalliteratur auch einfach nur Wegbereiter für ein wenig mehr Spannung im Land. -
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Original von Mulle
Mal ehrlich jetzt, wenn ich z.B. eine dieser typischen Auswanderstories kaufe, dann idR aus Fernweh heraus, das natürlich auf einer verschönten Wahrheit basiert. Wenn dann der Kanada-Auswandererroman ausschließlich in der Großstadt spielt, wie ich in Deutschland eine vor der Tür habe, dann ... würde mich das schon enttäuschen.Dieses Beispiel trifft ganz gut, was ich meine. Die meisten Deutschen, die nach Kanada (wahrscheinlich weil es ein Sehnsuchtsort ist) auswandern , gehen letztlich in Großstädte, um dort zu arbeiten. Trotzdem wird von einem solchen Buch erwartet, dass die Auswanderer sich eigenhändig eine Blockhütte bauen und Bären abwehren.
Die entscheidende Frage ist nun aber, warum ist das so? Wohl hat die lange Tradition von Abenteuerbüchern uns auf dieses Szenario vorbereitet, doch in unserem Medienzeitalter sollte doch eigentlich jedem klar sein, dass das moderne Kanada ganz andere Reize zu bieten hat.
Und warum wandert niemand nach Sibiren aus, wenn's in den Wald gehen soll, oder zumindest nach Nordfinnland? Und warum fällt uns bei Kanada Wald und Bären ein, obwohl die Städte dort viel aufregender sind?
Es hat wohl mit den Traumwelten, die du erwähntest, die manche Leser wünschen, aber es ist doch spannend, wie eine handvoll real existierender Länder zu Traumwelten wurden, die nur sehr wenig mit dem "echten" Land zu tun haben.