OT: The Children of Huang Shi
D: Jonathan Rhys Meyers, Radha Mitchell, Chow Yun Fat, Michelle Yeoh
R: Roger Spottiswoode
B: Jane Hawksley, James MacManus
Über den Film
(eigenhändig fabriziert)
1937/38. Der britische Kriegsreporter George Hogg (Jonathan Rhys Meyers) wird in der von Japanern belagerten Stadt Nanking Zeuge eines Massakers und von den Besatzern aufgegriffen. Für die Fotos, die er dabei gemacht hat, soll er hingerichtet werden. In buchstäblich letzter Sekunde wird er vom Partisanenkämpfer Jack Chen (seh ich immer wieder gerne: Chow Yun Fat) gerettet und im entlegenen Huang Shi versteckt - in einer früheren Schule, in der rund 60 Waisenjungen leben, vom Krieg und den miterlebten Gräueltaten schwer traumatisiert. Die amerikanische Krankenschwester Lee Pearson (herrlich taff: Radha Mitchell), immer unterwegs, um Verwundeten und Kranken zu helfen, kümmert sich in größeren Abständen über die sonst sich selbst überlassenen, von Hunger und Vernachlässigung bedrohten Kinder und überträgt Hogg informell die Verantwortung für die Jungen. Widerwillig übernimmt Hogg diese Verantwortung, sorgt z.T. unter erheblichen Schwierigkeiten für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände, wird zu ihrem Lehrer, beinahe zum Ersatz-Vater.
Als der Krieg auch an Huang Shi heranrückt, fliehen Hogg, Pearson und Jack mit den Jungen nach Westen, entlang der Seidenstraße, 700 Meilen zu Fuß durch verschneites Gebirge und die Wüste, um in Shandan einen Neuanfang zu wagen...
Hintergrundinfos
Der Film basiert im Wesentlichen auf den Erlebnissen des britischen Reporters George Hogg im China der Jahre 1937-1945; der Marsch der Kinder entlang der Seidenstraße wurde zuvor schon im Filmklassiker "Die Herberge zur 6. Glückseligkeit" aufgegriffen.
Lee Pearson hat zwar die neuseeländische Krankenschwester Kathleen Hall zum Vorbild, ist aber ansonsten eine rein fiktive Figur.
Wikipedia-Artikel George Hogg (leider nur auf Englisch; Achtung: Spoilergefahr!)
Wikipedia: Massaker von Nanking
Die DVD wartet neben dem Film von ca. 114 Minuten noch mit Extras wie einem knapp einstündigen MakingOf auf.
Meine Meinung
Was für ein schöner Film!
Ein Kriegsdrama / Abenteuerfilm in klassischer Tradition; stellenweise - und das gleich am Anfang - grausam-realistisch (da hat mich die FSK12 doch etwas gewundert... ), sehr, sehr anrührend und in bestechend schönen Bildern, hauptsächlich in den Farbtönen Gelb, Blau und Grau, umgesetzt.
Rhys Meyers füllt die Rolle des George Hogg lebendig aus, Radha Mitchell als ruppiger "Engel" mit Medizintasche, die ihre eigenen Geheimnisse hütet, ist ein toller Charakter - aber am liebsten mochte ich Chow Yun Fat als Jack, der mir leider ein kleines bisschen zu kurz kam, genauso wie Michelle Yeoh als listige bis kluge Geschäftsfrau Mrs. Wang, die Hogg mit Saatgut für einen Gemüsegarten versorgt (und sonst mit Opium und Medikamenten handelt); von ihnen beiden hätte ich gerne wesentlich mehr gesehen.
Die eigentlichen Stars des Films sind für mich jedoch die Kinder, die unglaublich gut darstellen, wie die apathischen, unter ihren Traumata abgestumpften Schattenwesen von Huang Shi ins Leben zurückfinden.
Ganz wunderbar und zum Heulen schön fand ich, dass am Ende des Films einige der "echten" Kinder von Huang Shi, heute ältere Herren, von den damaligen Begebenheiten und von George Hogg erzählen...
Vielleicht ist der Film manchmal zu pathetisch, manchmal zu vorhersehbar; manchmal kam mir das eine oder andere zu kurz; gerade den Marsch durch unwegsames Gelände hätte ich mir ausführlicher gewünscht.
Dennoch kann ich die harsche Kritik, mit der dieser Film teilweise zerpflückt wurde, nicht nachvollziehen, und noch weniger, dass er von unserem Provinzkino gänzlich ignoriert wurde.
Für mich ein toller, spannender, emotionaler und berührender und absolut sehenswerter Film.