Der silberne Schwan - Benjamin Black

  • Quirke, der etwas abgehalfterte Pathologe aus Dublin, rutscht mal wieder in eine ziemlich seltsame Geschichte hinein: Gerade hat er die Leiche einer jungen Frau auf dem Tisch, die nackt am Strand angespült wurde, als ein alter Studienkollege ihn um ein Gespräch bittet. Das ist ausgerechnet Billy Hunt, der Ehemann der Toten, der Quirke bittet, von einer Oduktion der Leiche abzusehen. Seine Frau Deidre führte einen Schönheitssalon, nannte sich Laura Swan und war auch sonst nicht der Typ, dem man einen Selbstmord zugetraut haben würde. Obwohl Quirke diesem Wunsch scheinbar entspricht, kann er die Finger nicht von der Leiche lassen und stellt fest, dass sie keineswegs ertrunken, sondern an einer Überdosis Morphium gestorben ist. Dennoch wahrt er zunächst den Schein, die offizielle Todesursache wird als „Unfalltod durch Ertrinken“ festgelegt. Gleichzeitig stellt Quirke, unterstützt vom Polizisten Hackett, eigene Ermittlungen an, untersucht das Umfeld der Toten, in dem ihm seine eigene Tochter begegnet, und zieht seine eigenen Schlüsse, dummerweise meist die falschen...


    Wie schon das erste Buch um den Pathologen Quirke, lebt auch dieser Roman weniger von einer ausgefeilten Krimihandlung, als von dem stimmungsvollen Ambiente des Irlands der Fünfziger Jahre. Zwar ist es entgegen weitverbreiteter Erwartungen, nicht regnerisch-kühl, vielmehr leidet die Stadt unter einer Hitzewelle, dennoch ist der allgemeine Eindruck düster. Die Gesellschaft in den Pubs ist weniger feucht-fröhlich, als vielmehr dumpf-bierselig (was nicht besser dadurch wird, dass Quirke selbst das Trinken aufgegeben hat) und die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind entweder geprägt von frommer Verklemmtheit oder schuldbewusster Zügellosigkeit.
    Düster sind auch die Protagonisten. Nicht nur Quirke, der immer noch mit den Fehlern seines Lebens hadert, auch die meisten anderen haben mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Und auch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Protagonisten sind von Misstrauen, Komplexen und allen erdenklichen negativen menschlichen Eigenschaften geprägt.


    Durch diese so ganz andere Lebenswirklichkeit schienen mir dann auch die Motive der Handelnden an manchen Stellen seltsam und wurde das Lesen zwischenzeitlich etwas beschwerlich. Erst am Ende, als quasi alle Fakten auf dem Tisch lagen, wurde mir nachvollziehbar, wer was warum getan hat, das aber dafür umso überzeugender.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Titel: Der silberne Schwan
    OT: The Silver Swan
    Autor: Benjamin Black (John Banville)
    Übersetzt aus dem Englischen von: Christa Schuenke
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    Erschienen: Oktober 2010
    Seitenzahl: 415
    ISBN-10: 3499248182
    ISBN-13: 978-3499248184
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Als Billy Hunt, ein Freund aus Collegetagen, den Dubliner Pathologen Quirke bittet, seine verstorbene Frau nicht zu obduzieren, riecht dieser den Ärger schon von weitem. Angeblich hat sich die attraktive Deirdre das Leben genommen. Doch Quirke entdeckt Einstiche an der Leiche. Und er beginnt nachzuforschen. Deirdre war die Besitzerin des Schönheitssalons "Der silberne Schwan", hinter dessen glanzvoller Fassade sich Abgründe auftun. Ehe er sich's versieht, wird Quirke in einen Skandal hineingezogen, in dem sexuelle Obsessionen, Prüderie und Erpressung zusammenkommen.


    Der Autor:
    Benjamin Black ist das Pseudonym des 1945 geborenen John Banville, das er für Kriminalromane verwendet. Banville gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands. Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet, zuletzt mit dem Man Booker Prize und dem Franz-Kafka-Literaturpreis. John Banville lebt und arbeitet in Dublin.John Banville, geboren 1945 in Wexford, Irland, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands.


    Meine Meinung:
    Das war wirklich eine zähe Krimibrühe. Die Handlung zog sich wie Kaugummi - ein Krimi der vielleicht den Untertitel "auch als Schlafmittel geeignet" verdient hätte. Von einem Autor wie John Banville muss einfach viel mehr kommen. Das was er hier zusammen geschrieben hat war einfach nur langweilig und leider auch literarisch eher nur Durchschnittsware. Die erzählte Geschichte war eher dünn und ließ leider auch erzählerische Tiefe vermissen. Die handelnden Personen blieben blass und fügten sich nahtlos in das eher schwache Niveau dieses Kriminalromans ein.
    Die emotionslose Gleichförmigkeit des Schreibstils tat ein übriges dazu, dass dieser Krimi - kurz vor dem Einschlafen gelesen - das Einschlafen sehr nachhaltig unterstützt hat.
    Mein ganz persönliches Lesefazit: Vertane Lebenszeit.
    Mehr als 3 Eulenpunkte gibt es für diesen Kriminalroman nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.