Quirke, der etwas abgehalfterte Pathologe aus Dublin, rutscht mal wieder in eine ziemlich seltsame Geschichte hinein: Gerade hat er die Leiche einer jungen Frau auf dem Tisch, die nackt am Strand angespült wurde, als ein alter Studienkollege ihn um ein Gespräch bittet. Das ist ausgerechnet Billy Hunt, der Ehemann der Toten, der Quirke bittet, von einer Oduktion der Leiche abzusehen. Seine Frau Deidre führte einen Schönheitssalon, nannte sich Laura Swan und war auch sonst nicht der Typ, dem man einen Selbstmord zugetraut haben würde. Obwohl Quirke diesem Wunsch scheinbar entspricht, kann er die Finger nicht von der Leiche lassen und stellt fest, dass sie keineswegs ertrunken, sondern an einer Überdosis Morphium gestorben ist. Dennoch wahrt er zunächst den Schein, die offizielle Todesursache wird als „Unfalltod durch Ertrinken“ festgelegt. Gleichzeitig stellt Quirke, unterstützt vom Polizisten Hackett, eigene Ermittlungen an, untersucht das Umfeld der Toten, in dem ihm seine eigene Tochter begegnet, und zieht seine eigenen Schlüsse, dummerweise meist die falschen...
Wie schon das erste Buch um den Pathologen Quirke, lebt auch dieser Roman weniger von einer ausgefeilten Krimihandlung, als von dem stimmungsvollen Ambiente des Irlands der Fünfziger Jahre. Zwar ist es entgegen weitverbreiteter Erwartungen, nicht regnerisch-kühl, vielmehr leidet die Stadt unter einer Hitzewelle, dennoch ist der allgemeine Eindruck düster. Die Gesellschaft in den Pubs ist weniger feucht-fröhlich, als vielmehr dumpf-bierselig (was nicht besser dadurch wird, dass Quirke selbst das Trinken aufgegeben hat) und die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind entweder geprägt von frommer Verklemmtheit oder schuldbewusster Zügellosigkeit.
Düster sind auch die Protagonisten. Nicht nur Quirke, der immer noch mit den Fehlern seines Lebens hadert, auch die meisten anderen haben mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Und auch die Beziehungen zwischen den verschiedenen Protagonisten sind von Misstrauen, Komplexen und allen erdenklichen negativen menschlichen Eigenschaften geprägt.
Durch diese so ganz andere Lebenswirklichkeit schienen mir dann auch die Motive der Handelnden an manchen Stellen seltsam und wurde das Lesen zwischenzeitlich etwas beschwerlich. Erst am Ende, als quasi alle Fakten auf dem Tisch lagen, wurde mir nachvollziehbar, wer was warum getan hat, das aber dafür umso überzeugender.