Das Ende der Geduld von Kirsten Heisig gesprochen von Dunja Hayali

  • Kurzbeschreibung
    Jugendkriminalität und ein persönliches Vermächtnis


    Die Gewalttäter werden jünger, brutaler, skrupelloser und die Gesellschaft mit diesem Problem hilfloser. Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig war nicht bereit, das hinzunehmen. So wollte sie nicht akzeptieren, dass bei Jugendlichen zwischen Straftat und Gerichtsverhandlung viele Monate vergehen und entwickelte das Neuköllner Modell. Hier findet nach einfachen Delikten von Jugendlichen innerhalb von drei Wochen die Gerichtsverhandlung statt. Die schnellen Strafen haben damit einen größeren Wirkungseffekt bei Tätern und Opfern. In ihrem Buch »Das Ende der Geduld« erläutert sie das Modell und deren Durchsetzungsweg, beschreibt Lebensläufe jungendlicher Krimineller, schildert Straftaten und Verfahren, benennt die Situationen an Schulen, Jugendämtern und der Polizei. Heisig liefert Fakten und aber auch Lösungsvorschläge, wie z.B. die Vernetzung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Schulen, Behörden, Institutionen und Eltern funktionieren sollte. Dabei wirft sie auch einen vergleichenden Blick ins europäische Ausland.


    Über den Autor
    Kirsten Heisig, geb. 1961, verstarb Ende Juni 2010 in Berlin. Sie war Jugendrichterin, das von ihr wesentlich initiierte sog. »Neuköllner Modell« zeichnet sich vor allem aus durch Prävention, Abschreckung, Konsequenz und Schnelligkeit.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dunja_Hayali
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kirsten_Heisig


    Meine Meinung:
    Ich hatte gedacht, ich gestalte mir das Lesen dieses Buches ein wenig einfacher, in dem ich es eben nicht lese, sondern höre. Im Nachhinein betrachtet, war diese Entscheidung nicht ganz so gelungen. Denn, was ich bei dieser Entscheidung nicht bedacht habe, ist daß ich mir bei einem Hörbuch, Zahlen und Statistiken wesentlich schlechter visualisieren kann, als dies bei einem Textwerk der Fall ist.
    Außerdem hatte ich hier und da das Gefühl, daß etwas unglücklich gekürzt wurde. Dies kann jedoch auch der seltsamen Leseweise von Dunja Hayali geschuldet sein.
    Grundsätzlich sollte natürlich ein Sachbuchtext ohne große Betonung und Intensität gelesen werden. Daß man aber wie Frau Hayali es leider tut nicht mal am Ende eines Satzes die Stimme senkt, sondern wie im Fließband weiter quasselt, finde ich auch für ein Sachbuch mehr als übertrieben und es schmälerte die sonst ganz ordentliche Leseleistung von Frau Hayali aus meiner Sicht enorm. Keine Frage, sie hat eine angenehme Stimme, aber die fehlenden Pausen zwischen manchen Sätzen und eben das nicht Kenntlichmachen eines Satzendes störte mich hier massiv, eben gerade weil es keine ganz leichte Kost ist.
    Womit wir beim Inhalt wären.
    Fundiert und überlegt stellt Heisig die Probleme der heutigen Jugendkriminalität dar. Ohne falsche Rücksicht auf Minderheiten oder Problemfälle zeigt sie auf, woran unser Rechtssystem krankt.
    Menschen die aufgrund einiger dieser Äußerungen, welche aus dem Zusammenhang gerissen in der Presse kursierten, Frau Heisig eine rechte Gesinnung unterstellten, rate ich das Buch zu lesen und dabei ihr Hirn einzuschalten, da dann vielleicht verstanden wird, daß Frau Heisig keineswegs nur anprangert, sondern auch praktikable und sinnvolle Lösungsmöglichkeiten und Handlungsalternativen aufzeigt.
    Daß jedes Wort von ihr geprägt ist durch ein ausgesprochen großes Bedürfnis schlechte Umstände zu ändern.
    Ihr einziges Problem ist, daß an der Änderung der Umstände nur wenige Interessiert sind.
    Ich persönlich finde ihre Denkanstöße und Überlegungen wichtig und es ist aus meiner Sicht allerhöchste Eisenbahn, diese auch als richtig zu erkennen und umzusetzen.
    In einigen Großstädten hat man dies bereits erkannt. Intensivtäterkonzepte werden erarbeitet, es gibt neue Zusammenarbeitsmöglichkeiten er verschiedenen Institutionen, wie zum Beispiel das Haus des Jugendrechts in Köln, all dies zeigt, daß wir auf einem richtigen Weg sind.
    Ich hätte mir gewünscht, Frau Heisig hätte mehr Zeit gehabt, um weitere große Ideen hervorzubringen und vorallem hätte ich sie mir in vielen Talkshows, Debatten und co als unbequeme Gesprächspartnerin für so manchen Politiker gewünscht, der immer noch propagiert, daß es kein Jugendkriminalitäts und in dem Bereich kein Problem der Migrantenkriminalität und genauso auch der rechtsmotivierte Gewalt gäbe, das hätte ich mir als ausgesprochen fruchtbar und interessant vorgestellt.


    Grundsätzlich merkt man dem Buch an, daß es auch für den Laien geschrieben wurde, mir gingen die Überlegungen an manchen Stellen zu wenig in die Tiefe und die Ausdrucksweise war eine wenig juristische. Auch Menschen ohne rechtliche Vorkenntnisse können den Text auch aufgrund der vielen Beispiele durchaus rasch erfassen und ohne große Überlegungen wohl auch verstehen.
    Gerade deshalb wünsche ich diesem Buch noch viele Leser.